Friedrich-Ebert-Straße 126 (Hiddesen): Unterschied zwischen den Versionen

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==Geschichte==
==Geschichte==
Auf einem Gemeinheitsplatz auf Kosten der Fürstin Pauline zur Lippe 1818 erbaut. Nach Entwurf des Landbaumeisters [https://lippelex.de/index.php?title=Tappe,_Wilhelm_(1769-1823) Wilhelm Tappe].<ref>{{SievertHütte1931}}.</ref>
Auf einem Gemeinheitsplatz auf Kosten der Fürstin Pauline zur Lippe 1818 erbaut. Nach Entwurf des Landbaumeisters [https://lippelex.de/index.php?title=Tappe,_Wilhelm_(1769-1823) Wilhelm Tappe].<ref>{{SievertHütte1931}}.</ref>
Zur Hütte ist in den Akten zur Anlegung von Neuwohnerstätten überliefert: "Die Reihe Eichbäume an der Chaußee soll stehen bleiben und muß deshalb mit dem Hüttengarten bis 3 Fuß von deren Stamm zurückgewichen werden, so daß die Größe des Gartens also nur 1 Schl ½ Mtz beträgt. Die ist dem künftigen Besitzer der Hütte bekannt zu machen.".<ref>LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: II: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 2, 1803-1826, Nr. 52.</ref> Die Bauarbeiten hatten mit dem Ausschachten des Kellers bereits begonnen, als am 10. April 1818 die seitlichen Nachbarn, Kolon [[Friedrich-Ebert-Straße 125 (Hiddesen)|Günther Nr. 20]] und [[Friedrich-Ebert-Straße 128 (Hiddesen)|Haferbeck Nr. 22]], erschienen und erklärten, die Hiddeser Vorsteher hätten, "einseitig, ohne sie zu fragen, einen Platz von der Gemeinheit ausgewiesen, an welchem der Hr. Landbaumeister Tappe ein Probehaus nach seiner neuen Bauart für eine arme Familie zu erbauen gedenke. Obwohl sie des guten Zwecke wegen nichts dabei zu erinnern fänden, wenn an einem unschädlichen Orte diese Ausweisung geschehen, so könnten sie doch unmöglich zugeben, daß jenes Haus, dem auch ein Garten zugelegt werden solle, dicht vor ihren Häusern erbaut werde. Die Nachtheile desselben für ihre Colonate syen gar zu groß; wenn sie z. B. ihr Vieh austrieben, würde es gleich dem Zuschlag zu nahe kommen, ihr Federvieh die etwaigen Hecken überfliegen, sie daher zu dessen Abschaffung genöthiget […] und wollten sie nicht einmal der vielen Nachtheile gedenken, die daraus entspringen würden, wenn ihnen künftig eine arme Familie so nahe wohnen werde." Sie forderten daher, die Bauarbeiten einstellen zu lassen, was am 10.4.1818 bis zur Klärung der Angelegenheit auch geschah. Der Widerspruch wurde zwar abgelehnt, da Günther sehr wohl zugestimmt und sogar den Keller mit ausgegraben hatte und Haferbecks Trift nicht beschädigt würde. Jede Störung gegen die Erbauung wurde sogar mit Leibesstrafe bedroht. Fürstin Pauline war ungehalten über die Einwände der Hiddeser und verfügte: "Die Gründe, warum ich die Tappische Hütte aus der Idee in die Würcklichkeit zu rücken wünsche, machen mir die Bauerschaft und das Amt wo sie erbaut wird, mehr als gleichgültig, nicht aber baldiges Zustandekommen. Ich erwarte also von Seiten des Amts ungezögerte Entscheidung und Nachricht des Erfolgs" (29. April 1818).
Wohl um langwierige Verhandlungen zu vermeiden wurde dann aber ein Platz "ohnweit der Mühle links der Chaussee", höher situiert um einen besseren Keller anzulegen, nur zu teuer, nämlich 220–250 Taler, wofür in Haustenbeck ganze Bauernhäuser von Holz gebaut würden. Kestner, 15.4.1818, an Kammerdirektor Helwing.
Pauline ließ die Hütte auf eigene Kosten erbauen, um sie dann an eine arme Familie zu verschenken.
Also nicht zwischen Günther und Haferbeck, sondern 52 Schritte östlich vom Mühlenteich und 12 von der Chaussee, 14.4.1818
3 Freijahre.


