Allee 19 (Detmold): Unterschied zwischen den Versionen
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Ursprünglich als Waschhaus zum Neuen Palais erbaut.<ref>{{PetersBaugeschichte1953}}, S. 202.</ref> Jacob Müller erwarb das Waschhaus an der Allee 1780 im Konkurs über das hinterlassene Vermögen des Grafen Friedrich Alexander zur Lippe und dessen Erben.<ref>Neustädter Rechnung 1781 und LAV NRW OWL, L 83 E I/7 Nr. 2.</ref> Der Graf hatte 1746 das mit Schulden behaftete Palais geerbt.<ref>StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.</ref> | Ursprünglich als Waschhaus zum Neuen Palais erbaut.<ref>{{PetersBaugeschichte1953}}, S. 202.</ref> Jacob Müller erwarb das Waschhaus an der Allee 1780 im Konkurs über das hinterlassene Vermögen des Grafen Friedrich Alexander zur Lippe und dessen Erben.<ref>Neustädter Rechnung 1781 und LAV NRW OWL, L 83 E I/7 Nr. 2.</ref> Der Graf hatte 1746 das mit Schulden behaftete Palais geerbt.<ref>StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.</ref> | ||
1809 von dem Schutzjuden Joel Herford erworben und als Lederfabrik mit einer Lohmühle am linken Ufer des Knochenbachs ausgebaut. Emmighausen notierte: am 24. Januar 1809 "wird dem Hofcommissair Joel Herford alhier die Erlaubniß ertheilt, bey dem von ihm gekauften, an der Allee belegenen Müllerschen und vormals zur Friedamadolphsburg gehörig gewesenen Waschhause eine Lederfabrik anzulegen."<ref>LAV NRW OWL, D 72 Emmighausen, Tagebuch.</ref> Am 30. Juni 1819 "schlug in das hintere Wohnhaus des Natan Spanier auf der Neustadt das Gewitter ein. Es war ein sehr starker Windsturm dabey; das Feuer wurde aber gleich wieder gelöscht."<ref>LAV NRW OWL, D 72 Emmighausen, Tagebuch.</ref> | 1809 von dem Schutzjuden Joel Herford erworben und als Lederfabrik mit einer Lohmühle am linken Ufer des Knochenbachs ausgebaut.<ref>{{KleinmannsÜbelstand2024}}.</ref> Emmighausen notierte: am 24. Januar 1809 "wird dem Hofcommissair Joel Herford alhier die Erlaubniß ertheilt, bey dem von ihm gekauften, an der Allee belegenen Müllerschen und vormals zur Friedamadolphsburg gehörig gewesenen Waschhause eine Lederfabrik anzulegen."<ref>LAV NRW OWL, D 72 Emmighausen, Tagebuch.</ref> Am 30. Juni 1819 "schlug in das hintere Wohnhaus des Natan Spanier auf der Neustadt das Gewitter ein. Es war ein sehr starker Windsturm dabey; das Feuer wurde aber gleich wieder gelöscht."<ref>LAV NRW OWL, D 72 Emmighausen, Tagebuch.</ref> | ||
Der Gründung der Herfordschen Lohgerberei kam in mehrfacher Hinsicht Bedeutung zu: Salomon Joel Herford versuchte die Berufsumschichtung seiner Glaubensgenossen nicht nur durch Einzelmaßnahmen, sondern 1809 auch durch die Gründung eines eigenen, an der Allee gelegenen Betriebes zu fördern. Der Lohgerberei sollte in diesem Zusammenhang eine Vorreiterrolle zukommen. Er wollte das bei seinen Glaubensgenossen verbreitete Vorurteil ausräumen, man könne durch Handwerke nichts verdienen. Jüdische Lehrlinge sollten hier ebenso wie christliche eine Lehrstelle finden. Die Gerberei stellte eine breite Palette verschiedenster Lederarten im Wert von jährlich 10 000–12 000 Rtlr. her und beschäftigte durchschnittlich 20–24 Arbeiter. Wegen Geruchsbelästigungen drohte in der Folge der Konzessionsverlust. Die Familie Herford hielt indessen so lange wie möglich an der Idee von der Vorbildfunktion des Betriebes fest. Unter seinem Enkel Meier Spanjer Herford setzte der Niedergang ein; 1833 zog er sich schuldenhalber vom Geschäft zurück. 1834 einigten sich Meiers Vater und die Rentkammer auf eine Kaufsumme von 4 700 Tlr.<ref>{{HengstHandbuch2013}}, S. 356.