Alter Mühlenweg 12 (Heiligenkirchen): Unterschied zwischen den Versionen
Alter Mühlenweg 12 (Heiligenkirchen) (Quelltext anzeigen)
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Ehemals Heiligenkirchen Nr. 27, Wassermühle der gräflichen Rentkammer ("Kammermühle") | {{Hausstätte info | ||
|Ortsteil=Heiligenkirchen | |||
|Straße=Alter Mühlenweg (Heiligenkirchen) | |||
|Hausnummer=12 | |||
|Koordinaten=51.90423, 8.8801 | |||
|Ortsteil1901=Heiligenkirchen | |||
|Hausnummer1901=027 | |||
}}Ehemals Heiligenkirchen Nr. 27, Wassermühle der gräflichen Rentkammer ("Kammermühle") | |||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
Eine Wassermühle in Heiligenkirchen ist erstmals 1410 urkundlich erwähnt worden, als Bernhard Edler Herr zur Lippe als Verpfänder der Mühle genannt wurde. Der Kern des heutigen Mühlenbaus wurde unter Graf Simon Henrich wohl 1684 von Müller Franz Coring für 300 Taler errichtet. | Eine Wassermühle in Heiligenkirchen ist erstmals 1410 urkundlich erwähnt worden, als Bernhard Edler Herr zur Lippe als Verpfänder der Mühle genannt wurde.<ref>{{WendtAmt1965}}, S. 230–239.</ref> Der Kern des heutigen Mühlenbaus wurde unter Graf Simon Henrich wohl 1684 von Müller Franz Coring für 300 Taler errichtet. | ||
1782 bestand das Anwesen aus einem "Hof im Zuschlage, von dem kleinen Placken nebst Garten mit Obstbäumen vor Jahren Groten à 1700 gekauft und herrschaftl. ist 4 Metzen", einem Wohnhaus, der Mahlmühle mit 3 Gängen und einer Ölmühle, einer Scheune und einem Schweinestall. Der Müller zahlte dafür eine jährliche Pacht von 245 Talern. Es gab zwei Gärten, einen hinterm Haus am Teiche gelegen, 1696 und 1700 von Wächter in [[Berlebeck]] gekauft, und einen Garten mit Baumhof auf dem Steinknapp, 1699 von Watermeier gekauft. Für die von Kontributionspflichtigen gekauften Grundstücke wurde der Müller zur Kontribution herangezogen, ansonsten war der Müller frei. | 1782 bestand das Anwesen aus einem "Hof im Zuschlage, von dem kleinen Placken nebst Garten mit Obstbäumen vor Jahren Groten à 1700 gekauft und herrschaftl. ist 4 Metzen", einem Wohnhaus, der Mahlmühle mit 3 Gängen und einer Ölmühle, einer Scheune und einem Schweinestall. Der Müller zahlte dafür eine jährliche Pacht von 245 Talern. Es gab zwei Gärten, einen hinterm Haus am Teiche gelegen, 1696 und 1700 von Wächter in [[Berlebeck]] gekauft, und einen Garten mit Baumhof auf dem Steinknapp, 1699 von Watermeier gekauft. Für die von Kontributionspflichtigen gekauften Grundstücke wurde der Müller zur Kontribution herangezogen, ansonsten war der Müller frei. | ||
