Schauinsland 27 (Heiligenkirchen): Unterschied zwischen den Versionen
Zur Navigation springen
Zur Suche springen
Schauinsland 27 (Heiligenkirchen) (Quelltext anzeigen)
Version vom 2. Dezember 2023, 12:27 Uhr
, 2. Dezember 2023keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
|||
| Zeile 3: | Zeile 3: | ||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
Auch der Hof Wellner wurde, wie Timmerhans, Dammeier und Grote aus dem ursprünglichen Königshof [[Königstraße 2 (Heiligenkirchen)|Watermeier Nr. 2]] herausgelöst. Erstmals genannt wurde er im Landschatzregister um 1390 "de Swolner",<ref> | Auch der Hof Wellner wurde, wie Timmerhans, Dammeier und Grote aus dem ursprünglichen Königshof [[Königstraße 2 (Heiligenkirchen)|Watermeier Nr. 2]] herausgelöst. Erstmals genannt wurde er im Landschatzregister um 1390 "de Swolner",<ref>{{StöwerLandschatzregister1964}}. </ref> auch Welner, Wellingk. Das Haupthaus des Hofs stand an der Ecke [[Am Krugplatz (Heiligenkirchen)|Am Krugplatz]] und [[Denkmalstraße (Heiligenkirchen)|Denkmalstraße]]. Es wurde 1852 abgetragen und wohl im Neubau von Meister Gehring wiederverwendet. | ||
Bauherren des Neubaus waren Friedrich Christoph Wellner und Anna Marie Beins, wie die Inschrift auf dem Torriegel dokumentiert. | Bauherren des Neubaus waren Friedrich Christoph Wellner und Anna Marie Beins, wie die Inschrift auf dem Torriegel dokumentiert. | ||
| Zeile 54: | Zeile 54: | ||
III) entrichtet der Meier jedem meiner übrigen Kinder bei deren Verheiratung jedoch einschließlich des Stättenbrautschatzes den Betrag von 100 rt und außerdem meinem dritten Sohn August, und zwar dafür daß derselbe auf dem Kolonate gearbeitet und außerdem einen Teil seines Verdienstes abgegeben hat, 50 rt, welche indessen schon nach dessen erlangter Volljährigkeit fällig sind. Zur Sicherheit für diese Abfindungen seiner sechs Geschwister verpfändet der Meier sein gesamtes Vermögen und wird diese Obligation auf dessen Kolonat ingrossiert. | III) entrichtet der Meier jedem meiner übrigen Kinder bei deren Verheiratung jedoch einschließlich des Stättenbrautschatzes den Betrag von 100 rt und außerdem meinem dritten Sohn August, und zwar dafür daß derselbe auf dem Kolonate gearbeitet und außerdem einen Teil seines Verdienstes abgegeben hat, 50 rt, welche indessen schon nach dessen erlangter Volljährigkeit fällig sind. Zur Sicherheit für diese Abfindungen seiner sechs Geschwister verpfändet der Meier sein gesamtes Vermögen und wird diese Obligation auf dessen Kolonat ingrossiert. | ||
Der mit auf dem Amt erschienene Anerbe Heinrich Wellner akzeptierte die Abtretung des Kolonats unter den gestellten Bedingungen, verpfändete zur Sicherheit der fraglichen Abfindungen sein gesamtes Vermögen und bat um die beantragte Ingrossation, welche auch sofort vollzogen wurde."<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. IV. | Der mit auf dem Amt erschienene Anerbe Heinrich Wellner akzeptierte die Abtretung des Kolonats unter den gestellten Bedingungen, verpfändete zur Sicherheit der fraglichen Abfindungen sein gesamtes Vermögen und bat um die beantragte Ingrossation, welche auch sofort vollzogen wurde."<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. IV. </ref> | ||
1865 bat Heinrich Wellner, einen vor etwa 3 Jahren errichteten Kotten in unmittelbarer Nähe seines Hofraums nachträglich zu genehmigen, was im selben Jahr geschah und mit 1 rt 10 Sgr. jährlicher Abgabe sowie 10 Sgr Burgfestgeld belegt wurde.<ref> LAV NRW OWL, L 92 T1 Nr. 421 | 1865 bat Heinrich Wellner, einen vor etwa 3 Jahren errichteten Kotten in unmittelbarer Nähe seines Hofraums nachträglich zu genehmigen, was im selben Jahr geschah und mit 1 rt 10 Sgr. jährlicher Abgabe sowie 10 Sgr Burgfestgeld belegt wurde.<ref> LAV NRW OWL, L 92 T1 Nr. 421.</ref> <ref>LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. V, 64. </ref> Weller begründete den verspäteten Antrag, er sei der Meinung gewesen, der Antrag zur Aufnahme in die Brandkasse sei ausreichend gewesen. | ||