</ref> | Der Gründung der Herfordschen Lohgerberei kam in mehrfacher Hinsicht Bedeutung zu: Salomon Joel Herford versuchte die Berufsumschichtung seiner Glaubensgenossen nicht nur durch Einzelmaßnahmen, sondern 1809 auch durch die Gründung eines eigenen, an der Allee gelegenen Betriebes zu fördern. Der Lohgerberei sollte in diesem Zusammenhang eine Vorreiterrolle zukommen. Er wollte das bei seinen Glaubensgenossen verbreitete Vorurteil ausräumen, man könne durch Handwerke nichts verdienen. Jüdische Lehrlinge sollten hier ebenso wie christliche eine Lehrstelle finden. Die Gerberei stellte eine breite Palette verschiedenster Lederarten im Wert von jährlich 10 000–12 000 Rtlr. her und beschäftigte durchschnittlich 20–24 Arbeiter. Wegen Geruchsbelästigungen drohte in der Folge der Konzessionsverlust. Die Familie Herford hielt indessen so lange wie möglich an der Idee von der Vorbildfunktion des Betriebes fest. Unter seinem Enkel Meier Spanjer Herford setzte der Niedergang ein; 1833 zog er sich schuldenhalber vom Geschäft zurück. 1834 einigten sich Meiers Vater und die Rentkammer auf eine Kaufsumme von 4 700 Tlr.<ref>{{HengstHandbuch2013}}, S. 356.</ref> | ||
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1818 Nathan Spanier Herford, Schutzjude (* 1775, † 31.5.1868)<ref>Zu Nathan Spanier Herford siehe LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 5385.</ref> | 1818 Nathan Spanier Herford, Schutzjude (* 1775, † 31.5.1868)<ref>Zu Nathan Spanier Herford siehe LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 5385.</ref> | ||
1821 zahlreiche Einlieger: Nachtwächter Langweige nebst Frau und 1 Kind; Tagelöhner Weege nebst Frau; Sergeant Mertens nebst Frau und 3 Kinder; | 1821 zahlreiche Einlieger: Nachtwächter Langweige nebst Frau und 1 Kind; Tagelöhner Weege nebst Frau; Sergeant Mertens nebst Frau und 3 Kinder; Sergeant Brand nebst Frau und 3 Kinder; Tambour Heisenberg nebst Frau und 6 Kinder; David Berg nebst Frau und 6 Kinder; Witwe Joseph Wolf nebst 2 Kinder; Tagelöhner Knaup nebst Frau; sowie 3 Gesellen und 3 Lehrlinge.<ref>L 92 A Nr. 4362, fol. 13.</ref> | ||
Sergeant Brand nebst Frau und 3 Kinder; Tambour Heisenberg nebst Frau und 6 Kinder; David Berg nebst Frau und 6 Kinder; Witwe Joseph Wolf nebst 2 Kinder; Tagelöhner Knaup nebst Frau; sowie 3 Gesellen und 3 Lehrlinge.<ref>L 92 A Nr. 4362, fol. 13.</ref> | |||
1835 Rentkammer.<ref>StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.</ref> | 1835 Rentkammer.<ref>StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.</ref> | ||
1836 vermietet an die Militärverwaltung zur Unterbringung von Rekruten. | 1836 vermietet an die Militärverwaltung zur Unterbringung von Rekruten.<ref>{{KleinmannsÜbelstand2024}}.</ref> | ||
1837 [Wilhelm] Tegeler, Kammerregistrator (1793–1864)<ref>Zu Tegeler siehe LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 1081; LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 189; LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 1348.</ref> | 1837 [Wilhelm] Tegeler, Kammerregistrator (1793–1864)<ref>Zu Tegeler siehe LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 1081; LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 189; LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 1348.</ref> | ||
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18.11.1864 † Wilhelm Tegeler, 6.4.1871 Tod der Witwe Dorothee Tegeler. | 18.11.1864 † Wilhelm Tegeler, 6.4.1871 Tod der Witwe Dorothee Tegeler. | ||
1871 | 1871 Schlüter, Geh. Rats-Witwe.<ref>Adreß-Buch der Stadt Detmold, Detmold 1871. Der/die Erstgenannte ist Eigentümer*in.</ref> | ||
1878 Jäntzen, Particulier.<ref>StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.</ref> | 1878 Jäntzen, Particulier.<ref>StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.</ref> | ||
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1878 Gottlieb Thun, Pastor.<ref>StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.</ref> | 1878 Gottlieb Thun, Pastor.<ref>StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.</ref> | ||
1884 | 1884 J. A. G. Thun, Pastor emer.; Elsa Thun, Witwe.<ref>Adreßbuch der Residenzstadt Detmold, Detmold 1884. Der/die Erstgenannte ist Eigentümer*in.</ref> | ||
17.6.1887 Gottfried Thun als neuer Eigentümer im Grundbuch; im Adressbuch J. A. G. Thun, Pastor emer.; Elsa Thun, Witwe. | 17.6.1887 Gottfried Thun als neuer Eigentümer im Grundbuch; im Adressbuch J. A. G. Thun, Pastor emer.; Elsa Thun, Witwe.<ref>Adreßbuch der Residenzstadt Detmold. 2. Aufl., Detmold 1887. Der/die Erstgenannte ist Eigentümer*in.</ref> | ||
