Hörster Bruch 8 (Hörste): Unterschied zwischen den Versionen
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''Arendt Geerß ist amptfreÿ, gibt dem Kloster Marienvelde den Zehenden. Der Herrschaft gibt er in allen Posten dem Weeken gleich, allein, das er, Gerß, 2 Gfl. Landschatz und also ½ Gfl. geringer gibt.'' | ''Arendt Geerß ist amptfreÿ, gibt dem Kloster Marienvelde den Zehenden. Der Herrschaft gibt er in allen Posten dem Weeken gleich, allein, das er, Gerß, 2 Gfl. Landschatz und also ½ Gfl. geringer gibt.'' | ||
Die beiden Höfe stellen gemeinsam für die Dienste ein Gespann, werden deshalb als (große) Halbspänner bezeichnet. Die Zugehörigkeit dieser Höfe zum „Amt Barkhausen“, einem frühen Hofverband um das Gut Niederbarkhausen/ in der Grenzregion Lippe/Ravensberg, stellt in Hörste eine Besonderheit dar. Gemeinsam mit zwei weiteren Höfen in der Vogtei Lage, Wissmann zu Ehrentrup und Wissmann zu Wissentrup, stellen sie die Landesverwaltung vor Herausforderungen: 1640 wird im Salbuch der Vogtei Lage zu ihnen nur vermerkt, sie fänden sich in den Oerlinghausischen Registern. 1664 und nochmals 1749 scheint die Abgaben-Erhebung aber unzureichend zu funktionieren; die Steuer-Erhebung durch die Vogtei Oerlinghausen wird nach Gesprächen auf Beamtenebene erneut bekräftigt. Dazwischen (1683 – 1685) hat sich selbst das Reichskammergericht in Wetzlar mit der korrekten Zuordnung der vier Höfe befassen müssen. Erst später setzt wohl ein Umdenken ein; 1787 werden die vier von Alters her dem Amt Barkhausen zugehörigen und dadurch teils/bisher Oerlinghausischen Höfe endgültig in ihre (Standort-) Bauerschaften und damit in die Vogtei Lage umgemeindet. | Die beiden Höfe stellen gemeinsam für die Dienste ein Gespann, werden deshalb als (große) Halbspänner bezeichnet. Die Zugehörigkeit dieser Höfe zum „Amt Barkhausen“, einem frühen Hofverband um das Gut Niederbarkhausen/ in der Grenzregion Lippe/Ravensberg, stellt in Hörste eine Besonderheit dar. Gemeinsam mit zwei weiteren Höfen in der Vogtei Lage, Wissmann zu Ehrentrup und Wissmann zu Wissentrup, stellen sie die Landesverwaltung vor Herausforderungen: 1640 wird im Salbuch der Vogtei Lage zu ihnen nur vermerkt, sie fänden sich in den Oerlinghausischen Registern.<ref>LAV NRW OWL, L 101 C I Nr. 92, S. 142</ref> 1664 und nochmals 1749 scheint die Abgaben-Erhebung aber unzureichend zu funktionieren; die Steuer-Erhebung durch die Vogtei Oerlinghausen wird nach Gesprächen auf Beamtenebene erneut bekräftigt.<ref>LAV NRW OWL, L 101 C I Nr. 144, S. 87</ref> Dazwischen (1683 – 1685) hat sich selbst das Reichskammergericht in Wetzlar mit der korrekten Zuordnung der vier Höfe befassen müssen.<ref>LAV NRW OWL, L 82 / Lippische Reichskammergerichtsakten, Nr. 399</ref> Erst später setzt wohl ein Umdenken ein; 1787 werden die vier von Alters her dem Amt Barkhausen zugehörigen und dadurch teils/bisher Oerlinghausischen Höfe endgültig in ihre (Standort-) Bauerschaften und damit in die Vogtei Lage umgemeindet.<ref>LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Fach 21 Nr. 2: Umschreibung der ursprünglich zum Amt Oerlinghausen gehörigen, dann aber dem Amt Detmold inkorporierten Untertanen Kolon Wißmann zu Ehrentrup, Wißmann zu Wissentrup, Gees und Weeke zu Hörste (1785 – 1787)</ref><ref>LAV NRW OWL, L 108 Oerlinghausen / Amt Oerlinghausen Nr. 91: Abtretung der Kolonate Weeke und Geers zu Hörste, Wißmann zu Wissentrup und Wißmann zu Ehrentrup an die Vogtei Lage (1780-1787)</ref> | ||
