Am Krugplatz 1 (Heiligenkirchen): Unterschied zwischen den Versionen

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==Gebäude==
==Gebäude==
[[Datei:LLB_UO_G_101.jpg|thumb|Ansicht Südosten, 1917. Ölgemälde: Hans Kiewning.]]
Das ursprüngliche Fachwerkhaus, das um 1800 als Leibzucht des Gröpperkrugs eingetragen wurde, ist abgängig und 1926 durch den bestehenden massiven Neubau ersetzt wurden. Zweigeschossiges Wohnhaus aus sichtbarem Bruchsteinmauerwerk (Traufseiten teilweise glatt verputzt), giebelständig zur Straße mit Viertelwalmen, nach Osten zum Bachlauf hoher Erkeraufsatz mit Stuckdekoration im Giebeldreieck, dort Datierung 1926. Darunter im 1. Obergeschoss Balkon mit Balustrade.
Das ursprüngliche Fachwerkhaus, das um 1800 als Leibzucht des Gröpperkrugs eingetragen wurde, ist abgängig und 1926 durch den bestehenden massiven Neubau ersetzt wurden. Zweigeschossiges Wohnhaus aus sichtbarem Bruchsteinmauerwerk (Traufseiten teilweise glatt verputzt), giebelständig zur Straße mit Viertelwalmen, nach Osten zum Bachlauf hoher Erkeraufsatz mit Stuckdekoration im Giebeldreieck, dort Datierung 1926. Darunter im 1. Obergeschoss Balkon mit Balustrade.



Version vom 21. Juni 2023, 20:11 Uhr

Ehem. Heiligenkirchen Nr. 35, ursprünglich Einliegerhaus zum benachbarten Gröpperkrug Am Krugplatz 3 (Heiligenkirchen), dann Schmiede.

Schmiede Conrad Bartels/Warwey (Am Krugplatz 1), 1843

Geschichte

1733 wurde die erste Schmiede im Amt Falkenberg im alten Krug eingerichtet, dazu kam 1776 eine Schleifhütte.

Am 24.8.1814 hat Gastwirt Schürmann zu Hk gegen Höchstgebot von 550 rt vom Schmied Jürgens die Schmiede nebst Zubehör in einer Zwangsversteigerung erstanden, da Jürgens Schulden an Wendt von knapp 45 rt nicht zahlte. Obwohl Regierungskanzlei und Amt wiederholt vor diesem schweren Schritt warnten, blieben die Eheleute Jürgens dabei "die Schmiede und den Garten als Executionsmittel für die (…) Gelder herzugeben und dann mit ihren Effecten von Heiligenkirchen als dem ihnen ganz widrigen Orte wegziehen wollten“ (2.5.1814). Am 22.8.1814 war der dritte und letzte Versteigerungstermin.

Das Haus war taxiert zu 450 rt, Blasebalg und Ambos 16 rt , Garten ungefähr 2 Scheffelsaat 300 rt, am 26.6.1814 taxiert von Zimmermeister Jasper, Maurmeister Althof, Schmiedemeister Conrath Köhne und Landtaxator …oto. Außerdem schuldte Jürgens dem Handelsunternehmen Joel Herford & Comp. 15 rt 21 gr für Eisen und 1 rt 14 gr für halbjährige Zinsen (21.8.1814).

1843 erklärte Gastwirt Wendt der Regierung, er habe vor länger als 30 Jahren Teile des ihm gehörigen Gröpperkrugs an den Schmied Bartels verkauft, nämlich von dem Hofraum etwa ein Drittel zu der jetzt neben dem Krug befindlichen Schmiede und dazu einen Baumgarten am Bosenberge, der er 1693 vom Kolon Dammeier gekauft habe. Das solle im Kataster korrigiert werden, wo unter IV. die jetzige Schmiede noch als Einliegerhaus verzeichnet sei.

Im Salbuch wurde daraufhin der Schmied Bartels als Neuwohner mit der Nr. 43 eingetragen und als Hoppenplöcker und Straßenkötter klassifiziert. Er besitzt ein Wohnhaus (4 rt 18 gr), Hofraum 1 Metze, Baumgarten am Bosenberg 1 Scheffel 4 ½ Metzen Ländereien 27 Scheffel 15 ½ Metzen auf der kurzen Brede bei Wellner und unterm Steinkampe am Wege bei Wellner.

