Königstraße 2 (Heiligenkirchen): Unterschied zwischen den Versionen
Königstraße 2 (Heiligenkirchen) (Quelltext anzeigen)
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(Die Seite wurde neu angelegt: „Haupthof (Königshof) der vier Gründungshöfe Heiligenkirchens, Ende des 8. Jh. angelegt, ehem. Heiligenkirchen Nr. 2. ==Geschichte== Beim Hof Watermeier handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Königshof, kurz vor 800 gegründet im Zusammenhang mit der karolingischen Festigung der eroberten sächsischen Gebiete. Die Verwaltung dieser Höfe muss dem Paderborner Bischof übertragen gewesen sein. 1036 stattete Bischof Meinwerk das von ihm g…“) |
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{{Hausstätte info | |||
|Straße=Königstraße (Heiligenkirchen) | |||
|Hausnummer=2 | |||
|Ortsteil=Heiligenkirchen | |||
|Koordinaten=51.90973, 8.87598 | |||
|Ortsteil1901=Heiligenkirchen | |||
|Hausnummer1901=002 | |||
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Haupthof (Königshof) der vier Gründungshöfe Heiligenkirchens, Ende des 8. Jh. angelegt, ehem. Heiligenkirchen Nr. 2. | Haupthof (Königshof) der vier Gründungshöfe Heiligenkirchens, Ende des 8. Jh. angelegt, ehem. Heiligenkirchen Nr. 2. | ||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
Beim Hof Watermeier handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Königshof, kurz vor 800 gegründet im Zusammenhang mit der karolingischen Festigung der eroberten sächsischen Gebiete. Die Verwaltung dieser Höfe muss dem Paderborner Bischof übertragen gewesen sein. 1036 stattete Bischof Meinwerk das von ihm gegründete Busdorfstift mit dem zehnten Teil der Einkünfte der bischöflichen Tafelgüter (der Haupthöfe und Vorwerke) aus, zu denen auch der Königshof (Watermeier) in Heiligenkirchen mit den Vorwerken Hornoldendorf und Beerentrup bei Schönemark zählte. <ref> Roland Linde, Bischöfliche Haupthöfe und Vorwerke in Lippe, in: Heimatland Lippe, 104 (2011), S. 36–39 </ref> Solche Höfe dienten der wirtschaftlichen Versorgung des Grundherren und wurden von absetzbaren Verwaltern (villici) bewirtschaftet. Die abhängigen Bauern hingegen hatten ein Erbrecht an ihren Höfen. Der Haupthof Watermeier <ref> Linde, 2011, S. 37 </ref> bildete mit den drei Bauernhufen Meier zu Wantrup, Köllermeier und Teutmeier eine villicatio, einen Hofesverband. Im 12./13. Jahrhundert war diese Eigenwirtschaftsweise mit Naturalversorgung nicht mehr zeitgemäß, die Königshöfe wurden erbliche Meierhöfe, welche die Abgaben nun zunehmend in Geld zu leisten hatten. Außerdem waren Hand- und Spanndienste zu erbringen. Wohl in dieser Phase wurden vom bischöflichen Haupthof drei Höfe abgespalten: Dammeier, Timmerhanß und Grote. | Beim Hof Watermeier handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Königshof, kurz vor 800 gegründet im Zusammenhang mit der karolingischen Festigung der eroberten sächsischen Gebiete. Die Verwaltung dieser Höfe muss dem Paderborner Bischof übertragen gewesen sein. 1036 stattete Bischof Meinwerk das von ihm gegründete Busdorfstift mit dem zehnten Teil der Einkünfte der bischöflichen Tafelgüter (der Haupthöfe und Vorwerke) aus, zu denen auch der Königshof (Watermeier) in Heiligenkirchen mit den Vorwerken [[Hornoldendorf]] und [[Wilberger Straße 60 (Schönemark)|Beerentrup]] bei [[Schönemark]] zählte. <ref> Roland Linde, Bischöfliche Haupthöfe und Vorwerke in Lippe, in: Heimatland Lippe, 104 (2011), S. 36–39 </ref> Solche Höfe dienten der wirtschaftlichen Versorgung des Grundherren und wurden von absetzbaren Verwaltern (villici) bewirtschaftet. Die abhängigen Bauern hingegen hatten ein Erbrecht an ihren Höfen. Der Haupthof Watermeier <ref> Linde, 2011, S. 37 </ref> bildete mit den drei Bauernhufen Meier zu Wantrup, Köllermeier und Teutmeier eine villicatio, einen Hofesverband. Im 12./13. Jahrhundert war diese Eigenwirtschaftsweise mit Naturalversorgung nicht mehr zeitgemäß, die Königshöfe wurden erbliche Meierhöfe, welche die Abgaben nun zunehmend in Geld zu leisten hatten. Außerdem waren Hand- und Spanndienste zu erbringen. Wohl in dieser Phase wurden vom bischöflichen Haupthof drei Höfe abgespalten: Dammeier, Timmerhanß und Grote. | ||
