Schülerstraße 15–25 (Detmold): Unterschied zwischen den Versionen

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Auf den heutigen Parzellen Schülerstraße 15–25 befand sich ursprünglich der Burgmannenhof von dem Bussche, den 1453 die Schwestern zu Eldagsen bei Petershagen/Stift Hildesheim zum Bau eines Klosters erwarben. Dieses Kloster ist, bis auf Reste des Pforthauses, heute [[Schülerstraße 23 (Detmold)|Schülerstraße 23]] und [[Schülerstraße 25 (Detmold)|Schülerstraße 25]] abgängig.
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|Straße=Schülerstraße (Detmold)
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|Koordinaten=51.93416, 8.88047
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}}Auf den heutigen Parzellen Schülerstraße 15–25 befand sich ursprünglich der Burgmannenhof von dem Bussche, den 1453 die Schwestern zu Eldagsen bei Petershagen/Stift Hildesheim zum Bau eines Klosters erwarben. Dieses Kloster ist, bis auf Reste des Pforthauses, heute [[Schülerstraße 23 (Detmold)|Schülerstraße 23]] und [[Schülerstraße 25 (Detmold)|Schülerstraße 25]] abgängig.


==Geschichte==
==Geschichte==
[[Datei:DT-Schülerstr15-25_HSA_6502.jpg|thumb|Augustinerinnen-Kloster, Ansicht von Norden, in der Bildmitte das Pforthaus und dahinter die Klosterkirche. Ganz links der Bürgerturm am damaligen Ende der Schülerstraße, Federzeichnung Johann Ludwig Knoch, um 1790, Repro: Ferdinand Düstersiek, LLB: HSA 6,502]]


Das Augustiner-Kanonessen-Kloster "Marienanger" entstand sechs Jahre nach der Zerstörung der Stadt in der Soester Fehde 1447 an Stelle eines älteren Burgmannenhofes, den die Schwestern von Eldagsen zur Gründung eines Kloster erwarben. Johan Grutman, Richter der lippischen Edelherren, beurkundete 1453 , dass vor ihm die Brüder Heinrich und Cord von dem Bussche, Knappen, Söhne des Amelung, Fye, Frau des Heinrich, ihren ererbten Hof zu Detmold und die dazu gekaufte Judenstätte (iodenstede) für 90 Mark Lemgoer Pfennig an die innigen Schwestern zu Eldagsen verkauft und für ihre außer Landes lebenden Brüder Verzicht geleistet haben.<ref>LAV NRW OWL, L 1 Nr. 1203.</ref> Edelherr Bernhard VII. und Simon zur Lippe erteilten im selben Jahr den Schwestern zu Eldagsen Privilegien, die mit ihrer Zustimmung von den Brüdern Heinrich und Cord von dem Bussche deren freien Hof in Detmold erworben hatten, u. a. Freiheit von städtischen Lasten und einen Walkmühlenbau vor der Stadt.<ref>LAV NRW OWL, L 1 Nr. 1199.</ref> Ebenso gewährten Bürgermeister Johan de Ghyr, Hans Metting, Hans de Zelige, Hinrich Blome, Kord Duker und Hinke de Ghyr, geschworene Bauermeister an Stelle eines Rates zu Detmold diese Rechte und forderten 1 Rheinischen Gulden "zum gebouwe der Stadt" und das Vorkaufsrecht für ihren Hof.<ref>LAV NRW OWL, L 1 Nr. 1202.</ref> 1461 verschrieben sich die Schwestern der Augustinerregel.<ref>LAV NRW OWL, L 1 Nr. 1332.</ref>
Das Augustiner-Kanonessen-Kloster "Marienanger" entstand sechs Jahre nach der Zerstörung der Stadt in der Soester Fehde 1447 an Stelle eines älteren Burgmannenhofes, den die Schwestern von Eldagsen zur Gründung eines Kloster erwarben. Johan Grutman, Richter der lippischen Edelherren, beurkundete 1453 , dass vor ihm die Brüder Heinrich und Cord von dem Bussche, Knappen, Söhne des Amelung, Fye, Frau des Heinrich, ihren ererbten Hof zu Detmold und die dazu gekaufte Judenstätte (iodenstede) für 90 Mark Lemgoer Pfennig an die innigen Schwestern zu Eldagsen verkauft und für ihre außer Landes lebenden Brüder Verzicht geleistet haben.<ref>LAV NRW OWL, L 1 Nr. 1203.</ref> Edelherr Bernhard VII. und Simon zur Lippe erteilten im selben Jahr den Schwestern zu Eldagsen Privilegien, die mit ihrer Zustimmung von den Brüdern Heinrich und Cord von dem Bussche deren freien Hof in Detmold erworben hatten, u. a. Freiheit von städtischen Lasten und einen Walkmühlenbau vor der Stadt.<ref>LAV NRW OWL, L 1 Nr. 1199.</ref> Ebenso gewährten Bürgermeister Johan de Ghyr, Hans Metting, Hans de Zelige, Hinrich Blome, Kord Duker und Hinke de Ghyr, geschworene Bauermeister an Stelle eines Rates zu Detmold diese Rechte und forderten 1 Rheinischen Gulden "zum gebouwe der Stadt" und das Vorkaufsrecht für ihren Hof.<ref>LAV NRW OWL, L 1 Nr. 1202.</ref> 1461 verschrieben sich die Schwestern der Augustinerregel.<ref>LAV NRW OWL, L 1 Nr. 1332.</ref>
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1517 wurde der 1511 von Simon V. gestattete Kirchenneubau vollendet.  
1517 wurde der 1511 von Simon V. gestattete Kirchenneubau vollendet.  