1832 verkaufte Siesenop Nr. 10 dem Schmied Bartels 9 Scheffelsaat Land (Nr. IV. 3 im Kataster) achter dem Berge bei Timmermeyer am Wege von Detmold nach Heiligenkirchen für 405 rt. Sisenop musste die Genehmigung seiner Creditoren beibringen. Verkauf zur Zahlung von Schulden. 2.5.1832 wurde die Genehmigung der Regierung erteilt. Erneut 1838 und 1941 kaufte Bartels von Siesenop Nr. 10 Land "achter dem Berge bei Timmermeier".

1845 kam es zu einem zweifachen Eigentümerwechsel des Kolonats Nr. 35. Der Schmied Heinrich Bartels erschien mit Ehefrau und Tochter Henriette am 31. März 1845 auf dem Amt und erklärte, er trete die Stätte an seine Tochter und ihren Bräutigam Conrad Heinrich Ahrens aus Brake ab. Der Vertrag wurde am selben Tag aufgesetzt. Ahrens hatte demnach jedem der sechs Geschwister seiner Braut bei deren Verheiratung oder Großjährigkeit 50 Reichstaler zu zahlen (bei Tod eines Geschwisters sollte diese Summe auf die anderen aufgeteilt und die Beerdigungskosten übernommen werden). Ahrens übernahm alle auf dem Kolonat lastenden Schulden (Bartels verpflichtete sich, binnen vier Wochen dem Käufer eine Liste seiner Schulden zu übergeben), verzichtete auf alles Inventar mit Ausnahme des Schmiedegeschirrs und des Viehs. Sollte Bartels Sohn Theodor Lust haben, das Schmiedehandwerk zu erlernen, so hatte ihn Ahrens unentgeltlich in die Lehre zu nehmen. Er verpflichtete sich außerdem, die Leibzucht zu gewähren, bis der Letztlebende verstarb. Die Leibzucht bestand vertraglich aus:

a) das halbe Haus, d. h. die nach Osten liegende Stube und Kammer, die Kammern darüber, eine Bühne zur Aufbewahrung von Streuwerk, Bodenraum, Keller unter der Stube, Stallung für 1 Kuh und 1 Schwein.

b) vom Hofraum Platz für eine Mistgrube und das nötige Holz

c) im Garten am Bosenberg das mittlere Stück.

d) an Ländereien 7 Scheffelsaat hinterm Berge und zwar die hintern Stücke an Timmermeiers Land

e) vom Holz den 3. Teil, wenn was gehauen wird

f) vom Obst den 3. Teil

g) eine Kuh in die Weide, wo der Colon sein Vieh weidet

h) der Leibzüchter nimmt das vorhandene Inventarium nebst einer Kuh mit auf die Leibzucht, jedoch fällt die Kuh nach dem Versterbenden des Letztlebenden an die Güter zurück, wogegen der Colon die Beerdigungskosten der beiden Leibzüchter übernimmt.

i) zahlt der künftige Kolon dem auf die Leibzucht weichenden jetzigen Schmied Bartels oder dessen Witwe bis zu ihrem Tode jährlich 30 rt und zwar vierteljährig 7 rt 18 mgr. (hierzu verkündete Bartels, er verlange die angeführten 30 Reichstaler nicht, sondern eine Vergütung, wenn er arbeite).

Die 300 Reichstaler für die anderen Kinder (für jedes 50) und die reservierte Leibzucht würden eingetragen. Ahrens war mit seinem Vater, dem Leibzüchter Heinrich Ahrens Brake Nr. 60, erschienen, welcher erklärte, sein Sohn besitze 450 Reichstaler, denn er will seinem Sohn außer einem Brautwagen 400 Reichstaler bares Geld mitgeben, zu welchem noch 50 Taler kämen, die sein Sohn an Hackemack in Brake verliehen habe. Am 8. April 1845 genehmigte die Regierung sowohl den Kaufvertrag als auch die Verheiratung. Nur sechs Wochen später, am 21. Mai 1845, verkaufte Conrad Ahrens, nun Bartels und Neuwohner Nr. 35, sein jüngst erworbenes Wohnhaus nebst Hofraum und 3 Scheffelsaat Land (IV. 3. 1 Sch. 3 3/4 M. "unterm Steinkampe am Wege bei Wellner" und IV. 2. "auf der kurzen Brede bei Wellner" zu 9 Sch 1 ¼ M, zusammen 3 Sch.) für 655 Reichstaler an den Nachbarn, Gastwirt Heinrich Wendt. Von seinen Ländereien behielt er einen Rest von 1 Scheffelsaat 4 ¼ Metzen zum Hausbau: "Der Verkäufer bemerkte noch, daß er ein neues Wohnhaus in seinem Baumgarten am Bosenberge N. III Cat. zu erbauen u. eine Neuwohnerstätte zu errichten Willens sey, wozu er hiermit zugleich die Erlaubniß nachsuchen wolle. Mit dem Kaufgelde gedenke er die Baukosten zu bestreiten." Conrad Bartels Schwiegervater, der Leibzüchter Heinrich Bartels, genehmigte den Verkauf. Entweder hatte Wendt die Leibzuchtpflicht mit gekauft oder Bartels sen. war eine gleichwertige Leibzucht im Neubau zugesagt.

