Heidenoldendorfer Straße 51 (Detmold): Unterschied zwischen den Versionen
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|Ortsteil1901=Rittergut Braunenbruch | |Ortsteil1901=Rittergut Braunenbruch | ||
|Hausnummer1901=- | |Hausnummer1901=- | ||
}} | }}1348 gegründetes Rittergut. Anfang der 1920er Jahre nach [[Heidenoldendorf]] eingemeindet. | ||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
Mit [[Iggenhausen (Pottenhausen)|Gut Iggenhausen]] der älteste lippische Sitz des niederen Adels, eines von 29 landtagsfähigen Gütern in Lippe. Die Gründung des Gutes geht auf das Jahr 1348 zurück, als [https://lippelex.de/index.php?title=Otto,_zur_Lippe,_Herr_(ca_1300-1360) Edelherr Otto zur Lippe] seinem Burgmann Alrad der Schwarze (siehe Burgmannenhof in der [[Schülerstraße (Detmold)|Schülerstraße]]) den Bau einer Festung am Weiler Odermissen gestattete. In einer Urkunde vom September 1443 ist erstmals der Name "Brunenbroke" belegt.<ref>Lippische Regesten, Nr. 2017.</ref> | |||
Als 1716 die Stammlinie von Schwarz erlosch, erwarb die Familie von Schele das Rittergut, 1750 Weiterverkauf an den Sternberger Amtmann Henrich Conrad Niemeyer, der ab 1761 auch das [[Gut Herberhausen (Detmold)|Gut Herberhausen]] besaß und Braunenbruch 1802 an den lippischen Forstauditor Philip August Merckel veräußerte. | |||
1886 betrug die Betriebsgröße 183 Hektar, 1911 nur noch 145 Hektar.<ref>Roland Linde, Nicolas Rügge und Heinrich Stiewe, Adelsgüter und Domänen in Lippe, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde. 73. Band, 2004, S. 88.</ref> | |||
1921 Verlust der Selbständigkeit und Eingemeindung nach Heidenoldendorf. 1967 Aufgabe der Landwirtschaft und Verkauf an die Stadt Detmold. | |||
Herrenhaus (Fassade und Dachkörper) und der so genannte Hohe Garten (Stützmauern und Turmreste mit Grotte) wurden am 4.11.2009 in die Denkmalliste der Stadt Detmold eingetragen, Nr. A653. | |||
==Gebäude== | ==Gebäude== | ||
[[File:Detmold - 653 - Heidenoldendorfer Straße 51.jpg|thumb|Herrenhaus Braunenbruch, Heidenoldendorfer Straße 51, 2012, Foto: Tsungam]] | |||
[[File:Detmold - B61 - Gut Braunenbruch.JPG|thumb|Gut Braunenbruch, Gartenansicht, 2013, Foto: Tsungam]] | |||
[[Datei:DT-Braunenbr_c1910WPecher_BA_SP-DT-18-8.png|thumb|Turm im Park von Gut Braunenbruch, um 1910, Foto: Wilhelm Pecher, LLB: BA SP-DT-18-8]] | |||
"Die Gesamtanlage bestand ursprünglich aus dem Herrenhaus, zwei flankierenden großen Nebengebäuden (das westliche, der Kuhstall, abgebrochen), einer Wassermühle am Knochenbach (1977 abgebrochen), einer Brücke über und einer Stauanlage im Knochenbach, einem Park nördlich des Herrenhauses sowie einem Mausoleum südöstlich der historischen Anlage (1977 wegen Verfalls aufgegeben)." | |||
"Das Herrenhaus wurde zu Beginn der 1980er Jahre im Inneren nach Verfall und Vandalismus großenteils neu errichtet und vollständig modernisiert. Lediglich die Fassaden entsprechen heute annähernd dem Ursprungszustand von 1842." | |||
"Es handelt sich um einen großenteils unterkellerten einflügeligen verputzten Bruchsteinbau mit partiellen Werksteingliederungen, dessen dreigeschossiger Mittelteil mit vier Achsen Breite und drei Geschosshöhen sich turmartig darstellt und von einem flach geneigten Pyramidendach mit einer Laterne bekrönt wird. Die breiteren eingeschossigen Seitenflügel auf teilweise hohem Souterraingeschoss mit jeweils sechs Fensterachsen an den Traufseiten sind mit Krüppelwalmdächern versehen, die mit grauschwarzen Betondachsteinen eingedeckt sind. Drei von vier lang gezogenen Schleppgauben mit jeweils fünf Fenstern sind 1980 neu entstanden. Die Fensterumrahmungen und die Fensterbänke sind neu profiliert. Die Außenwände des Turmbaus bestehen 3-seitig aus Sichtfachwerk, nur die Hofseite ist massiv aufgeführt. Hier im Erdgeschoss ist noch das breite Rundbogentor mit Werksteinrahmen und die gewölbte Tordurchfahrt bis in den Garten