Hornoldendorf
Hornoldendorf ist erstmals Anfang des 11. Jahrhunderts als Vorwerk der Villikation Heiligenkirchen in der Vita Meinwerci urkundlich belegt, da Bischof Meinwerk (gestorben 1036) dieses Vorwerk "Aldanthorpe" dem Paderborner Busdorfstift übertrug.
Lage
Hornoldendorf liegt im südöstlichen Stadtgebiet von Detmold im Tal der Wiembecke.
Verwaltungszugehörigkeit
Der heutige Detmolder Ortsteil Hornoldendorf besteht aus der ehemaligen Bauerschaft Hornoldendorf und dem 1614 entstandenen Rittergut Hornoldendorf. Als Vorwerk war Hornoldendorf seit karolingischer Zeit dem Haupthof Watermeier in Heiligenkirchen untergeordnet. Es zählt zum Kirchspiel Heiligenkirchen, hatte aber zuvor wohl eine eigene Kirche oder zumindest Kapelle, worauf die alte Flurbezeichnung "Kirchhof" zwischen Rittergut und Dorf hinweist. Sie soll in der Eversteinischen Fehde zerstört worden sein.[1]
Bis 1879 war Hornoldendorf selbständige Bauerschaft in der Vogtei Falkenberg, Amt Detmold. Von 1879 bis 1932 waren Bauerschaft und Rittergut Teil der politischen Gemeinde Heiligenkirchen in der Amtsgemeinde Detmold im Verwaltungsamt Detmold, seit 1928 Landratsamt Detmold. 1920 wurde das Rittergut nach Hornoldendorf eingemeindet. Von 1932 bis 1969 war Hornoldendorf Gemeinde im Kreis Detmold. Zum 1.1.1970 erfolgte die Eingemeindung in die Stadt Detmold. Der Kreis Detmold wurde 1973 mit dem Kreis Lemgo zum Kreis Lippe vereinigt.
Geschichte
Es ist wahrscheinlich, dass Hornoldendorf gleichzeitig mit der Villikation Heiligenkirchen im Zusammenhang mit der karolingischen Landnahme Ende des 8. Jahrhunderts entstanden ist. Es war wie auch der zu Schönemark zählende Meierhof Beerentrup ein Vorwerk des Heiligenkirchener Haupthofs Watermeier. Dieses Vorwerk, den Meierhof zu Hornoldendorf, hatte Bischof Meinwerk vor 1036 dem Paderborner Kloster Abdinghof überschrieben, das nun den Zehnten von dort einzog.
1610 bildete Graf Simon VI. zur Lippe aus dem Meierhof, dem Hof Hermeling und dem Hof Vogel die Domäne, seit 1614 Rittergut.[2] Keimzelle der Domäne war der Meierhof, in dem wir das alte karolingische Vorwerk vermuten dürfen. Mit 6 Florin Landschatz war es mit Abstand der größte Landebsitzer in Hornoldendorf. Die drei nächsten hatten mit 2 ½ Florin weniger als die Hälfte.[3]
Hornoldendorf hatte als älteste Siedlung im Amt spätestens 1583 einen Krug gehabt, der im Dreißigjährigen Krieg unterging. 1630 beschwerte sich Johann Krüger gegen die Zulassung des Gröpperkruges im benachbarten Heiligenkirchen, da er seinen Krug deswegen aufgeben musste.[4]
Auch das Vorhandensein einer Mühle kann angenommen werden, wie die Stätte Möhlenbrock unmittelbar an der Wiembecke östlich der Brücke nahelegt.
1952 wurde die Wesertal-Umspannstation errichtet.[5]
Siedlungscharakteristik
Hornoldendorf ist ein Haufendorf, dessen Höfe relativ eng beieinander liegen, nur durch ihre Gärten voneinander getrennt, nicht durch große Ackerflächen, wie es etwa bei den Blockfluren der Bauerschaft Heiligenkirchen vor der späteren Siedlungsverdichtung kennzeichnend war. Bis auf drei Höfe reihen sich alle entlang der Wiembecke. Nur die Höfe Beins (Nr. 5), Lükermann (Nr. 6) und der 1610 im Rittergut aufgegangene Hof Hermeling (gegenüber von Nr. 6) grenz(t)en nicht an das Wasser.
