Rittergutsweg 1c (Hornoldendorf): Unterschied zwischen den Versionen
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}} | |Koordinaten=51.9062, 8.89335 | ||
|Adressbuch1901=Ja | |||
|Ortsteil1901=Hornoldendorf | |||
|Hausnummer1901=- | |||
}}Das Rittergut Hornoldendorf wurde 1610 aus drei Höfen als gräfliche Domäne gegründet und 1614 zum Rittergut. 1920 wurde das bis dahin selbständige Rittergut als Kolonat Nr. 17 in die Gemeinde Hornoldendorf umgemeindet.<ref>LAV NRW OWL, L 101 C IV Nr. 98: Gebäudesteuerrolle, 1890.</ref> | |||
==Lage== | |||
[[Datei:HORNOLD-Rittergut_GEO-Portal NRW.png|thumb|Rittergut Hornoldendorf, Luftbild, Geo-Portal NRW]] | |||
[[Datei:DT-Hornoldendf-Rittergut_DSC_1078.jpg|thumb|Rittergut Hornoldendorf, Ansicht von Südosten, 2024, Foto: Joachim Kleinmanns]] | |||
[[Datei:D73_Kat_Mi_1_Nr2101_02_021_Gut.jpg|thumb|Flurkarte Hornoldendorf, Flur 2 (Ausschnitt), 1949, LAV NRW OWL, D 73 Kat. Mi 1 Nr. 2101, 2]] | |||
Das Gut liegt im Tal westlich des Dorfes zwischen der ehemaligen Landstraße von [[Heiligenkirchen]] nach [[Fromhausen]] und der Wiembecke. "Die Gebäude gruppieren sich um einen sehr großen, rechteckigen Hof. Der westliche Teil mit dem Herrenhaus bildete ehemals eine Wasserburg. Von der Gräfte ist nur noch ein kleiner Teil erhalten. Westlich vom Herrenhaus ein Park, an dessen Südwest-Ecke eines sehr alte Eiche steht."<ref>Otto Gaul, Landkreis Detmold, unveröff. Typoskript, um 1960 [https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/content/titleinfo/10093449 Digitalisat].</ref> Zu den übrigen Gebäuden siehe [[Rittergutsweg 1 (Hornoldendorf)| Rittergutsweg 1]], [[Rittergutsweg 1a (Hornoldendorf)| Rittergutsweg 1a]] und [[Rittergutsweg 1b (Hornoldendorf)| Rittergutsweg 1b]]. | |||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
[[Datei:DT-Hofd_Heimburg_1756_D_73-5-3099.jpg|thumb|Karte des Ritterguts (rot) und der Bauerschaft Hornoldendorf, J. A. Heimburg, 1756, LAV NRW OWL, D 73 Tit. 5 Nr. 3099]] | |||
Neben 12 anderen Domänen gründete Graf Simon VI. in seiner Amtszeit auch die Domäne (Meierei) Hornoldendorf. Dazu erwarb er 1600 Land des verarmten Hofs Hermeler und zog den bei Tod des Hofinhabers mit 2665 Talern überschuldeten Meierhof ein. Zusammen mit dem ebenso schwachen Hof Vogel bildete Simon VI. daraus 1610 die Domäne Hornoldendorf. Das dabei am 2. Januar aufgestellte Inventar beschreibt den Gebäudebestand: "Dass wonhaus oder vorwerk, halb mit delen beschossen und halb mit Delen überlegt. 1 alter Schoppe, 1 Schafstall an der einen Seite mangeln latten und ist dacklos, 1 Backhaus ist uf der einen seiten dachlos. Das Neuwe gemach, so vorm Jahr ist reparirt worden, ist ohne mangel. 1 Wonhaus uf Vogells Hoffe, darein sein Zwey facke mit Delen beschossen, Sechs facke mit Delen überlegt, uf dem Siebenten facke ist nichts befunden worden. 1 Klein hauss uf Vogelss Hoffe, hat die Vogelsche ihr lebentlang im Besitz, fallet nach Ihrem Thote ahn den Hoff. Alten Hermelers Wonhauss, hat seine Tochter Im besitz. 1 Backhauss uf Hermelers Hoffe. 1 Garten gehörend an den Hoff. 1 Garten, gebrauchet die Vogelsche ihr lebentlang, fallet nach ihrem Thote ahn den Hoff." Auch die Ländereien wurden mit insgesamt 373 Morgen und 9 Ruten Saatland und Schafweide erfasst. Hinzu kam ein Kuhkamp für 25 Kühe. Außerdem wurde ein genaues Verzeichnis der Spann- und Handdienste aufgenommen, die der Domäne zu leisten waren.<ref>LAV NRW OWL, L 19 / Vogtei Falkenberg, Nr. 25: Erwerb des Guts Hornoldendorf, Zubehörungen, 1610–1614, 1731.</ref> | |||
