Am Krugplatz 1 (Heiligenkirchen)

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Am Krugplatz 1 (Heiligenkirchen)
OrtsteilHeiligenkirchen
StraßeAm Krugplatz (Heiligenkirchen)
Hausnummer1
Karte
Adressbuch von 1901
GemeindeHeiligenkirchen
Hausnummer035


Seit 1843 selbständige Stätte, ehem. Heiligenkirchen Nr. 35. Ursprünglich Einliegerhaus zum benachbarten Gröpperkrug, dann Schmiede Conrad Bartels.

Geschichte

Am Krugplatz 1 (2. Haus von links), um 1900, LLB: ME-PK-24-56.
Ansicht von Südosten, 1917, Ölgemälde von Hans Kiewning, LLB: UO G 101.

1733 wurde die erste Schmiede im Amt Falkenberg im alten Krug eingerichtet, dazu kam 1776 eine Schleifhütte.

1814 kam es zur Zwangsversteigerung der Schmiede, da Eigentümer Jürgens Schulden an Gastwirt Wendt von knapp 45 rt nicht zahlte. Obwohl Regierungskanzlei und Amt wiederholt vor diesem schweren Schritt warnten, blieben die Eheleute Jürgens dabei "die Schmiede und den Garten als Executionsmittel (...) Gelder herzugeben und dann mit ihren Effecten von Heiligenkirchen als dem ihnen ganz widrigen Orte wegziehen wollten“ (2.5.1814).[1] Am 22.8.1814 war der dritte und letzte Versteigerungstermin.[2] Am 24.8.1814 ersteigerte Gastwirt Schürmann zu Heiligenkirchen gegen Höchstgebot von 550 rt vom Schmied Jürgens die Schmiede nebst Zubehör.

Das Haus war taxiert zu 450 rt, Blasebalg und Ambos 16 rt , Garten ungefähr 2 Scheffelsaat 300 rt, am 26.6.1814 taxiert von Zimmermeister Jasper, Maurmeister Althof, Schmiedemeister Conrath Köhne und Landtaxator …oto. Außerdem schuldete Jürgens dem Handelsunternehmen Joel Herford & Comp. 15 rt 21 gr für Eisen und 1 rt 14 gr für halbjährige Zinsen (21.8.1814).

1843 erklärte Gastwirt Wendt der Regierung, er habe vor länger als 30 Jahren Teile des ihm gehörigen Gröpperkrugs an den Schmied Bartels verkauft, nämlich von dem Hofraum etwa ein Drittel zu der jetzt neben dem Krug befindlichen Schmiede und dazu einen Baumgarten am Bosenberge, der er 1693 vom Kolon Dammeier gekauft habe. Das solle im Kataster korrigiert werden, wo unter IV. die jetzige Schmiede noch als Einliegerhaus verzeichnet sei.[3]

Im Salbuch wurde daraufhin der Schmied Bartels als Neuwohner mit der Nr. 43 eingetragen und als Hoppenplöcker und Straßenkötter klassifiziert. Er besitzt ein Wohnhaus (4 rt 18 gr), Hofraum 1 Metze, Baumgarten am Bosenberg 1 Scheffel 4 ½ Metzen, Ländereien 27 Scheffel 15 ½ Metzen auf der kurzen Brede bei Wellner und unterm Steinkampe am Wege bei Wellner.

1832 verkaufte Siesenop Nr. 10 zur Bezahlung von Schulden dem Schmied Bartels 9 Scheffelsaat Land (Nr. IV. 3 im Kataster) "achter dem Berge bei Timmermeyer am Wege von Detmold nach Heiligenkirchen" für 405 rt. Sisenop musste die Genehmigung seiner Kreditoren beibringen. Am 2.5.1832 wurde die Genehmigung der Regierung erteilt.[4] Erneut 1838 und 1941 kaufte Bartels von Siesenop Nr. 10 Land "achter dem Berge bei Timmermeier".

1845 kam es zu einem zweifachen Eigentümerwechsel des Kolonats Nr. 35.[5] Der Schmied Heinrich Bartels erschien mit Ehefrau und Tochter Henriette am 31. März 1845 auf dem Amt und erklärte, er trete die Stätte an seine Tochter und ihren Bräutigam Conrad Heinrich Ahrens aus Brake ab. Der Vertrag wurde am selben Tag aufgesetzt. Ahrens hatte demnach jedem der sechs Geschwister seiner Braut bei deren Verheiratung oder Großjährigkeit 50 Reichstaler zu zahlen (bei Tod eines Geschwisters sollte diese Summe auf die anderen aufgeteilt und die Beerdigungskosten übernommen werden). Ahrens übernahm alle auf dem Kolonat lastenden Schulden (Bartels verpflichtete sich, binnen vier Wochen dem Käufer eine Liste seiner Schulden zu übergeben), verzichtete auf alles Inventar mit Ausnahme des Schmiedegeschirrs und des Viehs. Sollte Bartels Sohn Theodor Lust haben, das Schmiedehandwerk zu erlernen, so hatte ihn Ahrens unentgeltlich in die Lehre zu nehmen. Er verpflichtete sich außerdem, die Leibzucht zu gewähren, bis der Letztlebende verstarb. Die Leibzucht bestand vertraglich aus:

a) das halbe Haus, d. h. die nach Osten liegende Stube und Kammer, die Kammern darüber, eine Bühne zur Aufbewahrung von Streuwerk, Bodenraum, Keller unter der Stube, Stallung für 1 Kuh und 1 Schwein.