Um 1390 im Schatzregister genannt als "de Meyger ouer dem Watere" später kurz Watermeier. Die Bezeichnung resultierte daraus, dass der Hof Watermeier der einizige "über dem Wasser", nämlich am rechten Ufer der Berlebecke war. 1609 wurde bei der Volkszählung Watermeier immer noch als erster Hof geführt, doch entwickelte sich Wantrup bald zum größten Hof, was er spätestens 1766 bei der Hausnummernvergabe war. Zu dieser Zeit war Watermeier auf den Status eines großen Halbmeiers gesunken. Ein Grund dürfte gewesen sein, dass der Hof 1642, im Dreißigjährigen Krieg, abgebrannt war. Er konnte weder ein Pferd kaufen noch sein Land bestellen. <ref> Hermann Wendt, Das ehemalige Amt Falkenberg, Lemgo 1965, S. 119.</ref> | Um 1390 im Schatzregister genannt als "de Meyger ouer dem Watere" später kurz Watermeier. Die Bezeichnung resultierte daraus, dass der Hof Watermeier der einizige "über dem Wasser", nämlich am rechten Ufer der Berlebecke war. 1609 wurde bei der Volkszählung Watermeier immer noch als erster Hof geführt, doch entwickelte sich Wantrup bald zum größten Hof, was er spätestens 1766 bei der Hausnummernvergabe war. Zu dieser Zeit war Watermeier auf den Status eines großen Halbmeiers gesunken. Ein Grund dürfte gewesen sein, dass der Hof 1642, im Dreißigjährigen Krieg, abgebrannt war. Er konnte weder ein Pferd kaufen noch sein Land bestellen. <ref> Hermann Wendt, Das ehemalige Amt Falkenberg, Lemgo 1965, S. 119.</ref> | ||
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Andererseits wurde aber auch Land hinzugekauft <ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 8 - Band: VII, 105, Landverkauf vom Oberregierungsrat Petri an Kolon Watermeier Nr. 2, 1876. </ref> bzw. bei der Versteigerung des Hofs Klöpping, [[Kirchweg 24-26 (Heiligenkirchen)]] , 1873 ein ganzes Kolonat erworben, <ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 8 - Band: VI, 87c. </ref> was zu den Landverkäufen in diesem und den Folgejahren geführt haben wird. | Andererseits wurde aber auch Land hinzugekauft <ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 8 - Band: VII, 105, Landverkauf vom Oberregierungsrat Petri an Kolon Watermeier Nr. 2, 1876. </ref> bzw. bei der Versteigerung des Hofs Klöpping, [[Kirchweg 24-26 (Heiligenkirchen)]] , 1873 ein ganzes Kolonat erworben, <ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 8 - Band: VI, 87c. </ref> was zu den Landverkäufen in diesem und den Folgejahren geführt haben wird. | ||
1928 verzichtete die Gemeinde auf ihr Vorkaufsrecht beim Verkauf des Waterhofs an Richard Thiemann. Sie erwarb ihn dann 1965 mit einem 4.350 m2 großen Grundstück für 150.000 DM. Die Scheune wurde anschließend für 56.500 DM zur Feuerwehrhalle ausgebaut, was den Abbruch des alten Spritzenhauses, [[Denkmalstraße 21a (Heiligenkirchen)]] nach sich zog. Das Wohnhaus wurde für 17.000 DM renoviert und vermietet. Nach Abbruch des großen Stallgebäudes 1965 pachtete die ARAL hier 1.000 m2 zum Bau einer Tankstelle (Abbruch 1995). | 1928 verzichtete die Gemeinde auf ihr Vorkaufsrecht beim Verkauf des Waterhofs an Richard Thiemann. Sie erwarb ihn dann 1965 mit einem 4.350 m2 großen Grundstück für 150.000 DM. Die Scheune wurde anschließend für 56.500 DM zur Feuerwehrhalle ausgebaut, was den Abbruch des alten Spritzenhauses, [[Denkmalstraße 21a (Heiligenkirchen)]] nach sich zog. Das Wohnhaus wurde für 17.000 DM renoviert und vermietet. Nach Abbruch des großen Stallgebäudes 1965 pachtete die ARAL hier 1.000 m2 zum Bau einer Tankstelle (Abbruch 1995). | ||
==Baubeschreibung== | ==Baubeschreibung== | ||
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1609 (Volkszählung): Watermeyer, ist ziemlich vermögend, keine Frau, 1 Sohn, 1 Tochter, 1 Knecht, 1 Junge, 1 Schweinehirt, 1 Magd, 1 Kleinmagd. | 1609 (Volkszählung): Watermeyer, ist ziemlich vermögend, keine Frau, 1 Sohn, 1 Tochter, 1 Knecht, 1 Junge, 1 Schweinehirt, 1 Magd, 1 Kleinmagd. | ||
1610/11 heiratet die Tochter Ilschen des Vollmeiers Hans Dreves aus Schmedissen auf den Hof Watermeier. Sie bringt 240 Taler Brautschatz mit. "Dreves Hans zu Smedissen bringett sine dochter auff des Watermeyers Hoff, gibt ihr mit zu brautschatz 240 Tahl aller dele 6, Ire Kledung beneben dem brauttwagen nach Landes gebrauch 35 thl."<ref>LAV NRW OWL, L 89 A, Nr. 91, fol. 283 (Gogericht Heiligenkirchen, 1610/11, Weinkauff).</ref> | |||
1619 wird die ledige Tochter des Leibzüchters Watermeier und Schwester des Hoferben Gercken, Trineken, schwanger und heiratet daraufhin.<ref>LAV NRW OWL, L 89 A, Nr. 91, fol. 425 (Gogericht Heiligenkirchen, 1619): Baurrichter wroget, dass eß im Geschreÿ gehe, dass deß Watermeiers Schwester trinecke schwanger seÿ. Sein ehelich innerhalb 3 Wochen geworden.</ref> | |||
Gercken Watermeier und Ilschen Dreves haben neben dem Anerben Curt (* um 1612) mindestens 5 weitere Kinder:<ref>Horst Wißbrock, Über meine Vorfahren. Dokumente - Bilder - Erinnerungen. Ein Beitrag zur Geschichte meiner Herkunftsfamilie, Detmold 2023, S. 582.</ref> | |||
