Hiddentruper Straße 25 (Hörste): Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Gees Hof mit Scheune u LZ.jpg|mini|Hof Gees, 1930  . . . 1950 ?, aus 825 Jahre Hörste - Historische Fotosammlung]]
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[[Datei:Gees Hof mit Scheune.jpg|mini|Hof Gees, um 1960 ?, aus 825 Jahre Hörste - Historische Fotosammlung]]
[[Datei:Gees Hof mit Scheune.jpg|mini|Hof Gees, um 1960 ?, aus 825 Jahre Hörste - Historische Fotosammlung]]
[[Datei:Gees Haupthaus längs.jpg|mini|Hof Gees, Haupthaus, 2025, Foto: Dr. Horst Wissbrock]]
[[Datei:Gees Haupthaus längs korrigiert.jpg|mini|Hof Gees, Haupthaus, 2025, Foto: Dr. Horst Wissbrock]]
[[Datei:Gees Giebel.jpg|mini|Hof Gees, Giebel des Haupthauses, 2025, Foto: Dr. Horst Wissbrock]]
[[Datei:Gees Giebel.jpg|mini|Hof Gees, Giebel des Haupthauses, 2025, Foto: Dr. Horst Wissbrock]]
[[Datei:Gees Inschrift.jpg|mini|Hof Gees: Inschrift am Giebel des Haupthauses, 2025, Graphik: Dr. Horst Wissbrock]]
[[Datei:Gees Inschrift.jpg|mini|Hof Gees: Inschrift am Giebel des Haupthauses, 2025, Graphik: Dr. Horst Wissbrock]]
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In der Volkszählung 1609 wird ''Johan Gehrs'' mit Frau, vier Söhnen und zwei Töchtern genannt. Mitte 1643 verspricht der bereits im Schatzregister von 1617 genannte Meier Arend Gee(r)s  seiner auf den Hof Müssemeier heiratenden Tochter Trineke einen Brautschatz. Zu dieser Zeit  -  um 1645  -  wird über den Hof berichtet: ''Geerß gehorett inß ampt Barckhausen, ist freÿ, ein Halbspenner, hatt Kinder  4; Dienstgelt jahrlich der Herschafft --- 3 thllr; Ist anderen schuldig --- 200 thllr; keine Zinse,'' (die Gläubiger) ''haben mehrentheilß Vnterpfandt; an Brautschatz schuldig  --- 140 ; keine Geltmittele alß auß Korn. Mangelt an Saathabern.''  1680 sind an Vieh 4 Pferde, 5 Kühe, 20 Schafe und 6 Schweine auf dem Hof.
In der Volkszählung 1609 wird ''Johan Gehrs'' mit Frau, vier Söhnen und zwei Töchtern genannt. Mitte 1643 verspricht der bereits im Schatzregister von 1617 genannte Meier Arend Gee(r)s  seiner auf den Hof Müssemeier heiratenden Tochter Trineke einen Brautschatz. Zu dieser Zeit  -  um 1645  -  wird über den Hof berichtet: ''Geerß gehorett inß ampt Barckhausen, ist freÿ, ein Halbspenner, hatt Kinder  4; Dienstgelt jahrlich der Herschafft --- 3 thllr; Ist anderen schuldig --- 200 thllr; keine Zinse,'' (die Gläubiger) ''haben mehrentheilß Vnterpfandt; an Brautschatz schuldig  --- 140 ; keine Geltmittele alß auß Korn. Mangelt an Saathabern.''  1680 sind an Vieh 4 Pferde, 5 Kühe, 20 Schafe und 6 Schweine auf dem Hof.
   