===Meierhof=== | |||
Der Meierhof zu Hornoldendorf war eines der beiden Vorwerke der Villikation [[Heiligenkirchen]]. Urkundlich ist dieses Vorwerk erstmals in der Vita Meinwerci, vor 1036, erwähnt und unter der Bezeichnung "Meyger" um 1390 im ältesten bekannten Landschatzregister für das Amt Falkenberg.<ref>Stöwer 2001, S. 145.</ref> 1497 zahlt "de Megger" mit 3 Gulden den weitaus höchsten Landschatz in Hornoldendorf, gefolgt von Vogel und Steins mit je 5 Mark.<ref>Stöwer 2001, S. 53.</ref> 1507 zahlt "de Meyger" 6 Gulden,<ref>Stöwer 2001, S. 53.</ref> ebenso 1535 und 1545.<ref>Verdenhalven 1971, S. 120.</ref> 1562 ist der Landschatz verdoppelt, 1572 wieder auf den alten Satz reduziert.<ref>Verdenhalven 1971, S. 121.</ref> Hatte Meyer 1573 noch 10 Pferde,<ref>LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1421, S. 322.</ref> so wurden er, seine Frau und die 6jährige Tochter 1609 nur noch als arme Kleinkötter erfasst.<ref>LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1442, S. 92.</ref>. Im Jahr darauf gründete Graf Simon VI. aus dem verarmten und mit Tod des Inhabers abgemeierten Hof eine Domäne (Meierei Hornoldendorf). Der Hof bestand bei Übernahme aus dem Haupthaus bzw. "Vorwerk", einem alten Schoppen, einem Schafstall, einem Backhaus und dem "Neuen Gemach". | |||
===Hof Hemeler=== | |||
Unter dem Namen "Tonnies Hermeling" wird diese Stätte 1590 erstmals aktenkundig. Er zahlt 2 Gulden.<ref>Stöwer 1964, S. 9.</ref> Bei der Viehzählung 1604 wird "Hermelers Leibzüchter" mit 1 Kuh erwähnt.<ref>LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1421, S. 95.</ref> 1600 zog Graf Simon VI. den verarmten, von ihm meierstättisch vergebenen Hof ein. Bei der Volkszählung 1609 wurde Tonies Hermelinck als armer Kleinkötter erfasst, mit einer Tochter mit 3jährigem Kind im Haus.<ref>LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1442, S. 92.</ref> Im Jahr darauf wurde der eingezogene Hof Teil der von Graf Simon VI. gegründeten Domäne (Meierei Hornoldendorf). | |||
Auch wenn die zu zahlenden Landschatzbeträge sich etwas unterscheiden, scheint es, dass dieser Hof aus dem 1572 noch "Thonies Hermenns" gehörigen hervorging, der 1535 und 1545 Bernd Hermens<ref>Verdenhalven 1971, S. 120</ref> und 1507 Hans Hermans gehörte.<ref>Stöwer 2001, S. 53.</ref> 1573 besaß Tonnies Hermeling 4 Pferde.<ref>LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1421, S. 324.</ref> Erstmals erwähnt wurden Hans Hermans und sein Vater 1497. Sie zahlten 3 Mark bzw. 1/2 Mark.<ref>Stöwer 2001, S. 53.</ref> | |||
===Hof Vogel=== | |||
