Hiddentruper Straße 1 (Hörste): Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei:Hiddentruper Straße 1.jpg|mini|Hiddentruper Straße 1, Straßenansicht, 2024, Foto: H. Wissbrock]] | [[Datei:Hiddentruper Straße 1.jpg|mini|Hiddentruper Straße 1, Straßenansicht, 2024, Foto: H. Wissbrock]] | ||
[[Datei:Salbuch 1533- Hunke zu Hörste.jpg|mini|Salbuch von 1533: Hunke in Hörste ]] | |||
Ehemals Hoppenplöckerstätte Hunke, Hörste Nr. 13, bereits im Landschatzregister von 1535 genannt: ''Hunecke to Horste''. | Ehemals Hoppenplöckerstätte Hunke, Hörste Nr. 13, bereits im Landschatzregister von 1535 genannt: ''Hunecke to Horste''. | ||
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1590 ''Johan Huneke 1 Ort'' | 1590 ''Johan Huneke 1 Ort'' | ||
1617 gehört die Stätte dem lippischen Grafen; die Verpflichtungen des | Im frühesten erhaltenen Salbuch von 1533 (vgl. Abbildung) wird zur Stätte Hunke vermerkt:<blockquote>Diese Güter gehören | ||
zu der Kirche zu Stapellage | |||
Huneke zu Hörste | |||
Huneke, das Gut gehört dem Kirchherrn zu | |||
Stapellage, der Mann gehört unserem g. H. (gnädigsten Herrn), Weib und | |||
Kinder gehören den Mönchen. (Er) schuldet X (10) Scheffel Hafer | |||
dem Kirchherrn, einen Scheffel dem Küster, unserem g. H. | |||
2 Schatt, (er) hat 9 Scheffel Haferland.</blockquote>1617 gehört die Stätte dem lippischen Grafen; die Verpflichtungen des Hunke werden wie folgt ausgewiesen: ''Huneke zu Horste M.G.H. eygen. Den Weinkauf dem Pastor zu Staplage; dem Pastor auch 8 Schfl. Hafern. Dem Chuster 1 Schfl. Hafern. Nach Dettmoldt: Dienet ungemessen Tage; Landschatz 10 Gr.; Burgfestgeld ½ Tlr.; Malzgeld 4 ½ Gr. Hofgerichts-schatz 1 Gr.; 2 Honer; Pfingst- und Michael-Kuhegeld à 2 Gr. 5 d.'' | |||
Im Salbuch 1640 wird zu ''Johan Hunicke'' vermerkt: ''Kein Landt nur die 8 schfl Kirchenlandt, 1 alt Wohnhauß.''<ref>LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 92, S. 128</ref> Auch im Salbuch 1680 heißt es: ''Hunecke, ein Kleinkötter, der gnd. Herrschaft Eigen, hat 2. Kühe, aber kein Eigenes Landt, . . .'' <ref>LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 96, S. 140</ref> In den folgenden Jahrzehnten ändert sich dies, denn im Messbuch 1730 sind zu ''Hunken Hoff mit 3 gebäu'' 8 Schfls. ''Saatlandt'' ausgewiesen. Hinzu kommen im inzwischen aufgeteilten Hörster Berg 27 Schfls. ''Holtzung, ein'' winziger Garten und ein ebensolcher Hofraum.<ref>LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 102, S. 214/215</ref> | Im Salbuch 1640 wird zu ''Johan Hunicke'' vermerkt: ''Kein Landt nur die 8 schfl Kirchenlandt, 1 alt Wohnhauß.''<ref>LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 92, S. 128</ref> Auch im Salbuch 1680 heißt es: ''Hunecke, ein Kleinkötter, der gnd. Herrschaft Eigen, hat 2. Kühe, aber kein Eigenes Landt, . . .'' <ref>LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 96, S. 140</ref> In den folgenden Jahrzehnten ändert sich dies, denn im Messbuch 1730 sind zu ''Hunken Hoff mit 3 gebäu'' 8 Schfls. ''Saatlandt'' ausgewiesen. Hinzu kommen im inzwischen aufgeteilten Hörster Berg 27 Schfls. ''Holtzung, ein'' winziger Garten und ein ebensolcher Hofraum.<ref>LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 102, S. 214/215</ref> | ||
