Lange Straße 7 (Bad Salzuflen): Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 20. Oktober 2025, 14:07 Uhr
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}}Die Hausstätte Lange Straße 7. Bis 1878 als Salzuflen Nr. 15 geführt.<ref>Vgl. Otto Pölert, Alte Häuser Salzuflens. Besitzer, Bewohner. Um 1960. Stadtarchiv Bad Salzuflen Msc 13, Nr. 15.</ref> | }}Die Hausstätte Lange Straße 7. Bis 1878 als Salzuflen Nr. 15 geführt.<ref>Vgl. Otto Pölert, Alte Häuser Salzuflens. Besitzer, Bewohner. Um 1960. Stadtarchiv Bad Salzuflen Msc 13, Nr. 15.</ref> Das Gebäude war früher unter anderem das Wohnhaus des reformierten Pfarrers Johann Loofher. Heute [Stand: 2025] befindet sich dort ein Friseursalon. | ||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
Bei der Hausstätte Salzuflen Nr. 15 handelt es sich um das ehemalige Wohnhaus von Johann Loofher, einem der ersten evangelisch-reformierten Pfarrer in Salzuflen.<ref>Vgl. Stefan Wiesekopsieker, Inschriften an Bad Salzufler Häusern (Bad Salzufler Haus- und Hofgeschichten 2), Bad Salzuflen 2017 [2009], S. 12-13.</ref> Damit ist das Gebäude Zeuge einer der turbulentesten Phasen der regionalen Religionsgeschichte: des innerprotestantischen Streites zwischen „orthodoxen“ Lutheranern und den maßgeblich durch die Schweizer Reformatoren Jean Calvin und Ulrich Zwingli geprägten Reformierten. Zum einen entzündete sich dieser Konflikt an theologischen Differenzen, etwa um die Frage nach der Realpräsenz Jesu Christi in der Eucharistie (Abendmahl). | |||
Zum anderen hatte der Streit in Lippe auch eine politische Dimension: In ihm spiegelte sich der auch für andere Gebiete des Reiches prägende Konflikt zwischen den um Autonomie bemühten Städten sowie den jeweiligen Landesherren wider. Während etwa der Rat und die städtische Bevölkerung in Salzuflen überwiegend dem lutherischen Bekenntnis zuneigten, empfingen Graf Simon VI. und seine Familie am 02. Juni 1605 erstmals öffentlich das Abendmahl nach evangelisch-reformiertem Ritus. In den folgenden Jahren konnte sich unter tatkräftiger Patronage des Herrscherhauses überall in Lippe die reformierte Spielart des Protestantismus als dominierende Konfession durchsetzen. Nur die Stadt Lemgo hielt weiterhin am „orthodoxen“ lutherischen Bekenntnis fest.<ref>Vgl. Roland Linde, zwischen Renaissance und Reformation. Salzuflen vom späten 15. Jahrhundert bis zum frühen 17. Jahrhundert, in: Franz Meyer (Hrsg.), Bad Salzuflen. Epochen der Stadtgeschichte, Bielefeld 2007, S. 77-114.</ref> | |||
==Gebäude== | ==Gebäude== | ||
Im Jahr 1621 ließ Johann Loofher, einer der erste reformierte Pfarrer Salzuflens, sein privates Wohnhaus neu gestalten. Besonders die Vorderfront des Gebäudes wurde dabei reich verziert, unter anderem mit einer Inschrift in der Form eines „Cronodistichons“. 1958 erfolgten größere Umbaumaßnahmen, in deren Folge zwei weitere Inschriften an dem Gebäude verloren gingen.<ref>Vgl. Stefan Wiesekopsieker, Inschriften an Bad Salzufler Häusern (Bad Salzufler Haus- und Hofgeschichten 2), Bad Salzuflen 2017 [2009], S. 12-13.</ref> | |||
[[Datei:Lange_Straße_7_Gröppel_1909_02.png|thumb|Lange Straße 7 (Bad Salzuflen) um 1909. Entnommen aus: Gröppel, Inschriften, S. 4.]] | |||
==Inschriften== | ==Inschriften== | ||
Die bis heute sichtbare Inschrift des Hauses ist wohl auch die am meisten rezipierte. Der lateinische Text auf dem Balken zwischen dem zweiten und dritten Stockwert wurde in der Form eines sogenannten „Chronodistichons“ abgefasst. Dabei handelt es sich um ein Distichon, also Verspaar, bei dem durch ihre Größe hervorgehobene Buchstaben gleichzeitig als römische Zahlenzeichen fungieren und damit ein Chronogramm bilden: | |||
„sIt LarIbVs nostrIs opto ConCorDIa Constans, noster et assIDVo LVCeat Igne foCus.“ Darunter steht ''„Dominus providebit.“'' Addiert ergeben die hervorgehobenen Buchstaben den Zahlenwert 1621. Übersetzt bedeutet der Text etwa: ''„Es sei unserem Haus, [so] wünsche ich, beständige Eintracht [beschieden], und unser Herdfeuer möge in unablässiger Glut leuchten – der Herr wird für uns sorgen.“'' | |||
Vor dem Umbau im Jahre 1958 verfügte das Gebäude noch über zwei weitere Inschriften am oberen Teil des Torbogens: ''„Iohan Loofher et Anna Resen“'' sowie ''„Den was mit Got gunt, das mus geraden.“''<ref>Informationen entommen aus: Gröppel, Inschriften alter Häuser in Salzuflen, Detmold 1909, S. 4-6, sowie Stefan Wiesekopsieker, Inschriften an Bad Salzufler Häusern (Bad Salzufler Haus- und Hofgeschichten 2), Bad Salzuflen 2017 [2009], S. 1 und 12-13. Aus letzterer Publikation stammt auch die zitierte Übersetzung des Chronodistichons.</ref> | |||
==Eigentümer*innen, Bewohner*innen== | ==Eigentümer*innen, Bewohner*innen== | ||
1544/62 Jürgen Kremer.<ref>Sofern nicht anders ausgewiesen, Informationen zu diesem und folgenden Einträgen entnommen aus: | 1544/62 Jürgen Kremer.<ref>Sofern nicht anders ausgewiesen, Informationen zu diesem und folgenden Einträgen entnommen aus: Otto Pölert, Alte Häuser Salzuflens. Besitzer, Bewohner. Um 1960. Stadtarchiv Bad Salzuflen Msc 13, Nr. 15.</ref> | ||
1567 „de Kremerske“; später: Johan Kramer und Joh. Dreiß. | 1567 „de Kremerske“; später: Johan Kramer und Joh. Dreiß. | ||
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==Literatur== | ==Literatur== | ||
Roland Linde, zwischen Renaissance und Reformation. Salzuflen vom späten 15. Jahrhundert bis zum frühen 17. Jahrhundert, in: Franz Meyer (Hrsg.), Bad Salzuflen. Epochen der Stadtgeschichte, Bielefeld 2007, S. 77-114. | |||
Otto Pölert, Alte Häuser Salzuflens. Besitzer, Bewohner, um 1960. Stadtarchiv Bad Salzuflen Msc Nr. 13. | Otto Pölert, Alte Häuser Salzuflens. Besitzer, Bewohner, um 1960. Stadtarchiv Bad Salzuflen Msc Nr. 13. | ||
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==Quellen== | ==Quellen== | ||
Adressbuch für das Fürstenthum Lippe, Detmold 1901. | |||
Gröppel, Inschriften alter Häuser in Salzuflen, Detmold 1909. | |||
==Weblinks== | ==Weblinks== | ||