Erstmals schriftlich erwähnt unter dem Namen "Vogel" um 1390 im ältesten bekannten Landschatzregister für das Amt Falkenberg, 1497 dann als "Jarden Vogel".<ref>Stöwer 2001, S. 145 und 53.</ref> 1507 zahlt "Johan Vogell" 2 1/2 Gulden, "de Meyger" 6.<ref>Stöwer 2001, S. 53,</ref> ebenso 1535 und 1545.<ref>Verdenhalven 1971, S. 120.</ref>Aus dem Jahr 1547 ist eine Klage von Tönnies Clott und Bartold Heuwinkel gegen Dietrich auf der Spreckenburg, Kurd Vogel und den Meier zu Hornoldendorf überliefert.<ref>LAV NRW OWL, L 83 A / Lippische Justizkanzlei, Prozesse bis 1800, Nr. 0 C 105.</ref> 1562 ist der Landschatz verdoppelt,<ref>Verdenhalven 1971, S. 121.</ref> 1572 wieder auf den alten Satz reduziert ("Cordt Vogell" zahlt 5 Ort = 2 1/2 Gulden).<ref>Verdenhalven 1971, S. 121.</ref> 1590 ist neben "Curdt Vogell" mit 2 1/2 Gulden auch "Gercke Voigell" mit 2 1/2 Groschen verzeichnet.<ref>Stöwer 1964, S. 9.</ref> Es handelt sich wohl um die Leibzüchterin. 1609 gibt es nach Auskunft der Volkszählung zwei Einlieger-Haushalte auf Vogels Hof: Füeke mit einem 8jährigen Kind und die arme Grete mit einer 16jährigen Tochter.<ref>LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1442, S. 92.</ref> Ein Hofinhaber wird damals nicht mehr genannt. Im Jahr darauf wurde der eingezogene Hof Teil der von Graf Simon VI. gegründeten Domäne (Meierei Hornoldendorf). Damals bestand der Hof aus einem Wohnhaus und einem kleinen Nebenhaus (wohl der Leibzucht), in dem die Leibzüchterin Vogel noch ein lebenslanges Wohnrecht genoss. | |||
Am 6. Juli 1614 übernahm der bisherige Konduktor (Verwalter) Hans Adam von Hammerstein die Domäne "erblich geschenkt" als adeliges landtagsfähiges Gut mit allen Freiheiten. Er hatte bis dahin die nötigen Gebäude auf eigene Kosten instand setzen lassen und 1.000 Reichstaler Schulden, die auf dem Gut lagen, übernommen. Da zur Domäne keine Holzung gehörte, erhielt das Rittergut zudem noch für 100 Goldgulden den bei Schmedissen gelegenen Bannenberg als Waldstück, ehedem zum Vorwerk [[Wilberger Straße 60 (Schönemark)|Beerentrup]] zählend. In der Wiembecke hatte er flussaufwärts bis zur Grenze des Amtes Detmold das Fischereirecht, außerdem erhielt er ein beschränktes Jagdrecht mit zwei Hunden und zwei Windhunden auf Hasen und Füchse zwischen der Berlebecke, Wiembecke, Fromhausen und dem Hornschen Feld. Der Begriff der Schenkung ist nicht wörtlich zu nehmen, denn Hans Adam von Hammerstein hatte dem mit rund 700.000 Talern verschuldeten Grafen 1611 mit einem Darlehen von 12.000 Talern ausgeholfen, auf dessen Rückzahlung er mit der Übernahme der Domäne verzichtete. | |||
1617 wurde das Rittergut durch den Ankauf des adeligen Gutes von Schwartze in [[Fromhausen]] vergrößert um 271 Morgen Saatland, 14 Morgen Wiesenwachs und 3 Teiche. 1619 veräußerte von Hammerstein den Hofraum eines der drei Höfe, aus denen die Domäne seinerzeit gegründet worden war, an Nolte Sünkler, der hier eine [[Hornoldendorfer Straße 25 (Hornoldendorf)|neue Stätte]] errichtete.<ref>Wendt 1965, S. 291.</ref> 1642 ist "Nolte Sünkel" mit einem Landschatz von 6 Groschen verzeichnet.<ref>LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1418, S. 116.</ref> | |||