erhalten. An das halbkreisförmige Tonnengewölbe schließt ein höheres Kreuzgratgewölbe an. Die Wölbungen sind Reste des Vorgängerbaus, aber heute abgehängt nicht mehr sichtbar. Über dem Rundbogenportal wird ein breitgelagerter Balkon auf vorkragenden Deckenbalken von eisernen Diagonalstreben gestützt. Die filigrane Eisenbrüstung mit diagonal sich kreuzenden Stäben zwischen Rechteckfeldern ganz im biedermeierlich-spätklassizistischen Formen wird an jedem Balkenkopf von bauchigen Streben mit volutenförmig eingerollten Enden ausgesteift. In der Mittelachse des Turms ist das Traufgesims nach oben in geschweifter Form so aufgeweitet, dass eine Uhr mit kupfernem Ziffernblatt und vergoldeten Zeigern und Zahlen hier ihren Platz findet. Dem vielfach verzierten Dachknauf auf dem Laternendach fehlt heute die ehemalige Wetterfahne mit der Jahreszahl 1843." | |||
"Im nördlich an das Herrenhaus angrenzenden ehem. Park befindet sich eine dammähnliche Aufschüttung, die der „hohe Garten“ genannt wird. Darin sind am Ende ruinöse unterkellerte Turmreste erhalten (angeblich früher mit einem Inschriftstein „ano 1605“ versehen), die grottenähnlich ausgebildet sind. Der „hohe Garten“ ist zeitgleich mit dem Park im 19. Jh. entstanden und von Bedeutung für die Geschichte der Stadt Detmold, weil hier Reste einer sehr frühen Turmbebauung erhalten und diese in ein damals neues gartengestalterisches Element integriert worden sind. Der „hohe Garten“ zeigt eine zeittypische Besonderheit der Landschaftsgärten damaliger Zeit, nämlich die Verbindung von Ruine (hier: Gebäuderest) und Grotte mit der Landschaft (hier: künstlicher Damm als Teil des gestalteten Gartens), und veranschaulicht, wie gartenarchitektonische Vorstellungen des 19. Jahrhunderts aufgegriffen und auf verhältnismäßig kleinem Terrain verwirklicht worden sind."<ref>Stadt Detmold, Untere Denkmalbehörde, Denkmalkartei.</ref> | |||
==Inschriften== | ==Inschriften== | ||
==Eigentümer*innen, Bewohner*innen== | ==Eigentümer*innen, Bewohner*innen== | ||
1348 Alrad der Schwarze. | |||
bis 1716 im Besitz der Familie von Schwarz. | |||
1716-1750 von Schele. | |||
1750 Verkauf an den Amtmann Henrich Conrad Niemeyer zu Sternberg. | |||
1802 Verkauf an den lippischen Forstauditor [https://lippelex.de/index.php?title=Merckel,_Philipp_August_(1775-1837) Philip August Merckel] (〰 6.1.1775 † 3.6.1837 Braunenbruch, ⚭ Rosine Louise Hornhardt in Borkhausen * 28.12.1779 † 19.1.1823 Braunenbruch, Tochter des verstorbenen Amtmanns Friedrich August Hornhardt ebendort). | |||
1837 durch Erbschaft an Gustav Merckel (* 15.2. 1813 Braunenbruch † 29.10.1901 ⚭ 3.5.1848 Auguste Hermine Elise Niemeyer aus Herberhausen * 7.9.1827 † 19.2.1915) | |||
1901 (Adressbuch) Rittergutsbesitzer Gustav Merckel; Robert Scharenberg, Pächter; Wilhelm Reese, Verwalter; Henriette Jühee, Haushälterin; Emil Koop, Oberschweizer; Heinrich Funke, Hofmeister; Gustav Hellweg, Stellmacher; Wilhelm Bunte, Vorknecht; Adolf Sünkler, Milchverkäufer; August Schröder, Futtermeister; Ignatz Darbeck, Tagelöhner; Heinrich Kölling, Tagelöhner. | |||
1926 (Adressbuch) | |||
1967 Verkauf an die Stadt Detmold. | |||
==Literatur== | ==Literatur== | ||
Alfred Bergmann, Beiträge zur Geschichte der lippischen Familie Merckel, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 32 (1963), S. 154 ff. | |||
[https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/periodical/pageview/5616252 Digitalisat] | |||
Heinz Sauer, Das ehemalige Rittergut Braunenbruch in Detmold, in: Heimatland Lippe, 70 (1977), S. 73-79 [http://s2w.hbz-nrw.de/llb/periodical/pageview/5887258 Digitalisat] | |||
Eckehard Deichsel, Der adlige Landsitz als Wohn- und Wirtschaftseinheit. Das Rittergut Brauenbruch bei Detmold, in: Vera Lüpkes (Hg.), Adel im Weserraum um 1600 (Schriften des Weserrenaissance-Museums Schloß Brake; 9), München u. a. 1996, S. 212-217. | |||
==Quellen== | ==Quellen== | ||