Krumme Straße 32 (Detmold): Unterschied zwischen den Versionen
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"Dr. Hermann. Ehem. Ackerbürgerhaus von 1673, Dreiständerbau, Tor klassizistisch zugebaut, Saalanbau 18. Jh. in Fachwerk mit schönem Treppenhaus. Linke Traufe seit Durchstich Freiligrathstraße freiliegend. 1978/79 innen weitgehend durchgebaut, Diele im Erdgeschoss zum Laden eingerichtet, Tor wieder geöffnet, seitlich und an der Traufe Schaufenster eingebaut. Treppenhaus erhalten. Fassaden renoviert."<ref>Westfalen 1984, S. 443.</ref> | "Dr. Hermann. Ehem. Ackerbürgerhaus von 1673, Dreiständerbau, Tor klassizistisch zugebaut, Saalanbau 18. Jh. in Fachwerk mit schönem Treppenhaus. Linke Traufe seit Durchstich Freiligrathstraße freiliegend. 1978/79 innen weitgehend durchgebaut, Diele im Erdgeschoss zum Laden eingerichtet, Tor wieder geöffnet, seitlich und an der Traufe Schaufenster eingebaut. Treppenhaus erhalten. Fassaden renoviert."<ref>Westfalen 1984, S. 443.</ref> | ||
Das niedrige Vorderhaus war ursprünglich ein zweischiffiges Dielenhaus mit linkssseitiger Diele von fünf Fachen Länge, erbaut wohl kurz nach dem Stadtbrand von 1547. Bei der Entkernung während der Sanierung 1978 waren im Wandgefüge der Traufwand zur Freiligrathstraße kurzfristig verdeckte und gekehlte Kopfbänder sichtbar, diese Gefügemerkmale sprechen für eine Datierung um die Mitte des 16. Jahrhunderts (die Zwischenständer in den weiten Fachen wurden vermutlich später eingefügt). Die rechte Außenwand ist eine massive Bruchsteinwand, die möglicherweise von einem älteren Vorgängerbau aus der Zeit vor dem Stadtbrand 1547 übernommen worden ist. Die am Torbogen 1617 datierte Fassade mit Spätrenaissance-Dekor auf den beiden Giebelvorkragungen wurde nachträglich vorgebaut (Inschrift und Teile der Jahreszahl bei Sanierung 1978 ergänzt, s. unten, wäre zu überprüfen). Sie ersetzt eine ältere Fassade der Bauzeit um oder nach 1547 (vgl. [[Krumme Straße 44 (Detmold)|Krumme Straße 44]] von 1547). | |||
Grundriss: Ehemals linksseitige Diele, rechts Seitenschiff mit straßenseitiger Stube und anschließender Kammer, dahinter vermutlich ursprünglich offene Küchenlucht von zwei Fachen (später durch verlängerte Seitenschiffwand geschlossen). Wohl im späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert erfolgte ein Umbau zum Mittelflurhaus mit einer zweiten, schmaleren Stube links und einer zweiflügeligen Haustür mit Oberlicht anstelle des Dielentores. Die barocke Stuckdecke der rechten, älteren Stube mit umlaufendem Stuckrahmen und ovalem Stuckprofil in der Mitte ist unter der heutigen, modernen Verkleidung erhalten. Der frühere Ofenstandort an der Wand zum Flur mit Fliesenspiegel (holländische Fliesen? - vgl. Foto von F. Düstersiek) wurde wohl schon früher beseitigt. Der größere Stubenschornstein der späteren linken Stube mit einer Heizöffnung ("Vorgelege") für einen Hinterladerofen ist noch vorhanden. Beide Schornsteine waren ursprünglich im Dachraum zu einem Schornstein zusammengeführt, der knapp links vom First austrat. Die Wände zum früheren Flur wurden bei der Sanierung 1978 weitgehend aufgebrochen und durch historisierende Unterzüge mit Kopfbändern ersetzt, um einen großen Ladenraum zu schaffen. Die verglasten Trennwände mit Türen und Wandschränken zwischen den beiden Stuben und den anschließenden Kammern (vgl. die Fotos von F. Düstersiek) waren wohl schon vorher beseitigt worden. | |||
Das deutlich höhere, zweistöckige Hinterhaus von acht schmalen Fachen Länge ist in die erste Hälfte bis Mitte des 18. Jahrhunderts zu datieren, der südliche Giebel wurde möglicherweise später abgewalmt. Auffällig ist die über vier Kopfbändern zur Freiligrathstraße weit vorkragende Dachtraufe im Bereich des schmaleren rückwärtigen Saalbaus, die einen Wetterschutz für den früheren hofseitigen Hinterausgang der Küche bildet. Das Hinterhaus enthält eine aufwendige Treppenanlage an der linken Seite der früheren Kaminküche. Die frühere Küche ist durch spätere Kammereinbauten verbaut, der Doppelkamin von Küche und Saal ist erhalten (vgl. Grundriss). Dahinter liegen zwei rückwärtige Säle übereinander mit je einer westlichen Nebenkammer im ersten und zweiten Obergeschoss, die bis heute über die barocke Treppe mit Brettbalustergeländer erschlossen werden. | |||