Bis 1804 blieb das Rittergut im Besitz der Familie von Hammerstein. In diesem Jahr wurde es verkauft und wechselte von da an mehrfach den Eigentümer. Von längerer Dauer blieb es bei dem aus Hannover stammenden Baurat Ferdinand Wallbrecht. Dieser kaufte 1877 das Kolonat [[Wellnerweg 15 (Hornoldendorf)|Wellner Nr. 1]] hinzu.<ref>LAV NRW OWL L 108 Detmold Fach 30 Nr. 10 Bd. 2.</ref>, 1883 das Kolonat Schönemark Nr. 8 und 1899 der Kolonat [[Schauinsland 27 (Heiligenkirchen)|Wellner Nr. 9]] in [[Heiligenkirchen]]. 1883 ließ Wallbrecht einen Kalkofen bauen,<ref>LAV NRW OWL, L 109 Detmold Nr. 351.</ref> 1886 ein Stauwehr in der Wiembecke zur Anlage von Rieselwiesen errichten.<ref>LAV NRW OWL, L 79 Nr. 3575.</ref> | |||
==Gebäude== | ==Gebäude== | ||
[[Datei:10 DT-Hrnlddrf Rittergut Landsetzer.jpg|thumb|Hofmeisterwohnung mit den Gespannführern des Ritterguts, vorn Verwalter Edmund Landsetzer, um 1920 (Archiv Peter Lohrmann)]] | |||
Bei der Hausnummer Rittergutsweg 1c handelt es sich um den 1835 unter Clemens Albert Caesar erbauten Schafstall, der um 1900 zum Kuh- und Pferdestall nach Westen verlängert wurde. Er begrenzt den Hofraum nach Norden. Westlich wird der Stall durch einen zweigeschossigen Wohnhausbau für den Hofmeister begrenzt. | |||
Bruchsteinmauerwerk mit Sandsteingewänden sowie Entlastungsbögen und Gliederungen aus Backstein. Nach Süden 3 Fensterachsen, im Erdgeschoss Rechteckfenster, im Obergeschoss Rundfenster (bei späterer Erhöhung des Obergeschosses in Rechteckfenster vergrößert), der Giebel nach Westen mit 5 Fensterachsen, im Hochparterre Mitteleingang mit zweiläufiger Freitreppe, im Giebeldreieck mittig Ladeluke, flankiert von zwei Rundfenstern. Satteldach mit Schleppgauben. Über dem östlich anschließenden Kuhstalleingang die Plastik eines Kuhkopfes. Am Ostgiebel des älteren Schafstall-Teils die Initialen A. C. (Albert Caesar). | |||
==Inschriften== | ==Inschriften== | ||
==Eigentümer*innen, Bewohner*innen== | ==Eigentümer*innen, Bewohner*innen== | ||
um 1830 Verkauf an Clemens Albert Caesar (25.5.1790–25.3.1867 in Detmold), in erster Ehe verheiratet mit einer Rodewald (Sternberg 5.11.1792–24.4.1839), in zweiter mit Alma Caesar (gest. 1916). | |||
1858 Verkauf an Max Troost aus Mülheim an der Ruhr (1819–1863), am 25.4.1846 Heirat mit Mathilde Boehme (Eupen 16.8.1826–12.10.1885 Detmold). | |||
Oktober 1872 Verkauf an den Hannoveraner Rentner Ebell für 100.000 Taler. | |||
15.2.1873 Verkauf an den Hannoveraner Architekten und Bauunternehmer [https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_Wallbrecht_(Politiker,_1840) Ferdinand Wallbrecht] (Elze 7.4.1840–1.4.1905 Hannover) für 120.000 Taler. | |||
1905 als Erbe an Frl. Frieda Wallbrecht/Hannover (4/15), Dr. Max Wallbrecht/Hannover (7/15) und Ferdinand Wallbrecht, Kaufmann in Lübeck (4/15).<ref>LAV NRW OWL, L 101 C IV Nr. 98: Gebäudesteuerrolle, 1890.</ref> | |||
1926 (Adressbuch) Eigentümer Dr. iur. Max Wallbrecht; Bewohner Inspektor Friedrich Bußmann, Verwalter Edmund Landsetzer, Hofmeister Heinrich Klöpper, Gärtner August Steinhof; in der Twete die Arbeiter Fritz Lange, Hermann Brinkmann, Walter Perski und – Laventiv. | |||
