Währentruper Straße 88 (Hörste): Unterschied zwischen den Versionen

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}}Unter dieser Adresse findet sich der Hof Krawinkel, 1781 als ''großer Halbmeyer'' bezeichnet, ehemals Hörste Nr. 2.
}}Unter dieser Adresse findet sich der Hof Krawinkel, 1781 als ''großer Halbmeyer'' bezeichnet, ehemals Hörste Nr. 2.
[[Datei:Krawinkel von Osten.jpg|mini|Hof Krawinkel in der Senke aus Richtung Stapelage (Osten), 2025, Foto: Dr. Horst Wissbrock]]
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[[Datei:Hof Krawinkel.jpg|mini|Hof Krawinkel - heute Reiterhof/Reitanlage: Wohnhaus; seitlich Wirtschaftsgebäude, diese großenteils als Pferdeställe genutzt, 2025, Foto: Dr. Horst Wissbrock]]
[[Datei:Krawinkel Leibzucht.jpg|mini|Hof Krawinkel, ehemaliges Leibzuchtshaus von 1834, 2025, Foto: Dr. Horst Wissbrock]]
==Geschichte (nach Aug. Kr.)==
==Geschichte (nach Aug. Kr.)==
Ursprünglich waren die Grafen von Ravensberg Grundherren des Hofes Krawinkel, was aus einem Erbvertrag von 1226 hervorgeht. Auf nicht belegte Weise ist der Hof dann bald nach der Gründung des Stiftes St. Marien zu Bielefeld (1293) zu dessen Eigentum geworden.
Ursprünglich waren die Grafen von Ravensberg Grundherren des Hofes Krawinkel, was aus einem Erbvertrag von 1226 hervorgeht. Auf nicht belegte Weise ist der Hof dann bald nach der Gründung des Stiftes St. Marien zu Bielefeld (1293) zu dessen Eigentum geworden.

Version vom 31. März 2025, 10:02 Uhr

Währentruper Straße 88 (Hörste)
OrtsteilHörste
StraßeWährentruper Straße (Hörste)
Hausnummer88
Karte
Adressbuch von 1901Ja
GemeindeHörste
Hausnummer002

Unter dieser Adresse findet sich der Hof Krawinkel, 1781 als großer Halbmeyer bezeichnet, ehemals Hörste Nr. 2.

Hof Krawinkel in der Senke aus Richtung Stapelage (Osten), 2025, Foto: Dr. Horst Wissbrock
Hof Krawinkel in der Senke aus Richtung Währentrup (Westen), links Reithallen, 2025, Foto: Dr. Horst Wissbrock
Hof Krawinkel - heute Reiterhof/Reitanlage: Wohnhaus; seitlich Wirtschaftsgebäude, diese großenteils als Pferdeställe genutzt, 2025, Foto: Dr. Horst Wissbrock
Hof Krawinkel, ehemaliges Leibzuchtshaus von 1834, 2025, Foto: Dr. Horst Wissbrock

Geschichte (nach Aug. Kr.)

Ursprünglich waren die Grafen von Ravensberg Grundherren des Hofes Krawinkel, was aus einem Erbvertrag von 1226 hervorgeht. Auf nicht belegte Weise ist der Hof dann bald nach der Gründung des Stiftes St. Marien zu Bielefeld (1293) zu dessen Eigentum geworden.

Von 1418 liegt der früheste Meierbrief des Hofes vor, der hier an einen Hermann, Sohn des Meiers zum Uphofe, vergeben wird. Dergleichen Dokument ist nach langer Pause wieder von 1476 erhalten; hier werden Deppe zum Krawinkel und seine Frau Aleke als neue Hofbesitzer (= Pächter) genannt. Sie sind „neue Leute“, waren zuvor dem Kloster Marienfeld eigen - sind also keine Nachfahren ihrer Vorgänger auf dem Hof. 1547 besitzt wiederum ein Hermann zum Krawinkel den Hof.

1552 beginnt mit dem Aufzug des freien Hans Nieweg aus Lieme als Meier zum Krawinkel erstmals eine Periode von mehr als hundert Jahren, in der nachweislich mehrere Generationen einer Familie nacheinander den Hof Krawinkel besitzen. Tüchtige Meier und gute Zeiten lassen den Hof bis in die frühen Jahre des Dreißigjährigen Krieges gedeihen, dann wird beides - die Meier und die Zeiten - merklich schlechter: In den 1630er Jahren kann die Pacht nicht vollständig gezahlt werden, Schulden auf dem Hof sammeln sich an. Missernten kommen hinzu und verschlechtern die wirtschaftliche Situation weiter.

