Detmold (Kernstadt)
Die heutige Kernstadt Detmold umfasst die Ortsteile Detmold-Süd und Detmold-Nord der 1970 gebildeten Großgemeinde Stadt Detmold und war zuvor eine selbständige Gemeinde mit Stadtrecht, die vermutlich Mitte des 13. Jahrhunderts gegründet worden ist.
Lage
Detmold liegt nördlich vom Teutoburger Wald in der Werre-Niederung nahe der Mündung der Berlebecke in die Werre auf einer eiszeitlichen Schotterablagerung. Die ursprünglich sumpfigen Niederungen um die Stadt boten einen natürlichen Schutz.
Verwaltungszugehörigkeit
Detmold war wie alle lippischen Städte amtsfrei und blieb bis 1934 auch kreisfrei. Seit 1934 war sie Kreisstadt des Kreises Detmold.
Mit der Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen, die zum 1.1.1970 in Kraft trat, wurde die Stadt Detmold mit den 25 umliegenden Gemeinden Barkhausen, Bentrup, Berlebeck, Brokhausen, Dehlentrup, Hakedahl, Heidenoldendorf, Heiligenkirchen, Hiddesen, Hornoldendorf, Jerxen-Orbke, Leistrup-Meiersfeld, Loßbruch, Mosebeck, Niederschönhagen, Nienhagen, Niewald, Oberschönhagen, Oettern-Bremke, Pivitsheide (Vogtei Heiden), Pivitsheide (Vogtei Lage), Remmighausen, Schönemark, Spork-Eichholz und Vahlhausen zur neuen Stadt Detmold zusammengeschlossen.
Mit Zusammenlegung der beiden lippischen Kreise Detmold und Lemgo zum Kreis Lippe 1973 wurde Detmold Sitz der Kreisverwaltung.
Geschichte
Detmold wird als letzte Stadtgründung des Edelherrn Bernhard III. zur Lippe (reg. 1230-1264/65) betrachtet und muss kurz vor 1265 planmäßig angelegt worden sein. Die älteste vom Rat der Stadt ausgestellte und besiegelte Urkunde stammt aus dem Jahr 1305.[1]
Im nordwestlichen Viertel des ovalen Stadtgrundrisses entstand eine Burg, die im Wechsel mit den übrigen Burgen benutzt wurde. Die Stadt erhielt größere Bedeutung erst durch den Ausbau dieser Stadtburg zur stärksten Festung des Landes von etwa 1460 bis zur Mitte des 16. Jh. Seit etwa 1470 löste Detmold die bis dahin bevorzugt bewohnte Burg Blomberg ab. Nur unter Simon VI. konnte das Schloss Brake für wenige Jahrzehnte Detmold noch einmal ablösen. Seit Mitte des 17. Jh. wird Detmold "Residenzstadt" genannt.
Während der Soester Fehde wurde Detmold 1447 geplündert und niedergebrannt. Ein großer Stadtbrand legte 1547 erneut 70 Häuser in Asche. Von Kriegshandlungen wurde die Stadt im 30jährigen Krieg weitgehend verschont, verlor aber durch die Pest über ein Drittel seiner Bevölkerung (insbesondere 1625/26 und 1637).
Siedlungscharakteristik
Pläne und Ortsansichten
Stadtpläne
Stadtplan 1750: LLB, 1 D 41
Stadtplan 1842/43, Luis Reinecke: LAV NRW OWL,D 73 Tit. 4 Nr. 5183
Stadtplan 1842/49, Louis Reinecke, Kopie Plöger 1853: LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 5232
Stadtplan 1867: LLB, HSA 5 B 3
Stadtplan um 1880, H. Gier: LAV NRW OWL, D 73 Tit. 5 Nr. 1417
Stadtplan 1885, Rothe: Digitalisat
Stadtplan 1891, Gustav Heyncke:
Stadtplan um 1910, Gustav Heyncke: LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 21754
Stadtplan um 1910: LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 8322
Stadtansichten
Stadtansicht von Westen, Matthäus Merian, 1647 Digitalisat
Stadtansicht von Süden, Elias und Heinrich van Lennep, um 1663/65 Digitalisat
Schloss und Stadt Detmold, Elias und Heinrich van Lennep, um 1663/65 Digitalisat
Ortsname
Der Name Detmold ist sprachlich aus Theotmalli (auch: Thiadmelli, Tietmelle) entstanden, womit der Ort der Schlacht zwischen Franken und Sachsen im Jahr 783 benannt wurde und den bis ins 11. Jahrhundert ein Gau, der Theotmalli-Gau, trug. Die Bedeutung ist Volksgerichtsstätte, Thingplatz. Bei diesem Ort wurde noch im 8. Jahrhundert eine Kirche erbaut. Nach 1015 wird dafür der erste Pfarrername überliefert.[2]
Bevölkerung
Die Zahl der Einwohner*innen kann für die Frühzeit nur geschätzt werden und wird um 1300 bei 300 und 1700 bei 1.100 gelegen haben. Für die Jahre ab 1818 liegen Angaben aus Volkszählungen vor.