   
Mit dem Siebenjährigen Krieg beginnt eine Periode des Niedergangs auf dem Hof Gees, die bis in die 1820er Jahre anhält. Saatkornschulden 1784 <ref>LAV NRW OWL, L 84 Nr. I S 273</ref>, Pachtkornrückstände 1787 und 1801 <ref>LAV NRW OWL, L 92 G Nr. 244</ref> und erste Grundstücksverkäufe 1792 <ref>LAV NRW OWL, L 108 Lage Fach 2 Nr. 26 Bd. VI</ref> bezeichnen die Situation des Hofes. Ab 1801 kommt es für etwa 20 Jahre zur Elokation  -  amtlichen Zwangsverwaltung  -  des Hofes Gees.<ref>LAV NRW OWL, L 77 A, Nr. 198</ref> Der laufende Betrieb wird verkleinert, Ackerflächen verpachtet, den Gläubigern Zahlung versprochen. Um dies zu ermöglichen, werden 1801, 1806, 1812 und 1824 Parzellen des Hofes für insgesamt etwa 5000 Taler verkauft.<ref>LAV NRW OWL, L 77 A, Nr. 198, </ref><ref>L 92 T1 Nr. 1237</ref>
Mit dem Siebenjährigen Krieg beginnt eine Periode des Niedergangs auf dem Hof Gees, die bis in die 1820er Jahre anhält. 1775 wendet sich Franz Jürgen Gees, ein als Einlieger auf dem Hof lebender, durch Schlaganfall schwer beeinträchtigter Vetter des Colons, in einer Supplic an die Obrigkeit: Der Hof könne ihn nicht mehr ernähren, dieser habe im letzte Krieg viel gelitten, Früchte und Pferde verloren, danach seien die Kornfrüchte wegen Hagel missraten  . . . <ref>LAV NRW OWL, L 92 T Nr. 1237</ref> Saatkornschulden 1784 <ref>LAV NRW OWL, L 84 Nr. I S 273</ref>, Pachtkornrückstände 1787 und 1801 <ref>LAV NRW OWL, L 92 G Nr. 244</ref> und erste Grundstücksverkäufe 1792 <ref>LAV NRW OWL, L 108 Lage Fach 2 Nr. 26 Bd. VI</ref> markieren die weitere Entwicklung auf dem Hof. Ab 1801 kommt es für etwa 20 Jahre zur Elokation  -  amtlichen Zwangsverwaltung  -  des Hofes Gees.<ref>LAV NRW OWL, L 77 A, Nr. 198</ref> Der laufende Betrieb wird verkleinert, Ackerflächen verpachtet, den Gläubigern Zahlung versprochen. Um dies zu ermöglichen, werden 1801, 1806, 1812 und 1824 Parzellen des Hofes für insgesamt etwa 5000 Taler verkauft.<ref>LAV NRW OWL, L 77 A, Nr. 198, </ref><ref>L 92 T1 Nr. 1237</ref>
   
   
Ende 1816 äußert sich der Lagenser Amtsvogt Falkmann im Rahmen seiner Hof-Verwaltung sehr deutlich über die Besitzergenerationen auf dem Hof Gees  -  Johann Hermann Gees, † 1816, und seine Ehefrau, † 1821:  ''Der verstorbene Colonus war ein Träumer und Faulenzer, und dessen noch lebende Ehefrau ist ein boshaftes, mit der Epilepsie behaftetes Geschöpf.''<ref>LAV NRW OWL, L 108 Lage Fach 2 Nr. 26 Bd. VI</ref>  Der älteste Sohn und Anerbe Jobst Hermann Gees hingegen sei sehr tüchtig, habe im Preussischen gedient und wolle eine Tochter vom Nachbarhof Hanning Nr. 6 heiraten. Er tritt den Hof 1821 nach Tod der Mutter an und bringt ihn in den folgenden Jahrzehnten wieder voran.
Ende 1816 äußert sich der Lagenser Amtsvogt Falkmann im Rahmen seiner Hof-Verwaltung sehr deutlich über die Besitzergenerationen auf dem Hof Gees  -  Johann Hermann Gees, † 1816, und seine Ehefrau, † 1821:  ''Der verstorbene Colonus war ein Träumer und Faulenzer, und dessen noch lebende Ehefrau ist ein boshaftes, mit der Epilepsie behaftetes Geschöpf.''<ref>LAV NRW OWL, L 108 Lage Fach 2 Nr. 26 Bd. VI</ref>  Der älteste Sohn und Anerbe Jobst Hermann Gees hingegen sei sehr tüchtig, habe im Preussischen gedient und wolle eine Tochter vom Nachbarhof Hanning Nr. 6 heiraten. Er tritt den Hof 1821 nach Tod der Mutter an und bringt ihn in den folgenden Jahrzehnten wieder voran.
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Laut Salbuch 1750 sind an Gebäuden auf dem Hof Gees vorhanden ''das Wohn Hauß, die Leibzucht, der Schoppe''(n) und ''das Backhauß''. Nach in 1781 und 1829 unverändertem Bestand werden im Salbuch 1855 nur noch Wohnhaus und Leibzucht aufgeführt.
Laut Salbuch 1750 sind an Gebäuden auf dem Hof Gees vorhanden ''das Wohn Hauß, die Leibzucht, der Schoppe''(n) und ''das Backhauß''. Nach in 1781 und 1829 unverändertem Bestand werden im Salbuch 1855 nur noch Wohnhaus und Leibzucht aufgeführt.
   