1661 übergibt Hans (III) den Hof an seinen Sohn Christoph, der nach August Kr. als engagiert und bemüht, aber auch als in seinen Fähigkeiten begrenzt angesehen werden kann. Die einheiratende Meierin bringt zwar eine ansehnliche Mitgift von 400 Talern auf den Hof, die allerdings nur zum kleineren Teil sofort gezahlt wird. Mit den Jahren wird die Situation stetig schlimmer: Die Gläubiger drängen auf Zahlung, unterlassene Reparaturen führen zu verfallenden Gebäuden, Vieh wird in der Not veräußert, Äcker können mangels Saatgut nicht bestellt werden, Wald wird ohne Rücksicht auf die Zukunft abgeholzt - die Wirtschaft des Hofes geht zurück, die Schulden aber steigen weiter. Schließlich steht der Hof mit der damals ungeheuren Summe von mehr als 4000 Talern in der Kreide, und der Grundherr und zugleich größte Gläubiger - das Kapitel in Bielefeld - entschließt sich, ein Abmeierungsverfahren gegen Christoph einzuleiten. Nach sechs Prozessjahren wird 1689 die Abmeierung vollzogen; Christoph muss seine letzten Lebensjahre auf die Leibzucht und von dort seinen bisherigen Hof unter der Regie eines neuen, fremden Meier miterleben.

Mit Johann Berend Niebuhr ist wohl ein passender Mann für die herausfordernde Aufgabe als Meier (d.h. fähiger und hart arbeitender Sanierungsmanager) für den Hof Krawinkel gefunden.

( B A U S T E L L E )

Gebäude

Laut Salbuch 1640 gab es zu jener Zeit auf dem Hof Krawinkel 3 gebuwete vnnd ein backhauß, dazu 2 dieche zu 200. Karp(f)en zusammen. Im Salbuch 1685 wird das Gleiche vermerkt. 1731 werden 5 Gebäude genannt; im Messbuch von 1752/53 und in den Salbüchern 1781 und 1829 wird genauer spezifiziert: Wohnhaus, Leibzucht, Pferdehaus, Schafstall und Schoppen. 1855 wird nur Wohnhaus und Leibzucht aufgeführt.

Nach Aug. Kr. sind die Gebäude des Hofes Krawinkel in den von Konflikten, Nöten und Niedergang geprägten hundert Jahren (ca. 1650 – ca. 1750) sämtlich derart ruiniert worden, dass sie von Meier Johann Christoph in den ersten besseren Jahrzehnten ersetzt/neu erbaut werden mussten. Nach mehr als 100-jähriger Nutzung und auch wegen veränderter Bedarfe/Wirtschaftsweisen hat dann nach Aug. Kr. im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wieder eine umfassende Erneuerung der Hofgebäude stattgefunden.

Einzelne bauliche Maßnahmen aus den Jahren 1880 bis 1905 sind aus angezeigten Gebäudesteuer-Veränderungen zu ersehen: [1] [2]

1885 Kornhaus (massiv / Ziegeldach / Zustand mittel) diente zur Aufbewahrung von Korn I Abbruch

1885 Leibzucht ( Fachwerk / Ziegeldach in Kalk / Zustand gut), 2 heizbare Stuben, . . . Boden u. Stallung I Vergrößerung

1886 Dreschhaus mit Anbau (massiv / Ziegeldach in Kalk / Zustand gut), Wagenremise als Anbau an das Dreschhaus mit Anbau I Anbau

1891 Viehhaus I Neubau

1899/1900 Viehhaus I Vorbau

1900 Kotten I Neubau

1901 Schweinehaus I Abbruch

1901/02 Wohnhaus I verbessert

1901/02 Feldscheune I Neubau

Die vor/um 1900 entstandenen heutigen Gebäude grenzen von drei Seiten einen nahezu quadratischen Hofplatz an der Währentruper Straße ein - das Wohnhaus der Straßenseite gegenüber hinter dem Platz, die Wirtschaftsgebäude links und rechts davon. Einzig ein verbliebenes Fachwerkhaus von 1834 - wohl die 1885 vergrößerte Leibzucht - liegt (von der Straße aus rechts) hinter den U-förmig arrangierten neueren Bauten.