Im Salbuch von 1827: "70 Die Hütte: Wohnhaus, abgabepflichtig von 1822 an [...] Die Hofgerichtsst[euer]. gelöscht am 11. Jul. 1846".<ref>LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 41: Salbuch der Vogtei Detmold, 1827.</ref> Bzw. im Duplikat: “Die Hütte Ludwig Holste".<ref>LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 43: Salbuch der Vogtei Detmold, 1827.</ref>
Im Salbuch von 1827: "70 Die Hütte: Wohnhaus, abgabepflichtig von 1822 an [...] Die Hofgerichtsst[euer]. gelöscht am 11. Jul. 1846".<ref>LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 41: Salbuch der Vogtei Detmold, 1827.</ref> Bzw. im Duplikat: “Die Hütte Ludwig Holste".<ref>LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 43: Salbuch der Vogtei Detmold, 1827.</ref>

Version vom 12. November 2025, 15:23 Uhr

Friedrich-Ebert-Straße 126 (Hiddesen)
OrtsteilHiddesen
StraßeFriedrich-Ebert-Straße (Hiddesen)
Hausnummer126
Karte
Adressbuch von 1901Ja
GemeindeHiddesen
Hausnummer070

1818 durch Fürstin Pauline zur Lippe gegründete Hausstätte, Kolonatsnummer 70.

Geschichte

Auf einem Gemeinheitsplatz auf Kosten der Fürstin Pauline zur Lippe 1818 erbaut. Nach Entwurf des Landbaumeisters Wilhelm Tappe.[1]

Zur Hütte ist in den Akten zur Anlegung von Neuwohnerstätten überliefert: "Die Reihe Eichbäume an der Chaußee soll stehen bleiben und muß deshalb mit dem Hüttengarten bis 3 Fuß von deren Stamm zurückgewichen werden, so daß die Größe des Gartens also nur 1 Schl ½ Mtz beträgt. Die ist dem künftigen Besitzer der Hütte bekannt zu machen.".[2] Die Bauarbeiten hatten mit dem Ausschachten des Kellers bereits begonnen, als am 10. April 1818 die seitlichen Nachbarn, Kolon Günther Nr. 20 und Haferbeck Nr. 22, erschienen und erklärten, die Hiddeser Vorsteher hätten, "einseitig, ohne sie zu fragen, einen Platz von der Gemeinheit ausgewiesen, an welchem der Hr. Landbaumeister Tappe ein Probehaus nach seiner neuen Bauart für eine arme Familie zu erbauen gedenke. Obwohl sie des guten Zwecke wegen nichts dabei zu erinnern fänden, wenn an einem unschädlichen Orte diese Ausweisung geschehen, so könnten sie doch unmöglich zugeben, daß jenes Haus, dem auch ein Garten zugelegt werden solle, dicht vor ihren Häusern erbaut werde. Die Nachtheile desselben für ihre Colonate syen gar zu groß; wenn sie z. B. ihr Vieh austrieben, würde es gleich dem Zuschlag zu nahe kommen, ihr Federvieh die etwaigen Hecken überfliegen, sie daher zu dessen Abschaffung genöthiget […] und wollten sie nicht einmal der vielen Nachtheile gedenken, die daraus entspringen würden, wenn ihnen künftig eine arme Familie so nahe wohnen werde." Sie forderten daher, die Bauarbeiten einstellen zu lassen, was am 10.4.1818 bis zur Klärung der Angelegenheit auch geschah. Der Widerspruch wurde zwar abgelehnt, da Günther sehr wohl zugestimmt und sogar den Keller mit ausgegraben hatte und Haferbecks Trift nicht beschädigt würde. Jede Störung gegen die Erbauung wurde sogar mit Leibesstrafe bedroht. Fürstin Pauline war ungehalten über die Einwände der Hiddeser und verfügte: "Die Gründe, warum ich die Tappische Hütte aus der Idee in die Würcklichkeit zu rücken wünsche, machen mir die Bauerschaft und das Amt wo sie erbaut wird, mehr als gleichgültig, nicht aber baldiges Zustandekommen. Ich erwarte also von Seiten des Amts ungezögerte Entscheidung und Nachricht des Erfolgs" (29. April 1818).