In der Volkszählung 1609 wird Weeke mit Frau, einem Sohn und drei Töchtern genannt und als vermögend eingeschätzt. 1645 hat der jetzt aktive Weeke fünf Kinder, nur 10 Taler an Forderungen ausstehen, selbst aber 400 Taler Schulden bei anderen. 1680 sind an Vieh 4 Pferde, 5 Kühe, 7 Schafe und 9 Schweine auf dem Hof. | In der Volkszählung 1609 wird Weeke mit Frau, einem Sohn und drei Töchtern genannt und als vermögend eingeschätzt. 1645 hat der jetzt aktive Weeke fünf Kinder, nur 10 Taler an Forderungen ausstehen, selbst aber 400 Taler Schulden bei anderen. 1680 sind an Vieh 4 Pferde, 5 Kühe, 7 Schafe und 9 Schweine auf dem Hof. | ||
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Ab etwa 1700 lassen sich die Besitzerfamilien rekonstruieren. Viele überlebende Kinder - eigentlich ein großes Glück - bedeutet zu jener Zeit aber auch sehr hohe Belastungen für den elterlichen Hof bei deren Verheiratung. Zwischen 1730 und 1743 kommen 150 Taler per Brautschatz auf den Hof Weeke, gleichzeitig werden fünf vom Hof weg heiratenden Kindern als Abfindung 1350 Taler (und Vieh) per Eheverschreibung zugesagt - zumeist hälftig sofort bei Eheschließung, zur anderen Hälfte in Raten z. B. über 10 Jahre zahlbar. | Ab etwa 1700 lassen sich die Besitzerfamilien rekonstruieren. Viele überlebende Kinder - eigentlich ein großes Glück - bedeutet zu jener Zeit aber auch sehr hohe Belastungen für den elterlichen Hof bei deren Verheiratung. Zwischen 1730 und 1743 kommen 150 Taler per Brautschatz auf den Hof Weeke, gleichzeitig werden fünf vom Hof weg heiratenden Kindern als Abfindung 1350 Taler (und Vieh) per Eheverschreibung zugesagt - zumeist hälftig sofort bei Eheschließung, zur anderen Hälfte in Raten z. B. über 10 Jahre zahlbar. | ||
Trotz dieser Belastungen lassen die Weekes 1751 ein neues (bis heute erhaltenes) Haupthaus erbauen. Dies und der einige Jahre später beginnende 7-jährige Krieg führen zur völligen Überforderung des Hofes, Schulden werden nicht mehr bezahlt, zahlreiche Auseinandersetzungen mit Gläubigern entstehen. Schließlich wird der Hof Weeke elociert (unter amtliche Zwangsverwaltung gestellt). Der sich stolz „Freimeier“ nennende Johann Henrich Weeke II muss jede Einnahme abführen und darf keinen Taler ohne amtliche Genehmigung ausgeben. | Trotz dieser Belastungen lassen die Weekes 1751 ein neues (bis heute erhaltenes) Haupthaus erbauen. Dies und der einige Jahre später beginnende 7-jährige Krieg führen zur völligen Überforderung des Hofes, Schulden werden nicht mehr bezahlt,<ref>LAV NRW OWL, L 83 A, 11 S. 360</ref> zahlreiche Auseinandersetzungen mit Gläubigern entstehen.<ref>LAV NRW OWL, L 83 A, 12 W 212</ref> Schließlich wird der Hof Weeke elociert (unter amtliche Zwangsverwaltung gestellt).<ref>LAV NRW OWL, L 92 T 1 Nr. 1236</ref> Der sich stolz „Freimeier“ nennende Johann Henrich Weeke II muss jede Einnahme abführen und darf keinen Taler ohne amtliche Genehmigung ausgeben. | ||
Nach der auf diese Weise über etliche Jahre erfolgten Sanierung wird der Hof noch anderthalb Jahrhunderte in der Familie bewirtschaftet, danach folgt in den ersten Nachkriegsjahrzehnten eine heimatvertriebene Pächterfamilie auf dem Hof Weeke. | Nach der auf diese Weise über etliche Jahre erfolgten Sanierung wird der Hof noch anderthalb Jahrhunderte in der Familie bewirtschaftet, danach folgt in den ersten Nachkriegsjahrzehnten eine heimatvertriebene Pächterfamilie auf dem Hof Weeke. | ||
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==Gebäude== | ==Gebäude== | ||