Am 1. März 1870 erhielt Wellner aufgrund der Taxation von 1868 im Wert von 2.000 rt ein Leihekassen-Darlehen von 1.000 rt. zur Rückzahlung von 1.000 rt Schulden bei Leibzüchter Ludwig Hencordt zu Wellentrup im Amt Schieder. Noch im selben Jahr wurde das Kolonat Wellner Nr. 9 zur Vergrößerung der [[Johannettental 1 (Detmold)|Meierei Johannettental]] von der Fürstlichen Rentkammer angekauft. Ökonomierat Caesar trat dabei als Mandatar der Rentkammer auf.<ref> LAV NRW OWL, L 108 | Am 1. März 1870 erhielt Wellner aufgrund der Taxation von 1868 im Wert von 2.000 rt ein Leihekassen-Darlehen von 1.000 rt. zur Rückzahlung von 1.000 rt Schulden bei Leibzüchter Ludwig Hencordt zu Wellentrup im Amt Schieder. Noch im selben Jahr wurde das Kolonat Wellner Nr. 9 zur Vergrößerung der [[Johannettental 1 (Detmold)|Meierei Johannettental]] von der Fürstlichen Rentkammer angekauft. Ökonomierat Caesar trat dabei als Mandatar der Rentkammer auf.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. V.</ref><ref>LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. VI. </ref> Wellner hatte laut einer detaillierten Aufstellung über 4.500 rt Schulden.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 8, Bd. VI, Anhang. </ref> | ||
Am 30.6.1870 bot Heinrich Wellner daher dem Johannettentaler Konduktor Caesar seinen Hof für 6.000 rt an, 71 Scheffelsaat 2 Metzen Land umfassend, zur Arrondierung des Johannettentaler Gutes. Der Kontrakt wurde am 8.7.1870 zwischen Wellner und der Rentkammer abgeschlossen und zwei Monate später vom Fürsten genehmigt.<ref> LAV NRW OWL, L 92 B Nr. 199, fol. 1, 13 und 16. </ref> Der Kaufvertrag war auf Johannettental mit Caesar für die Rentkammer ausgehandelt worden. Heinrich Wellner verkaufte sein Kolonat mit sämtlichen Zubehörungen an Gebäuden, Ländereien, Huden, Gehölzen, Gemeinheitsnutzen und Einkünften, wie solche im Kataster ausgeführt waren.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 8, Band VI, 78. </ref> Lediglich die dem Kolonat zustehenden Kirchenplätze und Gräber, die persönliche Benutzung eines Mannes und eines Frauenplatzes in der Heiligenkirchner Kirche für Lebzeiten, sowie zweier Gräber im Sterbefalle, so lange der Heinrich Wellner und dessen Ehefrau Julie geb. Hanning aus Hörste zum Kirchspiel Heiligenkirchen gehören, wurde diesen vom Käufer zugestanden. Auch die Ernte des Jahres 1860 stand noch dem Verkäufer zu. Mit der Leibzüchterin Witwe Wellner hatte Caesar einen Vergleich geschlossen. Sie erhielt bis zu ihrem Tod (29.12.1887) eine Rente.<ref> LAV NRW OWL, L 92 B Nr. 199, fol. 152. </ref> Vom Kaufpreis 6.000 rt wurden zunächst alle Schulden und Zinsen, die 300 rt für die minderjährigen Wellnerschen Erben Wilhelmine, Marie und Konrad, alle Vertragskosten und die Gebühren der Hypothekenlöschung beglichen. 1871 konnte das Kolonat dann schuldenfrei auf die Rentkammer umgeschrieben werden. | Am 30.6.1870 bot Heinrich Wellner daher dem Johannettentaler Konduktor Caesar seinen Hof für 6.000 rt an, 71 Scheffelsaat 2 Metzen Land umfassend, zur Arrondierung des Johannettentaler Gutes. Der Kontrakt wurde am 8.7.1870 zwischen Wellner und der Rentkammer abgeschlossen und zwei Monate später vom Fürsten genehmigt.<ref> LAV NRW OWL, L 92 B Nr. 199, fol. 1, 13 und 16. </ref> Der Kaufvertrag war auf Johannettental mit Caesar für die Rentkammer ausgehandelt worden. Heinrich Wellner verkaufte sein Kolonat mit sämtlichen Zubehörungen an Gebäuden, Ländereien, Huden, Gehölzen, Gemeinheitsnutzen und Einkünften, wie solche im Kataster ausgeführt waren.