Gartenstraße 6 (Detmold): Unterschied zwischen den Versionen

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Teil des Reihenwohnhauses Gartenstraße 2–8, 1878 von Zimmermeister Wilhelm Schmidt nach eigenem Entwurf erbaut. Im Garten des Hauses [[Hornsche Straße 27 (Detmold)|Hornsche Straße 27]], das er zwei Jahre zuvor von Bürgermeister Schierholz gekauft hatte.  
Teil des Reihenwohnhauses Gartenstraße 2–8, 1878 von Zimmermeister Wilhelm Schmidt nach eigenem Entwurf erbaut. Im Garten des Hauses [[Hornsche Straße 27 (Detmold)|Hornsche Straße 27]], das er zwei Jahre zuvor von Bürgermeister Schierholz gekauft hatte.  
Gartenstraße 6 und 8 war zunächst als Doppelhaus erbaut, dessen Teilung erst 1892 erfolgte. Erster Eigentümer war der Bauherr und Entwerfer Hofzimmermeister Wilhelm Schmidt. Nr. 6 ging nach der Teilung an den Korvettenkapitän Alfred Vehmeier, 1917 an Hofbuchdruckereibesitzer Otto Liesegang und schon im Jahr darauf an den Kaufmann Julius Rothenstein. Bewohnerin war damals Selma Lefmann, die ab etwa 1935 auch Eigentümerin der Hauses Gartenstraße 6 war.<ref>https://www.gedenkbuch-detmold.de/index.php/gedenkbuch/111-die-opfer-in-alphabetischer-reihenfolge/biographien/l-biographien/346-leffmann-selma-geb-rottenstein<|ref>
Gartenstraße 6 und 8 war zunächst als Doppelhaus erbaut, dessen Teilung erst 1892 erfolgte. Erster Eigentümer war der Bauherr und Entwerfer Hofzimmermeister Wilhelm Schmidt. Nr. 6 ging nach der Teilung an den Korvettenkapitän Alfred Vehmeier, 1917 an Hofbuchdruckereibesitzer Otto Liesegang und schon im Jahr darauf an den Kaufmann Julius Rothenstein. Bewohnerin war damals Selma Lefmann, die ab etwa 1935 auch Eigentümerin der Hauses Gartenstraße 6 war.<ref>https://www.gedenkbuch-detmold.de/index.php/gedenkbuch/111-die-opfer-in-alphabetischer-reihenfolge/biographien/l-biographien/346-leffmann-selma-geb-rottenstein</ref>


1937 zog Selma Leffmann zum Vater nach Nieheim, der Sohn Kurt emigrierte nach England. Nach zerstörung der Detmolder Synagoge zog hier 1938 der Synagogendiener Louis Flatow mit Frau Frieda ein, 1939 auch Sohn Max und die Schwiegertochter Alma. Nutzung des Hauses als Synagoge. Louis Flatow war zeitweise im Konzentrationslager Buchenwald und wurde Ende 1938 entlassen. Zum 1. Oktober 1939 wurde eine jüdische Schule im Haus eingerichtet, bis 30. März 1942. Die Lehrkräfte Hedwig Block, Ludwig Alexander und Louis Flatow wurden damals in das Warschauer Ghetto verschleppt, noch vor dem Schulverbot vom 7. Juli 1942.
1937 zog Selma Leffmann zum Vater nach Nieheim, der Sohn Kurt emigrierte nach England. Nach zerstörung der Detmolder Synagoge zog hier 1938 der Synagogendiener Louis Flatow mit Frau Frieda ein, 1939 auch Sohn Max und die Schwiegertochter Alma. Nutzung des Hauses als Synagoge. Louis Flatow war zeitweise im Konzentrationslager Buchenwald und wurde Ende 1938 entlassen. Zum 1. Oktober 1939 wurde eine jüdische Schule im Haus eingerichtet, bis 30. März 1942. Die Lehrkräfte Hedwig Block, Ludwig Alexander und Louis Flatow wurden damals in das Warschauer Ghetto verschleppt, noch vor dem Schulverbot vom 7. Juli 1942.

Version vom 20. Dezember 2023, 14:37 Uhr

1878 erbaut, ehem. Quartier-Nr. B 175.

Geschichte

Teil des Reihenwohnhauses Gartenstraße 2–8, 1878 von Zimmermeister Wilhelm Schmidt nach eigenem Entwurf erbaut. Im Garten des Hauses Hornsche Straße 27, das er zwei Jahre zuvor von Bürgermeister Schierholz gekauft hatte. Gartenstraße 6 und 8 war zunächst als Doppelhaus erbaut, dessen Teilung erst 1892 erfolgte. Erster Eigentümer war der Bauherr und Entwerfer Hofzimmermeister Wilhelm Schmidt. Nr. 6 ging nach der Teilung an den Korvettenkapitän Alfred Vehmeier, 1917 an Hofbuchdruckereibesitzer Otto Liesegang und schon im Jahr darauf an den Kaufmann Julius Rothenstein. Bewohnerin war damals Selma Lefmann, die ab etwa 1935 auch Eigentümerin der Hauses Gartenstraße 6 war.[1]

1937 zog Selma Leffmann zum Vater nach Nieheim, der Sohn Kurt emigrierte nach England. Nach zerstörung der Detmolder Synagoge zog hier 1938 der Synagogendiener Louis Flatow mit Frau Frieda ein, 1939 auch Sohn Max und die Schwiegertochter Alma. Nutzung des Hauses als Synagoge. Louis Flatow war zeitweise im Konzentrationslager Buchenwald und wurde Ende 1938 entlassen. Zum 1. Oktober 1939 wurde eine jüdische Schule im Haus eingerichtet, bis 30. März 1942. Die Lehrkräfte Hedwig Block, Ludwig Alexander und Louis Flatow wurden damals in das Warschauer Ghetto verschleppt, noch vor dem Schulverbot vom 7. Juli 1942.