* Cersting * um 1614, heiratet 1648 Elisabeth Teutmeier vom [[Unterer Weg 12 (Heiligenkirchen)|Teuthof]] in Heiligenkirchen, eine Tochter von Niehaus Teutmeier. | |||
* Gerhard * 1620, heiratet 1651 Gretgen Warwey aus Heiligenkirchen und übernimmt mit ihr die einige Jahre wüst gelegene Stätte Krüger in [[Berlebeck]] (s. u.). | |||
* Johann 1627–1698), verbringt sein Leben als Soldat in Detmold, zeugt 1652 eine uneheliche Tochter mit Anneken Timmer, die er anschließend heiratet. | |||
* Elisabeth | |||
* Ilsche [Ilsabein]). | |||
1643 heiratet der Anerbe Curt Watermeier (19. April 1643 Eheprotokoll): Curt Watermeier, Gerdt Watermeiers sel. nachgelaßener Sohn, nimbt zur Ehe Trineken Schlichting, Jost Schlichtings sel. im Mackenbruch nachgelaßene dochter, (...), vndt nachdem Curt des vatters sel. Hoff annimbt, verspricht derselbe seiner Mutter gepührende Leibzucht. (...), hiebei ist gewesen Johan Schlichting, der Meier zu Wantorff vndt Cersting, des Watermeiers Bruder."<ref>LAV NRW OWL, L 108 A, Nr. 133: Eheprotokolle Amt Detmold 1641-1661, fol. 56.</ref> Die beiden haben fünf Kinder:<ref>Horst Wißbrock, Über meine Vorfahren. Dokumente - Bilder - Erinnerungen. Ein Beitrag zur Geschichte meiner Herkunftsfamilie, Detmold 2023, S. 580 f.</ref> | |||
* Jürgen, der als Ältester den Hof aber nicht übernimmt zugunsten seines Bruders Johann. | |||
* Magdalena Marg., weil. Cordt Watermeiers zu Heiligenkirchen Tochter, heiratet im August 1682 Johann Henrich Bartold aus Berlebeck, zieht zu ihm mit 90 Talern Brautschatz, welche ihr Bruder Johan verspricht. | |||
* Anna Catharina, heiratet im Juni 1686 Barthold Meyer, Bürger und Witwer zu Lemgo, zieht zu ihm nach Lemgo mit 100 Talern Brautschatz, die ihr Bruder Jürgen Watermeyer ihr verspricht. | |||
* Johann, heiratet im Oktober 1687 Margarethe Ilsabein, Cord Teutmeiers eheliche Tochter, die zu ihm zieht mit 150 Talern Brautschatz, die Herman Cord Teutmeyer ihr verspricht. | |||
* Anna Margarethe, heiratet im September 1688 Simon weiland Bartold Stockmeyers von Berlebeck nachgelassenen Sohn ohne eigene Güter und bringt 90 Taler Brautschatz mit, die ihr Bruder Johan verspricht. | |||
14.7.1643: "Johan von … od. Johan Meier alhiero nimbt zur ehe Annen Watermeiers, Cort B(G)arveß sel. nachgelaßene wittiben. Undt nachdem dieselbe auß voriger ehe einen Sohn undt eine dochter vergnüget hatt, so ist unter den Vormündern undt Ihro verabredet und vergliechen worden, daß den beeden unmündigen Kindern, was wegen Ihres Vatters sel. verbleiben soll, fünffzig thaler bei dem Meier zum hackenthal u. dreyßig bei Henrichen B(G)ervoßen, behallt die wittibe vor sich zu erheben, Undt will die wittibe die freylaßung bei Uns. gnd. Herrschafft suchen. Zum fall ein kindt vor dem andern nach Gottes willen versterben sollde, erbet das verbliede, des verstorbenen antheill u. dieweil die beede kind, bei der mutter v. Ihrem künfftigen mann verbleiben, So erhbet kunth, wegen der kind und halbung die zinße von beede vorged. posten, so lang, biß ein anderes verglichen werden mögte." <ref> LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 133, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1642–1661, fol. 65. </ref> | 14.7.1643: "Johan von … od. Johan Meier alhiero nimbt zur ehe Annen Watermeiers, Cort B(G)arveß sel. nachgelaßene wittiben. Undt nachdem dieselbe auß voriger ehe einen Sohn undt eine dochter vergnüget hatt, so ist unter den Vormündern undt Ihro verabredet und vergliechen worden, daß den beeden unmündigen Kindern, was wegen Ihres Vatters sel. verbleiben soll, fünffzig thaler bei dem Meier zum hackenthal u. dreyßig bei Henrichen B(G)ervoßen, behallt die wittibe vor sich zu erheben, Undt will die wittibe die freylaßung bei Uns. gnd. Herrschafft suchen. Zum fall ein kindt vor dem andern nach Gottes willen versterben sollde, erbet das verbliede, des verstorbenen antheill u. dieweil die beede kind, bei der mutter v. Ihrem künfftigen mann verbleiben, So erhbet kunth, wegen der kind und halbung die zinße von beede vorged. posten, so lang, biß ein anderes verglichen werden mögte." <ref> LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 133, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1642–1661, fol. 65. </ref> | ||
1648 [Cord] Watermeyer. <ref> LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1419. </ref> | 1648 leben auf dem Hof [Cord] Watermeyer und seine Frau Trineken mit zwei Kindern und einem (steuerfreien) Säugling, ein Junge (Jungknecht) und die Alte Watermeÿersche, Leibzüchterin mit ihrer jüngsten Tochter Ilsche.<ref> LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1419. </ref> | ||