16.2.1939 Verkauf an den Landwirt Ernst Oetker aus Pattensen für 900.000 Reichsmark.<ref>{{WendtAmt1965}}, S. 303.</ref> | |||
==Literatur== | ==Literatur== | ||
Hans-Oskar Kienitz, Das Rittergut Hornoldendorf und die Familie von Hammerstein, Maschinenschr. Examensarbeit Päd. Akademie Detmold 1949 (LLB: LH 462.4) | |||
Rittergut Hornoldendorf. Besitzer Landwirt Ernst Oetker, Selbstverlag Detmold 1951 (LLB: 18 L 10019) | |||
{{Meier-BökeHornoldendorf1954}}. | |||
{{WendtAmt1965}}. | |||
Otto Gaul, Landkreis Detmold, unveröff. Typoskript, um 1960 [https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/content/titleinfo/10093449 Digitalisat]. | |||
==Quellen== | ==Quellen== | ||
Aktuelle Version vom 27. Oktober 2025, 10:53 Uhr
| Rittergutsweg 1c (Hornoldendorf) | |
|---|---|
| Ortsteil | Hornoldendorf |
| Straße | Rittergutsweg (Hornoldendorf) |
| Hausnummer | 1c |
| Karte | |
| Adressbuch von 1901 | Ja |
| Gemeinde | Hornoldendorf |
| Hausnummer | - |
Das Rittergut Hornoldendorf wurde 1610 aus drei Höfen als gräfliche Domäne gegründet und 1614 zum Rittergut. 1920 wurde das bis dahin selbständige Rittergut als Kolonat Nr. 17 in die Gemeinde Hornoldendorf umgemeindet.[1]
Lage



Das Gut liegt im Tal westlich des Dorfes zwischen der ehemaligen Landstraße von Heiligenkirchen nach Fromhausen und der Wiembecke. "Die Gebäude gruppieren sich um einen sehr großen, rechteckigen Hof. Der westliche Teil mit dem Herrenhaus bildete ehemals eine Wasserburg. Von der Gräfte ist nur noch ein kleiner Teil erhalten. Westlich vom Herrenhaus ein Park, an dessen Südwest-Ecke eines sehr alte Eiche steht."[2] Zu den übrigen Gebäuden siehe Rittergutsweg 1, Rittergutsweg 1a und Rittergutsweg 1b.
Geschichte

Neben 12 anderen Domänen gründete Graf Simon VI. in seiner Amtszeit auch die Domäne (Meierei) Hornoldendorf. Dazu erwarb er 1600 Land des verarmten Hofs Hermeler und zog den bei Tod des Hofinhabers mit 2665 Talern überschuldeten Meierhof ein. Zusammen mit dem ebenso schwachen Hof Vogel bildete Simon VI. daraus 1610 die Domäne Hornoldendorf. Das dabei am 2. Januar aufgestellte Inventar beschreibt den Gebäudebestand: "Dass wonhaus oder vorwerk, halb mit delen beschossen und halb mit Delen überlegt. 1 alter Schoppe, 1 Schafstall an der einen Seite mangeln latten und ist dacklos, 1 Backhaus ist uf der einen seiten dachlos. Das Neuwe gemach, so vorm Jahr ist reparirt worden, ist ohne mangel. 1 Wonhaus uf Vogells Hoffe, darein sein Zwey facke mit Delen beschossen, Sechs facke mit Delen überlegt, uf dem Siebenten facke ist nichts befunden worden. 1 Klein hauss uf Vogelss Hoffe, hat die Vogelsche ihr lebentlang im Besitz, fallet nach Ihrem Thote ahn den Hoff. Alten Hermelers Wonhauss, hat seine Tochter Im besitz. 1 Backhauss uf Hermelers Hoffe. 1 Garten gehörend an den Hoff. 1 Garten, gebrauchet die Vogelsche ihr lebentlang, fallet nach ihrem Thote ahn den Hoff." Auch die Ländereien wurden mit insgesamt 373 Morgen und 9 Ruten Saatland und Schafweide erfasst. Hinzu kam ein Kuhkamp für 25 Kühe. Außerdem wurde ein genaues Verzeichnis der Spann- und Handdienste aufgenommen, die der Domäne zu leisten waren.[3]