Pläne, Ortsansichten
Im September 1754 begann die Landvermessung durch Rudolf Heimburg, die als Karte 1756 fertiggestellt wurde. Heimburg berechnete 1754 für die Vermessung der Bauerschaft Hornoldendorf 18 rt, 9 Mgr und 2 d.[6]
Ortsname
Der Namensbestandteil "Dorf" weist auf eine Entstehung schon in sächsischer Zeit hin. Diese Siedlung wird bei der fränkischen Landnahme Anlass gewesen sein, hier ein Vorwerk des Heiligenkirchener Haupthofs anzulegen. Auch der Namenszusatz "Oldendorf" weist auf hohes Alter hin, wogegen der zweite Namenszusatz "Horn" als Unterscheidung zu dem Heidenoldendorf am Heidenbach.
Hausnummern
Die Höfe erhielten erst 1766 mit der "Verordnung wegen Numerirung der Häuser" eine Nummer zur Unterscheidung. Bis dahin orientierte man sich am Hofnamen. Die Zahl der Hausstellen in Heiligenkirchen war zu dieser Zeit mit 25 Kolonaten noch sehr überschaubar. Üblicherweise behielt ein Hof auch bei Besitzerwechsel, etwa Einheirat eines Mannes bei weiblicher Hoferbin, den bekannten Hofnamen, den der Mann als Familiennamen annahm. Gleiches galt auch für einen Pächter. Diese Hofnamensitte bestand in Lippe ohne rechtliche Einschränkung bis 1864.
Die Nummerierung folgte der Hofgröße. Die Fortschreibung der Hausnummern bei neu entstehenden Kolonaten erfolgte dann aber notgedrungen chronologisch. Diese Regelung der Nummernvergabe war bis zur Kommunalreform 1970 in Kraft, als die Einführung einer straßenweisen Zählung mit ungeraden Nummern auf der rechten und geraden Nummern auf der linken Straßenseite erfolgte.
Konkordanz der alten Hausnummern zu den aktuellen Adressen:
- Nr. 1 Wellner = Wellnerweg 15
- Nr. 2 Stein(s) = Linnenkamp 24
- Nr. 3 Hahmeister = Linnenkamp 14
- Nr. 4 Klöpper = Hornoldendorfer Straße 19
- Nr. 5 Beins = Hornoldendorfer Straße 2 und Hornoldendorfer Straße 4
- Nr. 6 Lückermann = Hornoldendorfer Straße 14
- Nr. 7 Krüger = Hornoldendorfer Straße 21
- Nr. 8 Möllenbrock = Hornoldendorfer Straße 15
- Nr. 9 Nolte(n) = Hornoldendorfer Straße 25
- Nr. 10 Schneider-Beins = Schmaler Weg 9
- Nr. 11 Möermann = Schmaler Weg 7
- Nr. 12 Schweine-Beins = Hornoldendorfer Straße 17
- Nr. 13 Kreeke (auch: Krecke) = Hornoldendorfer Straße 16
Bevölkerung
Im ältesten erhaltenen Schatzregister von etwa 1390 bestehen 12 Familien. Bis 1590 ist es nur eine mehr. Die Volkszählung von 1609 erfasste 29 Familien mit insgesamt 93 Einwohnern. Elf dieser Familien mit 29 Personen wurden als arm bezeichnet, sechs Familien als ziemlich vermögend.
Im Dreißigjährigen Krieg verlor Hornoldendorf ein Drittel seiner Einwohner (1648 wurden noch 62 Personen gezählt).[7] Bis 1828 war die Zahl der Einwohner wieder auf 174 auf 12 Kolonaten mit zusammen 24 Wohnhäusern angewachsen, 1900 jedoch war die Zahl der Einwohner auf 149 und 1910 nochmals auf 132 gesunken. Erst die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg brachten ein deutliches Wachstum um 73 Vertriebene und 25 aus dem Westen Evakuierte, so dass 1960 schon 214 Einwohner gezählt wurden[8] 2006 waren es 174 Personen.[9] In jüngster Zeit ging die Zahl der Einwohner*innen auf 126 (2023) zurück.[10]
Wohnstätten
In frühesten erhaltenen Schatzregister von etwa 1390 wurden 12 Familien genannt: de Meyger, Bertold, Hermann Kloppynch, de Pape, Ludeke, Nolte, de Wendelere, Dustmeyger, Cord Kloppynch, Wareweyger, Yageran und Vogel.