1818: 2.742
1828: 3.497
1835: 4.137
1843: 5.021
1858: 5.232
1867: 6.269
1885: 8.916
1895: 11.232
1905: 13.272
1925: 16.051
1939: 23.202
1946: 26.713
1950: 30.178
1969: 28.196
1970: 63.266 (inkl. der eingemeindeten Ortsteile)
1980: 67.621
1990: 70.074
2010: 72.758
2022: 75.089
Wohnstätten
Die einzelnen Hausstätten sind unter "Straßen" zu finden
Verkehrswege
Straßen
- Adolfstraße
- Allee
- Alter Postweg
- Ameide
- Am Eicheneck
- Am Mühlendamm
- Annastraße
- Arminstraße
- Auguststraße
- Bahnhofstraße
- Bandelstraße
- Baumstraße
- Behringstraße
- Benekestraße
- Bergstraße
- Bielefelder Straße
- Bismarckstraße
- Blomberger Straße
- Boelckestraße
- Braugasse
- Bruchmauerstraße
- Bruchstraße
- Brunnenstraße
- Bülowstraße
- Doktorweg
- Elisabethstraße
- Emilienstraße
- Exterstraße
- Feldstraße
- Freiligrathstraße
- Friedrichstraße
- 55er Straße
- Fürstengartenstraße
- Gartenstraße
- Georgstraße
- Georg-Weerth-Straße
- Gerichtsstraße
- Grabbestraße
- Grabenstraße
- Gretchenstraße
- Grünstraße
- Hans-Hinrichs-Straße
- Hedwigstraße
- Heinrich-Drake-Straße
- Hermannstraße
- Hinter den Schoren
- Hofstraße
- Hohenloher Straße
- Hornsche Straße
- Industriestraße
- Johannettental
- Karlstraße
- Kleistweg
- Klusstraße
- Krohnstraße
- Krumme Straße
- Krummes Haus
- Lagesche Straße
- Lange Straße
- Lemgoer Straße
- Leopoldstraße
- Lortzingstraße
- Marienstraße
- Marktplatz
- Meiersfelder Straße
- Meierstraße
- Moltkestraße
- Mühlenstraße
- Neustadt
- Paderborner Straße
- Palaisstraße
- Papenbergweg
- Paulinenstraße
- Petristraße
- Pideritstraße
- Richthofenstraße
- Robert-Koch-Straße
- Röntgenstraße
- Rosental
- Sachsenstraße
- Schlossplatz
- Schorenstraße
- Schülerstraße
- Seminarstraße
- Siegfriedstraße
- Sofienstraße
- Spitzenkamptwete
- Steinstoß
- Südholzstraße
- Sylbeckestraße
- Teichstraße
- Theaterplatz
- Tiergarten
- Thusneldastraße
- Unter der Wehme
- Volkwinstraße
- Wall
- Wallgraben
- Weerthplatz
- Wehrenhagenstraße
- Wiesenstraße
- Willy-Brandt-Platz
- Wittekindstraße
- Woldemarstraße
- Wotanstraße
Literatur
Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225.
Erich Kittel, Geschichte Detmolds bis zum Ende des 17. Jahrhunderts, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 48–181.
Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968.
Kevin Lynch, Ekkehard Kandler, Volker Kirsch: Archäologische Bestandserhebung in historischen Stadt- und Ortskernen in Nordrhein-Westfalen, Stadt Detmold; 2 Teile, Köln: 1997 und 1999
Rüdiger Henke, Die Straßen der Detmolder Kernstadt, Detmold 2013.
Tim Rieke, Straßennamen als bürgerliches Repräsentationsmedium. Eine Kulturgeschichte der Detmolder Straßennamen 1871–1914, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 87 (2018), S. 175–207 .
Tim Rieke, In Maßen umstritten. Neue Namen für Detmolds Straßen, in: Friedrich Brakemeier, David Merschjohann und Bärbel Sunderbrink (Hg.), 50 Jahre "neue" Stadt Detmold. Gegner, Befürworter und Folgen der Kommunalen Neugliederung von 1970, Bielefeld 2020, S. 189–207 .
Michael Sprenger, Detmolder Bürgerhäuser. Zur Baugeschichte einer kleinen Residenzstadt vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, Petersberg 2024.
Quellen
Stadtplan 1750: LLB, 1 D 41
Stadtplan 1842/43, Luis Reinecke: LAV NRW OWL,D 73 Tit. 4 Nr. 5183
Stadtplan 1842/49, Louis Reinecke, Kopie Plöger 1853: LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 5232
Stadtplan 1867: LLB, HSA 5 B 3
Stadtplan um 1880, H. Gier: LAV NRW OWL, D 73 Tit. 5 Nr. 1417
Stadtplan 1885, Rothe: Digitalisat
Stadtplan 1909, Gustav Heyncke: LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 8322 und Nr. 21754
Stadtplan 1909, Gustav Heyncke: LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 8322 und Nr. 21754
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968, S. 77.
- ↑ Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968, S. 77.