Meierhof
Der Meierhof zu Hornoldendorf war eines der beiden Vorwerke der Villikation Heiligenkirchen. Urkundlich ist dieses Vorwerk erstmals in der Vita Meinwerci, vor 1036, erwähnt und unter der Bezeichnung "Meyger" um 1390 im ältesten bekannten Landschatzregister für das Amt Falkenberg.[4] 1497 zahlt "de Megger" mit 3 Gulden den weitaus höchsten Landschatz in Hornoldendorf, gefolgt von Vogel und Steins mit je 5 Mark.[5] 1507 zahlt "de Meyger" 6 Gulden,[6] ebenso 1535 und 1545.[7] 1562 ist der Landschatz verdoppelt, 1572 wieder auf den alten Satz reduziert.[8] Hatte Meyer 1573 noch 10 Pferde,[9] so wurden er, seine Frau und die 6jährige Tochter 1609 nur noch als arme Kleinkötter erfasst.[10]. Im Jahr darauf gründete Graf Simon VI. aus dem verarmten und mit Tod des Inhabers abgemeierten Hof eine Domäne (Meierei Hornoldendorf). Der Hof bestand bei Übernahme aus dem Haupthaus bzw. "Vorwerk", einem alten Schoppen, einem Schafstall, einem Backhaus und dem "Neuen Gemach".
Hof Hemeler
Unter dem Namen "Tonnies Hermeling" wird diese Stätte 1590 erstmals aktenkundig. Er zahlt 2 Gulden.[11] Bei der Viehzählung 1604 wird "Hermelers Leibzüchter" mit 1 Kuh erwähnt.[12] 1600 zog Graf Simon VI. den verarmten, von ihm meierstättisch vergebenen Hof ein. Bei der Volkszählung 1609 wurde Tonies Hermelinck als armer Kleinkötter erfasst, mit einer Tochter mit 3jährigem Kind im Haus.[13] Im Jahr darauf wurde der eingezogene Hof Teil der von Graf Simon VI. gegründeten Domäne (Meierei Hornoldendorf).
Auch wenn die zu zahlenden Landschatzbeträge sich etwas unterscheiden, scheint es, dass dieser Hof aus dem 1572 noch "Thonies Hermenns" gehörigen hervorging, der 1535 und 1545 Bernd Hermens[14] und 1507 Hans Hermans gehörte.[15] 1573 besaß Tonnies Hermeling 4 Pferde.[16] Erstmals erwähnt wurden Hans Hermans und sein Vater 1497. Sie zahlten 3 Mark bzw. 1/2 Mark.[17]
Hof Vogel
Erstmals schriftlich erwähnt unter dem Namen "Vogel" um 1390 im ältesten bekannten Landschatzregister für das Amt Falkenberg, 1497 dann als "Jarden Vogel".[18] 1507 zahlt "Johan Vogell" 2 1/2 Gulden, "de Meyger" 6.[19] ebenso 1535 und 1545.[20]Aus dem Jahr 1547 ist eine Klage von Tönnies Clott und Bartold Heuwinkel gegen Dietrich auf der Spreckenburg, Kurd Vogel und den Meier zu Hornoldendorf überliefert.[21] 1562 ist der Landschatz verdoppelt,[22] 1572 wieder auf den alten Satz reduziert ("Cordt Vogell" zahlt 5 Ort = 2 1/2 Gulden).[23] 1590 ist neben "Curdt Vogell" mit 2 1/2 Gulden auch "Gercke Voigell" mit 2 1/2 Groschen verzeichnet.[24] Es handelt sich wohl um die Leibzüchterin. 1609 gibt es nach Auskunft der Volkszählung zwei Einlieger-Haushalte auf Vogels Hof: Füeke mit einem 8jährigen Kind und die arme Grete mit einer 16jährigen Tochter.[25] Ein Hofinhaber wird damals nicht mehr genannt. Im Jahr darauf wurde der eingezogene Hof Teil der von Graf Simon VI. gegründeten Domäne (Meierei Hornoldendorf). Damals bestand der Hof aus einem Wohnhaus und einem kleinen Nebenhaus (wohl der Leibzucht), in dem die Leibzüchterin Vogel noch ein lebenslanges Wohnrecht genoss.