Ein Jahrhundert später, 1497, finden sich im Schatzregister alte und neue Namen, aus denen sich 11 Stätten erschließen lassen. Bestand hatten, in abweichender Schreibweise: de Megger, Kloppink, Ludekinck, Vogel und de Wendeler, neu sind: Hans Herde, Kunne Steynhuss, Hinrik Steynhuss und Hinrik Steynhuses moder, Cort Benß und de olde Cort Benß, Hans Hermans und Hans Hermanes Vader sowie Cort Hegemesters.[11]
1507 sind in leicht variierter Schreibung alle diese Familien noch vorhanden. .[12]
1535 bleibt es bei 11 Stätten. Neu sind Mollenbrock und de Slepper. Sie ersetzen Herde und eine der beiden Steynhus-Stätten.[13]
1545 sind es 11 Stätten, Deppe Scroder (Schröder) ersetzt de Slepper.[14] 1562 kommt als 12. Stätte Marcus Swenn hinzu, wohl der Schweinehirte der Bauerschaft.[15] Das ist auch 1572 noch gültig.[16]
1590 hat sich, mit Ausnahme einiger Vornamen, nichts geändert: Tonnies Wendler, Tonnies Hermeling, Hans Ludeke, Klopping, Johann Benes, Curdt Vogell, Johann Steinhaus, Hagemeister, Meiger, Malenbruch, Schroer Deppe, Marcus Schween, Gerke Voigell.[17]
Meiger, Hermeling und Vogel gingen in der 1610 gebildeten Domäne auf. 1618 verzeichnet das Landschatzregister diese drei Stätten daher nicht mehr. Dafür sind der zwischenzeitlich fehlende Hans Herde (vgl. 1497 und 1507) wieder dabei sowie die neuen kleinsten Stätten von Gercke Finner und Mohrt Otto.[18] Die Domäne wurde um 1625 dann als abgabefreier Sitz des adeligen Landsassen Hans Adam von Hammerstein aufgelistet.[19]
Die Zahl der Stätten stieg bis 1828 um eine auf 12 (mit 24 Wohnhäusern) und lag 1910 nur um 4 höher mit insgesamt 26 Wohnhäusern).[20]
Verkehrswege
Hornoldendorf liegt am Weg von Heiligenkirchen über Holzhausen nach Horn. Der historische Weg wurde 1963 durch die Umgehungsstraße Externsteinestraße ersetzt. Ein Abzweig nach Norden, die Hornoldendorfer Straße führt durch das Dorf über den Remmighauser Berg nach Remmighausen. Der davon wiederum nach Westen abzweigende Linnenkamp und der Weg Vorm Berge verlaufen auf historischen Trassen und führen nach Detmold, zum Gut Johannettental und nach Spork-Eichholz. 1910 gab es Planungen, das Überland-Straßenbahnnetz der PESAG um eine Strecke von Heiligenkirchen über Hornoldendorf, Fromhausen und Holzhausen nach Horn zu erweitern. Nächster Eisenbahnhof war in 1,5 km Entfernung seit 1895 der Bahnhof Remmighausen.
1854 wurde eine zweibogige Brücke über die Wiembecke gebaut.
1963 wurde die Umgehungsstraße Externsteinestraße in Betrieb genommen. Die Straße Hornoldendorf – Fromhausen ging damals ein.[21]
Straßen
Literatur
Reinhard Beins, Die Siedlungsgeschichte des Dorfes Hornoldendorf, o. O. 1949.
Hans-Oskar Kienitz, Das Rittergut Hornoldendorf und die Familie von Hammerstein, o. O. 1949.
Erich Kittel, Geschichte Detmolds bis zum Ende des 17. Jahrhunderts, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 48–181.
Otto Gaul, Landkreis Detmold, unveröff. Typoskript, um 1960 Digitalisat.
