Hörster Bruch 8 (Hörste)
Hörster Bruch 8 (Hörste) | |
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Ortsteil | Hörste |
Straße | Hörster Bruch (Hörste) |
Hausnummer | 8 |
Karte | |
Adressbuch von 1901 | Ja |
Gemeinde | Hörste |
Hausnummer | 036 |
Hier befindet sich der ehemalige Halbspännerhof Weeke, früher Hörste Nr. 36.








Geschichte
Die Hypothese, dass die Höfe Weeke (später Nr. 36) und Gees (später Nr. 37) einst durch Teilung eines Hörster „Urhofes“ entstanden sein könnten, wird durch entsprechende Flurbezeichnungen im Ortskern, aber auch durch frühe Salbucheinträge gestützt (vgl. Ortsgeschichte Hörste). Die frühe Entstehung des Hofes wird auch durch die lippischen Landschatzregister bestätigt, in denen der Hof unter Amt Barkhausen als de Weke to Horste bereits 1467 verzeichnet ist. 1617 heißt es unter Vogtei Lage, Bauerschaft Hörste: Weke zu Horste ist ambtfreÿ, gibt den Zehenden dem Kloister Marienvelde, dem Meÿer zue Staplage den Fleischzehenden und ein Huen, dem Chuster 1 Schfl. Rogken. Nach Dettmoldt: 18 Schfl. Hafern; 2 Schfl. Gersten; selbander ein feiste Kuhe; ein Malschwein; 6 Schfl. Schweinhafern; Landschatz 2 ½ Gfl.; Burgfestgeld 1 ½ Tlr.; Malzgeld ½ Tlr.; Hofgerichtsschatz 6 ½ Gr.; zum Kuhegelt ins Ambt Barckhausen pro quota; 4 Huner; halben Spandienst; 3 Tage Burgfest.
Arendt Geerß ist amptfreÿ, gibt dem Kloster Marienvelde den Zehenden. Der Herrschaft gibt er in allen Posten dem Weeken gleich, allein, das er, Gerß, 2 Gfl. Landschatz und also ½ Gfl. geringer gibt.
Die beiden Höfe stellen gemeinsam für die Dienste ein Gespann, werden deshalb als (große) Halbspänner bezeichnet. Die Zugehörigkeit dieser Höfe zum „Amt Barkhausen“, einem frühen Hofverband um das Gut Niederbarkhausen/ in der Grenzregion Lippe/Ravensberg, stellt in Hörste eine Besonderheit dar. Gemeinsam mit zwei weiteren Höfen in der Vogtei Lage, Wissmann zu Ehrentrup und Wissmann zu Wissentrup, stellen sie die Landesverwaltung vor Herausforderungen: 1640 wird im Salbuch der Vogtei Lage zu ihnen nur vermerkt, sie fänden sich in den Oerlinghausischen Registern.[1] 1664 und nochmals 1749 scheint die Abgaben-Erhebung aber unzureichend zu funktionieren; die Steuer-Erhebung durch die Vogtei Oerlinghausen wird nach Gesprächen auf Beamtenebene erneut bekräftigt.[2] Dazwischen (1683 – 1685) hat sich selbst das Reichskammergericht in Wetzlar mit der korrekten Zuordnung der vier Höfe befassen müssen.[3] Erst später setzt wohl ein Umdenken ein; 1787 werden die vier von Alters her dem Amt Barkhausen zugehörigen und dadurch teils/bisher Oerlinghausischen Höfe endgültig in ihre (Standort-) Bauerschaften und damit in die Vogtei Lage umgemeindet.[4][5]
In der Volkszählung 1609 wird Weeke mit Frau, einem Sohn und drei Töchtern genannt und als vermögend eingeschätzt. 1645 hat der jetzt aktive Weeke fünf Kinder, nur 10 Taler an Forderungen ausstehen, selbst aber 400 Taler Schulden bei anderen. 1680 sind an Vieh 4 Pferde, 5 Kühe, 7 Schafe und 9 Schweine auf dem Hof.
Ab etwa 1700 lassen sich die Besitzerfamilien rekonstruieren. Viele überlebende Kinder - eigentlich ein großes Glück - bedeutet zu jener Zeit aber auch sehr hohe Belastungen für den elterlichen Hof bei deren Verheiratung. Zwischen 1730 und 1743 kommen 150 Taler per Brautschatz auf den Hof Weeke, gleichzeitig werden fünf vom Hof weg heiratenden Kindern als Abfindung 1350 Taler (und Vieh) per Eheverschreibung zugesagt - zumeist hälftig sofort bei Eheschließung, zur anderen Hälfte in Raten z. B. über 10 Jahre zahlbar.