Am 6. Juli 1614 übernahm der bisherige Konduktor (Verwalter) Hans Adam von Hammerstein die Domäne "erblich geschenkt" als adeliges landtagsfähiges Gut mit allen Freiheiten. Er hatte bis dahin die nötigen Gebäude auf eigene Kosten instand setzen lassen und 1.000 Reichstaler Schulden, die auf dem Gut lagen, übernommen. Da zur Domäne keine Holzung gehörte, erhielt das Rittergut zudem noch für 100 Goldgulden den bei Schmedissen gelegenen Bannenberg als Waldstück, ehedem zum Vorwerk Beerentrup zählend. In der Wiembecke hatte er flussaufwärts bis zur Grenze des Amtes Detmold das Fischereirecht, außerdem erhielt er ein beschränktes Jagdrecht mit zwei Hunden und zwei Windhunden auf Hasen und Füchse zwischen der Berlebecke, Wiembecke, Fromhausen und dem Hornschen Feld. Der Begriff der Schenkung ist nicht wörtlich zu nehmen, denn Hans Adam von Hammerstein hatte dem mit rund 700.000 Talern verschuldeten Grafen 1611 mit einem Darlehen von 12.000 Talern ausgeholfen, auf dessen Rückzahlung er mit der Übernahme der Domäne verzichtete.
1617 wurde das Rittergut durch den Ankauf des adeligen Gutes von Schwartze in Fromhausen vergrößert um 271 Morgen Saatland, 14 Morgen Wiesenwachs und 3 Teiche. 1619 veräußerte von Hammerstein den Hofraum eines der drei Höfe, aus denen die Domäne seinerzeit gegründet worden war, an Nolte Sünkler, der hier eine neue Stätte errichtete.[26] 1642 ist "Nolte Sünkel" mit einem Landschatz von 6 Groschen verzeichnet.[27]
Bis 1804 blieb das Rittergut im Besitz der Familie von Hammerstein. In diesem Jahr wurde es verkauft und wechselte von da an mehrfach den Eigentümer. Von längerer Dauer blieb es bei dem aus Hannover stammenden Baurat Ferdinand Wallbrecht. Dieser kaufte 1877 das Kolonat Wellner Nr. 1 hinzu.[28], 1883 das Kolonat Schönemark Nr. 8 und 1899 der Kolonat Wellner Nr. 9 in Heiligenkirchen. 1883 ließ Wallbrecht einen Kalkofen bauen,[29] 1886 ein Stauwehr in der Wiembecke zur Anlage von Rieselwiesen errichten.[30]
Gebäude

Bei der Hausnummer Rittergutsweg 1c handelt es sich um den 1835 unter Clemens Albert Caesar erbauten Schafstall, der um 1900 zum Kuh- und Pferdestall nach Westen verlängert wurde. Er begrenzt den Hofraum nach Norden. Westlich wird der Stall durch einen zweigeschossigen Wohnhausbau für den Hofmeister begrenzt.
Bruchsteinmauerwerk mit Sandsteingewänden sowie Entlastungsbögen und Gliederungen aus Backstein. Nach Süden 3 Fensterachsen, im Erdgeschoss Rechteckfenster, im Obergeschoss Rundfenster (bei späterer Erhöhung des Obergeschosses in Rechteckfenster vergrößert), der Giebel nach Westen mit 5 Fensterachsen, im Hochparterre Mitteleingang mit zweiläufiger Freitreppe, im Giebeldreieck mittig Ladeluke, flankiert von zwei Rundfenstern. Satteldach mit Schleppgauben. Über dem östlich anschließenden Kuhstalleingang die Plastik eines Kuhkopfes. Am Ostgiebel des älteren Schafstall-Teils die Initialen A. C. (Albert Caesar).
Inschriften
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
um 1830 Verkauf an Clemens Albert Caesar (25.5.1790–25.3.1867 in Detmold), in erster Ehe verheiratet mit einer Rodewald (Sternberg 5.11.1792–24.4.1839), in zweiter mit Alma Caesar (gest. 1916).
1858 Verkauf an Max Troost aus Mülheim an der Ruhr (1819–1863), am 25.4.1846 Heirat mit Mathilde Boehme (Eupen 16.8.1826–12.10.1885 Detmold).