Herbert Stöwer (Hg.), Die lippischen Landschatzregister von 1590 und 1618 (Lippische Geschichtsquellen; 2), Münster 1964.
Hermann Wendt, Das ehemalige Amt Falkenberg, Lemgo 1965 .
Fritz Verdenhalven (Bearb.), Die lippischen Landschatzregister von 1535, 1545, 1562 und 1572 (Lippische Geschichtsquellen; 4), Münster 1971.
Adolf Redeker, Steins zu Hornoldendorf Nr. 2, Typoskript Detmold 1978, LAV NRW OWL, T 611 .
Herbert Stöwer (Bearb.), Die ältesten lippischen Landschatzregister von 1467, 1488, 1497 und 1507 (Westfälische Schatzungs- und Steuerregister; 7), Münster 2001 , enthält auch ein Landschatzregister von ca. 1390.
Heinrich Lükermann, Hornoldendorf – eine alte Bauernsiedlung, in: 1000 Jahre Heiligenkirchen 1015–2015. Festschrift 2015, o. O. (Detmold) o. J. (2015), S. 61–65.
Quellen
LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1418–1421: Einwohnerverzeichnisse
LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1442: Volkszählung 1609
LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1450: Volkszählung 1769
LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1451: Volkszählung 1828
LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 24: Salbuch der Vogtei Falkenberg von 1721
LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 29: Konzept des Meßbuchs der Vogtei Falkenberg von 1754/55
LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 31: Meßbuch der Vogtei Falkenberg von 1754/55
LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 32: Beschreibungen der Bauerschaften der Vogtei Falkenberg von 1769/71
LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 33: Aestimationsbuch der Vogtei Falkenberg von 1769 (1740–1780)
LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 39: Salbuch der Vogtei Falkenberg von 1782 –ca. 1835 (1769)
LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 45: Salbuch der Vogtei Falkenberg von 1827–1854 (1769, 1782)
LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 49: Konzept des Salbuchs der ehem. Vogtei Falkenberg von 1854 (1852)
LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 56: Salbuch der ehem. Vogtei Falkenberg von 1854, Bd. 2, 1854–1889/1892 (1769)
LAV NRW OWL, D 23 A / Grundbücher, Nr. 8903: Hornoldendorf, Band 1 Blatt 1–30, 1889 ff.
LAV NRW OWL, D 23 A / Grundbücher, Nr. 8904: Hornoldendorf, Band 2 Blatt 31–42, 1922 ff.
LAV NRW OWL, D 23 A / Grundbücher, Nr. 9525: Hornoldendorf (Rittergutsbezirk), Band 1 Blatt 1–3
LAV NRW OWL, L107 C / Landesbrandversicherungsanstalt, Nr. 103: Brandkataster des Amtes Detmold Bd. 2: Heidenoldendorf – Hornoldendorf, 1894–ca. 1960
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Lükermann 2015, S. 62.
- ↑ LAV NRW OWL, L 19 / Vogtei Falkenberg, Nr. 25: Erwerb des Guts Hornoldendorf, Zubehörungen, 1610–1614, 1731, enthält u.a.: Inventarium an Gebäuden und Gärten, Ländereien, 1610.
- ↑ Stöwer 1964, S. 9.
- ↑ Wendt 1965, S. 252.
- ↑ LAV NRW OWL, L 107 C Nr. 103.
- ↑ LAV NRW OWL, L 101 C I Nr. 31.
- ↑ Wendt 1965, S. 117.
- ↑ Hermann Wendt, Das ehemalige Amt Falkenberg, Lemgo 1965 , S. 154 und 169 f.
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Hornoldendorf
- ↑ Information der Stadt Detmold.
- ↑ Stöwer 2001, S. 53.
- ↑ Stöwer 2001, S. 53.
- ↑ Verdenhalven 1971, S. 120.
- ↑ Verdenhalven 1971, S. 120.
- ↑ Verdenhalven 1971, S. 121.
- ↑ Verdenhalven 1971, S. 121.
- ↑ Stöwer 1964, S. 9
- ↑ Stöwer 1964, S. 9
- ↑ Stöwer 1964, S. 131–133.
- ↑ Wendet 1965, S. 154.
- ↑ Wendt 1965, S. 284.