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 8, Band VI, 78. </ref> Lediglich die dem Kolonat zustehenden Kirchenplätze und Gräber, die persönliche Benutzung eines Mannes und eines Frauenplatzes in der Heiligenkirchner Kirche für Lebzeiten, sowie zweier Gräber im Sterbefalle, so lange der Heinrich Wellner und dessen Ehefrau Julie geb. Hanning aus Hörste zum Kirchspiel Heiligenkirchen gehören, wurde diesen vom Käufer zugestanden. Auch die Ernte des Jahres 1860 stand noch dem Verkäufer zu. Mit der Leibzüchterin Witwe Wellner hatte Caesar einen Vergleich geschlossen. Sie erhielt bis zu ihrem Tod (29.12.1887) eine Rente.<ref> LAV NRW OWL, L 92 B Nr. 199, fol. 152. </ref> Vom Kaufpreis 6.000 rt wurden zunächst alle Schulden und Zinsen, die 300 rt für die minderjährigen Wellnerschen Erben Wilhelmine, Marie und Konrad, alle Vertragskosten und die Gebühren der Hypothekenlöschung beglichen. 1871 konnte das Kolonat dann schuldenfrei auf die Rentkammer umgeschrieben werden. | ||
| Zeile 278: | Zeile 278: | ||
==Quellen== | ==Quellen== | ||
LAV NRW OWL, L 101 C I Nr. | LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 24: Salbuch 1721. | ||
LAV NRW OWL, L 92 | LAV NRW OWL, L 101 C I / Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 45: Salbuch 1782 1829, 128–132. | ||
LAV NRW OWL, L 92 T 1 Nr. 421. | |||
LAV NRW OWL, L 92 B Nr. 199, fol. 1, 13 und 16. | LAV NRW OWL, L 92 B Nr. 199, fol. 1, 13 und 16. | ||
L 108 A Nr. 130, 131, 133, 137, 139, 140: Amtsprotokolle Detmold. | |||
LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. III, 35: Landverkauf vom Kolonat Wellner Nr. 9 und Gastwirt Wendt, 1842. | LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. III, 35: Landverkauf vom Kolonat Wellner Nr. 9 und Gastwirt Wendt, 1842. | ||
| Zeile 295: | Zeile 299: | ||
LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. V, 79a: Dokumente über den Ankauf des Kolonats Wellner Nr. 9 Heiligenkirchen zur Meierei Johannettental, 1870. | LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. V, 79a: Dokumente über den Ankauf des Kolonats Wellner Nr. 9 Heiligenkirchen zur Meierei Johannettental, 1870. | ||
LAV NRW OWL, L 108 DT Fach 30 Nr. 8 Bd. VI. | |||
LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1419: Volkszählung 1648. | |||
LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1419: Volkszählung 1687. | |||
LAV NRW OWL, L 92 Z IV, Nr. 34, S. 224: Volkszählung 1828. | LAV NRW OWL, L 92 Z IV, Nr. 34, S. 224: Volkszählung 1828. | ||
LAV NRW OWL, L 79 (Lippische Regierung (Jüngere Registratur)), Nr. 5257: Volkszählung 1919. | |||
LAV NRW OWL, D 73, Tit. 4, Nr. 6436–6438: Flurkarte und Brouillonkarte vom Kolonat Wellner Nr. 9 der Bauerschaft Heiligenkirchen, kolorierte Handzeichnung 28 x 45 Zentimeter, grenzkolorierte Handzeichnung 27 x 51 Zentimeter, kolorierte Handzeichnung auf Transparent 31 x 43 Zentimeter, Inselkarten, vermessen 1870 von Reinecke, Nr. 6438 kopiert 1876 von Plöger. | LAV NRW OWL, D 73, Tit. 4, Nr. 6436–6438: Flurkarte und Brouillonkarte vom Kolonat Wellner Nr. 9 der Bauerschaft Heiligenkirchen, kolorierte Handzeichnung 28 x 45 Zentimeter, grenzkolorierte Handzeichnung 27 x 51 Zentimeter, kolorierte Handzeichnung auf Transparent 31 x 43 Zentimeter, Inselkarten, vermessen 1870 von Reinecke, Nr. 6438 kopiert 1876 von Plöger. | ||
LAV NRW OWL, L 107 C / Landesbrandversicherungsanstalt, Nr. 102: Brandkataster des Amtes Detmold Bd. 1: Barkhausen - Heiligenkirchen, 1894-ca. 1960. | |||
==Weblinks== | ==Weblinks== | ||
| Zeile 312: | Zeile 324: | ||
{{PAGEAUTHORS}} | {{PAGEAUTHORS}} | ||
[[Category:Hausstätte]] [[Category:Hausstätte in Heiligenkirchen]] [[Category: | [[Category:Hausstätte]] [[Category:Hausstätte in Heiligenkirchen]] [[Category:Schauinsland (Detmold)]] [[Category:Kleinkötter]] [[Category:Inschrift in Heiligenkirchen]] | ||