1873 war die Stätte Eigentum von Siesenop modo Neumann Nr. 10, welcher diese an den Maurer August Warwey (Warweg) für 688 rt. verkaufte (LAV NRW OWL, L 108 Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 8, Band VI, 86).

Bewohner:innen

1823: Witwer (seit 28.5.1823, 1. Ehe 23.5.1817) Schmied Heinrich Bartels (10.2.1779–17.2.1855) in Heiligenkirchen oo 30.12.1823 Caroline Marie Elisabeth Kampen (10.10.1796–?), des Bürgers Cord Kampen in Barntrup ehel. Tochter.

1828 Volkszählung: 1 Wohnhaus, 2 Haushalte: Schmidt Bartels mit Frau und 3 minderjährigen Töchtern sowie Einliegerin Köhne; zweiter Haushalt: Einliegerin Schlingmann mit Sohn und Tochter.

1843 Conrad Bartels.

1845 Henriette Bartels und Conrad Heinrich Ahrens aus Brake.

1845: Konrad Heinrich Arends (23.2.1822–?), ehel. Sohn des Hinrich Albrecht Arends in Brake und der Luise Blattgerste oo 20.6.1845 Caroline Luise Henriette Bartels (5.7.1824–10.2.1856 in Vahlhausen/Amt Detmold), ehel. Tochter des Heinrich Bartels, Schmied in Heiligenkirchen.

1865 Friedrich Tappe.

1867 (1869?) Erbteilung Wilhelm Wendt, Pastor zu Kirchdonop und Witwe Dr. Charlotte Lohmeier geb. Wendt

1872 Ankauf durch Colon Ernst Neumann, Nr. 10

1873 Maurer August Warweg (Salbuch 1854).

1874: Maurer und Kolon Friedrich August Warweg (12.6.1847–7.12.1889), Sohn der Luise Wilhelmine Warweg zu Heiligenkirchen, oo 18.10.1874 Caroline Wilhelmine Henriette Hanning (27.1.1849–2.5.1880), ehel. Tochter des Kolons Adolf Hanning Nr. 87 zu Haustenbeck.

1894 H. Warweg, dann Fritz Warweg, Witwe Warweg.

1901 (Adressbuch): Maurer Friedrich Warweg; Maurer Karl Grote.

1919 (Volkszählung): Maurer Fritz Warweg mit Frau Auguste, Töchtern Auguste, Lina und Lischen, Sohn Friedrich und Großmutter Witwe Henriete Warweg (* 8.5.1837); Arbeiter Heinrich Huchthausen mit Frau Marie und Sohn Heinrich.

Gebäude

Ansicht Südosten, 1917. Ölgemälde: Hans Kiewning.

Das ursprüngliche Fachwerkhaus, das um 1800 als Leibzucht des Gröpperkrugs eingetragen wurde, ist abgängig und 1926 durch den bestehenden massiven Neubau ersetzt wurden. Zweigeschossiges Wohnhaus aus sichtbarem Bruchsteinmauerwerk (Traufseiten teilweise glatt verputzt), giebelständig zur Straße mit Viertelwalmen, nach Osten zum Bachlauf hoher Erkeraufsatz mit Stuckdekoration im Giebeldreieck, dort Datierung 1926. Darunter im 1. Obergeschoss Balkon mit Balustrade.

Quellen

L 101 C I Nr. 45: Salbuch 1782 1829, 236

Volkszählung 1828 (L 92 Z IV, Nr. 34, S. 226)

L 92 T 1 Nr. 382 und 411), 1843–1847.

Bildquellen

LLM: 86/97: EMIL ZEIß, Schmiede, im Hintergrund die Brücke, 1808, 18. 7., Aquarell, 15,1 x 24,2 cm, WV 397

LLB: UO G 25: H[ANS] KIEWNING, Fachwerkhäuser an der Brücke, Öl a. Lw., 1917 (rechtes Haus).