Das Haus Krumme Straße 32 ist ein besonders gut erhaltenes Beispiel eines Bürgerhauses aus der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Stadtbrand von 1547, das im 18. Jahrhundert um ein aufwendiges Hinterhaus mit zwei Sälen übereinander (!) und seitlicher Dachvorkragung erweitert worden ist. Diese für viele Detmolder Bürgerhäuser charakteristische Struktur (in der Regel aber mit nur einem Saal) ist aufgrund des späteren Durchbruchs der Freiligrathstraße heute besonders gut sichtbar und ablesbar. | |||
==Inschriften== | |||
Straßengiebel, Torbogen (Text in eckigen Klammern ergänzt): [BEH]RENT BÖGER ET AGNETA SCHÖNLO ME FIERI [FECER(UN)T] / [ I ] 6 [ I ] 7 | |||
Straßengiebel, moderne Kerbschnitt-Inschrift am Rähm über dem Torbogen: AUSGEBAUT U. ERNEUERT 1978 DURCH GR. HERRMANN | |||
==Eigentümer*innen, Bewohner*innen== | ==Eigentümer*innen, Bewohner*innen== | ||
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Aktuelle Version vom 21. April 2025, 09:40 Uhr
| Krumme Straße 32 (Detmold) | |
|---|---|
| Ortsteil | Detmold (Kernstadt) |
| Straße | Krumme Straße (Detmold) |
| Hausnummer | 32 |
| Karte | |
| Adressbuch von 1901 | Ja |
| Gemeinde | Detmold |
| Hausnummer | C 58 |
Seit dem 17. Jahrhundert nachgewiesene Hausstätte. Alte Quartiersnummer C 58. Die ehemalige Hausnummer war 136.[1]
Geschichte
Als Baudenkmal eingetragen in die Denkmalliste der Stadt Detmold, 20.5.1985, Nr. 110.
Gebäude







"Fachwerkgiebelhaus, Vorderhaus erbaut 1673, Saalbau wohl Anfang 18. Jahrhundert. Linke Traufseite infolge Durchbruchs der Freiligrathstraße freigelegt. Vorderhaus mit Diele links, 2geschossiger Giebel: Schwellbalken mit Kreiswellen und Perlrundstab, in der Giebelspitze Blattranken. – Das Hinterhaus (Saalbau) mit Keller, Erd- und Obergeschoß, bedeutend höher, aber schmaler als Vorderhaus, daher das Dach auf geschweiften Kopfbügen vorgezogen. Inneres: An die Diele schließt sich hinten das schöne Treppenhaus an. Die Treppe rechtwinklig gebrochen, Geländer mit Zierbrettern. Der 1. Lauf führt zum unteren Saal, 3 weitere Läufe zum Obergeschoß, dann geradläufig zum Dachboden. Keller mit Balkendecke."[2]
"Dr. Hermann. Ehem. Ackerbürgerhaus von 1673, Dreiständerbau, Tor klassizistisch zugebaut, Saalanbau 18. Jh. in Fachwerk mit schönem Treppenhaus. Linke Traufe seit Durchstich Freiligrathstraße freiliegend. 1978/79 innen weitgehend durchgebaut, Diele im Erdgeschoss zum Laden eingerichtet, Tor wieder geöffnet, seitlich und an der Traufe Schaufenster eingebaut. Treppenhaus erhalten. Fassaden renoviert."[3]
Das niedrige Vorderhaus war ursprünglich ein zweischiffiges Dielenhaus mit linkssseitiger Diele von fünf Fachen Länge, erbaut wohl kurz nach dem Stadtbrand von 1547. Bei der Entkernung während der Sanierung 1978 waren im Wandgefüge der Traufwand zur Freiligrathstraße kurzfristig verdeckte und gekehlte Kopfbänder sichtbar, diese Gefügemerkmale sprechen für eine Datierung um die Mitte des 16. Jahrhunderts (die Zwischenständer in den weiten Fachen wurden vermutlich später eingefügt). Die rechte Außenwand ist eine massive Bruchsteinwand, die möglicherweise von einem älteren Vorgängerbau aus der Zeit vor dem Stadtbrand 1547 übernommen worden ist. Die am Torbogen 1617 datierte Fassade mit Spätrenaissance-Dekor auf den beiden Giebelvorkragungen wurde nachträglich vorgebaut (Inschrift und Teile der Jahreszahl bei Sanierung 1978 ergänzt, s. unten, wäre zu überprüfen). Sie ersetzt eine ältere Fassade der Bauzeit um oder nach 1547 (vgl. Krumme Straße 44 von 1547).