Auch die jüngste Nutzungsänderung/Entwicklung des Hofes in den letzten Jahrzehnten zu einem ausgeprägten Reiterhof hat bauliche Spuren hinterlassen: Zwei große Reithallen hinter dem Hof fallen ins Auge; in den meisten Wirtschaftsgebäuden und dem Fachwerkhaus sind Pferde bzw. Pferdeställe erkennbar.

Inschriften[3]

IM JAHRE 1834 DEN 18 TEN JUNIUS HAT ADOLPH LUDEWIG KRAWINKEL
GEBOHRNER BRINKMEIER AUS HARDISSEN UND CONRADINE FRIEDERIKE
VOGELSANG DIESES HAUS MIT GOTT UND BEIHILFE IHRER KINDER BAUEN
LASSEN SPRÜCHE KP 24 V 27 UND KP 28 V 10 RICHTE DRAUSSEN DEIN
GESCHÄFT AUS UND BEARBEITE DEINEN ACKER DANACH BAUE DEIN HAUS

Torbogen des Hofes Hörste ehem. Nr. 2, Foto: Hans-Christian Schall, 2010

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

Die Meier des Hofes Krawinkel und ihre Familien (u. a. nach Aug. Kr.):


1. 1418 erwähnt: Hermann von dem Uphofe (wird Meier zum Krawinkel)


2. 1476 erwähnt: Deppe mit seiner Frau Aleke (wird Meier zum Krawinkel)


3. 1547 erwähnt: Hermann (ist Meier zum Krawinkel)


4. 1552 – ca. 1590 Hans Nieweg aus Lieme (= Hans Meier zum Krawinkel (I))

Kind:

Hans (II) (Anerbe)


5. ca. 1590 – 1620 Hans Meier zum Krawinkel (II) (Sohn des Vorangehenden)

Kinder:

Anna (heiratet vor 1620 a. d. Hachhof)

Jobst (später Bürger in Lemgo)

Hans (III) (Anerbe)


6. 1620 – 1661 Hans Meier zum Krawinkel (III), † 1667 (Sohn des Vorangehenden, ∞ 1621 Ilsabein Barkhausen)

Kinder:

Anna (heiratet 1645 auf Hof Kuhlmann in Leese)

Katharina (heir. 1656 auf das Gut Röhrentrup)

Christoph (Anerbe)


7. 1661 – 1689 Christoph Meier zum Krawinkel (1689 abgemeiert) (Sohn des Vorangehenden, ∞ Anna Barkholz)

Kinder:

Johann Henrich (* 1670, 1715 genannt als Tischlermeister in Barntrup)


8. 1690 – 1703 (Neubemeierung) Johann Berend Niebuhr aus Bechterdissen (* 1655, † 1703), ∞ 1680 Anna Ilsabein Vinnen (* 1662, † 1738)

Kinder:

Tönnies, * 1685, † 1715

(Tochter 1)

(Tochter 2)

Henrich Berend (Heinrich Bernhard), * 1693

Johann Tönnies (ab 1728 beim preuss. Militär, † 1742 in Perleberg)

Johann Behrend, * 1702, eigentlicher Anerbe, ∞ vor 1735 Tochter des Ostmann zu Währentrup, lebt später in Pivitsheide


9. 1704 – 1718 (Interimswirt) Johann Wilhelm Abhüpf aus Lensinghausen (Ravensberg) (* 1680, † 1729), ∞ 1704 Witwe Anna Ilsabein Krawinkel, geb. Vinnen


10. 1718 – 1723 und 1737 - 1752 Henrich Berend Niebuhr, Meier z. Krawinkel (* 1693, † 1752), Stiefsohn des Vorgängers (1723 abgemeiert, 1728 – 1736 beim preuss. Militär, übernimmt den Hof 1737 erneut), ∞ 1718 Anna Elisabeth Meise aus Hovedissen (* 1692, † 1761)

Kinder:

Anna Maria Elis., * 1719, ∞ 1754 Joh. Töns Niemann zu Währentrup, † 1792 in Währentrup

Johann Henrich, * 1721, wird Schulmeister in Asemissen

Johann Christoph, * 1723, Anerbe

Anna Catharina, * 1725, † 1736


11. 1752 – 1761 (Interim) Witwe Anna Elisabeth Krawinkel, geb. Meise


12. 1761 – 1798 Johann Christoph (* 1723 , † 1798), Sohn der Vorangehenden, ∞ 1761 Anna Ilsabein Gees aus Hörste (* 1731, † 1813)

Kinder:

