Südworthstraße 43 – 45 (Hörste)

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Südworthstraße 43 – 45 (Hörste)
OrtsteilHörste
StraßeSüdworthstraße (Hörste)
Hausnummer45
Karte
Adressbuch von 1901Ja
GemeindeHörste
Hausnummer055

Hier befand sich ursprünglich die Erbkötter- und Neuwohnerstätte Hanning, teils auch als Gutsförsterei bezeichnet. Später wurde die Stätte zu "Cafe Laura", dann nach dem Krieg ab 1957 zum Kinderheim Eben-Ezer. Die historische Hausnummer dieses Anwesens ist 55.

Schulklassen-Abschiedsfeier im Cafe Laura 1937 (rechts Lehrer Saaksmeier), aus 825 Jahre Hörste - Historische Fotosammlung
Blick auf Cafe Laura / Kinderheim Eben-Ezer (1960er Jahre ?), aus 825 Jahre Hörste - Historische Fotosammlung

Geschichte

Die Stätte mit der späteren Hausnummer 55 hat eine Vorgeschichte als Binnenkotten des Meierhofes Stapelage. Der Zweck dieses Kottenbaues ist an der länger als ein Jahrhundert stets ähnlichen Berufsbezeichnung der Kötter auf der Stätte erkennbar: Sie waren Holzaufseher, Verwalter, Förster, Forstaufseher u. ä.. Für diese Aufgabe ist der Ort, wo der Hauptzugangsweg in die Stapelager Berge (Südworthstraße) in den Wald eintritt, sicherlich prädestiniert. Hier ist bald nach 1800 ein Kotten des Meierhofes entstanden.

Der erste Pächter/Bewohner Johann Hermann Henrich Hanning (1766 – 1834) wird bei seiner Eheschließung 1792 und vier folgenden Kindtaufen bis 1805 noch als Einlieger in Hörste bezeichnet, erstmals Anfang 1807 bei einer weiteren Taufe dann als Neuwohner in Stapelage. Bei seiner zweiten Eheschließung 1813 wird er dann als Hermann Henrich Hanning, Erbkötter auf dem Meyer Colonat zu Stapelage bezeichnet, bei weiteren Taufen 1814 als Neuwohner und Administrator des Meyerhofes, 1817 einfach als Johann Hermann Henrich Hanning aufm Pferdekamp, 1822 als Verwalter hier aufm Meyerhofe und schließlich 1828 als Erbkötter auf No. 1. Im Begräbnis-Eintrag 1834 wird er der Leibzüchter auf der Hanningschen Erbpachtstätte zur Südworth oder dem großen Pferdecampe bei Stapelage genannt.

Im Salbuch von 1781[1] in der ursprünglichen Fassung werden unter Meier zu Stapelage fünf (alte) zum Meierhof gehörige Kotten mit Namen der Erbpächter und Hausnummern genannt (S. 875); später ist darunter nachgetragen: noch 2 binnen Kotten. Offenbar gibt es um 1800 eine starke Nachfrage nach solchen Stätten. Es wird schließlich im Eintrag zum Meierhof (S. 869) verwiesen auf einen Anhang/Nachtrag mit weiteren sieben Binnenkotten (S. 985/986), deren letzter Hermann Hanning ist. Dazu heißt es: 7. Hermann Hanning N. 1. b. Hörste hat in Erbpacht von dem großen Pferdekampe . . . 5 Schfs. Land und . . . ein Stück Wiese, einen Haus- und Hofplatz in der daran gehenden Südworth, die Hude für 2 Kühe und 2 Rinder . . .

Erst im Salbuch von 1855 werden alle 12 Kotten des Meierhofes („in Erbpacht gegebene Stätten“) mit Namen und Hausnummern aufgeführt - als letzter 12. Hanning Nr. 55. Die Stätte Nr. 55 wurde aber bereits 1846 im Salbuch (von 1829) nachgetragen:[2] Nr. 55 Hanning, ein Neuwohner und Straßenkötter, ist ein Erbpächter des Meier zu Stapelage, besitzt (I) ein Wohnhaus, (II) 7 Schfls. Land . . . , prästiert: . . . dem Meier zu Stapelage 1) von den Grundstücken per Schfls. jährlich auf Michael 2 Rthlr, 2) 9 Handdienste in der Erndte . . ., 3) bei Veränderung des Colonats vom Erbpächter eine Pistole (Goldstück zu 5 Taler) und von dessen Ehefrau eine halbe Pistole. Die mehr als hundert Jahre währende Arbeit der Hannings für den (ehemaligen) Grundherrn in Wald und Forst ist also nicht unmittelbar an das Erbpachtverhältnis gekoppelt.

Wesentliche Veränderungen auf der kleinen Stätte am Walde treten um 1930 ein; in einem Rechtsstreit um eine Schankerlaubnis für ein anderes Lokal beschreibt Rechtsanwalt Brandes in Detmold Anfang 1932 die vorhandene Gastro-Szene in Hörste: . . . Ausserdem hat vor etwa 2 Jahren der Eigentümer der alten Gutsförsterei Stapelage, Hanning, Vollkonzession erhalten; hier wird im wesentlichen nur Sommerwirtschaft betrieben.[3] Das neue Lokal namens „Café Laura“ wendet sich nicht nur an Sommergäste, auch Tanzveranstaltungen für einheimisches Publikum finden dort sonntags nachmittags in den 1930er Jahren statt.