b) vom Hofraum Platz für eine Mistgrube und das nötige Holz

c) im Garten am Bosenberg das mittlere Stück.

d) an Ländereien 7 Scheffelsaat hinterm Berge und zwar die hintern Stücke an Timmermeiers Land

e) vom Holz den 3. Teil, wenn was gehauen wird

f) vom Obst den 3. Teil

g) eine Kuh in die Weide, wo der Colon sein Vieh weidet

h) der Leibzüchter nimmt das vorhandene Inventarium nebst einer Kuh mit auf die Leibzucht, jedoch fällt die Kuh nach dem Versterbenden des Letztlebenden an die Güter zurück, wogegen der Colon die Beerdigungskosten der beiden Leibzüchter übernimmt.

i) zahlt der künftige Kolon dem auf die Leibzucht weichenden jetzigen Schmied Bartels oder dessen Witwe bis zu ihrem Tode jährlich 30 rt und zwar vierteljährig 7 rt 18 mgr. (hierzu verkündete Bartels, er verlange die angeführten 30 Reichstaler nicht, sondern eine Vergütung, wenn er arbeite).

Die 300 Reichstaler für die anderen Kinder (für jedes 50) und die reservierte Leibzucht würden eingetragen. Ahrens war mit seinem Vater, dem Leibzüchter Heinrich Ahrens Brake Nr. 60, erschienen, welcher erklärte, sein Sohn besitze 450 Reichstaler, denn er will seinem Sohn außer einem Brautwagen 400 Reichstaler bares Geld mitgeben, zu welchem noch 50 Taler kämen, die sein Sohn an Hackemack in Brake verliehen habe. Am 8. April 1845 genehmigte die Regierung sowohl den Kaufvertrag als auch die Verheiratung.

Nur sechs Wochen später, am 21. Mai 1845, verkaufte Conrad Ahrens, nun Bartels und Neuwohner Nr. 35, sein jüngst erworbenes Wohnhaus nebst Hofraum und 3 Scheffelsaat Land (IV. 3. 1 Sch. 3 3/4 M. "unterm Steinkampe am Wege bei Wellner" und IV. 2. "auf der kurzen Brede bei Wellner" zu 9 Sch 1 ¼ M, zusammen 3 Sch.) für 655 Reichstaler an den Nachbarn, Gastwirt Heinrich Wendt. [6] Von seinen Ländereien behielt er einen Rest von 1 Scheffelsaat 4 ¼ Metzen zum Hausbau: "Der Verkäufer bemerkte noch, daß er ein neues Wohnhaus in seinem Baumgarten am Bosenberge N. III Cat. zu erbauen u. eine Neuwohnerstätte zu errichten Willens sey, wozu er hiermit zugleich die Erlaubniß nachsuchen wolle. Mit dem Kaufgelde gedenke er die Baukosten zu bestreiten." Conrad Bartels Schwiegervater, der Leibzüchter Heinrich Bartels, genehmigte den Verkauf. Entweder hatte Wendt die Leibzuchtpflicht mit gekauft oder Bartels sen. war eine gleichwertige Leibzucht im Neubau zugesagt.

1872 verkauften die Eigentümer des Wendtschen Kolonats Nr. 35, Pastor Wilhelm Wendt zu Kirchdonop und Witwe Dr. [C.] Lohmeier zu Heiligenkirchen, dieses an den Kolon Ernst [Neumann oder] Sisenop Nr. 10, 1872.[7] Von diesem ging sie 1873 für 688 rt den Maurer August Warwey (Warweg).[8]

Gebäude

Am Krugplatz 1, Ansicht von Südost, 2020, Foto: Joachim Kleinmanns.

Das ursprüngliche Fachwerkhaus, das um 1800 als Leibzucht des Gröpperkrugs eingetragen wurde, ist abgängig und 1926 durch den bestehenden massiven Neubau ersetzt worden. Zweigeschossiges Wohnhaus aus sichtbarem Bruchsteinmauerwerk (Traufseiten teilweise glatt verputzt), giebelständig zur Straße mit Viertelwalmen, nach Osten zum Bachlauf hoher Erkeraufsatz mit Stuckdekoration im Giebeldreieck, dort inschriftliche Datierung 1926. Darunter im 1. Obergeschoss Balkon mit Balustrade.