Am 28. September 1853 brannten das 1782 erwähnte Wohnhaus der Mühle und ein kleines, der Witwe Grote gehörendes Haus mit Webstuhl ab. Baurat Ferdinand Brune entwarf und kalkulierte bis Ende Dezember einen massiven Neubau, der rechtwinklig mit dem Mühlengebäude verbunden wurde (der Vorgänger hatte separat gestanden): Nach Süden eingeschossiger Bruchsteinbau mit Souterrain zum westlichen Mühlengerinne und Hof im Norden. Halbwalmdach mit Hohlziegeldeckung, die Dachkanten in Schiefer gefasst, Zinkdachrinnen und vier halbrunde Zinkdachfenster. In der Stirnseite des Mühlenbaus eine mittige Tür mit seitlichen kleinen Fenstern. Östlich schließt sich der neue Wohnteil an, sechs Achsen, davon die dritte mit der zweiflügeligen Haustür und Oberlicht, die übrigen mit großen Fenstern. Talseitig Tor. Alle Öffnungen mit Sandsteingewänden. Im Inneren Hausflur, zwei Stuben mit eisernen Öfen und engem Schornstein, Kammer und Küche mit gemauertem Herd, Rauchfang und weitem Schornstein, darüber Räucherkammer. Veranschlagt war der Bau mit 2.207 Talern zuzüglich der Holztaxe von 423 Talern. Dazu gab die Brandkasse rund 575 Taler. Maurermeister Hilker aus Heiligenkirchen errichtete den Rohbau im wesentlichen 1854, Fertigstellung 1855. | Am 28. September 1853 brannten das 1782 erwähnte Wohnhaus der Mühle und ein kleines, der Witwe Grote gehörendes Haus mit Webstuhl ab. Baurat [https://lippelex.de/index.php?title=Brune,_Ferdinand_(1803-1857) Ferdinand Brune] entwarf und kalkulierte bis Ende Dezember einen massiven Neubau, der rechtwinklig mit dem Mühlengebäude verbunden wurde (der Vorgänger hatte separat gestanden): Nach Süden eingeschossiger Bruchsteinbau mit Souterrain zum westlichen Mühlengerinne und Hof im Norden. Halbwalmdach mit Hohlziegeldeckung, die Dachkanten in Schiefer gefasst, Zinkdachrinnen und vier halbrunde Zinkdachfenster. In der Stirnseite des Mühlenbaus eine mittige Tür mit seitlichen kleinen Fenstern. Östlich schließt sich der neue Wohnteil an, sechs Achsen, davon die dritte mit der zweiflügeligen Haustür und Oberlicht, die übrigen mit großen Fenstern. Talseitig Tor. Alle Öffnungen mit Sandsteingewänden. Im Inneren Hausflur, zwei Stuben mit eisernen Öfen und engem Schornstein, Kammer und Küche mit gemauertem Herd, Rauchfang und weitem Schornstein, darüber Räucherkammer. Veranschlagt war der Bau mit 2.207 Talern zuzüglich der Holztaxe von 423 Talern. Dazu gab die Brandkasse rund 575 Taler. Maurermeister Hilker aus Heiligenkirchen errichtete den Rohbau im wesentlichen 1854, Fertigstellung 1855. | ||
1855 kam eine Fläche von rund 33 Quadratruten vom Lande des Kolonats Grote Nr. 8 hinzu, worauf eine Sägemühle errichtet wurde (Salbuch 1854). Der Entwurf stammte ebenfalls von Baurat Brune. Siehe [[Am Grotenhof 27 (Heiligenkirchen)|Am Grotenhof 27]]. | 1855 kam eine Fläche von rund 33 Quadratruten vom Lande des Kolonats Grote Nr. 8 hinzu, worauf eine Sägemühle errichtet wurde (Salbuch 1854). Der Entwurf stammte ebenfalls von Baurat Brune. Siehe [[Am Grotenhof 27 (Heiligenkirchen)|Am Grotenhof 27]]. | ||
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* 1860-1869 Stuckmann. | * 1860-1869 Stuckmann. | ||
