Kirchweg 16 (Heiligenkirchen): Unterschied zwischen den Versionen
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{{Hausstätte info | |||
|Straße=Kirchweg (Heiligenkirchen) | |||
|Hausnummer=16 | |||
|Ortsteil=Heiligenkirchen | |||
|Koordinaten=51.90968, 8.87342 | |||
|Ortsteil1901=Heiligenkirchen | |||
|Hausnummer1901=A 083 | |||
}}Pfarrhaus, vor 1634 gegründet, ehem. Heiligenkirchen Nr. A 83. | |||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
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[[Datei:HV_154-1r.jpg|thumb|Links das Pfarrhaus II des 17. Jh., Skizze von Ludwig Menke, 1853, LLB: HV 15,4-1r.]] | [[Datei:HV_154-1r.jpg|thumb|Links das Pfarrhaus II des 17. Jh., Skizze von Ludwig Menke, 1853, LLB: HV 15,4-1r.]] | ||
[[Datei: | [[Datei:DT-Hk_Pfarrhaus-II-01-01-2777.jpg|thumb|Pfarrhaus II, Umbauplan von Ferdinand Merckel, 1860, Archiv der Lipp. Landeskirche, 01.01.2777]] | ||
Mittels einer Kollekte konnte es an Ort und Stelle wieder aufgebaut werden. 1710 soll es so baufällig gewesen sein, dass es durch einen Neubau ersetzt werden sollte. Zur Finanzierung musste die Gemeinde einen Kredit aufnehmen.<ref>{{WendtAmt1965}}, S. 191 f.</ref> Stiewe berichtet von erneuten Eingaben der Gemeinde um Reparatur des Pfarrhauses aus den Jahren 1743 und 1755. <ref>{{StiewePfarrhausbau2000}}, S. 281.</ref> Den Grundriss dieses Pfarrhauses kennen wir durch einen Umbauplan von Ferdinand Merckel aus dem Jahr 1860. Demnach war es ein Querdielenhaus mit Wohnteil im Westen. Dieser war durch einen separaten Querflur mit Vortreppe erschlossen und bestand aus einer Wohnstube und Schlafkammer mit Abortanbau im Erdgeschoss. Im Osten lagen eine kleinere Gesindestube, die Küche mit Speisekammer und eine Kammer für die Magd darüber. Im Obergeschoss erschloss ein zentraler Flur die große Fremdenstube und -kammer sowie zwei weitere Stuben und Kammern. Der Wirtschaftsteil war durch eine Querdiele erschlossen und besaß Ställe für drei Kühe, drei Schweine und Federvieh. Außerdem waren hier zwei Aborte untergebracht. Merckels Planung sah einen Umbau der Küche und ein neues Treppenhaus in der Hausmitte vor. Diese gründlichen Renovierungsarbeiten wurden noch 1860 durchgeführt.<ref>{{HegerfeldGemeindezentrum1998}}, S. 14.</ref> Das Äußere des Längsdeelenhauses zeigt eine Zeichnung von Ludwig Menke von 1853. | Mittels einer Kollekte konnte es an Ort und Stelle wieder aufgebaut werden. 1710 soll es so baufällig gewesen sein, dass es durch einen Neubau ersetzt werden sollte. Zur Finanzierung musste die Gemeinde einen Kredit aufnehmen.<ref>{{WendtAmt1965}}, S. 191 f.</ref> Stiewe berichtet von erneuten Eingaben der Gemeinde um Reparatur des Pfarrhauses aus den Jahren 1743 und 1755. <ref>{{StiewePfarrhausbau2000}}, S. 281.</ref> Den Grundriss dieses Pfarrhauses kennen wir durch einen Umbauplan von Ferdinand Merckel aus dem Jahr 1860. Demnach war es ein Querdielenhaus mit Wohnteil im Westen. Dieser war durch einen separaten Querflur mit Vortreppe erschlossen und bestand aus einer Wohnstube und Schlafkammer mit Abortanbau im Erdgeschoss. Im Osten lagen eine kleinere Gesindestube, die Küche mit Speisekammer und eine Kammer für die Magd darüber. Im Obergeschoss erschloss ein zentraler Flur die große Fremdenstube und -kammer sowie zwei weitere Stuben und Kammern. Der Wirtschaftsteil war durch eine Querdiele erschlossen und besaß Ställe für drei Kühe, drei Schweine und Federvieh. Außerdem waren hier zwei Aborte untergebracht. Merckels Planung sah einen Umbau der Küche und ein neues Treppenhaus in der Hausmitte vor. Diese gründlichen Renovierungsarbeiten wurden noch 1860 durchgeführt.<ref>{{HegerfeldGemeindezentrum1998}}, S. 14.</ref> Das Äußere des Längsdeelenhauses zeigt eine Zeichnung von Ludwig Menke von 1853. | ||