Am 24.8.1650 wurde das Eheprotokoll für die Tochter von Cord und Anna Watermeier aufgesetzt, die auf einen Hof nach [[Heidenoldendorf]] heiratete: "Brinck Henrich, sehl. Brinck Berendt zu Cachtenhausen ehelicher hinterlaßener Sohn befreiet sich an Annen Watermans sehl. Hanß Watermans zu Heiligenkirchen eheliche hinterlassene dochter. Undt überlässet Ihr Stiefvatter Ihnen seine stadte zu Heidenolendorff über, Jedoch daß er mit Ihnen im hause bleibet. Er verbessert die stedte mit 20 thlr. undt will sich darzu seines Leinnweber handtwercks gebrauchen; Er ist frey, Sie aber eigen. so stet daß sodann Ihnen Godt zusammen Kinder bescheren würde, daß die gnd. Herrschafft Ihnen dieser Weg ein Kindt frey lassen wird." <ref> LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 133, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1642–1661, fol. 299. </ref> | Am 24.8.1650 wurde das Eheprotokoll für die Tochter von Cord und Anna Watermeier aufgesetzt, die auf einen Hof nach [[Heidenoldendorf]] heiratete: "Brinck Henrich, sehl. Brinck Berendt zu Cachtenhausen ehelicher hinterlaßener Sohn befreiet sich an Annen Watermans sehl. Hanß Watermans zu Heiligenkirchen eheliche hinterlassene dochter. Undt überlässet Ihr Stiefvatter Ihnen seine stadte zu Heidenolendorff über, Jedoch daß er mit Ihnen im hause bleibet. Er verbessert die stedte mit 20 thlr. undt will sich darzu seines Leinnweber handtwercks gebrauchen; Er ist frey, Sie aber eigen. so stet daß sodann Ihnen Godt zusammen Kinder bescheren würde, daß die gnd. Herrschafft Ihnen dieser Weg ein Kindt frey lassen wird." <ref> LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 133, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1642–1661, fol. 299. </ref> Hans Watermann, auch Waterhans, besaß tatsächlich seit 1614 eine Stätte in Heidenoldendorf.<ref>Laut Auskunft von Dr. Nicola Rügge stammte Hans vermutlich selbst vom Waterhof.</ref> | ||
1651 heiratete Berend Watermeier Grete Warweg. Er erhielt von seinem Bruder einen Brautschatz wie auch seine Frau von ihrem Bruder. <ref> LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 133, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1642–1661, fol. 330.</ref> "Behrndt Watermeier, Behrndt Watermeiers sel. zu Heiligenkirchen nachgelaßener ehelicher Sohn nimbt zur ehe Grethgen Warbei (Warwey) Berndten Warbeyes sel. hinderlaßene Dochter deren Ihren Bruder Curtt Warbei Besitzer des Hoffs in dotem verspricht hundert Thaler, aller Theile 4 als 2 Kühe und 2 Rindere neben einem pferd und staden 3 magere und 1 fettes schweine, neben gepührendem braudtwagen, sind beederseits der gnd. Herrsschafft eigen. U. verspricht Curtt itziger Watermeier seinem Bruder Behrndtem zu seinem kindlich abteihl, 80 thaler. ein pferd, 1 Kuhe, ein molt hardtkorn, 1 molt hafer u. ein schwein hiernegst zugeben u. zu entrichten." | 1651 heiratete Berend Watermeier Grete Warweg. Er erhielt von seinem Bruder einen Brautschatz wie auch seine Frau von ihrem Bruder. <ref> LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 133, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1642–1661, fol. 330.</ref> "Behrndt Watermeier, Behrndt Watermeiers sel. zu Heiligenkirchen nachgelaßener ehelicher Sohn nimbt zur ehe Grethgen Warbei (Warwey) Berndten Warbeyes sel. hinderlaßene Dochter deren Ihren Bruder Curtt Warbei Besitzer des Hoffs in dotem verspricht hundert Thaler, aller Theile 4 als 2 Kühe und 2 Rindere neben einem pferd und staden 3 magere und 1 fettes schweine, neben gepührendem braudtwagen, sind beederseits der gnd. Herrsschafft eigen. U. verspricht Curtt itziger Watermeier seinem Bruder Behrndtem zu seinem kindlich abteihl, 80 thaler. ein pferd, 1 Kuhe, ein molt hardtkorn, 1 molt hafer u. ein schwein hiernegst zugeben u. zu entrichten." | ||
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1663/64 ist Curt Watermeier offenbar verstorben, denn seine Witwe, die "Watermeyersche befreyet sich wieder uff Ihren Volspenner Hoff an Tönnies Brandeker von Tintorff [Tintrup]." Er bringt 250 rt mit und zahlt 20 rt Weinkauf." <ref> LAV NRW OWL, L 63 Nr. 53: Vogtey Falckenberg, Varia. </ref> | 1663/64 ist Curt Watermeier offenbar verstorben, denn seine Witwe, die "Watermeyersche befreyet sich wieder uff Ihren Volspenner Hoff an Tönnies Brandeker von Tintorff [Tintrup]." Er bringt 250 rt mit und zahlt 20 rt Weinkauf." <ref> LAV NRW OWL, L 63 Nr. 53: Vogtey Falckenberg, Varia. </ref> | ||