Wohl um langwierige Verhandlungen zu vermeiden wurde dann aber ein Platz "ohnweit der Mühle links der Chaussee", höher situiert um einen besseren Keller anzulegen, nur zu teuer, nämlich 220–250 Taler, wofür in Haustenbeck ganze Bauernhäuser von Holz gebaut würden. Kestner, 15.4.1818, an Kammerdirektor Helwing. Pauline ließ die Hütte auf eigene Kosten erbauen, um sie dann an eine arme Familie zu verschenken. Also nicht zwischen Günther und Haferbeck, sondern 52 Schritte östlich vom Mühlenteich und 12 von der Chaussee, 14.4.1818

3 Freijahre.

Im Salbuch von 1827: "70 Die Hütte: Wohnhaus, abgabepflichtig von 1822 an [...] Die Hofgerichtsst[euer]. gelöscht am 11. Jul. 1846".[3] Bzw. im Duplikat: “Die Hütte Ludwig Holste".[4]

Im Salbuch von 1854: "70 Hütte modo Günther".[5]

Gebäude

Kuppelförmige Lehmhütte von rundem Grundriss, drei gleich große Räume. Dazu gehörte eine kleinere gleichartige Hütte als Ziegenstall. Die aus Lehmsteinen mit Strohdachhaube gemauerte Kuppel galt als feuersicher und sollte ein Musterbau für preiswerte Häuser der ärmeren Bevölkerung sein. Die Baukosten betrugen 255 Taler.[6]

Zu Ostern 1819 zog Schneider Remming aus Hiddesen als Mieter ein. Es fand sogar ein Webstuhl in der Hütte Platz. Pauline schrieb an Tappe: "[Die Hütte] ist [...] wohlfeiler und gesünder als die gewöhnlichen kleinen Wohnungen des Landmanns".[7]

Inschriften

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

1818 Fürstin Pauline zur Lippe.

1827 Ludwig Holste".[8]

1854 Günther.[9]

1901 (Adressbuch) Christian Günther, Ziegler; Christof Günther, Leibzüchter.

Literatur

Heinrich August Sievert, Fürstin Pauline zur Lippe und die "Hütte" zu Hiddesen, in: Vaterländische Blätter, Lippisches Magazin, Nr. 6, Detmold 1931, S. 21-26..

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Heinrich August Sievert, Fürstin Pauline zur Lippe und die "Hütte" zu Hiddesen, in: Vaterländische Blätter, Lippisches Magazin, Nr. 6, Detmold 1931, S. 21-26..
  2. LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: II: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 2, 1803-1826, Nr. 52.
  3. LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 41: Salbuch der Vogtei Detmold, 1827.
  4. LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 43: Salbuch der Vogtei Detmold, 1827.
  5. LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 52: Salbuch der Vogtei Detmold, 1854.
  6. Roland Linde/Heinrich Stiewe, Lippe zur Zeit der Fürstin Pauline (Lippische Kulturlandschaften; 46), Detmold 2020., S. 12.
  7. Zit. nach Roland Linde/Heinrich Stiewe, Lippe zur Zeit der Fürstin Pauline (Lippische Kulturlandschaften; 46), Detmold 2020., S. 12.
  8. LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 43: Salbuch der Vogtei Detmold, 1827.
  9. LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 52: Salbuch der Vogtei Detmold, 1854.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns

Seitenhistorie

Seite erstellt am 29.10.2025 von Joachim Kleinmanns

Letzte Änderung am: 12.11.2025 von Joachim Kleinmanns