Grundriss: Ehemals linksseitige Diele, rechts Seitenschiff mit straßenseitiger Stube und anschließender Kammer, dahinter vermutlich ursprünglich offene Küchenlucht von zwei Fachen (später durch verlängerte Seitenschiffwand geschlossen). Wohl im späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert erfolgte ein Umbau zum Mittelflurhaus mit einer zweiten, schmaleren Stube links und einer zweiflügeligen Haustür mit Oberlicht anstelle des Dielentores. Die barocke Stuckdecke der rechten, älteren Stube mit umlaufendem Stuckrahmen und ovalem Stuckprofil in der Mitte ist unter der heutigen, modernen Verkleidung erhalten. Der frühere Ofenstandort an der Wand zum Flur mit Fliesenspiegel (holländische Fliesen? - vgl. Foto von F. Düstersiek) wurde wohl schon früher beseitigt. Der größere Stubenschornstein der späteren linken Stube mit einer Heizöffnung ("Vorgelege") für einen Hinterladerofen ist noch vorhanden. Beide Schornsteine waren ursprünglich im Dachraum zu einem Schornstein zusammengeführt, der knapp links vom First austrat. Die Wände zum früheren Flur wurden bei der Sanierung 1978 weitgehend aufgebrochen und durch historisierende Unterzüge mit Kopfbändern ersetzt, um einen großen Ladenraum zu schaffen. Die verglasten Trennwände mit Türen und Wandschränken zwischen den beiden Stuben und den anschließenden Kammern (vgl. die Fotos von F. Düstersiek) waren wohl schon vorher beseitigt worden.
Das deutlich höhere, zweistöckige Hinterhaus von acht schmalen Fachen Länge ist in die erste Hälfte bis Mitte des 18. Jahrhunderts zu datieren, der südliche Giebel wurde möglicherweise später abgewalmt. Auffällig ist die über vier Kopfbändern zur Freiligrathstraße weit vorkragende Dachtraufe im Bereich des schmaleren rückwärtigen Saalbaus, die einen Wetterschutz für den früheren hofseitigen Hinterausgang der Küche bildet. Das Hinterhaus enthält eine aufwendige Treppenanlage an der linken Seite der früheren Kaminküche. Die frühere Küche ist durch spätere Kammereinbauten verbaut, der Doppelkamin von Küche und Saal ist erhalten (vgl. Grundriss). Dahinter liegen zwei rückwärtige Säle übereinander mit je einer westlichen Nebenkammer im ersten und zweiten Obergeschoss, die bis heute über die barocke Treppe mit Brettbalustergeländer erschlossen werden.
Das Haus Krumme Straße 32 ist ein besonders gut erhaltenes Beispiel eines Bürgerhauses aus der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Stadtbrand von 1547, das im 18. Jahrhundert um ein aufwendiges Hinterhaus mit zwei Sälen übereinander (!) und seitlicher Dachvorkragung erweitert worden ist. Diese für viele Detmolder Bürgerhäuser charakteristische Struktur (in der Regel aber mit nur einem Saal) ist aufgrund des späteren Durchbruchs der Freiligrathstraße heute besonders gut sichtbar und ablesbar.