1678 hat der Anerbe Cordt Watermeier den Hof mit seiner Frau und zwei Kindern, davon ein Säugling. Mit im Haus lebt ein Kleinknecht. Auf der Leibzucht wohnt die Mutter mit einer Tochter. <ref> LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1419 </ref> Am 26.3.1684 (Kirchenbuch) wird "die alte Watermeyersche" begraben. | 1678 hat der Anerbe Cordt Watermeier den Hof mit seiner Frau und zwei Kindern, davon ein Säugling. Mit im Haus lebt ein Kleinknecht. Auf der Leibzucht wohnt die Mutter mit einer Tochter. <ref> LAV NRW OWL, L 92 Z Nr. 1419 </ref> Wohl ein Bruder ist der am 4.4.1698 in Heiligenkirchen begrabene "alte Soldat" Johann Watermeyer, 71 Jahre alt (Kirchenbuch). | ||
Am 26.3.1684 (Kirchenbuch) wird "die alte Watermeyersche" begraben. | |||
Eine Tochter des Cordt Watermeier sen. ehelichte 1682: "Johan Henrich, Bartoldt, weil. Cord Bartoldts zu Berlebecke ehelicher Sohn, nimbt zur Ehe Magdalene Margarethe, weil. Cordt Watermeyers zu Heil. Kirchen eheliche Tochter sind der gnäd. Herrschafft eigen, sponsa kombt ad illum auf seine vetterliche [väterliche] 3spenner stette. Verbessert solche mit 90 Thlr. 1 Pferdt 1 stotten, 2 Kühe 2 Rinder 3 Molt Korn partim und gebührlichen Braudtwagen, 1 fett und 1 mager schwein, welches Johan sponsa Bruder gegenwertig verspricht. <ref> LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 134: Eheprotokolle, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1681–1691, fol. 87. </ref> | Eine Tochter des Cordt Watermeier sen. ehelichte 1682: "Johan Henrich, Bartoldt, weil. Cord Bartoldts zu Berlebecke ehelicher Sohn, nimbt zur Ehe Magdalene Margarethe, weil. Cordt Watermeyers zu Heil. Kirchen eheliche Tochter sind der gnäd. Herrschafft eigen, sponsa kombt ad illum auf seine vetterliche [väterliche] 3spenner stette. Verbessert solche mit 90 Thlr. 1 Pferdt 1 stotten, 2 Kühe 2 Rinder 3 Molt Korn partim und gebührlichen Braudtwagen, 1 fett und 1 mager schwein, welches Johan sponsa Bruder gegenwertig verspricht. <ref> LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 134: Eheprotokolle, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1681–1691, fol. 87. </ref> | ||
1687 heißt der Stättenbesitzer Johann Watermeyer. Er heiratete am 1.11.1687 Margreta Ilsabein Teutemeyer vom | 1687 heißt der Stättenbesitzer Johann Watermeyer. Er heiratete am 1.11.1687 Margreta Ilsabein Teutemeyer vom [[Unterer Weg 12 (Heiligenkirchen)| Teuthof]]. Sie kommt auf sein Halbspännergut und verbessert solches mit einem Brautschatz von 150 rt, 1 Pferd, 1 Stute, 2 Kühe, 2 Rinder, 2 fette und 2 magere Schweine, 1 Fuder Korn und dem landesüblichen Brautwagen, welches Herman Cord Toitemeyer ihr mitzugeben verspricht. <ref> LAV NRW OWL, L 108 A Detmold Nr. 135, S. 67. </ref> Johann und Margreta Ilsabein haben folgende Nachkommen (Kirchenbuch): | ||
* 4.1.1689 Johann Gerdt Watermeyer | * 4.1.1689 Johann Gerdt Watermeyer, wurde nur knapp 1 Jahr alt und am 15.12.1689 begraben. | ||
* 14.11.1690 Frans Henrich, | * 14.11.1690 Frans Henrich, | ||
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* 25.6.1699 Johann Cord | * 25.6.1699 Johann Cord | ||
Am 15.9.1702 (Kirchenbuch) heiratete Hermann Watermeyer "die alte Watermeyersche". Gemeint war wohl Margreta geb. Tötemeier. Er verstarb allerdings noch 1702 (der Grabstein steht am Haus) und nun nahm Gerhard | Am 19.3.1700 wurde ein weiteres Kind von Johann Watermeyers begraben, das aber namentlich im Kirchenbuch nicht genannt wird. Außerdem am 16.3.1702 ein Johann Watermeyer, bei dem es sich vermutlich um den im Jahr zuvor geborenen Johann Cord handelt. | ||
Am 15.9.1702 (Kirchenbuch) heiratete Johann Hermann Watermeyer "die alte Watermeyersche". Gemeint war wohl Margreta geb. Tötemeier. Er verstarb allerdings noch im selben Jahr und wurde am 9.11.1702 begraben (der Grabstein steht am Haus) und nun nahm Gerhard Büsing am 17.10.1703 (Kirchenbuch) die Watermeyersche zur Frau. Sie hatten folgende Nachkommen (Kirchenbuch): | |||
* 22.10.1704 Johann Eberhard, Vater Gerhard Watermeyer [geb. Büsing], Mutter nicht angeben. Johann Eberhard starb bereits mit 13 Jahren und wurde am 8.11.1717 begraben (Kirchenbuch). | |||
1721/23 (Salbuch) ist Gerdt Watermeyer, geboren 4.1.1689, als ältester Sohn aus erster Ehe Hofbesitzer. Sein jüngerer Bruder, Franz Henrich Watermeyer (geb. 14.11.1690) heiratete um 1722 Susanna Maria Ilsabein Gröne. | |||