1891 | 1891 Thun, Pastor em.; Thun, Witwe.<ref>Adreß- und Geschäfts-Handbuch der Fürstlichen Residenzstadt Detmold, Detmold 1891. Der/die Erstgenannte ist Eigentümer*in.</ref> | ||
1894 | 1894 J. A. G. Thun, Pastor emer.; Cäcilie Thun, Frl.; A. Thun, Frl.<ref>Adressbuch der Residenzstadt Detmold. 4. Aufl., Detmold 1894. Der/die Erstgenannte ist Eigentümer*in.</ref> | ||
1897 | 1897 Joh. A. G. Thun, Pastor emer.; Anna Thun, Frl.<ref>Adreßbuch der Residenzstadt Detmold. 5. Aufl., Detmold 1897. Der/die Erstgenannte ist Eigentümer*in.</ref> | ||
1901 | 1901 Clara Thun, Witwe (Pastor); Hermann Springorum, Rentner.<ref>Adressbuch für das Fürstenthum Lippe, Detmold 1901. Der/die Erstgenannte ist Eigentümer*in.</ref> | ||
1904 | 1904 Clara Thun, Witwe (Pastor); Anna Schnittger, Witwe, Rentnerin.<ref>Adressbuch der Residenzstadt Detmold. 6. Aufl., Detmold 1904. Der/die Erstgenannte ist Eigentümer*in.</ref> | ||
1909 | 1909 Thun, Pastorswitwe; Kluck, Hauptm.-Witwe; Schnittger, Rentnerin.<ref>Adreß- und Geschäfts-Handbuch der Residenzstadt Detmold, Detmold 1909. Der/die Erstgenannte ist Eigentümer*in.</ref> | ||
1912 | 1912 Thun, Pastorswitwe; Friedlaender, Oberstabsarzt a. D.; Schnittger, Rentnerin.<ref>Adreß- und Geschäfts-Handbuch der Residenzstadt Detmold, Detmold 1912. Der/die Erstgenannte ist Eigentümer*in.</ref> | ||
1914 | 1914 Clara Thun, Witwe; Anna Charlotte Schnittger, Rentnerin.<ref>Adreßbuch der Fürstlichen Residenzstadt Detmold, Detmold 1914. Der/die Erstgenannte ist Eigentümer*in.</ref> | ||
13.11.1915 neue Eigentümer: Anna Friedländer geb. Thun, Ehefrau des Oberstabsarztes Friedländer in Berlin, und Frau Cäcilie Kottmeier geb. Thun, Ehefrau des Pfarrers Kottmeier in Plötzensee (Grundbuch Detmold, Bd. XVI, Blatt 753). | 13.11.1915 neue Eigentümer: Anna Friedländer geb. Thun, Ehefrau des Oberstabsarztes Friedländer in Berlin, und Frau Cäcilie Kottmeier geb. Thun, Ehefrau des Pfarrers Kottmeier in Plötzensee (Grundbuch Detmold, Bd. XVI, Blatt 753). | ||
1916 | 1916 Bruno Kolscher, Fachschuldirektor.<ref>Adreßbuch der Fürstlichen Residenzstadt Detmold, Detmold 1916. Der/die Erstgenannte ist Eigentümer*in.</ref> | ||
1918 | 1918 Eigentümer: Thun'sche Erben; Bewohner*innen: Dr. med. Hans Thun, Oberstabsarzt a. D.; Ida Rötteken, Forstmeisters-Witwe.<ref>Adreßbuch der Fürstlichen Residenzstadt Detmold, Detmold 1918. Der/die Erstgenannte ist Eigentümer*in.</ref> | ||
1920 | 1920 Eigentümer: Thun'sche Erben; Bewohner*innen: Dr. med. Hans Thun, Oberstabsarzt a. D.; Ida Rötteken, Forstmeisters-Witwe.<ref>Adreßbuch der Landeshauptstadt Detmold, Detmold 1920. Der/die Erstgenannte ist Eigentümer*in.</ref> | ||
1923 | 1923 Eigentümerin: Anna Thun; Bewohner*innen: Dr. med. Hans Thun, Oberstabsarzt a. D.; Ida Rötteken, Forstmeisters-Witwe; Luhmann geb. Schröder, Witwe.<ref>Adreßbuch der Landeshauptstadt Detmold, Detmold 1923. Der/die Erstgenannte ist Eigentümer*in.</ref> | ||
1925 | 1925 Dr. med. Hans Thun, Generaloberarzt a. D.; Prof. Dr. Joachim Remme; Erich Meinhardt, Schriftleiter.<ref>Adreßbuch der Landeshauptstadt Detmold, Detmold 1925. Der/die Erstgenannte ist Eigentümer*in.</ref> | ||
1926 | 1926 Dr. med. Hans Thun, Generaloberarzt a. D.; Alfred Zernecke, Oberstudiendirektor a. D.<ref>Adreßbuch des Landes Lippe, Detmold 1926. Der/die Erstgenannte ist Eigentümer*in.</ref> | ||
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==Quellen== | ==Quellen== | ||
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StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch. | StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch. | ||
LWL-Freilichtmuseum Detmold, Bildarchiv, Inv.-Nr. 53923–54074: Fotodokumentation vor Abbau (nur Detailausnahmen, innen und außen). | |||
==Weblinks== | ==Weblinks== | ||
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[[Kategorie:Bürgerliche Hausstätte]] [[Kategorie:Allee (Detmold)]] [[Kategorie:Gewerbebau]] | |||