Trotz dieser Belastungen lassen die Weekes 1751 ein neues (bis heute erhaltenes) Haupthaus erbauen. Dies und der einige Jahre später beginnende 7-jährige Krieg führen zur völligen Überforderung des Hofes, Schulden werden nicht mehr bezahlt,[6] zahlreiche Auseinandersetzungen mit Gläubigern entstehen.[7] Schließlich wird der Hof Weeke elociert (unter amtliche Zwangsverwaltung gestellt).[8] Der sich stolz „Freimeier“ nennende Johann Henrich Weeke II muss jede Einnahme abführen und darf keinen Taler ohne amtliche Genehmigung ausgeben.
Nach der auf diese Weise über etliche Jahre erfolgten Sanierung wird der Hof noch anderthalb Jahrhunderte in der Familie bewirtschaftet, danach folgt in den ersten Nachkriegsjahrzehnten eine heimatvertriebene Pächterfamilie auf dem Hof Weeke.
Gebäude
Laut Salbuch 1750 sind an Gebäuden auf dem Hof Weeke vorhanden das Wohn Hauß, die Leibzucht, die barg oder Backhauß und der Schoppe(n). Nach in 1781 und 1829 unverändertem Bestand werden im Salbuch 1855 nur noch Wohnhaus und Leibzucht aufgeführt. 1787 wird der Zustand der Gebäude im Rahmen der Zwangsverwaltung wie folgt beschrieben:[9]
1.) Das Meierhaus in Gründen in mittelmäßigen Stande, an dem Strohdache aber 9 ansehnliche Löcher, die aber nach Ausßage des Coloni bei dem neulichen Windsturm noch vergrößert waren. Dies könnte man nun zwar an dem auf dem Dache noch zerstreut liegenden Stroh bemerken. Allein daß der Regen durch das Dach schon seit langer Zeit gedrungen sein mußte, konnte man aus den vermoderten Dielen und aus der ganz löcherichten Deel auch wahrnehmen. Die Esse über dem Feuerherd war zwar in Beschus, der Boden mit Dielen kärglich überlegt, auch kein beweglicher Schirm vor dem Feuerherde angebracht.
2.) Das Leibzuchtshaus ist in Dach und Gründen noch in mittelmäßigem Stande.
3.) Die Barg ganz dachlos und nur die steinerne Mauer mehr da, worin der Backofe sich befindet.
4.) Das zu einer Mühle angelegte, jetzt aber zu einem Kotten aptierte Gebäude ist in gutem Stande und das Dach mit Ziegelsteinen behangen, jedoch fe(h)lt der Giebel , welchen Colonus in diesem Sommer aus den bereits vorrätigen Holtze die Bretter schneiden laßen will.
Aus Gebäudesteuer-Veränderungen geht hervor, dass auf dem Hof Weeke 1885 ein „Durchbau“ des Leibzuchtshauses vorgenommen wird, 1890 erfolgt dann der Neubau eines Schweinehauses.[10]
Das ursprünliche Tor des Meierhauses war offenbar irgendwann zu eng, der Torbogen wurde durch einen größeren schmucklosen aus Stein ersetzt, dann aber bei einer Umgestaltung nach Ende der landwirtschaftlichen Nutzung wieder eingebaut (vgl. Fotos). Das Leibzuchtshaus, ein wohl älterer Fachwerkbau gänzlich ohne Inschriften, steht etwas versteckt hinter Bäumen rechts/nördlich des Haupthauses. Links/südöstlich des Haupthauses erstreckt sich eine mächtige, bruchsteinerne Scheune.
Inschriften[11]
Auf dem Torbogen:
ACH MEIN GOTT WIE GROS IST DEINE GVTE DIE DV VERBORGEN HAST DENEN DIE DICH
FORCHTEN VND ERZEIGEST SIE DENEN DIE FVR DEN LEVTEN AVF DICH TRAVEN FLEISCH
VND BLVT HATTE DAS NICHT GEMEINT MEINE FEINDE HATTENS NICHT GEHOFFET DIE DA SAGTEN ZV MEINER
SEELE SIE HAT KEINE HVLFFE BEI GOTT WIE SOLL ICH DIR DAN VERGELTEN ALLE DEINE WOHLTHAT DIE DV MIR THVST
JOHANN HENRICH MEIR WECKE VND SEINE EHERAVE ANNA MARIA ELISABETH OBERMEIR VON LVCKHAVSEN
HABEN DIS HAVS MIT DER HVLFFE GOTTES LASSEN BAVEN
DEN 7TEN IVLIVS ANNO 1751 M. ERNST SCHLVTER
Über dem Seiteneingang:
WO DER HERR NICHT DAS HAVS
BAVET SO ARBEITEN VMSON.
