Hiddeser Straße 110 (Hiddesen): Unterschied zwischen den Versionen
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}}Hof Nullmeier, ehem. Kolonatsnummer Hiddesen Nr. 3. Von einem Vollmeier (1573) im Lauf der Jahrhunderte zum Großkötter (1827) abgesunken. | }}Hof Nullmeier, gegründet vor 1488, ehem. Kolonatsnummer Hiddesen Nr. 3. Von einem Vollmeier (1573) im Lauf der Jahrhunderte zum Großkötter (1827) abgesunken. | ||
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1828 trat die Witwe Nullmeier in die 2. Ehe mit Johann Henrich Liesemeier aus [[Hessloh]], Amt Lage. Sie brachte 5 Kinder mit in diese Ehe, aus der weitere 3 Kinder resultierten.<ref>LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: IV: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 4, 1840-1846, Nr. 71.</ref> | 1828 trat die Witwe Nullmeier in die 2. Ehe mit Johann Henrich Liesemeier aus [[Hessloh]], Amt Lage. Sie brachte 5 Kinder mit in diese Ehe, aus der weitere 3 Kinder resultierten.<ref>LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: IV: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 4, 1840-1846, Nr. 71.</ref> | ||
Infolge der Eheverschreibung des Anerben Jobst Nullmeier mit Wilhelmine Wantrup, Tochter des Leibzüchters Johann Berend Wantrup in Heiligenkirchen Nr. 1, wurden 1840 Bestimmungen über die Nullmeiersche Leibzucht zwischen dem dem Kolon Jobst Henrich Nullmeier und dem damaligen Leibzüchter Johann Henrich Nullmeier verhandelt. Der Interimswirt Nullmeier bezeugte, dass er das Leibzuchthaus gehörig instand gesetzt und durchgebaut hatte. Er gab an, dass er "bis vor 2 Jahren eine Leibzucht halten und 8 Kinder auf dem Hof habe ernähren müssen, von denen 5 Geschwister des Anerben seyen". Er hatte immerhin 4 Pferde, doch lasteten auf dem Kolonat 1.080 Reichstaler Schulden. Den Verhandlungen zugrunde gelegt wurde das Inventar bei Übernahme der Interimswirtschaft am 16.8.1828 und mit dem aktuellen Inventar verglichen. Es hieß: "Daß Haus und Hofinfentarium, ist in so einer Beschaffenheit, das solches zum Betriebe der Bewirthschaftung des Colonats, mit dem dazu vom Wantrupschen Colonate aus Heiligenkirchen [von der Frau des Anerben] nach den Eheprotokoll vom 31ten Juli 1837 | Infolge der Eheverschreibung des Anerben Jobst Nullmeier mit Wilhelmine Wantrup, Tochter des Leibzüchters Johann Berend Wantrup in Heiligenkirchen Nr. 1, wurden 1840 Bestimmungen über die Nullmeiersche Leibzucht zwischen dem dem Kolon Jobst Henrich Nullmeier und dem damaligen Leibzüchter Johann Henrich Nullmeier verhandelt. Der Interimswirt Nullmeier bezeugte, dass er das Leibzuchthaus gehörig instand gesetzt und durchgebaut hatte. Er gab an, dass er "bis vor 2 Jahren eine Leibzucht halten und 8 Kinder auf dem Hof habe ernähren müssen, von denen 5 Geschwister des Anerben seyen". Er hatte immerhin 4 Pferde, doch lasteten auf dem Kolonat 1.080 Reichstaler Schulden. Den Verhandlungen zugrunde gelegt wurde das Inventar bei Übernahme der Interimswirtschaft am 16.8.1828 und mit dem aktuellen Inventar verglichen. Es hieß: "Daß Haus und Hofinfentarium, ist in so einer Beschaffenheit, das solches zum Betriebe der Bewirthschaftung des Colonats, mit dem dazu vom Wantrupschen Colonate aus Heiligenkirchen [von der Frau des Anerben] nach den Eheprotokoll vom 31ten Juli 1837 kommenden Naturalbrautschatzes, gehörig bestehen kann."<ref>LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: IV: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 4, 1840-1846, Nr. 71; Die übrigen Verhandlungen wegen der Leibzucht befinden sich bei den Klageprotokollen v. J. 1840 i. S. Nullmeier ./. Nullmeier.</ref> Hinweise auf die Einschreibung von 8 Brautschätzen des Nullmeierschen Kolonats Nr. 3 zu Hiddesen am 8 resp. 18.4.1840 für die 8 nachgeborenen Kinder (Christoph, Ludwig, Heinrich, Simon, Conrad, Caroline, Friedrich, Wilhelm) finden sich auch 1873 bei einer Kreditaufnahme von 100 Talern bei der Leihekasse. Seine Wirtschaft und Inventarium wurden als "von angemessener Beschaffenheit" bewertet, die Gebäude in gutem Stande, nach der Taxation von 1868 waren sie 4.350 Taler wert. Das Geld wurde benötigt zur Ablösung eines Darlehens des Schmiedemeisters Niemeier vom 23.12.1851.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band VII: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 7, 1865-1872, Nr. 136b.</ref> | ||
1844 erfolgte ein Landverkauf an Kolon Tappe Nr. 32 zu [[Heidenoldendorf]].<ref>LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: IV: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 4, 1840-1846, Nr. 85.</ref> | 1844 erfolgte ein Landverkauf an Kolon Tappe Nr. 32 zu [[Heidenoldendorf]].<ref>LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: IV: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 4, 1840-1846, Nr. 85.</ref> | ||
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1847 Kaufkontrakt zwischen Nullmeier und Kolon [[Hiddeser Straße 147 (Hiddesen)|Deppe Nr. 56]].<ref>LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: V: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 5, 1847-1850.</ref> | 1847 Kaufkontrakt zwischen Nullmeier und Kolon [[Hiddeser Straße 147 (Hiddesen)|Deppe Nr. 56]].<ref>LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: V: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 5, 1847-1850.</ref> | ||
Ebenfalls 1847 Kaufkontrakt zwischen Kolon Nullmeier und | Ebenfalls 1847 Kaufkontrakt zwischen Kolon [Jobst Friedrich Adolph] Nullmeier und [Jobst Henrich] Nullmeier Nr. 3 zu Hiddesen über den Leibzuchtsgenuß auf dem Nullmeierschen Colonat abgeschlossenen Verkauf-Contract, wegen dessen Auswanderung in die USA.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: V: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 5, 1847-1850, Nr. 96.</ref> Nach vorheriger Vernehmung der Vormünder der minderjährigen Kinder des Leibzüchters, Colon Günther Nr. 20 und Gausmann Nr. 6, erklärten diese gegen die Auswanderung ihrer "Pupillen" nach Amerika nichts zu erinnern, da der Stiefvater sie bisher gut erzogen habe. Die Brautschatzforderungen der Kinder sollten bestehen bleiben. Nullmeier bezahlte dem Leibzüchter inkl. 4 Bettstellen und 2 Kleiderschränke 500 Reichstaler, alles andere Inventar durfte der Leibzüchter mitnehmen oder veräußern. Für die Brautschätze der sechs jüngsten Kinder zahlte der Colon Nullmeier dem Leibzüchter Nullmeier 300 Taler Abfindung. Die Summe von 800 Talern war zahlbar am 1.3.1847. Der Leibzüchter konnte bis höchsten 15.4.1847 in der Leibzucht bleiben. Er sollte sich vom 15.3. bis 15.4. in Bremen bereithalten für die Einschiffung. Am 27.1.1847 wurde der Vertrag unterzeichnet. Die 3 älteren [Stief-] Söhne, Heinrich, Simon und Konrad, mussten ihr Einverständnis in die Brautschatzabfindung unterschreiben. Die beiden ältesten standen im militärpflichtigen Alter, ihre Ausreise musste daher vom Militär genehmigt werden. Der ältere hatte gedient, für den jüngeren Sohn musste ein Stellvertreter gefunden werden, was mit Friedrich Philipp Strohmeier aus [[Fromhausen]] geschah, was mit 100 Reichstalern vergütet werden musste. Am 2.3.1847 wurde der Konsens zur Auswanderung erteilt. | ||
Zur Auswanderung siehe auch Fürstlich Lippisches Regierungs- und Anzeige-Blatt Nr. 8 (20.2.1847), S. 125: Col. Nullmeier Nr. 3 zu Hiddesen mit Frau und Kindern und der Soldat Simon Heinrich Christoph Nullmeier von Nr. 3 zu Hiddesen. Die Familie Heinrich Nullmeier erreichte mit dem Schiff "Haidee" am 15.5.1847 den Hafen von New Orleans in den USA.<ref>[http://www.lippe-auswanderer.de/Auswanderer-ABC.pdf]</ref> | |||
1866 Abtretung des Nullmeierschen Kolonats Nr. 3.<ref>LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: VII: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 7, 1865-1872.</ref> | 1848 wurde vom Anerben die Anlegung eines Kottens beantragt, jedoch versagt.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: V: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 5, 1847-1850.</ref> | ||
1866 Abtretung des Nullmeierschen Kolonats Nr. 3 von Jobst Nullmeier an den Anerben Friedrich, 27. Jahre. Jobst Nullmeier trug vor, er beabsichtige demnächst mit seiner Frau die Leibzucht zu beziehen. Der Anerbe Friedrich, 27 Jahre, übernahm den Hof einschließlich aller Schulden. Er hatte den nachgeborenen Kindern (Simon, im 25. Jahre, Henriette, Heinrich, Ernst, Wilhelmine, Julie, Julius und Adolph) bei deren Volljährigkeit statt eines Brautschatzes je 400 Taler zu zahlen. Zur Leibzucht behielten die Eltern sich vor: das ganze Leibzuchthaus mit dem dazugehörigen Hofraum, den Leibzuchtgarten (2-3 Scheffelsaat groß), diverse Ländereien, 2 milchende Kühe, 3 Schafe, 2 ungefähr jährige Schweine. Der Anerbe hatte zudem nach Belieben einen Wagen zur Ausfahrt zu stellen. Der Backofen sollte gemeinschaftlich genutzt werden. In die Leibucht übernommen wurden auch 3 vollständige Betten, vom übrigen Mobiliar und Gerät das Erforderliche. Im Salbuch auf den Sohn umgetragen wurde das Kolonat am 7.4.1866. Die drittjüngste, Julie, heiratete den Kolon Strunk Nr. 5 in [[Wissentrup]], von den 400 Talern resp. 1200 Mark Brautschatz waren im Juli 1877 erst 300 Mark an Julie ausgezahlt worden. Ihr Mann klagte am 14.1.1878 auf Zahlung des Restbetrages.<ref>LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: VII: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 7, 1865-1872.</ref> | |||
==Gebäude== | ==Gebäude== | ||