1741 ist Frantz Henrich der Besitzer des Waterhofs, wie aus dem Eheprotokoll seiner Schwester Anna Elisabeth hervorgeht.<ref> LAV NRW OWL, L 108 A / Amtsprotokolle und städtische Gerichtsprotokolle aus Lippe, Nr. 138, S. 227. </ref> 19.10.1741, Johann Henrich Lesmeyer Witwer und Grenadier hierselbst schreitet zur zweiten Ehe mit Anna Elisabeth, weil Johann Watermeyer zu Heiligenkirchen ehelich nachgelassene Tochter. Er ist denen von Marienfeld, sie aber gnädigster Herrschaft eigen. Ihr Brautschatz ist 100 rt, 2 Kühe, 2 Rinder, 2 fette und 2 magere Schweine, ½ Fuder Korn partim und der Brautwagen. Und weil der Waterhof "anjetzo ausgetan und dahero Brautschatz zu bezahlen nicht imstande, so hat der jetzige Besitzer Frantz Henrich Watermeyer sich erkläret, der Braut als seiner Schwester die Leibzucht, Wiese vor 4 rt und 2 Scheffel Saatland auf der Kirchbrede und 1 ½ Scheffelsaat auf der Dreybreden, zusammen vor 4 rt und also insgesamt vor 8 rt dergestalt zu geben, dass die Verlobte dieses Land und Wiese unter nehmen und vor den Genuß jährlich an dem Brautschatz 8 rt abrechnen. Falls aber der jetzige Besitzer zu Kräften kommen oder der Hof verändert würde, soll ihm oder dem künftigen Meyer freistehen sowohl die Wiese als die 4 Scheffelsaat Land wieder unterzunehmen und denen jetzigen desponsatis [Verlobten] die Brautschaftermine jährlich mit 5 rt abzuführen, womit auch diese zufrieden gewesen." 1742 wurde Watermeyer abgemeiert, da er seinen Verpflichtungen nicht nachkam. <ref> Wendt, 1965, S. 125. </ref> Der Hof wurde auf den Status eines großen Halbmeiers reduziert. | |||
Im März 1747 heiratete Anthon Henrich Manhenke (* 1718, † 1763) aus Dehlentrup die älteste Tochter von Frantz Henrich und Susanna Maria Ilsabein Gröne, die am 9.8.1723 geborene hochschwangere Hoferbin Susanna Clara Ilsabein Margretha (* 1723, † 1805). Die beiden haben folgende Nachkommen (Kirchenbuch): | |||
* 14.3.1747 Amalia Sophia Catharina Elisabeth, | * 14.3.1747 Amalia Sophia Catharina Elisabeth, | ||
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* 23.4.1750 Johann Friedrich Christoph, | * 23.4.1750 Johann Friedrich Christoph, | ||
* 13.2.1751 Anna Maria Elisabeth. Sie heiratete am 23.10.1774 Johann Henrich Bastian vom Kolonat Nr. 24 und starb am 20.10.1806. <ref> LAV NRW OWL, L 92 T 1 / Lippische Rentkammer - Kolonate, Nr. 384: Watermeier, Halbspännerkolonat Heiligenkirchen Nr. 2 (Abtretung eines Gartens als Abschlag des Brautschatzes an den Schwager der Ehefrau, Johann Henrich Bastian, Heiligenkirchen Nr. 24), 1774. </ref> | * 13.2.1751 Anna Maria Elisabeth. Sie heiratete am 23.10.1774 Johann Henrich Bastian vom [[Kirchweg 11 (Heiligenkirchen)|Kolonat Nr. 24]] und starb am 20.10.1806. <ref> LAV NRW OWL, L 92 T 1 / Lippische Rentkammer - Kolonate, Nr. 384: Watermeier, Halbspännerkolonat Heiligenkirchen Nr. 2 (Abtretung eines Gartens als Abschlag des Brautschatzes an den Schwager der Ehefrau, Johann Henrich Bastian, Heiligenkirchen Nr. 24), 1774. </ref> | ||
* 27.2.1756 Johann Christoph, | * 27.2.1756 Johann Christoph, | ||
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* 24.5.1761 Anna Margreta Elisabeth. | * 24.5.1761 Anna Margreta Elisabeth. | ||
Zudem hatte die Witwe Watermeyer nach Anthon Henrichs Tod noch ein uneheliches Kind, die am 5.1.1765 geborene Sophia Dorothea Elisabeth. Als Vater gab sie Hans Henrich Meyer zu Wantrup, Heiligenkirchen Nr. 1, an. | Zudem hatte die Witwe Watermeyer nach Anthon Henrichs Tod noch ein uneheliches Kind, die am 5.1.1765 geborene Sophia Dorothea Elisabeth. Als Vater gab sie Hans Henrich Meyer zu Wantrup, Heiligenkirchen Nr. 1, an. Im Kirchenbuch ist vermerkt: "den 5 Jan. gebohren Susanna Clara Elisabet Wittibe Watermeyers eine in Unzucht gezeugte Tochter, deßen Vatter Hans Henrich Meyer zu Wantrup". | ||
Mitte 1764 heiratet Johan Hermann Otto aus Hedderhagen (bei Heiden) auf den Waterhof.<ref>Horst Wißbrock, Über meine Vorfahren. Dokumente - Bilder - Erinnerungen. Ein Beitrag zur Geschichte meiner Herkunftsfamilie, Detmold 2023, S. 585.</ref> | |||
1765 wohnte der Jude Isaak Alexander bei Watermeier (geb. um 1706, gest. 1791). <ref> Zur Familie siehe LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 5405. </ref> Er gab an, seit 20–21 Jahren teils in Detmold, teils in Heiligenkirchen gewohnt zu haben, zunächst bei Peter, dann bei Wellner und jetzt bei Watermeier, mit Frau und Kindern (ein Sohn sei bei dem Juden Raphael in Diensten). Die Familie lebte vom Viehhandel und Schlachten. Da er das Schutzgeld von 10 Louis d’or nicht zahlen konnte, sollte er 1769 ausgewiesen werden. Auf sein Gesuch wurde ihm Aufschub bis Ostern 1770 gewährt (1792 ist die Rede davon, dass er die Summe bezahlt hätte). Der Fortgang ist ungewiss, allerding lebte 1792 seine Witwe noch in Heiligenkirchen und bat um ein Geleit für ihren 46 Jahre alten Sohn Alexander Isaak, welcher 1791 die Tochter des Levi David aus Heidenoldendorf geschwängert hatte. Da er die 10 Louis d’or nicht zahlen konnte, wurde ihm ausnahmsweise eine Aufenthaltskonzession gegen 8 rt jährlich im voraus zu zahlen erteilt. Das Vermögen der Witwe wurde als sehr gering eingeschätzt, höchstens 20–25 rt wert. Isaak Alexander hatte 1792 die Tochter des Schutzjuden Levi Derichs aus Hornoldendorf geheiratet und zwei Kinder gezeugt. Da ihm die 8 rt sehr schwer fielen, wurde ihm die Ratenzahlung von 24 Mgr. monatlich gestattet. 