Die Stätte erhält 1766 die Hörster Hausnummer 13, sie bleibt bis in die jüngere Vergangenheit als Nebenerwerbsbetrieb erhalten - noch 1926 wird „Zimmermann“ und „Landwirt“ als Berufsbezeichnung der Besitzer/Bewohner angegeben. | |||
==Gebäude== | ==Gebäude== | ||
Im Messbuch 1752/53 und im Salbuch 1781 werden bei der Stätte Hunke ein Wohnhaus, eine Leibzucht und ein Backhaus ausgewiesen. Auch in der Volkszählung 1828 werden hier ''3 Wohnhäuser'' gezählt. | Im Salbuch 1640 ist ''1 alt Wohnhauß'' aufgeführt, 1685 dann ''zweÿ Hauser''. Im Messbuch 1752/53 und im Salbuch 1781 werden bei der Stätte Hunke ein Wohnhaus, eine Leibzucht und ein Backhaus ausgewiesen. Auch in der Volkszählung 1828 werden hier ''3 Wohnhäuser'' gezählt. | ||
Das gegenwärtige Haus Hiddentruper Straße 1 | Das gegenwärtige Haus Hiddentruper Straße 1 kann mit seinen der Straße zugewandten Proportionen als ein durch An- und Umbauten stark veränderter Altbau eingeschätzt werden. Eine rückwärtig (vom Distelkamp) erkennbare Fachwerk-Außenwand bestätigt diesen Befund. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist es im Kern jenes Haus, das errichtet wurde, nachdem das Vorgängergebäude 1825 in einem Wolkenbruch vernichtet worden war (H. Hunke). | ||
Neben dem Haus stand in der jüngeren Vergangenheit ein separates Werkstattgebäude. | |||
==Inschriften== | ==Inschriften== | ||
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DURCH GOTTES HÜLF UND MENSCHENHAND STAND ICH HIER FESTE WIEDER | DURCH GOTTES HÜLF UND MENSCHENHAND STAND ICH HIER FESTE WIEDER | ||
==Eigentümer*innen, Bewohner*innen== | ==Eigentümer*innen, Bewohner*innen== | ||
1609 werden in der Volkszählung als Hofbewohner genannt: ''Hunecke,'' seine Frau, 4 Kleinkinder, zwei ''Inliggersche'' mit drei Kleinkindern, wobei letztere arm sind. | |||
Um 1645 hat | 1636 heiratet Johann II Hunke, Sohn des 1609 aufgeführten Kötters Johann I Hunke, eine Tochter des Henrich Ostmeyer. Um 1645 hat das Ehepaar 4 Kinder, und ''er hält die moder uff der liebzucht'', er ''hatt keine hantierung vnter'' (übt kein Handwerk aus) ''weilen im daglichen verdie''(n)''t'' (arbeitet als Tagelöhner).<ref>LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 101</ref> Im Verzeichnis der eigenbehörigen Kinder von 1656 werden diese genauer vorgestellt:<ref>LAV NRW OWL, L 92 Z, Nr. 1424, S. 399</ref> | ||
''Hunecke ein Hoppenplöcker hatt | (Johann II) ''Hunecke ein Hoppenplöcker hatt 2'' (Söhne) ''4'' (Töchter) | ||
''1.) Friedrich von 12 Jahren ist beÿm Nullemeÿer '' | ''1.) Friedrich von 12 Jahren ist beÿm Nullemeÿer '' | ||
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'' 4.) Anna Maria von 3 Jahr'' | '' 4.) Anna Maria von 3 Jahr'' | ||
