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Gymnasium Leopoldinum, 1832 erbaut, bis 1907 als Gymnasium genutzt (Neubau in der [[Hornsche Straße 48 (Detmold)| Hornschen Straße 48]]). Anschließend von der benachbarten Druckerei Gebr. Klingenberg, [[Hornsche Straße 40/42 (Detmold)| Hornsche Straße 40/42]], erworben. 1968 Polizeiwache, nach dem 1982 verhinderten Abriss Ausbau zur Stadtbibliothek.
{{Hausstätte info
|Straße=Leopoldstraße (Detmold)
|Hausnummer=5
|Ortsteil={{AutoOrtsteil}}
|Koordinaten=51.93219, 8.88093
|Ortsteil1901=Detmold
|Hausnummer1901=-
}}Gymnasium Leopoldinum, 1832 erbaut, bis 1907 als Gymnasium genutzt (Neubau in der [[Hornsche Straße 48 (Detmold)| Hornschen Straße 48]]). Anschließend von der benachbarten Druckerei Gebr. Klingenberg, [[Hornsche Straße 40 (Detmold)| Hornsche Straße 40]], erworben. 1968 Polizeiwache, nach dem 1982 verhinderten Abriss Ausbau zur Stadtbibliothek.


==Geschichte==
==Geschichte==


Erste Planungen sahen einen Neubau auf dem Platz des alten Gymnasiums an der [[Schülerstraße 15–25 (Detmold)]] vor. Der Kommission aus Konsistorium und Magistrat beauftragte 1830 Landbaumeister Ferdinand Brune, der den Abbruch der alten Klosterkirche, des als baufällig beurteilten ehemaligen Pforthauses [[Schülerstraße 23 (Detmold)]] und [[Schülerstraße 25 (Detmold)]] vorschlug, um in der Fluchtlinie der Schülerstraße ein ausreichend großes Baugrundstück für ein etwa 100 Fuß langes und 45 Fuß tiefes Gebäude zu gewinnen. Als Bauprogramm listete er auf: im Erdgeschoss das Brennholzlager, wie bisher eine kleine Wohnung für den Aufwärter und die Abtritte, darüber zwei Stockwerke für fünf bis sechs Schulstuben, Konferenzzimmer, Auditorium und Bibliothek.<ref>LAV NRW OWL, L 106 B Tit. 4 Nr. 1, unfoliiert.</ref>
Erste Planungen sahen einen Neubau auf dem Platz des alten Gymnasiums an der [[Schülerstraße 15–25 (Detmold)]] vor. Der Kommission aus Konsistorium und Magistrat beauftragte 1830 Landbaumeister [https://lippelex.de/index.php?title=Brune,_Ferdinand_(1803-1857) Ferdinand Brune], der den Abbruch der alten Klosterkirche, des als baufällig beurteilten ehemaligen Pforthauses [[Schülerstraße 23 (Detmold)]] und [[Schülerstraße 25 (Detmold)]] vorschlug, um in der Fluchtlinie der Schülerstraße ein ausreichend großes Baugrundstück für ein etwa 100 Fuß langes und 45 Fuß tiefes Gebäude zu gewinnen. Als Bauprogramm listete er auf: im Erdgeschoss das Brennholzlager, wie bisher eine kleine Wohnung für den Aufwärter und die Abtritte, darüber zwei Stockwerke für fünf bis sechs Schulstuben, Konferenzzimmer, Auditorium und Bibliothek.<ref>LAV NRW OWL, L 106 B Tit. 4 Nr. 1, unfoliiert.</ref>