Oktober 1872 Verkauf an den Hannoveraner Rentner Ebell für 100.000 Taler.
15.2.1873 Verkauf an den Hannoveraner Architekten und Bauunternehmer Ferdinand Wallbrecht (Elze 7.4.1840–1.4.1905 Hannover) für 120.000 Taler.
1905 als Erbe an Frl. Frieda Wallbrecht/Hannover (4/15), Dr. Max Wallbrecht/Hannover (7/15) und Ferdinand Wallbrecht, Kaufmann in Lübeck (4/15).[31]
1926 (Adressbuch) Eigentümer Dr. iur. Max Wallbrecht; Bewohner Inspektor Friedrich Bußmann, Verwalter Edmund Landsetzer, Hofmeister Heinrich Klöpper, Gärtner August Steinhof; in der Twete die Arbeiter Fritz Lange, Hermann Brinkmann, Walter Perski und – Laventiv.
16.2.1939 Verkauf an den Landwirt Ernst Oetker aus Pattensen für 900.000 Reichsmark.[32]
Literatur
Hans-Oskar Kienitz, Das Rittergut Hornoldendorf und die Familie von Hammerstein, Maschinenschr. Examensarbeit Päd. Akademie Detmold 1949 (LLB: LH 462.4)
Rittergut Hornoldendorf. Besitzer Landwirt Ernst Oetker, Selbstverlag Detmold 1951 (LLB: 18 L 10019)
A[ugust]. Meier-Böke, Hornoldendorf - Höfe um einen Herrensitz (Zick-Zack-Fahrt durch Lippe), in: Lippische Landes-Zeitung, 11.9.1954..
Hermann Wendt, Das ehemalige Amt Falkenberg, Lemgo 1965.
Otto Gaul, Landkreis Detmold, unveröff. Typoskript, um 1960 Digitalisat.
Quellen
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ LAV NRW OWL, L 101 C IV Nr. 98: Gebäudesteuerrolle, 1890.
- ↑ Otto Gaul, Landkreis Detmold, unveröff. Typoskript, um 1960 Digitalisat.
- ↑ LAV NRW OWL, L 19 / Vogtei Falkenberg, Nr. 25: Erwerb des Guts Hornoldendorf, Zubehörungen, 1610–1614, 1731.
- ↑ Stöwer 2001, S. 145.
- ↑ Stöwer 2001, S. 53.
- ↑ Stöwer 2001, S. 53.
- ↑ Verdenhalven 1971, S. 120.
- ↑ Verdenhalven 1971, S. 121.
- ↑ LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1421, S. 322.
- ↑ LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1442, S. 92.
- ↑ Stöwer 1964, S. 9.
- ↑ LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1421, S. 95.
- ↑ LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1442, S. 92.
- ↑ Verdenhalven 1971, S. 120
- ↑ Stöwer 2001, S. 53.
- ↑ LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1421, S. 324.
- ↑ Stöwer 2001, S. 53.
- ↑ Stöwer 2001, S. 145 und 53.
- ↑ Stöwer 2001, S. 53,
- ↑ Verdenhalven 1971, S. 120.
- ↑ LAV NRW OWL, L 83 A / Lippische Justizkanzlei, Prozesse bis 1800, Nr. 0 C 105.
- ↑ Verdenhalven 1971, S. 121.
- ↑ Verdenhalven 1971, S. 121.
- ↑ Stöwer 1964, S. 9.
- ↑ LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1442, S. 92.
- ↑ Wendt 1965, S. 291.
- ↑ LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1418, S. 116.
- ↑ LAV NRW OWL L 108 Detmold Fach 30 Nr. 10 Bd. 2.
- ↑ LAV NRW OWL, L 109 Detmold Nr. 351.
- ↑ LAV NRW OWL, L 79 Nr. 3575.
- ↑ LAV NRW OWL, L 101 C IV Nr. 98: Gebäudesteuerrolle, 1890.
- ↑ Hermann Wendt, Das ehemalige Amt Falkenberg, Lemgo 1965, S. 303.
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Seite erstellt am 27.10.2025 von Joachim Kleinmanns
Letzte Änderung am: 27.10.2025 von Joachim Kleinmanns