DIE DARAN BAVEN
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
ca. 1695 – 1727 Johann Cord Weeke (1665 – 1727), ∞ (I) um 1695 NN († 1702/03), ∞ (II) um 1704 Anna Ilsabein Döldissen (1675 – 1756) vom Hof Meier zu Döldissen
Kinder aus 2 Ehen:
- Johann Henrich I,* 1698, Anerbe
- Anna Elisabeth Ilsabein, * 1699, ∞ 1720, wird Düchtingsche in Billinghausen Nr. 3 († 1772)
- Anna Ilsabein, * 1705, ∞ 1730, wird Geessche in Hörste Nr. 37 († 1750)
- Töns Jobst, * 1706, ∞ 1732, wird Bade in Waddenhausen
- Amelie Margaretha, * 1709, ∞ 1742, wird Brinkmannsche in Hiddentrup († 1782)
- Johann Berend, * 1711, ∞ 1742, wird Bekmann in der brand. Senne
- Philip Henrich, * 1714, ∞ 1743, wird Bornmeyer in Oberbarkhausen († 1793)
1727 – 1758 Johann Henrich Weeke I (1698 – 1758), ∞ 1730 Anna Elisabeth Obermeier (1708 – 1769) aus Lückhausen
Kinder:
- Johann Henrich II, * 1733, Hoferbe nach Vertrag von 1760
- Anna Margaretha Elisabeth, * 1737 († 1741)
- Johann Berend, * 1739
- Johann Henrich Philip, * 1742, eigentlicher Anerbe, ∞ 1770, 1774 Gründer der Stätte Hörste Nr. 38
1760 – 1801 Johann Henrich Weeke II (1733 – 1805), ∞ 1760 Anna Margrethe Elisabeth Orbke (1735 – 1806) aus Bechterdissen
Kinder:
- Anna Sophia Elisabeth, * 1761
- Johann Henrich, * 1768 († 1769)
- Anna Maria Sophia Ilsabein, * 1770
- Töns Henrich, * 1774, Anerbe
1801 – 1811 Töns Henrich Weeke (1774 – 1811), ∞ 1801 Anne Marie Elisabeth Obersiebrasse aus Stieghorst; sie ∞ (II) 1811 Wilhelm Christoph Brune (1780 – 1824) aus Fordissen, Amt Heepen
Kinder aus 2 Ehen:
- Friderich Adolph, * 1802
- Caroline Sophie Elisabeth, * 1804
- Johann Henrich Philip, * 1806 († 1806)
- Johann Berend Christoph, * 1807, Anerbe
- Hanne Amalie, * 1812
- Friedich Wilhelm, * 1813, ∞ 1845, Einl. u. Spinner in Hörste († 1888)
1811 – 1824 Wilhelm Christoph Brune (1780 – 1824), eingeheirateter Weeke (s. o.)
1824 – nach 1836 Witwe Anne Marie Elisabeth Weeke, geb. Obersiebrasse (s. o.)
nach 1836 – 1878 Johann Berend Christoph Weeke (1807 – 1881), ∞ 1836 Konradine Henriette Ostmann (1815 – 1864) von Hörste Nr. 14
Kinder:
- Justine Friederike, * 1838, ∞ 1864, wird Brandingsche in Ehrentrup Nr. 3
- Johanne Friederike Juliane, * 1840, ∞ 1873, wird Brinkmannsche in Mackenbruch Nr. 7
- Heinrich Gottfried, * 1843, Anerbe
- Juliana Franziska, * 1845, ∞ 1874, wird Hanningsche in Hörste Nr. 39 († 1878)
1878 – 1904 Heinrich Gottlieb Weeke (1843 – 1904), ∞ 1873 Henriette Caroline Amalie Hollmann (1849 – nach 1924) von Ehrentrup Nr. 6
Kinder:
- Friederike Ottilie Amalie, * 1875
- Reinhard Gottlieb, * 1876 († 1877)
- Emilie Johanne, * 1879, ∞ 1903 K. H. Meier in Mülheim/Ruhr
- Reinhard Gottlieb Adolf, * 1882 († 1883)
- August Gustav, * 1884, Anerbe
- Gottlieb Paul Theodor, * 1885
- Friederike Leandra, * 1888
1904 - 1909 Witwe Amalie Weeke, geb. Hollmann (s. o.)