* 1870-1872 Heinrich August Kamp (geb. Cappel 25.10.1844–?), ehel. Sohn des Colons Heinrich Kamp Nr. 14 zu [[Großenmarpe]], jetzt Mühlenpächter zu Heiligenkirchen, heiratet am 24.4.1870 Johanne Karoline Auguste Struckmann (13.3.1843–?) geb. Kuntze zu Großenberkel | * 1870-1872 Heinrich August Kamp (geb. Cappel 25.10.1844–?), ehel. Sohn des Colons Heinrich Kamp Nr. 14 zu [[Großenmarpe]], jetzt Mühlenpächter zu Heiligenkirchen, heiratet am 24.4.1870 Johanne Karoline Auguste Struckmann (13.3.1843–?) geb. Kuntze zu Großenberkel, Witwe des Mühlenpächters Ludwig Gottlieb August Struckmann († 15.10.1869) zu Heiligenkirchen (Kirchenbuch). Kamp war 1844 als Sohn des Kolon Nr. 14 zu [[Großenmarpe]] Heinrich Kamp geb. Betke und der Friederike Kamp daselbst geboren worden. Auguste Kuntze war 1843 als Tochter des Wilhelm Kuntze in Großberkel bei Hameln geboren worden; sie brachte zwei in Heiligenkirchen geborene Kinder mit in die Ehe (1867 Johann Ludwig Wilhelm 1869 Johanne Sophie Auguste). Kamp ging vermutlich bereits 1870 als Müller nach Lippspringe, wo das Paar 5 weitere Kinder taufen ließ (1871 Anna Emma Ida, 1874 Wilhelm, 1878 Wilhelmine Dorette, 1880 Wilhelm Hermann, 1882 Lina Henriette).<ref>{{SchallEinwanderungsgeschichte2025}}, hier S. 10.</ref> | ||
* 1872-1881 Reese. | * 1872-1881 Reese. | ||
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==Literatur== | ==Literatur== | ||
{{WendtAmt1965}}, S. 230–239. | |||
{{BakkerJahre2015}}, S. 69–75. | |||
{{KleinmannsLandbaumeister2024}}. | |||
==Quellen== | ==Quellen== | ||
L 101 C I Nr. 45: Salbuch 1782 1829, 208–210 (111–112) | LAV NRW OWL, L 101 C I Nr. 45: Salbuch 1782 1829, 208–210 (111–112). | ||
LAV NRW OWL, D 73 Tit. 5 Nr. 1995: Situationsplan von der Mühle in Heiligenkirchen, E. Plöger, 1878. | |||
LAV NRW OWL, D 73, Tit. 4, Nr. 6248: Ansichten und Grundriss des Mühlengebäudes zu Heiligenkirchen mit den im Jahre 1835 daran projectierten Veränderungen. Handzeichnung mit Roteintragungen, 30 × 38 Zentimeter, Brune, ca. 1:116, 1835. | |||
LAV NRW OWL, D 73, Tit. 4, Nr. 6249: Grundriss und Querschnitt durch die Ölmühle zu Heiligenkirchen, Handzeichnung, 37 × 40 Zentimeter, aufgenommen von Brune, ca. 1:114, 1832. | |||
LAV NRW OWL, D 73, Tit. 4, Nr. 6250: Querschnitt und Grundriss der Gerinne an der Mühle zu Heiligenkirchen, Handzeichnung, 21 × 33 Zentimeter, Brune, ca. 1:97, 1841. | |||
LAV NRW OWL, D 73, Tit. 4, Nr. 6251: Ansichten, Querschnitte und Grundriss der neuen Säge- und Bokemühle bei der Mühle zu Heiligenkirchen, mit Situationsplan bei der Mühle zu Heiligenkirchen, farbige Handzeichnung, 48 × 38 Zentimeter, E. Plöger, Riß ca. 1:153, Situationsplan ca. 1:387, 1855. | |||
LAV NRW OWL, L 92 R, Nr. 1366: Bauten und Reparaturen an der Mühle zu Heiligenkirchen, 1749–1836. | |||
LAV NRW OWL, L 92 R, Nr. 1367: Bauten und Reparaturen an der Mühle zu Heiligenkirchen, 1836–1854. | |||
LAV NRW OWL, L 92 R, Nr. 1379: Anlage einer Bohrmühle für Steinröhren in der Ölmühle zu Heiligenkirchen, 1804. | |||
LAV NRW OWL, L 92 R, Nr. 1383: Neubau der abgebrannten Mühle zu Heiligenkirchen, 1853–1888. | |||
LAV NRW OWL, L 92 R, Nr. 1384: Anlegung einer Säge- und Bockemühle bei der Heiligenkirchener Mühle und Ankauf des dazu erforderlichen Platzes vom Kolon Grote Nr. 8, Heiligenkirchen, 1855. | |||