Inschriften
Straßengiebel, Torbogen (Text in eckigen Klammern ergänzt): [BEH]RENT BÖGER ET AGNETA SCHÖNLO ME FIERI [FECER(UN)T] / [ I ] 6 [ I ] 7
Straßengiebel, moderne Kerbschnitt-Inschrift am Rähm über dem Torbogen: AUSGEBAUT U. ERNEUERT 1978 DURCH GR. HERRMANN
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
1678, Christoph Kotzenberg, Richter, <Erben>. Hat ein Wohnhaus "samt einer Scheuren und grünem Hoff, zwischen Simon Blomens und Johann Dünnekämpfs Häuseren gelegen".[4]
1754, Fontain, Kammerrat, <Erben>.[5]
1774, Christian Jacob Vette, herrsch. Konditor.[6]
1797, Wasserfall, Registrator und Archivar.[7]
1833, Johann Conrad Pieper, Tischler.[8]
1871 (Adressbuch) Conrad Pieper sen., Tischler; Conrad Pieper jun., Tischler.
1884 (Adressbuch) Conrad Pieper, Tischler.
1887 (Adressbuch) Conrad Pieper, Tischler.[9]
1891 (Adressbuch) Pieper, Rentier; Höffelmann, Gymnasial-Lehrer.
1894 (Adressbuch) Konrad Pieper, Rentner; Frl. Johanne Höffelmann; Karl Höffelmann, Gymnasiallehrer.
1897 (Adressbuch) Conrad Pieper, Gebäudetaxator.
1901 (Adressbuch) Conrad Pieper, Rentner; Frl. Johanne Höffelmann.
1904 (Adressbuch) Conrad Pieper, Rentner; Frl. Johanne Höffelmann.
1909 (Adressbuch) kein Eintrag.
1912 (Adressbuch) Frl. Höffelmann; Schmidt, Schuhmacher.
1914 (Adressbuch) Frl. Johanne Höffelmann.
1916 (Adressbuch) Eigentümer: Conrad Pieper Erben; Bewohnerin: Frl. Johanne Höffelmann.
1918 (Adressbuch) Eigentümer: C. Pieper Erben; Bewohnerin: Frau Johanne Höffelmann, Witwe.
1920 (Adressbuch) Eigentümer: Conrad Pieper Erben; Bewohnerin: Frl. Johanne Höffelmann; Karl Nolte, Arbeiter; Alwine Nolte, Arbeiterin.
1923 (Adressbuch) Eigentümer: C. Pieper Erben; Bewohnerin: Frl. Johanne Höffelmann; Josef Herz, Arbeiter.
1925 (Adressbuch) Frl. Johanne Höffelmann; Josef Herz, Arbeiter.
1926 (Adressbuch) Eigentümer: Geschw. Höffelmann; Bewohner*innen: Frl. Johanne Höffelmann; Josef Herz, Arbeiter.
Literatur
Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968.
Quellen
StadtA Detmold, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (bearb.), Detmolder Häuserbuch.
K I 216; KR; K II 302,153,304,543; K III 338; S
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ StadtA Detmold, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ Otto Gaul (Bearb.), Stadt Detmold, mit einer geschichtlichen Einleitung von Erich Kittel und Beiträgen von Leo Nebelsiek, Peter Berghaus und Konrad Ullmann (Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen; 48, Teil I), Münster 1968, S. 399–401, S. 404 Grundriss.
- ↑ Westfalen 1984, S. 443.
- ↑ Steuerkataster 1678 mit einzelnen Nachträgen bis ca. 1700 (StadtA Detmold, D 106 Detmold Nr. 5, fol. 264).
- ↑ StadtA Detmold, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ StadtA Detmold, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ StadtA Detmold, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ StadtA Detmold, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (bearb.), Detmolder Häuserbuch.
- ↑ StadtA Detmold, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (bearb.), Detmolder Häuserbuch.
Autor*innen
Joachim Kleinmanns, Heinrich Stiewe, Nils Lienenlüke
Seitenhistorie
Seite erstellt am 04.06.2024 von Nils Lienenlüke
Letzte Änderung am: 21.04.2025 von Heinrich Stiewe