ab 1909 August Weeke (1884 - ca. 1958), ∞ 1911 Martha Luise Alma Sprute von Mosebeck Nr. 2
Bewohner des Hofes Hörste Nr. 36 (zuvor Währentrup Nr. 4) in Volkszählungen (VZ) und Adressbüchern (AB):
1769 (VZ): 4 (Währentrup) Weeke zu Hörste (Ma + Fr + 1 To unter 10 J.) Ein Freymeyer und der Hoff ist elociret; a) Philip Weeke (Ma + Fr) Ein Einlieger; b) Herm Plöger (Ma + Fr + 1 So üb. 10 J. + 1 So unt. 10 J. + 2 Tö unt. 10 J.) Ein Einlieger
1776 (VZ): 4 (Währentrup) Weeke zu Hörste (Ma + Fr + 1 So unt. 14 J. + 2 Tö) ackert; a) Einlieger Herm Plöger (Ma + Fr + 1 So üb. 14 J. + 1 So unt. 14 J. + 4 Tö) Fischer
1828 (VZ): 36 3 Wohnhäuser, Weeke (Fr + 4 Sö + 2 Tö), Einl. Joh. Henr. Schulte (Ma + 3 Sö); Einl. Hermann Haverjoh (Ma + Fr + 2 Tö); Einl. Witwe Gausmann (Fr + 1 To); Einl. Gerhard Sielemann (Ma + Fr + 2 Sö + 1 To); Einl. Töns H. Großhof (Ma + Fr + 2 Tö)
1900/01 (AB): 36 Weeke, Gottlieb, Landwirth. Weeke, Gottlieb, Ziegelmeister. Brechmann, Hermann, Ziegler. Heumann, Friedrich, Ziegler. Imker, Friedrich, Gendarm. Sturhahn, Friedrich, Ziegler. Sturhahn, Heinrich, Ziegler.
1925/26 (AB): 36 Weeke, Aug., Ldw. -> 155 (Lage); Weeke, Amalie, Witwe; Weeke, Gottlieb, Ziegelmstr. a. D.; Schildmann, Wilhelm, Arbeiter; Vordervenne, Ludwig, Knecht; Sturhahn, Minna, Witwe; Reuter, Gottlieb, Ziegler; Reuter, August, Ziegler; Reuter, Helene, Fabrikarbeiterin; Sturhahn, Frieda, Fabrikarb.; Sturhahn, Fritz, Ziegler
Literatur
Quellen
LAV NRW OWL, D 72 Krawinkel/ Nachlass Heinrich August Krawinkel; hier Kartothek, Blatt Weeke zu Hörste
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ LAV NRW OWL, L 101 C I Nr. 92, S. 142
- ↑ LAV NRW OWL, L 101 C I Nr. 144, S. 87
- ↑ LAV NRW OWL, L 82 / Lippische Reichskammergerichtsakten, Nr. 399
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Fach 21 Nr. 2: Umschreibung der ursprünglich zum Amt Oerlinghausen gehörigen, dann aber dem Amt Detmold inkorporierten Untertanen Kolon Wißmann zu Ehrentrup, Wißmann zu Wissentrup, Gees und Weeke zu Hörste (1785 – 1787)
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 Oerlinghausen / Amt Oerlinghausen Nr. 91: Abtretung der Kolonate Weeke und Geers zu Hörste, Wißmann zu Wissentrup und Wißmann zu Ehrentrup an die Vogtei Lage (1780-1787)
- ↑ LAV NRW OWL, L 83 A, 11 S. 360
- ↑ LAV NRW OWL, L 83 A, 12 W 212
- ↑ LAV NRW OWL, L 92 T 1 Nr. 1236
- ↑ LAV NRW OWL, L 92 T 1 Nr. 1236
- ↑ LAV NRW OWL, L 101 A III, Nr. 212 und Nr. 431
- ↑ ‘‘Hausinschriftensammlung des Genealogischen Arbeitskreises im NHV‘‘