Wilhelmine Ernestine, * 1762, 3 Ehen, † 1804

Friedrich Herm Christopher, * 1765

Henriette Amalia Sophie, * 1768

Simon August, * 1770 (Zwill.), † vor 1799

Friedrich Wilhelm, * 1770 (Zwill.), Anerbe


13. 1798 – 1813 Friedrich Wilhelm (* 1770, † 1813), Sohn der Vorangehenden, ∞ 1800 Konradine Vogelsang aus Wellentrup (* 1783, † 1837)

Kinder:

Friedrich Wilhelm, * 1801, † 1801

Franziska Konradine Henriette, * 1803

Friedrich August, * 1805, Anerbe


14. 1814 – 1835 (Interimswirt) Adolf Ludwig Brinkmeier aus Hardissen (* 1784, † 1858), ∞ 1814 Witwe Konradine Krawinkel, geb. Vogelsang

Kinder:

Florentine Charlotte Amalie, * 1816

Karoline Friederike, * 1818


15. 1835 – 1866 Friedrich August (* 1805, † 1876), Stiefsohn des Vorgängers, ∞ 1835 Friederike Riekehof aus Wellentrup (* 1811, † nach 1875)

Kinder:

Joh. Konradine Friederike, * 1836, ∞ 1860 K. A. A. Stenneberg, Papierfabrikant

Adolf Ludwig, * 1839, Anerbe

Heinrich August, * 1843

Gottlieb Friedrich, * 1847, † 1914

Johanne Friederike, * 1849, ∞ 1870 F. A. Günther, Kfm. in Stapelage, † 1901

Emilie Juliane, * 1851

Emilie Pauline Johanne, * 1853, † 1858


16. 1866 – 1903 Adolf Ludwig (* 1839, † 1916), Sohn der Vorangehenden, ∞ 1867 Johanne Wissmann aus Wissentrup (* 1840, † 1909)

Kinder:

Luise Friederike, * 1867

August Ludwig, * 1868, † 1878

Johanne Wilh. Pauline, * 1871, † 1910 in Brake

Friedrich Adolf, * 1873, Anerbe


17. 1903 – 19xx Friedrich Adolf, Sohn der Vorangehenden, ∞ 1900 Bertha Limperg (* 18xx)

Kinder:

Margarethe Anneliese Hildeg. Bertha, * 1909

Walter Kurt, * 1912



- Adressbuch 1901:

2 (Krawinkel) Krawinkel, Adolf, Landw.

Böhmer, Gottlieb, Ziegelmeister.

Heidsiek, Wilhelm, Tagelöhner.

Sielemann, Christoph, Ziegler.

Stöppler, Hermann, Ziegelmeister.

Wiemann, August, Ziegler.


- Adressbuch 1926:

2 (Krawinkel) Krawinkel, Adolf sen., Landw., -> 150 (Oerlinghausen)

Krawinkel, Adolf jun., Landwirt

Heidsiek, Wilhelm, Knecht

Heidsiek, Hermann, Arbeiter

Heidsiek, Adolf, Arbeiter

Thies, Mathilde, Näherin

(Uekenpohl) Thies, Minna, Kriegerwitwe

Literatur

Quellen

H. August Krawinkel: Hof Krawinkel; in: Mitteilungen aus der lipp. Geschichte und Landeskunde Bd. 10 (1914), S. 109 – 151 (Download) (hier mit "Aug. Kr." gekennzeichnet)

Heinrich August Krawinkel (* 1881 in Lage, † 1954 in Hamburg), dessen Vater Gottlieb Kr. vom Hof Krawinkel stammte, war ein historisch und genealogisch interessierter Berufschullehrer und –direktor in Detmold und Hamburg. Er hat das umfangreiche Archivgut zu dem Hof zu einer gleichermaßen präzisen wie spannenden, lebendig geschriebenen Hofgeschichte geformt. Sein genealogischer Nachlass liegt im Detmolder Landesarchiv (LAV NRW OWL, D 72 Krawinkel/ Nachlass Heinrich August Krawinkel).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LAV NRW OWL, L 101 A III, Nr. 431
  2. LAV NRW OWL, L 101 A III, Nr. 212
  3. ‘‘Hausinschriftensammlung des Genealogischen Arbeitskreises im NHV‘‘

Autor

Dr. Horst Wissbrock

Seitenhistorie

Seite erstellt am 23.01.2025 von Dr. Horst Wissbrock

Letzte Änderung am: 31.03.2025 von Dr. Horst Wissbrock