   
In der Elokationszeit Anfang des 19. Jahrhunderts waren offenbar auch die Gebäude seit Jahrzehnten vernachlässigt und in desolatem Zustand. Das Haupthaus stand darüber hinaus auf feuchtem und sumpfigen Gelände, was den Administrator veranlasste, dieses im Jahre 1819 abbauen und an etwas höher gelegener trockenerer Stelle neu errichten zu lassen.<ref>LAV NRW OWL, L 108 Lage Fach 2 Nr. 26 Bd. VI</ref> An diesem Fachwerk-Längsdielenhaus wurde dann 1872 der Eingangsgiebel auf der Westseite in Bruchstein-Mauerwerk erneuert. Vermutlich zeitgleich wurde der Wohntrakt auf der Ostseite umgebaut  -  erkennbar an einem Bruchstein-Anbau mit Giebel nach Süden.
Im Sommer 1716 fand auf dem Hof Gees eine ''Hausböhrung'' (ein Richtfest) statt <ref>LAV NRW OWL, L 89 A, Nr. 182, S. 291</ref>; vermutlich wurde die Errichtung des Haupthauses gefeiert. 
 
In der Elokationszeit Anfang des 19. Jahrhunderts waren offenbar auch die Gebäude seit Jahrzehnten vernachlässigt und in desolatem Zustand. Das Haupthaus stand darüber hinaus auf feuchtem und sumpfigen Gelände, was den Administrator veranlasste, dieses im Jahre 1819 abbauen und an etwas höher gelegener trockenerer Stelle neu errichten zu lassen.<ref>LAV NRW OWL, L 108 Lage Fach 2 Nr. 26 Bd. VI</ref> An dem alten Fachwerk-Längsdielenhaus wurde dann 1872 der Eingangsgiebel auf der Westseite in Bruchstein-Mauerwerk erneuert. Vermutlich zeitgleich wurde der Wohntrakt auf der Ostseite umgebaut  -  erkennbar an einem Bruchstein-Anbau mit Giebel nach Süden.
   
   
Leibzucht und ein Nebengebäude wurden Anfang des 20. Jahrhundert durch die auf älteren Bildern erkennbare Scheune ersetzt, deren Mauern noch stehen.
Leibzucht und ein Nebengebäude wurden Anfang des 20. Jahrhundert durch die auf älteren Bildern erkennbare Scheune ersetzt, deren Mauern noch stehen. Oberhalb/nördlich des Haupthauses steht ein bruchsteinernes Stallgebäude.


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==Inschriften==
==Inschriften==
Ein im Giebel eingemauerter Sandstein ist nach alter Sitte mit dem Baujahr und den Geburtsnamen des Meier-Ehepaares versehen. Die nicht sicher lesbare dritte Zeile nennt die verantwortlichen Bauleute, hier u.a. Maurermeister Wilh. Markmann, 1900 wohnhaft in Billinghausen Nr. 71 (auf der Hellenburg).
Ein im Giebel eingemauerter Sandstein ist nach alter Sitte mit dem Baujahr und den Geburtsnamen des Meier-Ehepaares versehen. Die nicht sicher lesbare dritte Zeile nennt die verantwortlichen Bauleute, hier wohl Zimmermeister Jobst Meier († 1896), Müssen Nr. 60, und Maurermeister Wilh. Markmann, 1900 wohnhaft in Billinghausen Nr. 71 (auf der Hellenburg).
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==Eigentümer*innen, Bewohner*innen==
==Eigentümer*innen, Bewohner*innen==
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* Friederike Conradine Wilhelmine, * 1778 (†, „obiit“)
* Friederike Conradine Wilhelmine, * 1778 (†, „obiit“)


* Sophie Catharine Wilhelmine, * 1780 († 1857)
* Sophie Catharine Wilhelmine, * 1780, ∞ 1818, wird Möllersche in Billinghausen Nr. 11 († 1857)


* Johann Henrich Christoph, * 1784, ∞ 1822, lässt sich in Lage nieder
* Johann Henrich Christoph, * 1784, ∞ 1822, lässt sich in Lage nieder, († 1828/29)


   
   
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* Johann Henrich <u>Adolph</u>, * 1823 († 1824)
* Johann Henrich <u>Adolph</u>, * 1823 († 1824)
* Friedrich <u>Adolph</u>, * 1824, Anerbe
* Friedrich <u>Adolph</u>, * 1824, Anerbe
* Hanne Florentine Henr., * 1827, ∞ 1853, wird Wiemannsche in Hiddentrup Nr. 5 († 1906)
*  Friedrich August, * 1827 († 1863)
* Hanne Florentine Henr., * 1830, ∞ 1853, wird Wiemannsche in Hiddentrup Nr. 5 († 1906)




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