Mit Brunes erstem Entwurf war die Kommission nicht einverstanden und wandte sich an den Ober-Ingenieur Justus Kühnert in Kassel, der schon beim [[Marktplatz 5 (Detmold)|Rathausbau]] für den Magistrat tätig gewesen war. Kühnerts Riss zeigt ein traufständiges, dreigeschossiges Gebäude mit neun Achsen, die mittlere als Risalit mit Dreiecksgiebel, Freitreppe und Eingang. Das Walmdach ziert ein Uhrentürmchen. Gegen Kühnerts Projekt gab es Einwände hinsichtlich der Konstruktion und der Tatsache, dass die Lehrerwohnung in das dritte Geschoss gelegt, in dem Plan aber nicht anders platziert werden konnte. Die geringe Raumhöhe von 9 Fuß in diesem Geschoss beurteilte man für einen Lehrer als unzumutbar. Daher kehrte die Kommission zu Brune zurück, "der bei dem Kühnertschen Plan die Veränderungen anzubringen suchte, durch die er brauchbar werden könne."<ref>LAV NRW OWL, L 77 A 1859, fol. 8</ref> Zugleich legte Brune einen weiteren, eigenen Riss vor, aus dem die Lehrerwohnung ausgeschlossen war, was nicht gutgeheißen wurde. Die Kommission ließ alle vier bisher angefertigten Risse und die Anschläge durch den Assessor Karl Wilhelm Stein als Bauverständigen prüfen. Dieser stimmte für Brunes Überarbeitung des Kühnert’schen Plans.  
Mit Brunes erstem Entwurf war die Kommission nicht einverstanden und wandte sich an den Ober-Ingenieur Justus Kühnert in Kassel, der schon beim [[Marktplatz 5 (Detmold)|Rathausbau]] für den Magistrat tätig gewesen war. Kühnerts Riss zeigt ein traufständiges, dreigeschossiges Gebäude mit neun Achsen, die mittlere als Risalit mit Dreiecksgiebel, Freitreppe und Eingang. Das Walmdach ziert ein Uhrentürmchen. Gegen Kühnerts Projekt gab es Einwände hinsichtlich der Konstruktion und der Tatsache, dass die Lehrerwohnung in das dritte Geschoss gelegt, in dem Plan aber nicht anders platziert werden konnte. Die geringe Raumhöhe von 9 Fuß in diesem Geschoss beurteilte man für einen Lehrer als unzumutbar. Daher kehrte die Kommission zu Brune zurück, "der bei dem Kühnertschen Plan die Veränderungen anzubringen suchte, durch die er brauchbar werden könne."<ref>LAV NRW OWL, L 77 A 1859, fol. 8</ref> Zugleich legte Brune einen weiteren, eigenen Riss vor, aus dem die Lehrerwohnung ausgeschlossen war, was nicht gutgeheißen wurde. Die Kommission ließ alle vier bisher angefertigten Risse und die Anschläge durch den Assessor Karl Wilhelm Stein als Bauverständigen prüfen. Dieser stimmte für Brunes Überarbeitung des Kühnert’schen Plans.  
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Die Halle stand hinter dem Gymnasium an der nordöstlichen Grundstücksgrenze zum benachbarten Lehrergarten und dem Kuhkamp. Bruchsteinsichtiger Massivbau mit gemauerten Backstein-Fensterbögen. Der Eingang im Westen, Südseite mit fünf rundbogigen Fenstern. Satteldach-Konstruktion aus Nadelholz mit eisernem Hängewerk, mit Hohlziegeln gedeckt. Der Schornstein als Möglichkeit einer späteren Beheizung sollte auch der Lüftung dienen. <ref>LAV NRW OWL, L 106 B Tit. 4 Nr. 3: Das Turnhaus des Detmolder Gymnasiums, 1844–1847 (mit drei Baurissen, Lageplan).</ref>
Die Halle stand hinter dem Gymnasium an der nordöstlichen Grundstücksgrenze zum benachbarten Lehrergarten und dem Kuhkamp. Bruchsteinsichtiger Massivbau mit gemauerten Backstein-Fensterbögen. Der Eingang im Westen, Südseite mit fünf rundbogigen Fenstern. Satteldach-Konstruktion aus Nadelholz mit eisernem Hängewerk, mit Hohlziegeln gedeckt. Der Schornstein als Möglichkeit einer späteren Beheizung sollte auch der Lüftung dienen. <ref>LAV NRW OWL, L 106 B Tit. 4 Nr. 3: Das Turnhaus des Detmolder Gymnasiums, 1844–1847 (mit drei Baurissen, Lageplan).</ref>


Schon 1851 wurde das Turnhaus nicht mehr genutzt, da es sich einerseits als zu kalt und feucht erwies, andererseits der Turnlehrer Steineke schwer erkrankte und im Jahr darauf starb.<ref>Karl-Heinz Schodrok, Ludwig Steineke. Erster Turn-, Fecht-, Schwimm- und Tanzlehrer in Detmold, in: Vierhundert Jahre Leopoldinum Detmold. 1602–2002, Detmold 2002, S. 92–98, hier S. 98</ref> Im Oktober 1852 stimmte die Regierung dem Umbau zum Sammlungsgebäude des Naturwissenschaftlichen Vereins zu.<ref>LAV NRW OWL, L 106 B Tit. 4 Nr. 4: Instandsetzung des Turnhauses, 1852–1854.</ref>
Schon 1851 wurde das Turnhaus nicht mehr genutzt, da es sich einerseits als zu kalt und feucht erwies, andererseits der Turnlehrer Steineke schwer erkrankte und im Jahr darauf starb.<ref>{{SchodrokSteineke2002}}, S. 98</ref> Im Oktober 1852 stimmte die Regierung dem Umbau zum Sammlungsgebäude des Naturwissenschaftlichen Vereins zu.<ref>LAV NRW OWL, L 106 B Tit. 4 Nr. 4: Instandsetzung des Turnhauses, 1852–1854.</ref>


===zweite Turnhalle===
===zweite Turnhalle===
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Bewohner*innen:
Bewohner*innen:


1871(Adressbuch) L. Gerbes, Schulpedell
1871(Adressbuch) L. Gerbes, Schulpedell.


1884 (Adressbuch) Ludwig Gerbes Schulpedell
1884 (Adressbuch) Ludwig Gerbes Schulpedell.


1887 (Adressbuch) Wilhelm Eichentopf, Schulpedell
1887 (Adressbuch) Wilhelm Eichentopf, Schulpedell.