Inschriften

Im Giebel "1926".

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

1823 (Kirchenbuch) heiratet der Witwer (seit 28.5.1823, 1. Ehe 23.5.1817) Schmied Heinrich Bartels (10.2.1779–17.2.1855) in Heiligenkirchen am 30.12.1823 Caroline Marie Elisabeth Kampen (10.10.1796–?), des Bürgers Cord Kampen in Barntrup ehel. Tochter. Sie verstarb 1823 vor der Geburt ihres ersten Kindes, das vom Amtschirurgen Kirchner entbunden wurde.[9]

1828 (Volkszählung) 1 Wohnhaus, 2 Haushalte: Schmidt Bartels mit Frau und 3 minderjährigen Töchtern sowie Einliegerin Köhne; zweiter Haushalt: Einliegerin Schlingmann mit Sohn und Tochter.

1845 (Kirchenbuch) heiratet Heinrich Bartels Tochter Caroline Luise Henriette Bartels (5.7.1824–10.2.1856 in Vahlhausen (Detmold) am 20.6. Konrad Heinrich Ahrens/Arends (23.2.1822–?), ehel. Sohn des Hinrich Albrecht Arends in Brake und der Luise Blattgerste. Er zieht zu ihr auf das elterliche Kolonat.

1845 Verkauf an Gastwirt Heinrich Wendt.

1867 durch Erbteilung an dessen Nachkommen Wilhelm Wendt, Pastor zu Kirchdonop, und Witwe Dr. Charlotte Lohmeier geb. Wendt.

1872 Verkauf von den Erben an den Kolon Ernst Neumann gen. Siesenop, Heiligenkirchen Nr. 10.[10]

1873 Verkauf an Maurer August Warweg.[11]

1874 (Kirchenbuch) heiratet der Maurer und Kolon Friedrich August Warweg (12.6.1847–7.12.1889), Sohn der Luise Wilhelmine Warweg zu Heiligenkirchen, am 18.10. Caroline Wilhelmine Henriette Hanning (27.1.1849–2.5.1880), ehel. Tochter des Kolons Adolf Hanning Nr. 87 zu Haustenbeck.

1894 H. Warweg.[12]

1901 (Adressbuch) Maurer Friedrich Warweg; Maurer Karl Grote.

1919 (Volkszählung) Maurer Fritz Warweg mit Frau Auguste, Töchtern Auguste, Lina und Lischen, Sohn Friedrich und Großmutter Witwe Henriete Warweg (geb. 8.5.1837); Arbeiter Heinrich Huchthausen mit Frau Marie und Sohn Heinrich.

1926 (Adressbuch) Maurer Fritz Warweg.

Quellen

LAV NRW OWL, L 101 C I Nr. 45: Salbuch 1782/1829.

LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. I, 12: Den Verkauf der Schmiede zu Heiligenkirchen betr.

LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. II, 22.

LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. III, 36 u. 39.

LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8, Band VI, 82 u. 86.

LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 6308.

LAV NRW OWL, L 92 Z IV, Nr. 34, S. 226: Volkszählung 1828.

LAV NRW OWL, L 79 (Lippische Regierung (Jüngere Registratur)), Nr. 5257: Volkszählung 1919.

LAV NRW OWL, L 92 T 1 Nr. 382 und 411.

LAV NRW OWL, L 107 C / Landesbrandversicherungsanstalt, Nr. 102: Brandkataster des Amtes Detmold Bd. 1: Barkhausen - Heiligenkirchen, 1894-ca. 1960.

Bildquellen

LLM: 86/97: Emil Zeiß, Schmiede, im Hintergrund die Brücke, 1808, 18. 7., Aquarell, 15,1 x 24,2 cm, WV 397.

LLB: UO G 25: H[ans] Kiewning, Fachwerkhäuser an der Brücke, Öl a. Lw., 1917 (rechtes Haus).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. I, 12: Den Verkauf der Schmiede zu Heiligenkirchen betr.
  2. Lippische Intelligenzblätter Nr. 24, S. 189, Nr. 25 S. 194, Nr. 26 S. 201 f.
  3. LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. III, 36.
  4. LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. II, 22.
  5. LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. III, 39.
  6. LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. III, 38.
  7. LAV NRW OWL, L 108 Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 8, Band VI, 82.
  8. LAV NRW OWL, L 108 Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 8, Band VI, 86.
  9. LAV NRW OWL, L 77 A / Lippische Regierung (Ältere Registratur) - Allgemeine und innere Verwaltung, Nr. 6308.
  10. LAV NRW OWL, L 108 Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 8, Band VI, 82.
  11. LAV NRW OWL, L 108 Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 8, Band VI, 86.
  12. LAV NRW OWL, L 107 C / Landesbrandversicherungsanstalt, Nr. 102: Brandkataster des Amtes Detmold Bd. 1: Barkhausen - Heiligenkirchen, 1894-ca. 1960.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns