Obere Mühlenstraße 1 (Bad Salzuflen): Unterschied zwischen den Versionen
Obere Mühlenstraße 1 (Bad Salzuflen) (Quelltext anzeigen)
Version vom 18. August 2025, 11:04 Uhr
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}}Die Hausstätte Obere Mühlenstraße 1, bis heute nach einem früheren Bewohner unter dem Namen „Haus Backs“ bekannt, zählt zu den bekanntesten und wohl auch meistfotografierten Gebäuden der Altstadt von Bad Salzuflen.<ref>{{WiesekopsiekerInschriften2011}}, S. 20-21.</ref> Bis 1878 Salzuflen Nr. 157. Im Adressbuch von 1901 bereits als Obere Mühlenstraße 1 verzeichnet.<ref>{{LippeAdressbuch1901}}, S. 121.</ref> Später Sitz der „Pension | }}Die Hausstätte Obere Mühlenstraße 1, bis heute nach einem früheren Bewohner unter dem Namen „Haus Backs“ bekannt, zählt zu den bekanntesten und wohl auch meistfotografierten Gebäuden der Altstadt von Bad Salzuflen.<ref>{{WiesekopsiekerInschriften2011}}, S. 20-21.</ref> Bis 1878 Salzuflen Nr. 157. Im Adressbuch von 1901 bereits als Obere Mühlenstraße 1 verzeichnet.<ref>{{LippeAdressbuch1901}}, S. 121.</ref> Später Sitz der „Pension Backs“, heute (Stand April 2025) die Kaffeerösterei „BO“.<ref>{{PölertHäuser1960}}, Nr. 157; vgl. auch die Rubrik „Eigentümer*innen, Bewohner*innen.“</ref> | ||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
Das später als „Haus Backs“ bekannt gewordene Gebäude zählt zu einer Reihe repräsentativer Bürgerhäuser, die in Folge des wirtschaftlichen Aufschwunges ab dem 15. Jahrhundert errichtet wurden, und die das Bild der Salzufler Innenstadt bis heute prägen. Der durch diese Gebäude zum Ausdruck gebrachte Wohlstand lässt sich unter anderem auch an dem verwendeten Baumaterial ablesen. So waren steinerne Häuser wie etwa das Haus Backs in der Architektur Nordwestdeutschlands vor dem 18. Jahrhundert eigentlich eher die Ausnahme. Die besonders große Dichte solcher Gebäude in der Innenstadt Bad Salzuflens zeugt daher vom zeitgenössischen Reichtum der Stadt. Anders als in vielen anderen Städten der Region endete die Bautätigkeit in der Stadt während des Dreißigjährigen Krieges nicht. Dies lag unter anderem auch an dem durch die häufige Sperrung von Handelswegen wegfallenden Salzimport aus anderen Gegenden, von dem die Stadt ökonomisch profitieren konnte. Dementsprechend konnten einige Häuser wohlhabender Bürger – etwa die spätere Obere Mühlenstraße 1 – zwischen 1619 und 1630 mit prächtigen Fassadenschnitzereien versehen werden. Die Blüte Salzuflens endete allerdings um die Mitte des 17. Jahrhunderts, und damit auch die rege Bautätigkeit, so dass das Stadtbild um 1900 noch weitestgehend durch die Bauten aus der Renaissancezeit bestimmt wurde.<ref>vgl. Fred Kaspar / Roberto Arató, Ein gar stattlich Haus. Leben und Wandel in einem niederdeutschen Bürgerhaus der Weser-Renaissance. Dargestellt am Beispiel des Hauses Backs in Bad Salzuflen, Rheda-Wiedenbrück 1989, S. 17-18. </ref> | |||
Der Bauherr des Gebäudes ließ sich bisher nicht ermitteln. Die aus der Inschrift an der Fachwerkschwelle im Giebel ableitbare Vermutung eines ursprünglich adeligen Hofes trifft aber wohl nicht zu. Der Erbauer ist vermutlich im familiären Umfeld der Familie von der Wipper zu suchen, einer der einflussreichsten Kaufmannssippen der Region, die auch in Lemgo eine rege Bautätigkeit entfaltete. 1621 gehörte das Haus dem Licenciaten Engelbert von der Wipper. Um 1632 gelangte die Hausstätte dann in den Besitz des in der Inschrift genannten Hermann von Exterde, der zu einem weitverzweigten Ministerialgeschlecht gehörte und auch in der weiteren Region, etwa in Lemgo, Detmold, Ahmsen und Herford über Besitzungen und Lehen verfügte. Neben der Familie der Hausherren lebten in Haushalten dieser Größe immer auch Gesinde, wobei die Zahl der Knechte die der Mägde in der Regel überstieg. Während die Mägde sich eher um die Haushaltsführung, etwa den Küchenbetrieb, die Holzversorgung oder den Gartenbau kümmerten, waren die Knechte mit der Betreuung des Viehs und den ökonomisch relevanten Arbeitsfeldern betraut.<ref>vgl. Ebd., S. 27-28 und 41; siehe außerdem die Rubrik Eigentümer*innen, Bewohner*innen.</ref> | |||
==Gebäude== | ==Gebäude== | ||
[[Datei:Obere_Mühlenstraße_1_Stephan_14_04_2025.jpg|thumb|Das Haus Backs, Obere Mühlenstraße 1; Foto: Lennart Stephan, 2025]] | |||
Das Haus Backs in seiner heutigen Form ist in mehreren Phasen entstanden. Die ältesten Elemente, die steinernen Umfassungswände, stammen aus dem 16. Jahrhundert. Vermutlich wurden sie um das Jahr 1581 errichtet, das Jahr, in dem laut dendrochronologischen Untersuchungen auch das Holz für die Deckenbalken über der großen Diele und die inneren Trennwände geschlagen wurden.<ref>Fred Kaspar / Roberto Arató, Ein gar stattlich Haus. Leben und Wandel in einem niederdeutschen Bürgerhaus der Weser-Renaissance. Dargestellt am Beispiel des Hauses Backs in Bad Salzuflen, Rheda-Wiedenbrück 1989, S. 29-34. </ref> | |||
Die umfassenden Mauern der Hausstätte bestehen dagegen aus zweischaligem Bruchsteinmauerwerk, die äußeren Kanten aus bearbeiteten Werksteinblöcken. Auch die großen Bögen über den Fenstern sind in Schalungen aus Bruchstein gemauert. Diese Technik wurde auch bei der Errichtung der vier Umfassungswände angewandt, sowie bei der Quer- und Herdwand, die Diele und Hinterhaus voneinander trennt.<ref>vgl. Ebd.</ref> | |||
Interessant ist insbesondere auch die wechselvolle Geschichte der Fassadengestaltung am späteren „Haus Backs.“ Über den hohen Fenstern des Vordergiebels steht ein in Fachwerk errichtetes Giebeldreieck. Dieser Giebel und das gesamte Dachwerk wurden bei der 1632 erfolgen Aufstockung des Hauses wieder verwendet.Dabei wurden ältere und aktuelle Schmuckelemente der Renaissance verwendet . So entsprechen die Ornamente am Torbogen und Schnitzgiebel den Gestaltungsformen der Renaissance, während die Inschrift in der damals eigentlich schon altmodischen Schrift der spätgotischen Textura abgefasst wurde. Mit der Verwendung historischer Stilelemente wollte der Bauherr vermutlich eine lange Familientradition demonstrieren.<ref>vgl. Ebd., S. 35-40.</ref> Außerdem wurde der Giebel im frühen 20. Jahrhundert aufwändig mit verschiedenen Farben bemalt. 1991 entschloss man sich allerdings, diese Giebelbemalung wieder zu entfernen,<ref>vgl. {{WiesekopsiekerInschriften2011}}, S. 21.</ref> sodass das Gebäude dem heutigen Betrachter vor allem wegen der künstlerisch hochwertigen Schnitzereien im Gedächtnis bleibt. | |||
==Inschriften== | ==Inschriften== | ||
Das Gebäude an der Oberen Mühlenstraße 1 weist heute noch zwei Inschriften auf. Die erste befindet sich am Giebel des Hauses: | |||
''„Anno 1632 den 24 Julii hat Hermann v. (von) Exter und Ilse van Senden düt Haus in dem Namen der heiligen Dreenichgeit bowen laten. An Gottes Segen ist alles gelegen. V.D.M.J.Ae.“'', wobei das Kürzel V.D.M.J.Ae. für den in der Reformationszeit beliebten Spruch „Verbum domini manet in aeternum,“ „Das Wort Gottes bleibt in alle Ewigkeit“<ref>Otto Preuß, Die Baulichen Althertümer des Lippischen Landes. Zweite Vermehrte und Verbesserte Auflage, Detmold 1881, S. 87-88 und Gröppel, Inschriften alter Häuser in Salzuflen, Detmold 1909, S. 10-11.</ref> steht. | |||
Eine zweite, in gebrochener Schrift geschriebene Inschrift auf dem Sturz des linken oberen Stubenfensters des steinernen Untergeschosses ist nur teilweise erhalten geblieben:<ref>vgl. {{WiesekopsiekerInschriften2011}}, S. 21.</ref> | |||
''„Wol Gode in rechten Geloven vertruwet, nicht up d...“'' [Wer Gott im rechten Glaube vertrauet, nicht auf...].<ref>Otto Preuß, Die Baulichen Althertümer des Lippischen Landes. Zweite Vermehrte und Verbesserte Auflage, Detmold 1881, S. 87-88 und Gröppel, Inschriften alter Häuser in Salzuflen, Detmold 1909, S. 10-11.</ref> | |||
Im Jahr 1991 wurde die Giebelbemalung vollständig entfernt. Bei diesem Prozess verschwanden auch zwei jüngere Inschriften:<ref> {{WiesekopsiekerInschriften2011}}, S. 21.</ref> | |||
ANNO 1632 | |||
''„Seid fröhlich in hoffnung – Gedultig in trübsal – Haltet an am gebet – R[ömer] C[apitulum] XII [Vers 12]“'' | |||
==Eigentümer*innen, Bewohner*innen== | ==Eigentümer*innen, Bewohner*innen== | ||
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1621 Licent Engelbert v. d. Wipper; „leiht dem Salzwerk 4.500 Speciesthaler.; Fundator der Wipp'schen Stiftung (1621)“; keine Kinder. | 1621 Licent Engelbert v. d. Wipper; „leiht dem Salzwerk 4.500 Speciesthaler.; Fundator der Wipp'schen Stiftung (1621)“; keine Kinder. | ||
1632 „Neubau auf | 1632 „Neubau auf abgebranntem Sockel durch HC. Herm. v. Exter“; Ehefrau: Ilse van Senden; Bewohner: Jobst Potharst. | ||
1645/62 Bewohner Hillebrandt Potharst, „Kramer und Handelsmann“; Bewohner Jürgen Schure, der „später ein eigenes Haus hat.“ | 1645/62 Bewohner Hillebrandt Potharst, „Kramer und Handelsmann“; Bewohner Jürgen Schure, der „später ein eigenes Haus hat.“ | ||
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1926 Wilhelm Backs, Kaufmann; Heinrich Woestendiek, Rentner.<ref>Adreßbuch des Landes Lippe, Detmold 1926, S. 409.</ref> | 1926 Wilhelm Backs, Kaufmann; Heinrich Woestendiek, Rentner.<ref>Adreßbuch des Landes Lippe, Detmold 1926, S. 409.</ref> | ||
1938 Marie Backs, Witwe; Else Backs, „Haustochter“; Martha Backs, „Haustochter“; Anny Backs, Lehrerin.<ref>Adressbuch für die Städte Schötmar und Bad Salzuflen, Schötmar 1938, S. 5.</ref> | |||
1951 Anny Backs, Lehrerin; Marie Backs, Pensionsinhaberin.<ref>Adreßbuch für Bad Salzuflen. Mit Gewerbeverzeichnis der Stadt Schötmar, Detmold 1951, S. 22.</ref> | |||
1962 Anny Backs, Lehrerin; Elise Backs; Karl-Heinz Backs, Sparkassen-Angestellter; M. Backs, Fremdenheim.<ref>Lippisches Landes-Adreßbuch. Kreise Detmold und Lemgo, Detmold 1962, S. 250.</ref> | 1962 Anny Backs, Lehrerin; Elise Backs; Karl-Heinz Backs, Sparkassen-Angestellter; M. Backs, Fremdenheim.<ref>Lippisches Landes-Adreßbuch. Kreise Detmold und Lemgo, Detmold 1962, S. 250.</ref> | ||
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==Literatur== | ==Literatur== | ||
Fred Kaspar / Roberto Arató, Ein gar stattlich Haus. Leben und Wandel in einem niederdeutschen Bürgerhaus der Weser-Renaissance. Dargestellt am Beispiel des Hauses Backs in Bad Salzuflen, Rheda-Wiedenbrück 1989. | |||
Otto Pölert, Alte Häuser Salzuflens. Besitzer, Bewohner, um 1960. Stadtarchiv Bad Salzuflen Msc Nr. 13. | |||
Stefan Wiesekopsieker, Inschriften an Bad Salzufler Häusern (Bad Salzufler Haus- und Hofgeschichten 2), Bad Salzuflen 2011 [2009]. | |||
==Quellen== | ==Quellen== | ||
Adressbuch für das Fürstenthum Lippe, Detmold 1901 | Adressbuch für das Fürstenthum Lippe, Detmold 1901. | ||
Adreßbuch des Landes Lippe, Detmold 1926. | Adreßbuch des Landes Lippe, Detmold 1926. | ||
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Gröppel, Inschriften alter Häuser in Salzuflen, Detmold 1909. | Gröppel, Inschriften alter Häuser in Salzuflen, Detmold 1909. | ||
Otto Preuß, Die Baulichen Althertümer des Lippischen Landes. Zweite Vermehrte und Verbesserte Auflage, Detmold 1881. | |||
==Weblinks== | ==Weblinks== | ||