Am 4. September | Am 4. September 1872 brannten das Pfarrhaus und weitere Häuser ab, weil Kinder beim Spielen mit Streichhölzern die Scheune des nahe gelegenen [[Kirchweg 24–26 (Heiligenkirchen)|Hofs Klöpping]] in Brand gesetzt hatten. Von dort hatte sich das Feuer nach Nordwesten ausgebreitet. | ||
===Pfarrhaus III (1872/73)=== | ===Pfarrhaus III (1872/73)=== | ||
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[[Datei:DT-Hk_Pfrrhs-1972a.jpg|thumb|Neubau des Pfarrhauses IV hinter dem alten Pfarrhaus, 1972, Archiv ev.-ref. Kirchengemeinde]] | [[Datei:DT-Hk_Pfrrhs-1972a.jpg|thumb|Neubau des Pfarrhauses IV hinter dem alten Pfarrhaus, 1972, Archiv ev.-ref. Kirchengemeinde]] | ||
Nach ersten konkreten Planungen Ende 1970 erstellte der Heiligenkirchener Architekt Werner Beining 1971 einen Entwurf, der Anfang 1972 genehmigt und hinter dem bestehenden Pfarrhaus verwirklicht wurde. Das Pfarrhaus war bereits im Januar 1973 bezugsfertig. Unmittelbar anschließend wurde das alte Pfarrhaus abgebrochen und mit dem Neubau eines modernen Gemeindezentrums begonnen. Schon am 21. Oktober 1973 konnte es feierlich eingeweiht werden. Veranschlagt waren 700.000 DM (ca. 350.000 EUR), tatsächlich stiegen die Baukosten auf 900.000 DM.<ref>{{HegerfeldGemeindezentrum1998}}, S. 52.</ref> | Nach ersten konkreten Planungen Ende 1970 erstellte der Heiligenkirchener Architekt Werner Beining (20.11.1934-29.12.2010) 1971 einen Entwurf, der Anfang 1972 genehmigt und hinter dem bestehenden Pfarrhaus verwirklicht wurde. Das Pfarrhaus war bereits im Januar 1973 bezugsfertig. Unmittelbar anschließend wurde das alte Pfarrhaus abgebrochen und mit dem Neubau eines modernen Gemeindezentrums begonnen. Schon am 21. Oktober 1973 konnte es feierlich eingeweiht werden. Veranschlagt waren 700.000 DM (ca. 350.000 EUR), tatsächlich stiegen die Baukosten auf 900.000 DM.<ref>{{HegerfeldGemeindezentrum1998}}, S. 52.</ref> | ||
==Gebäude== | ==Gebäude== | ||
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* 6. Henricus Perizonius, 1638–1652, kam von [[Falkenhagen]] hierher und starb im letztgenannten Jahre. Generalsuperintendent Sustmann hielt ihm die Leichenrede aus Dan. 12, 3. | * 6. Henricus Perizonius, 1638–1652, kam von [[Falkenhagen]] hierher und starb im letztgenannten Jahre. Generalsuperintendent Sustmann hielt ihm die Leichenrede aus Dan. 12, 3. | ||
* 7. Joachim Winandt, aus Gravenstein in Hessen, wurde abgesetzt, (wahrscheinlich im Jahre 1669, zugleich mit ihm der widerspenstige Stephani in Stapelage), "und hat sich nachher in Haustenbeck als Prediger bis in sein hohes Alter aufgehalten." Ein Visitationsbericht des Jahres 1668 bemerkt: "In Berlebeck wohnt Cord D., welcher seinem eigenen Bekenntniß nach dem Pastor Winandt einen bösen Trunk wollen beibringen. Da es aber Gott verhütet, habe er den Pastor einen Thaler gegeben, um nicht zu klagen, sondern still zu sein. Er wäre leider durch etliche böse Weiber dazu verleitet."