1794 war Alexander Isaak insolvent. Untervogt Brönker taxierte dessen Vermögen auf 4 rt 2 gr. Er starb ca. 1803 sehr arm und hinterließ eine Witwe mit sieben Kindern, die bis 1818 dem Staat zur Last fielen. 1818 war der älteste Sohn Isaak Exames erwachsen. Er suchte unter dem Versprechen, seine Mutter und kleineren Geschwister, worunter der Bruder Süskind mit verwachsenen Beinen und einem Klupfuß war, zu ernähren, als Schutz- oder tolerirter Jude in Heiligenkirchen aufgenommen zu werden. Trotz Fürsprache in Amt und Bauerschaft zog die Regierung den Fall bis 1825. 1821 bis 1823 hatte er in der Möllerschen Stätte des Pottaschbrennen gewerblich ausgeübt und kaufte dann die Stätte Nr. 24, [[Kirchweg 11 (Heiligenkirchen)]]. Gegen eine Kaution von 200 rt, die als Grundschuld auf seine Stätte Nr. 24 eingetragen wurde, erhielt er Ende 1825 die Konzession zum Aufenthalt. Anschließend muss er geheiratet haben, 1828 findet sich der Hinweis auf eine Taufscheingebühr. 1837 sollte die Kaution durch Zwangsversteigerung des Hauses eingezogen werden, da Exames sein Gewerbe der Pottasche-Siederei nicht mehr ausübte. Durch Fürsprache in Amt und Bauerschaft konnte diese Geldstrafe in einen sechswöchigen Arrest im Strafwerkhaus umgewandelt werden. 1842 suchte der Bruder Süskind (geb. um 1805) um eine Konzession und Heiratserlaubnis nach, was aber verweigert wurde. | 1765 wohnte der Jude Isaak Alexander bei Watermeier (geb. um 1706, gest. 1791). <ref> Zur Familie siehe LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 5405. </ref> Er gab an, seit 20–21 Jahren teils in Detmold, teils in Heiligenkirchen gewohnt zu haben, zunächst bei Peter, dann bei Wellner und jetzt bei Watermeier, mit Frau und Kindern (ein Sohn sei bei dem Juden Raphael in Diensten). Die Familie lebte vom Viehhandel und Schlachten. Da er das Schutzgeld von 10 Louis d’or nicht zahlen konnte, sollte er 1769 ausgewiesen werden. Auf sein Gesuch wurde ihm Aufschub bis Ostern 1770 gewährt (1792 ist die Rede davon, dass er die Summe bezahlt hätte). Der Fortgang ist ungewiss, allerding lebte 1792 seine Witwe noch in Heiligenkirchen und bat um ein Geleit für ihren 46 Jahre alten Sohn Alexander Isaak, welcher 1791 die Tochter des Levi David aus Heidenoldendorf geschwängert hatte. Da er die 10 Louis d’or nicht zahlen konnte, wurde ihm ausnahmsweise eine Aufenthaltskonzession gegen 8 rt jährlich im voraus zu zahlen erteilt. Das Vermögen der Witwe wurde als sehr gering eingeschätzt, höchstens 20–25 rt wert. Isaak Alexander hatte 1792 die Tochter des Schutzjuden Levi Derichs aus Hornoldendorf geheiratet und zwei Kinder gezeugt. Da ihm die 8 rt sehr schwer fielen, wurde ihm die Ratenzahlung von 24 Mgr. monatlich gestattet. 1794 war Alexander Isaak insolvent. Untervogt Brönker taxierte dessen Vermögen auf 4 rt 2 gr. Er starb ca. 1803 sehr arm und hinterließ eine Witwe mit sieben Kindern, die bis 1818 dem Staat zur Last fielen. 1818 war der älteste Sohn Isaak Exames erwachsen. Er suchte unter dem Versprechen, seine Mutter und kleineren Geschwister, worunter der Bruder Süskind mit verwachsenen Beinen und einem Klupfuß war, zu ernähren, als Schutz- oder tolerirter Jude in Heiligenkirchen aufgenommen zu werden. Trotz Fürsprache in Amt und Bauerschaft zog die Regierung den Fall bis 1825. 1821 bis 1823 hatte er in der Möllerschen Stätte des Pottaschbrennen gewerblich ausgeübt und kaufte dann die Stätte Nr. 24, [[Kirchweg 11 (Heiligenkirchen)]]. Gegen eine Kaution von 200 rt, die als Grundschuld auf seine Stätte Nr. 24 eingetragen wurde, erhielt er Ende 1825 die Konzession zum Aufenthalt. Anschließend muss er geheiratet haben, 1828 findet sich der Hinweis auf eine Taufscheingebühr. 1837 sollte die Kaution durch Zwangsversteigerung des Hauses eingezogen werden, da Exames sein Gewerbe der Pottasche-Siederei nicht mehr ausübte. Durch Fürsprache in Amt und Bauerschaft konnte diese Geldstrafe in einen sechswöchigen Arrest im Strafwerkhaus umgewandelt werden. 1842 suchte der Bruder Süskind (geb. um 1805) um eine Konzession und Heiratserlaubnis nach, was aber verweigert wurde. | ||