1665/66 heiratet ''Hanß Bücker'', Einlieger aus Hörste, die älteste Tochter Elisabeth ''vnd bewohnet die Hoppenplockerstette - '' er wird (der nächste) ''Hunecke''.<ref>LAV NRW OWL, L 89 A, Nr. 177, S. 212</ref> Ab 1678 bis zu seinem Tode 1720 ist Hans Hun(e)ke, geb. Bücker, Bauerrichter in Hörste. | |||
1708 werden im Verzeichnis der eigenbehörigen Untertanen der Vogtei Lage die erwachsenen Kinder des Hörster Kötters ''Hanß Huncke'' genannt:<ref>LAV NRW OWL, L 92 Z, Nr. 1424, S. 495</ref> | |||
''Hanß Huncke hat Kinder'' | ''Hanß Huncke hat Kinder'' | ||
'' | ''1.) der Sohn friederich erbet die Stätte und hat Webers tochter zur Fr., so Illstr. Eigen'' | ||
''2.) der Sohn Henrich verheÿrahtet uff Weßels Stätte in der Müßen so Illstr. Eÿgen'' | |||
''3.) Margreta die dochter wohnet uff wefers Stätte zu Hörste zu Illstr. Eÿgen'' | |||
Johann Friedrich Hunke (1673 – 1752) hat also vor 1709 Anna Catharina Weber (1668 – 1741) von Hörste Nr. 12 zur Frau und zu sich auf die Stätte genommen. Dieser Ehe entstammt der nächste Besitzer der Stätte, Johann Henrich Hunke (1708 – 1782). | |||
1738 heißt es zu dessen Eheschließung:<ref>LAV NRW OWL, L 108 A, Nr. 138, S. 72</ref> ''Johann Henrich, Johann Friedrich Huneken zu Hörste ehelicher Sohn, tritt in die Ehe mit Margreth Ilsabein, Johann Christophel Eberts im Ückenpohl ehelicher Tochter.'' Deren 1746 geborener Sohn Johann Töns Hunke († 1818) geht zwei Ehen mit sieben Kindern ein. Aus der zweiten, 1775 geschlossenen Verbindung mit Amalie Ilsabein Wessel von der Breitenheide stammt der nächste Hunke Nr. 13. | |||
Johann Henrich Adolph Hunke (1787 – 1854) ehelicht 1813 Anne Marie Wilhelmine Busse (1792 – 1847) aus Pivitsheide VL; die Tochter dieses Ehepaares namens Karoline Florentine (1822 – 1863) wird in der nächsten Generation Anerbin der Stätte Hunke. | |||
'' | 1849 lässt sie ihren Ehemann Friedrich Wilhelm Pecher (1814 – 1893), einen Zimmermann aus Solterwisch, Kirchspiel Exter im Preussischen, auf ihre ererbte Stätte einheiraten. Die Übergabe/Übernahme wird in Form eines Stättenverkaufes abgewickelt: ''Verkauf des Kolonats des Kolons und Hoppenplöckers Johann Henrich Huneke Nr. 13 zu Hörste an seinen Schwiegersohn, den Einlieger Wilhelm Pächer (Pecher) zu Hörste, 1850.''<ref>LAV NRW OWL, L 108 Lage, Fach 2 Nr. 26, Bd. XIX</ref> Die Ehe ist offenbar schwierig; 1855 beantragt die Ehefrau beim Geistlichen Gericht die Scheidung.<ref>LAV NRW OWL, L 85, Nr. 3181</ref> Dazu kommt es aber nicht, weitere Kinder der Eheleute werden 1856, 1858 und 1861 geboren. | ||
1877 heiratet der älteste Sohn aus der schwierigen Ehe, der Zimmermann Friedrich Wilhelm Hunke (1853 – 1928) Philipine Henriette Schröder von Ehrsen Nr. 26, übernimmt aber den Taufeinträgen seiner sechs Kinder zufolge erst um 1888 die elterliche Stätte Hörste Nr. 13. Der 1877 geborene älteste Sohn, ebenfalls mit Vornamen Friedrich Wilhelm, wird 1925/26 als ''Huneke Fritz, Landwirt'' im Adressbuch geführt. | |||
Bewohner der Stätte Hörste Nr. 13 aus Volkszählungen (VZ) und Adressbüchern (AB): | |||
1769 (VZ): | 1769 (VZ): 13 Huncke (Ma + Fr, 1 So, 2 Tö) | ||