1575 Auflösung des Klosters durch die Reformation, Kloster und Kirche werden profaniert.
1575 Auflösung des Klosters durch die Reformation, Kloster und Kirche werden profaniert. Die Schwestern verkaufen einen Teil der Besitzungen an die Adelsfamilie von Schwartz: Anna Goldtschmedes, Mutter, Ilse Floren, Meisterin, und der Konvent des Susterhauses in (Detmold) verkaufen auf Vermittlung ... (Bernd) von Exterdes, des Bürgermeisters Johann Koch, Lic., und Kanzler Henrich Kirchmanns, Magister (Johann von Exters) ... Konsistorialen der Grafschaft Lippe, ihre (zwei Häuser) ... und das Vorwerk ... und den Platz mit dem Brunnen (putten) bis zum Viehhaus, unter Vorbehalt der Mitbenutzung des Brunnens und der Durchfahrt durch den Platz, und die Miststätte jenseits der Straße bei Dietrichs von der Borch Hof, alles in der Susterstraße am Ende bei der Stadtmauer gelegen, dazu Hude und Viehtrift sowie Feuerung aus dem Walde an Adolf Schwartz, lippischen Landdrost, für 778 Taler bzw. 700 Taler, 3 Malter Gerste und 8 Seiten Speck. 1575 Oktober 27.<ref>LAV NRW OWL, L 4 W / Biesterfelder Archiv - Urkunden, Nr. 17, Kopie des 17. Jh. siehe LAV NRW OWL, L 4 K / Gutsarchiv von Schwartz-Merckel (Urkunden), Nr. 65.</ref>


1602–1832 die Klosterkirche als "lateinische Provinzial- und Landesschule" genutzt. 1623 wurden die ehemaligen Klostergebäude Opfer einer Brandstiftung von Gertrud Vogel, gebürtig aus der Nähe von Brilon, die mehrfach Feuer in Detmold gelegt hatte, dafür an den Pranger gestellt, gestäupt und des Landes verwiesen wurde.<ref>LAV NRW OWL, L 86 Nr. 406.</ref>
1602–1832 die Klosterkirche als "lateinische Provinzial- und Landesschule" genutzt. 1623 wurden die ehemaligen Klostergebäude Opfer einer Brandstiftung von Gertrud Vogel, gebürtig aus der Nähe von Brilon, die mehrfach Feuer in Detmold gelegt hatte, dafür an den Pranger gestellt, gestäupt und des Landes verwiesen wurde.<ref>LAV NRW OWL, L 86 Nr. 406.</ref>


1690–1716 wurde die ehem. Klosterkirche vorübergehend den Hugenotten als Gotteshaus zugewiesen, 1721 dann den Lutheranern, bis diese ihren Neubau gegenüber 1741 beziehen konnten.  
1690–1716 wurde die ehem. Klosterkirche vorübergehend den Hugenotten als Gotteshaus zugewiesen, 1721 dann den Lutheranern, bis diese 1741 ihren Neubau gegenüber, [[Schülerstraße 12 (Detmold)|Schülerstraße 12]], beziehen konnten.  


1832 wurde die Klosterkirche infolge Umzug des Gymnasiums in den Neubau an der [[Leopoldstraße]] abgebrochen.
1832 wurde die Klosterkirche infolge Umzug des Gymnasiums in den Neubau an der [[Leopoldstraße (Detmold)|Leopoldstraße]] abgebrochen. Für den Erhalt und eine Nutzung als Bibliothek setzte sich damals der Kanzleirat Johann Christian Althof ein. Landbaumeister Ferdinand Brune, um sein fachliches Gutachten gebeten, urteilte: "Daß das nebenbemerkte alte Schulgebäude (eine ehemalige Klosterkirche) sichtlich aus einer Periode des Mittelalters stammt, wo die Baukunst in höchstem Verfall war, und ich glaube daher ohne nähere Beweise mit vollem Recht behaupten zu dürfen, daß dieses Gebäude einen wirklichen Kunstwerth gar nicht besitze. Eben so wenig kann ein Unbefangener dasselbe für schön halten, noch zeichnet es sich durch besondere Größe aus, und da auch durchaus keine merkwürdige historische Erinnerungen sich daran knüpfen: so mangeln ihm alle Bedingungen, die dasselbe ehrwürdig, und als solches der Erhaltung werth machen können. [...] Ich kann daher durchaus keinen Grund finden, das fragliche Gebäude zu conserviren, obschon ich nicht zu denen gezählt zu werden wünsche, denen wirklich schöne oder durch ihr Alter oder ihre Größe und Erhabenheit ehrwürdige Denkmale der Baukunst gleichgültig sind."<ref>LAV NRW OWL, L 77 A 1859, fol. 90–91v.</ref> Auch Wilhelm von Meien fand "nicht das mindeste Merkwürdige, welches die Erhaltung wünschenswert machen könnte".<ref>LAV NRW OWL, L 77 A 1859, fol. 93 f.</ref> Fürst Leopold fand es daraufhin nicht nötig, auf die Eingabe Althofs Rücksicht zu nehmen.<ref>{{KleinmannsLandbaumeister2024}}, S. 97.</ref>


==Gebäude==
==Gebäude==
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===Pforthaus===
===Pforthaus===


Zweigeschossiger, traufständiger Fachwerkbau in Straßenflucht, Obergeschoss allseitig über schmalen Knaggen weit vorkragend. Satteldach.
[[Datei:DT-Schülerstr25+23_HSA_6354.png|thumb|Ehem. Pforthaus des Klosters, Ansicht von Nordwesten, um 1910, Foto: Friedrich Düstersiek, LLB, HSA 6-354]]
 
Zweigeschossiger, traufständiger Fachwerkbau. Die beiden seitliche Utluchten in Straßenflucht sind eine spätere Ergänzung. Obergeschoss allseitig über schmalen Knaggen weit vorkragend. Satteldach.


Zur nachklösterlichen Geschichte des Pforthauses, Teilung und Umbauten, siehe [[Schülerstraße 23 (Detmold)|Schülerstraße 23]] und [[Schülerstraße 25 (Detmold)|Schülerstraße 25]].
Zur nachklösterlichen Geschichte des Pforthauses, Teilung und Umbauten, siehe [[Schülerstraße 23 (Detmold)|Schülerstraße 23]] und [[Schülerstraße 25 (Detmold)|Schülerstraße 25]].
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==Quellen==
==Quellen==


Lageplan von J. L. Knoch, um 1792 (LAV NRW OWL)
Lageplan von J. L. Knoch, um 1792 (LAV NRW OWL).
 
Ansicht von Norden, Federzeichnung, Johann Ludwig Knoch, um 1800 (LAV NRW OWL).


Ansicht von Norden, Federzeichnung, Johann Ludwig Knoch, um 1800 (LAV NRW OWL)
LAV NRW OWL, D 72 Richter Nr. 24, darin 11: Geschichte des Augustiner-Nonnenklosters Marienanger (Manuskripte Richters, Vorträge vor dem Deutschbund 1943).


==Weblinks==
==Weblinks==
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[[Category:Hausstätte]] [[Category:Hausstätte in Detmold]] [[Category:Schülerstraße (Detmold)]] [[Category:Steuerfreie Hausstätte]] [[Category:Burgmannenhof]] [[Category:Kloster]] [[Category:Aufgegebene Hausstätte]]
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  [[Kategorie:Schülerstraße (Detmold)]] [[Kategorie:Steuerfreie Hausstätte]] [[Kategorie:Burgmannenhof]] [[Kategorie:Kloster]] [[Kategorie:Aufgegebene Hausstätte]]
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