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Isaak und Süskinds Vater Isaak Alexander wurde auch bei der Volks- und Viehzählung 1769 als Einlieger auf dem Hof Watermeier erfasst. Die Liste nennt als Bewohner: Watermeyer mit Frau, 1 Sohn unter 10 Jahre, 1 Tochter unter 10 Jahre, 1 Knecht, 1 Magd, 3 Pferde, 3 Kühe, 2 Schweine; den Leibzüchter Watermeyer senior mit 1 Tochter über 10, 4 Verwandte, 1 Kuh; dazu kamen drei Einliegerhaushalte, nämlich Einlieger Krüger mit Frau, 1 Sohn über 10 Jahre, 1 Tochter über 10 Jahre, 2 Ziegen; Einlieger Jude Levi mit Frau, 1 Sohn unter 10 Jahre, 2 Verwandten, 1 Ziege; Einlieger Jude Isaac mit Frau, 1 Sohn über 10 Jahre, ohne Vieh. | Isaak und Süskinds Vater Isaak Alexander wurde auch bei der Volks- und Viehzählung 1769 als Einlieger auf dem Hof Watermeier erfasst. Die Liste nennt als Bewohner: Watermeyer mit Frau, 1 Sohn unter 10 Jahre, 1 Tochter unter 10 Jahre, 1 Knecht, 1 Magd, 3 Pferde, 3 Kühe, 2 Schweine; den Leibzüchter Watermeyer senior mit 1 Tochter über 10, 4 Verwandte, 1 Kuh; dazu kamen drei Einliegerhaushalte, nämlich Einlieger Krüger mit Frau, 1 Sohn über 10 Jahre, 1 Tochter über 10 Jahre, 2 Ziegen; Einlieger Jude Levi mit Frau, 1 Sohn unter 10 Jahre, 2 Verwandten, 1 Ziege; Einlieger Jude Isaac mit Frau, 1 Sohn über 10 Jahre, ohne Vieh. | ||
Sieben Jahre später, 1776, wurden bei einer weiteren Volks- und Viehzählung erfasst: Johann Hermann Watermeyer mit Frau, 2 Söhne unter 14 Jahren, 1 Tochter und 1 weiblichen Verwandten, | Sieben Jahre später, 1776, wurden bei einer weiteren Volks- und Viehzählung erfasst: Johann Hermann Watermeyer mit Frau, 2 Söhne unter 14 Jahren, 1 Tochter und 1 weiblichen Verwandten, 3 Pferden, 1 Ochse/Kuh, 4 Rinder/Zuchtkälber und 4 Schweine. Zugleich wurde vermerkt, wie viel Vieh Watermeyer halten müsste, nämlich 8 Pferde, 18 Rindviecher und 14 Schweine. Auch wurde notiert, dass er "Elocatus" war, also in der Abmeierung. Als weitere Haushalte sind gelistet: Leibzüchterin mit 1 Tochter und 2 weiblichen Verwandten ohne Vieh sowie drei Einlieger: Johann Simon Wend mit Frau, 1 Sohn unter 14 Jahren und 1 Ochse/Kuh; Jude Isaac mit Frau und 1 Sohn über 14 sowie einem männlichen Verwandten unter 14 Jahren; Jude Geim mit 1 weiblichen Verwandten. | ||
3 Pferden, 1 Ochse/Kuh, 4 Rinder/Zuchtkälber und 4 Schweine. Zugleich wurde vermerkt, wie viel Vieh Watermeyer halten müsste, nämlich 8 Pferde, 18 Rindviecher und 14 Schweine. Auch wurde notiert, dass er "Elocatus" war, also in der Abmeierung. Als weitere Haushalte sind gelistet: Leibzüchterin mit 1 Tochter und 2 weiblichen Verwandten ohne Vieh sowie drei Einlieger: Johann Simon Wend mit Frau, 1 Sohn unter 14 Jahren und 1 Ochse/Kuh; Jude Isaac mit Frau und 1 Sohn über 14 sowie einem männlichen Verwandten unter 14 Jahren; Jude Geim mit 1 weiblichen Verwandten. | |||
Die älteste Tochter von Anthon Henrich und Susanna Clara Ilsa Margretha Watermeier, Amalia (auch Anna Maria) Sophia (geboren am 14.3.1747 ) übernahm den Hof, auf den Johann Hermann Otto einheiratete, minderjährig. Beide hatten folgende Nachkommen: | Die älteste Tochter von Anthon Henrich und Susanna Clara Ilsa Margretha Watermeier, Amalia (auch Anna Maria) Sophia (geboren am 14.3.1747 ) übernahm den Hof, auf den Johann Hermann Otto einheiratete, minderjährig. Beide hatten folgende Nachkommen: | ||
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1894 (Brandkataster) besitzt F[riedrich]. Watermeier den Waterhof. | 1894 (Brandkataster) besitzt F[riedrich]. Watermeier den Waterhof. | ||
[[Datei:DT-Hk_Königstr2_ME-PK-24-12.jpg|thumb| | [[Datei:DT-Hk-Nr2_ME-PK-40-59-19190719.png|thumb|Hochzeitsgesellschaft Paula Watermeier und Erdmann Moser, 19. Juli 1919, auf der Treppe des Watermeierschen Wohnhauses (LLB: ME-PK-40-59)]] | ||
[[Datei:DT-Hk_Königstr2_ME-PK-24-12.jpg|thumb|Fritz (* 1865, † 9.1.1935) und Elise Watermeier geb. Rautenberg (* 1868, † 11.9.1936) mit Pferden und Tochter Paula verh. Moser auf dem Hof, um 1920, LLB: ME PK-24-12]] | |||
1901 (Adressbuch) Landwirt Friedrich Watermeier; Witwe Henriette Huchthausen; Zimmermann Konrad Krüger. | 1901 (Adressbuch) Landwirt Friedrich Watermeier; Witwe Henriette Huchthausen; Zimmermann Konrad Krüger. | ||
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[[Kategorie:Hausstätte in Heiligenkirchen]] [[Kategorie:Meierhof]] [[Kategorie:Königstraße (Heiligenkirchen)]] | |||