<ref>Vgl. | * 7. Joachim Winandt, aus Gravenstein in Hessen, wurde abgesetzt, (wahrscheinlich im Jahre 1669, zugleich mit ihm der widerspenstige Stephani in Stapelage), "und hat sich nachher in Haustenbeck als Prediger bis in sein hohes Alter aufgehalten." Ein Visitationsbericht des Jahres 1668 bemerkt: "In Berlebeck wohnt Cord D., welcher seinem eigenen Bekenntniß nach dem Pastor Winandt einen bösen Trunk wollen beibringen. Da es aber Gott verhütet, habe er den Pastor einen Thaler gegeben, um nicht zu klagen, sondern still zu sein. Er wäre leider durch etliche böse Weiber dazu verleitet."<ref>Vgl. {{CöllnBeiträge1863}}, S. 19.</ref> Winandt war der Unzucht und Völlerei angeklagt.<ref>LAV NRW OWL, L 86 Nr. 926.</ref> Er wurde nach [[Haustenbeck]] versetzt. | ||
An der Südseite der Kirche ist die Grabplatte Winandts, aus der Kirche zu [[Haustenbeck]] hierhin versetzt, angebracht. Windandt war Eigentümer des Hauses [[Am Krugplatz 5 (Heiligenkirchen)|Am Krugplatz 5]], so dass fraglich ist, ob er im Pfarrhaus gewohnt hat. | An der Südseite der Kirche ist die Grabplatte Winandts, aus der Kirche zu [[Haustenbeck]] hierhin versetzt, angebracht. Windandt war Eigentümer des Hauses [[Am Krugplatz 5 (Heiligenkirchen)|Am Krugplatz 5]], so dass fraglich ist, ob er im Pfarrhaus gewohnt hat. | ||
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* 12. Gerlacus Rickmeyer, 1727–1729, Sohn des im Jahre 1751 zu [[Horn]] verschiedenen Generalsuperintendenten Hermann Dietrich Rickmeyer. | * 12. Gerlacus Rickmeyer, 1727–1729, Sohn des im Jahre 1751 zu [[Horn]] verschiedenen Generalsuperintendenten Hermann Dietrich Rickmeyer. | ||
* 13. Matthias Jenin, 1730–1763, kam von hier nach Horn, starb aber hier schon nach einmaligem Predigen 14 Tage nach seinem Einzuge. Mathias Jenin (1730–1763), verheiratete sich mit der Tochter eines türkischen Ehepaares, Hassan und Kadira, welche in ihrer Jugendzeit im Türkenkrieg bei der Eroberung von Neuhäusel (jetzt: Nove Zamky) gefangen genommen und vom lippischen Grafen Georg 1683 mit nach Lippe gebracht und dort am 7. Mai 1693 getauft wurden. Hassan unter dem Namen Dietrich Sternberg (gestorben als gräflicher Kapitän-Lieutnant 1726) und Kadira (auch: Kattira) unter dem Namen Henriette.<ref>{{ | * 13. Matthias Jenin, 1730–1763, kam von hier nach Horn, starb aber hier schon nach einmaligem Predigen 14 Tage nach seinem Einzuge. Mathias Jenin (1730–1763), verheiratete sich mit der Tochter eines türkischen Ehepaares, Hassan und Kadira, welche in ihrer Jugendzeit im Türkenkrieg bei der Eroberung von Neuhäusel (jetzt: Nove Zamky) gefangen genommen und vom lippischen Grafen Georg 1683 mit nach Lippe gebracht und dort am 7. Mai 1693 getauft wurden. Hassan unter dem Namen Dietrich Sternberg (gestorben als gräflicher Kapitän-Lieutnant 1726) und Kadira (auch: Kattira) unter dem Namen Henriette.<ref>{{BrandesHugenotten-Kolonieen1895}}, S. 21.</ref> | ||
Jenin fiel durch die Vernachlässigung seiner kirchlichen Pflichten und durch einen unsittlichen Lebenswandel auf. 1734 beschwerte sich die Gemeinde, er sei ohne Urlaub nach Schötmar gewesen, weshalb ein Kind ungetauft gestorben sei, er sei mehrfach, unter anderem am Karfreitag, nicht in der Kirche gewesen, an beiden Weihnachtstagen erst gekommen, als Singen und Beten vorüber gewesen, ebenso bei Begräbnissen, habe von Michaelis bis Ostern keinen Katechismus-Unterricht gehalten und nehme von den Armen eine überhöhte Gebühr für die Leichenpredigt. Zur Frau des Amtsvogts unterhielt er ein anstößiges Verhältnis, weshalb die Gemeinde seinen Gottesdienst nicht mehr besuchte. Am 12. Oktober 1740 bat "sämtliche Gemeinde" um seine Versetzung. Sie gaben an, nicht mehr zum Abendmahl gehen zu können "und sehen wir so gar mit bekümmerten Seelen, daß unsere Kinder mit dem Bade der Heyligen Taufe von unheyligen Händen besprengt werden". <ref>{{WendtAmt1965}}, S. 123 f.