1776 (VZ): | 1776 (VZ): 13 Joh: Töns Huncke (Ma + Fr, keine Kinder), Leibzüchter (Ma + Fr, 1To), Einl. Jakob Sielemann | ||
1828 (VZ): | 1828 (VZ): 13 3 Wohnhäuser, Joh. Henrich Hunke, Einl. H. H. Kulemann; Einl. Töns H. Hülß; Einl. Friedrich Ad. Beining | ||
1900/01 (AB): 13 Hunke, Friedrich, Tischler | |||
1925/26 (AB): 13 Huneke, Friedrich Zimmermann; Huneke Fritz, Landwirt | |||
==Literatur== | ==Literatur== | ||
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==Quellen== | ==Quellen== | ||
[https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Hunke_(Politiker) Heinrich Hunke], geb. 1902 in Heipke/Lippe, † 2000 in Hannover, gehörte zu dem Personenkreis, der sowohl vor als auch nach 1945 hohe Positionen in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft bekleidet hat. Hunke, dessen namensgebende Vorfahren bis zum 18. Jahrhundert auf der Hörster Stätte Hunke gesessen haben, hat Ende der 1930er Jahre seine Familiengeschichte aufwändig erforscht und anspruchsvoll graphisch aufbereiten lassen. Diese in seinem Nachlass befindliche Familienchronik (LAV NRW OWL, D72; 31 Kartonblätter, nicht paginiert) ist vom Geist der damaligen Zeit durchdrungen, enthält aber wichtige Informationen zu Geschichte, Gebäuden, Inschriften und Eigentümern/Bewohnern der Stätte Hörste Nr. 13 - hier mit "(H. Hunke)" gekennzeichnet. | [https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Hunke_(Politiker) Heinrich Hunke], geb. 1902 in Heipke/Lippe, † 2000 in Hannover, gehörte zu dem Personenkreis, der sowohl vor als auch nach 1945 hohe Positionen in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft bekleidet hat. Hunke, dessen namensgebende Vorfahren bis zum 18. Jahrhundert auf der Hörster Stätte Hunke gesessen haben, hat Ende der 1930er Jahre seine Familiengeschichte aufwändig erforscht und anspruchsvoll graphisch aufbereiten lassen. Diese in seinem Nachlass befindliche Familienchronik (LAV NRW OWL, D72; 31 Kartonblätter, nicht paginiert) ist vom Geist der damaligen Zeit durchdrungen, enthält aber wichtige Informationen zu Geschichte, Gebäuden, Inschriften und Eigentümern/Bewohnern der Stätte Hörste Nr. 13 - hier mit "(H. Hunke)" gekennzeichnet. | ||
LAV NRW OWL, D 72 Hunke, Heinrich / Nachlass Heinrich Hunke (1925 - 1996): Allgemeine Geschichte und Kultur; Heimatkunde Lippe, Westfalen, Niedersachsen, Hessen; Wirtschaft, Steuerpolitik, Soziales, Verkehr, Raumordnung, Infrastruktur, Demographie, Zeitgeschichte und Politik; Korrespondenz, Tagebücher (1933-1945); Persönliches (Dienstverhältnisse, Vereinsmitgliedschaften, Vorträge, Presseartikel), Börse, Leumundszeugnisse, persönliche Dokumente. | LAV NRW OWL, D 72 Hunke, Heinrich / Nachlass Heinrich Hunke (1925 - 1996): Allgemeine Geschichte und Kultur; Heimatkunde Lippe, Westfalen, Niedersachsen, Hessen; Wirtschaft, Steuerpolitik, Soziales, Verkehr, Raumordnung, Infrastruktur, Demographie, Zeitgeschichte und Politik; Korrespondenz, Tagebücher (1933-1945); Persönliches (Dienstverhältnisse, Vereinsmitgliedschaften, Vorträge, Presseartikel), Börse, Leumundszeugnisse, persönliche Dokumente. | ||