Ab Februar 1942 Nutzung als jüdisches Altersheim für einen Mann und 13 Frauen (Leiterinnen: Auguste und Bernhardine Michaelis-Jena). Ende Juli 1942 Deportation der Bewohner*innen nach Theresienstadt, Ausnahme waren die drei Ehrmann-Kinder Hans, Karl und Ruth, da sie aus einer sog. Mischehe stammten.[2]

1942 enteignet das Deutsche Reich das Haus, 1950 restituiert an Kurt Leffmann, 1953 veräußert an die Modistin Else Heine.

Eintragung in die Denkmalliste am 14.3.1989, Nr. 296.

Gebäude

Gartenstraße 2–10, Ansicht von Südwesten, 2012, Foto: Magnus Titho
Gartenstraße 2–10, Ansicht von Nordwesten, 2012, Foto: Magnus Titho

Teil eines Reihenwohnhauses aus vier (ursprünglich drei) Einheiten, zweigeschossig auf hohem Souterrain, in der Mitte durch einen dreigeschossigen, vierachsigen Risalit mit Dreiecksgiebel betont. Die Mittelteile der seitlichen Flügelbauten sind zurückgesetzt und durch Zwerchhäuser betont. Die beiden äußersten Achsen mit Eingängen wiederum sind leicht vorgezogen. Die Fassaden sind mit spätklassizistischer Stuckzier versehen; der Mittelrisalit ist durch drei Kolossalpilaster gegliedert. Freitreppen und Terrassen vor dem Hochparterre.

Einfluss der Baugewerkschule Holzminden.[3]

Inschriften

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

1884 Eigentümer (Adressbuch) Zimmermeister Schmidt, nicht im Haus wohnend. Bewohner 1884: Gymnasial-Oberlehrer Bernhard Winkelsesser.

1887 (Adressbuch) Eigentümer: Zimmermeister Schmidt; Bewohner: Rentnerswitwe Hemken.

1889 (wikipedia) Korvettenkapitän Alfred Thesdorph, Kiel.

1891 (Adressbuch) Korvetten-Kapitän z. D. Tesdorpf.

1894 (Adressbuch) Kantor Theodor Vehmeier.

1897 (Adressbuch) Seminar-Musiklehrer Theodor Vehmeier.

1904 (Adressbuch) Seminar-Musiklehrer Theodor Vehmeier.

1909 (Adressbuch) Musikdirektor Vehmeier.

1912 (Adressbuch) Musikdirektor Vehmeier.

1914 (Adressbuch) Seminar-Musiklehrer Th. Vehmeier.

1916 (Adressbuch) Musikdirektor-Witwe Sophie Vehmeier.

1916 (Adressbuch) Eigentümer Otto Liesegang; Bewohner: Witwe Sophie Vehmeier; Lehrer Rudolf Wenske.

1918 (wikipedia) im Dezember Verkauf an Julius Rottenstein, Nieheim, Landmaschinengeschäft.

1920 (Adressbuch) Eigentümer Julius Rottenstein. Bewohner: Witwe Sophie Vehmeier.

1923 (Adressbuch) Eigentümer Julius Rottenstein. Bewohner: [Rottensteins Tochter] Selma Lef[f]mann [mit Sohn Kurt]; Witwe Johanne Katzenstein.

1925 (Adressbuch) Eigentümer Julius Rottenstein, Nieheim. Bewohnerin: Selma Lefmann.

Literatur

Gerhard Peters, Baugeschichte der Stadt Detmold, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 182–225, S. 215 f.

Georg Wegemann, Das Alter der Detmolder Wohnhäuser, Typoskript, Detmold 1957 (häufig mit ungenauen oder falschen Datierungen).

Frank Budde, Holz und Historismus. Der Zimmermeister Wilhelm Schmidt und seine Bauten in Detmold (Sonderveröffentlichung des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe; 76), Detmold 2005.

Wolfgang Müller, Gartenstraße 6. Zur Geschichte eines Detmolder "Judenhauses" und seiner Bewohner, Detmold 1992.

Quellen

Weblinks

https://geoportal.detmold.de/geodetims/htmy/register/geo_register.php?FT=karte&PJ=Denkmal

Einzelnachweise

  1. https://www.gedenkbuch-detmold.de/index.php/gedenkbuch/111-die-opfer-in-alphabetischer-reihenfolge/biographien/l-biographien/346-leffmann-selma-geb-rottenstein
  2. Wolfgang Müller, Gartenstraße 6. Zur Geschichte eines Detmolder "Judenhauses" und seiner Bewohner, Detmold 1992.
  3. Frank Budde, Holz und Historismus. Der Zimmermeister Wilhelm Schmidt und seine Bauten in Detmold (Sonderveröffentlichung des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe; 76), Detmold 2005.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns