Teutoburger-Wald-Straße, Parkplatz neben Nr. 5: Unterschied zwischen den Versionen

K
keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 29: Zeile 29:
In der Volkszählung Ende 1648 wird aufgenommen: (Stätte) ''Johan vffm Kirchhoffe, eine Witwe, 1 Kindt, 1 Inliggersche mitt einem Kleinkinde.''<ref>LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1424, S. 327</ref> Unklar bleibt 1651/52 ein Weinkauf zu der Stätte: <ref>LAV NRW OWL, L 89 A, Nr. 176, S. 77</ref>  ''Henrich auffm Kirchhoffe will den Weinkauff dingen, ist ein Hoppenplocker in Hörste. N. Bartoldt auffm Kirchhoffe will nicht zulaßen, das sein Halbbruder Henrich den Weinkauf dingen soll. Wen''(n) ''derselbe soll gedungen werden, will er als der rechte Erbe solches thun.'' Fünf Jahre später bei der Zählung eigenbehöriger Kinder ist weder Henrich noch Bartoldt, sondern ein gewisser ''Jost auff dem Kirchhoffe'' Besitzer der Stätte und hat bereits zwei Söhne im Alter von 3 ½ und 1 Jahr.<ref>LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1424, S. 402</ref>
In der Volkszählung Ende 1648 wird aufgenommen: (Stätte) ''Johan vffm Kirchhoffe, eine Witwe, 1 Kindt, 1 Inliggersche mitt einem Kleinkinde.''<ref>LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1424, S. 327</ref> Unklar bleibt 1651/52 ein Weinkauf zu der Stätte: <ref>LAV NRW OWL, L 89 A, Nr. 176, S. 77</ref>  ''Henrich auffm Kirchhoffe will den Weinkauff dingen, ist ein Hoppenplocker in Hörste. N. Bartoldt auffm Kirchhoffe will nicht zulaßen, das sein Halbbruder Henrich den Weinkauf dingen soll. Wen''(n) ''derselbe soll gedungen werden, will er als der rechte Erbe solches thun.'' Fünf Jahre später bei der Zählung eigenbehöriger Kinder ist weder Henrich noch Bartoldt, sondern ein gewisser ''Jost auff dem Kirchhoffe'' Besitzer der Stätte und hat bereits zwei Söhne im Alter von 3 ½ und 1 Jahr.<ref>LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1424, S. 402</ref>


Etwa 120 Jahre geht es nun in zwar sehr bescheidenen, aber geordneten Verhältnissen auf der Stätte weiter, dann kommt es in den 1780er Jahren zu einer ernsten Schuldenkrise.<ref>LAV NRW OWL, L 108 Lage Fach 2 Nr. 26 Bd. 1 (Kerkhof Nr. 25)</ref> 1787 wird das verkäufliche Inventar der Stätte (1 Kuh, 1 Bett, 1 Oberbett, 2 kupferne Kessel, 1 eiserner Topf) von Amtspersonen ins Gasthaus nebenan geschafft und bereits am nächsten Morgen zwangsverkauft. 1789 steht der Zwangsverkauf des in sehr schlechtem Zustand befindlichen Hauses an. Bei einer Schätzung der Stätte auf 280 Taler werden nur 70 Taler geboten, weniger als die aufgelaufenen Schulden. Daraufhin kommt der Leibzüchter auf der Stätte zum Zuge, der anbietet, diese zusammen mit einem Partner gegen Zahlung der Schulden zu übernehmen. Für Jahrzehnte herrscht danach derartige Armut auf der Stätte, dass noch 1806 die Beerdigung Colona Kirchhof aus Armenmitteln bezahlt werden muss.
Etwa 120 Jahre geht es nun in zwar sehr bescheidenen, aber geordneten Verhältnissen auf der Stätte weiter, dann kommt es in den 1780er Jahren zu einer ernsten Schuldenkrise.<ref>LAV NRW OWL, L 108 Lage Fach 2 Nr. 26 Bd. 1 (Kerkhof Nr. 25)</ref> 1787 wird das verkäufliche Inventar der Stätte (1 Kuh, 1 Bett, 1 Oberbett, 2 kupferne Kessel, 1 eiserner Topf) von Amtspersonen ins Gasthaus nebenan geschafft und bereits am nächsten Morgen zwangsverkauft. 1789 steht der Zwangsverkauf des in sehr schlechtem Zustand befindlichen Hauses an. Bei einer Schätzung der Stätte auf 280 Taler werden nur 70 Taler geboten, weniger als die aufgelaufenen Schulden. Daraufhin kommt der Leibzüchter auf der Stätte zum Zuge, der anbietet, diese zusammen mit einem Partner gegen Zahlung der Schulden zu übernehmen. Für Jahrzehnte herrscht danach derartige Armut auf der Stätte, dass noch 1806 die Beerdigung der Colona Kirchhof aus Armenmitteln bezahlt werden muss.


Dem bereits in den 1780er Jahren finanziell gescheiterten Kötter Johann Berend Wilhelm bleibt nichts erspart. Anfang 1816, ein Jahr vor seinem Tod, begibt er sich auf die Amtsstube in Detmold und erklärt, dass sein 28-jähriger Sohn drei Jahre zuvor heimlich mit einer Frau, mit der er bereits drei Kinder habe, entwichen und deshalb zur Übernahme seiner Stätte ungeeignet sei. Er schlägt statt des Sohnes dessen 24-jährige Schwester Hanna zur Anerbin vor, was vom Amt akzeptiert wird, nachdem der Sohn einem öffentlichen Aufruf, sich binnen eines Vierteljahres zu melden und Stellung zu nehmen, nicht gefolgt ist. So kann ein Ende 1816 einheiratender Schwiegersohn dringend benötigtes frisches Geld auf die Stätte bringen.
Dem bereits in den 1780er Jahren finanziell gescheiterten Kötter Johann Berend Wilhelm bleibt nichts erspart. Anfang 1816, ein Jahr vor seinem Tod, begibt er sich auf die Amtsstube in Detmold und erklärt, dass sein 28-jähriger Sohn drei Jahre zuvor heimlich mit einer Frau, mit der er bereits drei Kinder habe, entwichen und deshalb zur Übernahme seiner Stätte ungeeignet sei. Er schlägt statt des Sohnes dessen 24-jährige Schwester Hanna zur Anerbin vor, was vom Amt akzeptiert wird, nachdem der Sohn einem öffentlichen Aufruf, sich binnen eines Vierteljahres zu melden und Stellung zu nehmen, nicht gefolgt ist. So kann ein Ende 1816 einheiratender Schwiegersohn dringend benötigtes frisches Geld auf die Stätte bringen.
Experten
1.812

Bearbeitungen