</ref> Dennoch sollte es noch 23 Jahre dauern, bis das Konsistorium Jenin 1763 nach Horn versetzte, wo er alsbald verstarb. | Jenin fiel durch die Vernachlässigung seiner kirchlichen Pflichten und durch einen unsittlichen Lebenswandel auf. 1734 beschwerte sich die Gemeinde, er sei ohne Urlaub nach Schötmar gewesen, weshalb ein Kind ungetauft gestorben sei, er sei mehrfach, unter anderem am Karfreitag, nicht in der Kirche gewesen, an beiden Weihnachtstagen erst gekommen, als Singen und Beten vorüber gewesen, ebenso bei Begräbnissen, habe von Michaelis bis Ostern keinen Katechismus-Unterricht gehalten und nehme von den Armen eine überhöhte Gebühr für die Leichenpredigt. Zur Frau des Amtsvogts unterhielt er ein anstößiges Verhältnis, weshalb die Gemeinde seinen Gottesdienst nicht mehr besuchte. Am 12. Oktober 1740 bat "sämtliche Gemeinde" um seine Versetzung. Sie gaben an, nicht mehr zum Abendmahl gehen zu können "und sehen wir so gar mit bekümmerten Seelen, daß unsere Kinder mit dem Bade der Heyligen Taufe von unheyligen Händen besprengt werden". <ref>{{WendtAmt1965}}, S. 123 f.</ref> Dennoch sollte es noch 23 Jahre dauern, bis das Konsistorium Jenin 1763 nach Horn versetzte, wo er alsbald verstarb. | ||
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{{WendtAmt1965}}, S. 123 f. | {{WendtAmt1965}}, S. 123 f. | ||
{{ | {{StöwerSalbücher1969}} | ||
{{HegerfeldGemeindezentrum1998}} | {{HegerfeldGemeindezentrum1998}} | ||
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==Quellen== | ==Quellen== | ||
Archiv der Lippischen Landeskirche, 01.01 / Konsistorialregistratur, Nr. 2777: Heiligenkirchen: Die Reparatur des dortigen Pfarrhauses, 1799–1874 (darin: Skizze Giebelseite; Grundrisse, enthält auch: Aufgang zur Prieche). | |||
Archiv der Lippischen Landeskirche, 01.01 / Konsistorialregistratur, Nr. 2778: Heiligenkirchen: Der Neubau des dortigen Pfarrhauses an Stelle des am 4. September 1872 abgebrannten Pfarrhauses, 1872, 1891, 1935, 1946. | |||
Archiv der Lippischen Landeskirche, 04.03 / Heiligenkirchen (ev.-ref), Nr. 118: Neubau des Pfarrhauses und Schule, 1872–1877, (1887) und Reparaturen an der Kirche, 1872–1887. | |||
LAV NRW OWL, L 108 Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 8, Band VI, 83: Verkauf versch. Landparzellen der Pfarre zu Hk. 1873 seitens des Kirchenvorstandes [Pastor Grupe, Kirchendeche Friedrich Tötemeyer Nr. 4, Kirchendeche Simon Möllemann Nr. zu Berlebeck]. | LAV NRW OWL, L 108 Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 8, Band VI, 83: Verkauf versch. Landparzellen der Pfarre zu Hk. 1873 seitens des Kirchenvorstandes [Pastor Grupe, Kirchendeche Friedrich Tötemeyer Nr. 4, Kirchendeche Simon Möllemann Nr. zu Berlebeck]. | ||
LAV NRW OWL, L 92 Z IV Nr. 33: Volkszählung Vogtei Falkenberg 1769. | |||
LAV NRW OWL, L 92 Z IV Nr. 34: Volkszählung Amt Detmold 1828. | |||
LAV NRW OWL, L 79 (Lippische Regierung (Jüngere Registratur)), Nr. 5257: Volkszählung 1919. | |||
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[[Kategorie:Hausstätte in Heiligenkirchen]] [[Kategorie:Kirchweg (Heiligenkirchen)]] [[Kategorie:Steuerfreie Hausstätte]][[Kategorie:Pfarrhaus]] | |||