1891 (Adressbuch) Eichentopf
1891 (Adressbuch) Eichentopf.


1894 (Adressbuch) Eichentopf
1894 (Adressbuch) Eichentopf.


1897 (Adressbuch) Eichentopf
1897 (Adressbuch) Eichentopf.


1904 (Adressbuch) Wilhelm Eichentopf, Kastellan
1904 (Adressbuch) Wilhelm Eichentopf, Kastellan.


1909 (Adressbuch) Niemeyer, Fabrikarbeiter
1909 (Adressbuch) Niemeyer, Fabrikarbeiter.


1912 (Adressbuch) Eigentümer: Fa. Gebr. Klingenberg, Bewohner: Niemeyer, Kutscher
1912 (Adressbuch) Eigentümer: Fa. Gebr. Klingenberg, Bewohner: Niemeyer, Kutscher.


1914 (Adressbuch) Eigentümer: Fa. Gebr. Klingenberg, Bewohner*innen: Heinrich Niemeier, Kutscher; Lieschen Niemeier, Schneiderin
1914 (Adressbuch) Eigentümer: Fa. Gebr. Klingenberg, Bewohner*innen: Heinrich Niemeier, Kutscher; Lieschen Niemeier, Schneiderin.


1916 (Adressbuch) Eigentümer: Fa. Gebr. Klingenberg, Bewohner: Heinrich Niemeier, Kutscher
1916 (Adressbuch) Eigentümer: Fa. Gebr. Klingenberg, Bewohner: Heinrich Niemeier, Kutscher.


1920 (Adressbuch) Eigentümer: Fa. Gebr. Klingenberg, Bewohner: Heinrich Niemeyer, Fabrikkontrolleur
1920 (Adressbuch) Eigentümer: Fa. Gebr. Klingenberg, Bewohner: Heinrich Niemeyer, Fabrikkontrolleur.


1923 (Adressbuch) Eigentümer: Fa. Gebr. Klingenberg, Bewohner: Heinrich Niemeyer, Fabrikkontrolleur
1923 (Adressbuch) Eigentümer: Fa. Gebr. Klingenberg, Bewohner: Heinrich Niemeyer, Fabrikkontrolleur.


1925 (Adressbuch) Eigentümer: Fa. Gebr. Klingenberg, Bewohner: Heinrich Niemeyer, Fabrikkontrolleur
1925 (Adressbuch) Eigentümer: Fa. Gebr. Klingenberg, Bewohner: Heinrich Niemeyer, Fabrikkontrolleur.


==Literatur==
==Literatur==


{{Vorlage:PetersBaugeschichte1953}}.
{{PetersBaugeschichte1953}}.


{{Vorlage:GaulStadt1968}}, S. 376.
{{GaulStadt1968}}, S. 376.


{{Vorlage:FinkLeopoldinum2002}}, S. 197–209, darin S. 208 Reproduktion eines Aquarells von Ludwig Menke, 1870.
{{HeinemannLeopoldstraße1980}}.


Karl-Heinz Schodrok, Baugeschichte der ersten Turnhalle am Gymnasium Leopoldinum zu Detmold 1844–1857. Ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte der Sportarchitektur in Westfalen und Lippe, in: Turn- und Sportgeschichte in Westfalen und Lippe. Zeitschrift des Westfälisch-Lippischen Instituts für Turn- und Sportgeschichte e. V. 3 (1998), Heft 1, S. 52–84.
{{FinkLeopoldinum2002}}, S. 197–209, darin S. 208 Reproduktion eines Aquarells von Ludwig Menke, 1870.


{{Vorlage:KleinmannsLandbaumeister2024}}.
{{SchodrokBaugeschichte1998}}.
 
{{SchodrokSteineke2002}}.
 
{{KleinmannsLandbaumeister2024}}.


==Quellen==
==Quellen==
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LLB, ME-PK-19-87, Postkarte (1902).
LLB, ME-PK-19-87, Postkarte (1902).
LAV NRW OWL, L 106 B Tit. 4 Nr. 3: Das Turnhaus des Detmolder Gymnasiums, 1844–1847 (mit drei Baurissen, Lageplan).
LAV NRW OWL, L 106 B Tit. 4 Nr. 3: Das Turnhaus des Detmolder Gymnasiums, 1844–1847 (mit drei Baurissen, Lageplan).


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LAV NRW OWL: D 75 Nr. 647, Ansicht der Turnhallen von Osten, links die von 1846, rechts Merckels Neubau von 1857.
LAV NRW OWL: D 75 Nr. 647, Ansicht der Turnhallen von Osten, links die von 1846, rechts Merckels Neubau von 1857.
StadtA DT, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (Bearb.), Detmolder Häuserbuch.


==Weblinks==
==Weblinks==
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{{PAGEAUTHORS}}
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[[Category:Hausstätte]] [[Category:Hausstätte in Detmold]] [[Category:Schule]]
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  [[Kategorie:Leopoldstraße (Detmold)]] [[Kategorie:Steuerfreie Hausstätte]] [[Kategorie:Schule]] [[Kategorie:Ferdinand Brune]]