Mitte der 1950er Jahre eröffnet sich eine neue Perspektive für das Anwesen Nr. 55: Die Stiftung „Anstalt Eben-Ezer“ in Lemgo hat das Haus „Stapelager Krug“, ehemals Günther Nr. 54, 1955 erworben und dort ein Behindertenheim eingerichtet. Es besteht von dieser Seite weiterer Bedarf, und so kauft Eben-Ezer 1957 auch das „Café Laura“ / die alte Gutsförsterei Stapelage. Bis heute besitzt und nutzt Eben-Ezer das mehrfach umgebaute und erweiterte Anwesen am Waldesrand.

Gebäude

Inschriften

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

ca. 1805 – 1828 (Johann) Hermann Henrich Hanning (1766 – 1834), ab ca. 1805 Erbpächter u. Verwalter a. d. Meierhof, zuvor Einl. in Hörste, ∞ (I) 1792 Anne Catharine Elisabeth Hillbrink aus Hörste (1764 – 1812), ∞ (II) 1813 Wilhelmine Florentine Mellies aus Hiddesen (1788 – 1852)

Kinder aus 2 Ehen:

  • [Amalia Elisabeth, * 1793, † 1798] (nicht auf Stätte Nr. 55 gelebt)
  • Berend Henrich, * 1795, Anerbe
  • Amalia Catharina Ilsabein, * 1798
  • Töns Henrich, * 1803, wird Neuwohner Hörste Nr. 48, † 1886
  • Joh. Friedrich Adolph, * 1807, † 1868 in Asemissen
  • Friderich Wilhelm, * 1814, kauft Stätte Warweg, Billinghausen Nr. 30, † 1886
  • Justine Wilhelmine Henriette, * 1817, † 1894 a. d. Breitenheide
  • Carl Henrich Ludwig, * 1822, † 1845 (Schwindsucht)
  • Heinrich August, * 1828, ∞ 1853, wird Einl. a. d. Röde, Hörste


1828 – 1854 Berend Henrich Hanning (1795 – 1854), Erbkötter u. Holzaufseher, ∞ (I) 1821 Christine Elisabeth Rügener aus Schlangen (1792 – 1827), ∞ (II) 1828 Wilhelmine Florentine Luise Barkemeier von Billinghausen Nr. 8 (1802 – 1833), ∞ (III) 1834 Johanne Wilhelmine Friederike Kalkreiter modo Schäfer aus Stapelage

Kinder aus 3 Ehen:

  • Heinrich August, * 1821, Anerbe
  • Hermann Heinrich, * 1823, Weber, wird Col. Strate Nr. 39 in Hörste, später Colon Nr. 70 in Hörste, † 1887
  • Ludwig Wilhelm, * 1826
  • Ernst Gottlieb, * 1830, wird 1859 Einl. in Hörstmar
  • Johanne Karoline, * 1833, wird vor 1866 Colona Mellies in Helpup
  • NNm, * 1835, † 1835
  • Diedrich Wilhelm, * 1837, Ziegler, ledig, † 1909 als Einl. auf Hörste Nr. 70
  • Friederike Wilhelmine Justine, * 1839, † 1848
  • Simon Ludwig, * 1841, † 1841
  • NNw, * 01/1842 (tot geboren)
  • Friederike Wilhelmine, * 12/1842
  • NNm, * 1845 (tot geboren)
  • Friedrich Adolf, * 1846, † 1846
  • NNm, * 1848 (tot geboren)
  • Karl Friedrich, * 1850, † 1858


1854 – 1880 Heinrich August Hanning I (1821 – 1880), Colon und Förster, ∞ 1854 Hanna Karoline Wilhelmine Limberg aus Pivitsheide VL (1828 – 1905)

Kinder:

  • Heinrich August, * 1855, Anerbe
  • Luise Friederike, * 1858


1882 – 1922 Heinrich August Hanning II (1855 – 1922), Erbpächter und Förster, ∞ 1882 Wilhelmine Justine Beermann (1856 – 1924)

Kinder:

  • Luise Wilhelmine, * 1883
  • Karl August Dietrich, * 1884, Ziegelmeister, † 1914 im Feldlazarett Nr. 10 bei Lodz
  • Auguste Johanne, * 1885
  • Wilhelm August Gottlieb, * 1888, Anerbe, Ziegelmeister


1922 – 1957 Wilhelm August Gottlieb Hanning, * 1888, Colon und Ziegelmeister


Bewohner der Stätte Hörste Nr. 55 in Volkszählungen (VZ) und Adressbüchern (AB):

1828 (VZ): 1 (Meier zu Stapelage) . . . Einl. Berend H: Hanning

1900/01 (AB): 55 (Stapelage) Hanning, August, Förster. Wächter, Friedrich, Ziegelmeister.

1925/26 (AB): 55 (Stapelage) Hanning, Wilh., Kol.; Wächter, Fritz sen., Ziegler; Wächter, Fritz jun., Ziegelmeister

Literatur

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LAV NRW OWL, L 101 C I Nr. 110
  2. LAV NRW OWL, L 101 C I Nr. 119, S. 1762
  3. LAV NRW OWL, L 80.10 Nr. 29

Autor*innen

Dr. Horst Wissbrock