LAV NRW OWL, L 92 R, Nr. 1385: Bauten und Reparaturen an der Mühle zu Heiligenkirchen, 1889. | |||
LAV NRW OWL, L 92 R, Nr. 1386: Brunnen bei der Heiligenkirchener Mühle, 1898. | |||
LAV NRW OWL, L 92 R, Nr. 1387: Blitzableiteranlage auf der Mühle zu Heiligenkirchen, 1913. | |||
LAV NRW OWL, L 92 R Nr. 420: Mühle zu Heiligenkirchen, 1896–1911. | |||
LAV NRW OWL, L 100 Nr. 340: Fürstliche Mühle in Heiligenkirchen, 1854–1857, 1871/72. | |||
LAV NRW OWL, L 92 C / Lippische Rentkammer - Herrschaftliche Mühlen, Nr. Tit. 3 Nr. 1: Mahl- und Ölmühle in Heiligenkirchen Vogtei Falkenberg, 1660–1766. | |||
LAV NRW OWL, L 92 N / Lippische Rentkammer - Gewerbeabgaben, Nr. 925: Geplante Errichtung einer Schrot- und Sägemühle in Heiligenkirchen durch Witwe Grote (abgelehnt), 1854-1857. | |||
LAV NRW OWL, D 73 / Allgemeine Kartensammlung, Nr. 5/1995: Situationsplan von der Mühle in Heiligenkirchen, 1878. | |||
LAV NRW OWL, L 80.22 / Regierung/Landesregierung Lippe - Bauabteilung, Nr. 637; Unterhaltung und Instandsetzung der Mühle zu Heiligenkirchen, 1888-1930, darin: Handzeichnung. | |||
LAV NRW OWL, L 92 C / Lippische Rentkammer - Herrschaftliche Mühlen, Nr. Tit. 3 Nr. 17: Anschluss der Mühle Heiligenkirchen an das Wasserleitungsnetz der Dorfgemeinde, 1928. | |||
LAV NRW OWL, L 92 C / Lippische Rentkammer - Herrschaftliche Mühlen, Nr. Tit. 3 Nr. 3 - Band: 1: Die Mühle in Heiligenkirchen und deren Verpachtung, Band 1, 1684–1779. | |||
LAV NRW OWL, L 92 C / Lippische Rentkammer - Herrschaftliche Mühlen, Nr. Tit. 3 Nr. 3 - Band: 2: Die Mühle in Heiligenkirchen und deren Verpachtung, Band 2; 1779–1785. | |||
LAV NRW OWL, L 92 C / Lippische Rentkammer - Herrschaftliche Mühlen, Nr. Tit. 3 Nr. 3 - Band: 3: Die Mühle in Heiligenkirchen und deren Verpachtung, Band 3; 1785-1803. | |||
LAV NRW OWL, L 92 C / Lippische Rentkammer - Herrschaftliche Mühlen, Nr. Tit. 3 Nr. 3 - Band: 4: Die Mühle in Heiligenkirchen und deren Verpachtung, Band 4, 1803–1829. | |||
LAV NRW OWL, L 92 C / Lippische Rentkammer - Herrschaftliche Mühlen, Nr. Tit. 3 Nr. 3 - Band: 5: Die Mühle in Heiligenkirchen und deren Verpachtung, Band 5, 1829–1853. | |||
LAV NRW OWL, L 92 C / Lippische Rentkammer - Herrschaftliche Mühlen, Nr. Tit. 3 Nr. 3 - Band: 6: Die Mühle in Heiligenkirchen und deren Verpachtung, Band 6, 1854–1870. | |||
LAV NRW OWL, L 92 C / Lippische Rentkammer - Herrschaftliche Mühlen, Nr. Tit. 3 Nr. 3 - Band: 7: Die Mühle in Heiligenkirchen und deren Verpachtung, Band 7; 1871–1911. | |||
LAV NRW OWL, L 92 C / Lippische Rentkammer - Herrschaftliche Mühlen, Nr. Tit. 3 Nr. 3 - Band: 8: Die Mühle in Heiligenkirchen und deren Verpachtung, Band 8: 1911–1929. | |||
LAV NRW OWL, L 92 R 1 / Lippische Rentkammer - Hof- und Domanialbauverwaltung, Nr. 233: Mühle zu Heiligenkirchen: Baureparaturen, Wiederaufbau nach Brand, Inventar und Taxation, Übergabe der Mühle (1866), 1853-1912. | |||
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