Laut Salbuch 1750 sind an Gebäuden auf dem Hof Weeke vorhanden ''das Wohn Hauß'', ''die Leibzucht'', d''ie barg oder Backhauß'' und ''der Schoppe''(n). Nach in 1781 und 1829 unverändertem Bestand werden im Salbuch 1855 nur noch Wohnhaus und Leibzucht aufgeführt. | Laut Salbuch 1750 sind an Gebäuden auf dem Hof Weeke vorhanden ''das Wohn Hauß'', ''die Leibzucht'', d''ie barg oder Backhauß'' und ''der Schoppe''(n). Nach in 1781 und 1829 unverändertem Bestand werden im Salbuch 1855 nur noch Wohnhaus und Leibzucht aufgeführt. | ||
1787 wird der Zustand der Gebäude im Rahmen der Zwangsverwaltung wie folgt beschrieben: | 1787 wird der Zustand der Gebäude im Rahmen der Zwangsverwaltung wie folgt beschrieben:<ref>LAV NRW OWL, L 92 T 1 Nr. 1236</ref> | ||
1.) ''Das Meierhaus in Gründen in mittelmäßigen Stande, an dem Strohdache aber 9 ansehnliche Löcher, die aber nach Ausßage des Coloni bei dem neulichen Windsturm noch vergrößert waren. Dies könnte man nun zwar an dem auf dem Dache noch zerstreut liegenden Stroh bemerken.'' ''Allein daß der Regen durch das Dach schon seit langer Zeit gedrungen sein mußte, konnte man aus den vermoderten Dielen und aus der ganz löcherichten Deel auch wahrnehmen.'' ''Die Esse über dem Feuerherd war zwar in Beschus, der Boden mit Dielen kärglich überlegt, auch kein beweglicher Schirm vor dem Feuerherde angebracht.'' | 1.) ''Das Meierhaus in Gründen in mittelmäßigen Stande, an dem Strohdache aber 9 ansehnliche Löcher, die aber nach Ausßage des Coloni bei dem neulichen Windsturm noch vergrößert waren. Dies könnte man nun zwar an dem auf dem Dache noch zerstreut liegenden Stroh bemerken.'' ''Allein daß der Regen durch das Dach schon seit langer Zeit gedrungen sein mußte, konnte man aus den vermoderten Dielen und aus der ganz löcherichten Deel auch wahrnehmen.'' ''Die Esse über dem Feuerherd war zwar in Beschus, der Boden mit Dielen kärglich überlegt, auch kein beweglicher Schirm vor dem Feuerherde angebracht.'' | ||
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4.) ''Das zu einer Mühle angelegte, jetzt aber zu einem Kotten aptierte Gebäude ist in gutem Stande und das Dach mit Ziegelsteinen behangen, jedoch fe(h)lt der Giebel , welchen Colonus in diesem Sommer aus den bereits vorrätigen Holtze die Bretter schneiden laßen will.'' | 4.) ''Das zu einer Mühle angelegte, jetzt aber zu einem Kotten aptierte Gebäude ist in gutem Stande und das Dach mit Ziegelsteinen behangen, jedoch fe(h)lt der Giebel , welchen Colonus in diesem Sommer aus den bereits vorrätigen Holtze die Bretter schneiden laßen will.'' | ||
Aus Gebäudesteuer-Veränderungen geht hervor, dass auf dem Hof Weeke 1885 ein „Durchbau“ des Leibzuchtshauses vorgenommen wird, 1890 erfolgt dann der Neubau eines Schweinehauses. | Aus Gebäudesteuer-Veränderungen geht hervor, dass auf dem Hof Weeke 1885 ein „Durchbau“ des Leibzuchtshauses vorgenommen wird, 1890 erfolgt dann der Neubau eines Schweinehauses.<ref>LAV NRW OWL, L 101 A III, Nr. 212 und Nr. 431</ref> | ||
Das ursprünliche Tor des Meierhauses war offenbar irgendwann zu eng, der Torbogen wurde durch einen größeren schmucklosen aus Stein ersetzt, dann aber bei einer Umgestaltung nach Ende der landwirtschaftlichen Nutzung wieder eingebaut (vgl. Fotos). Das Leibzuchtshaus, ein wohl älterer Fachwerkbau gänzlich ohne Inschriften, steht etwas versteckt hinter Bäumen rechts/nördlich des Haupthauses. Links/südöstlich des Haupthauses erstreckt sich eine mächtige, bruchsteinerne Scheune. | Das ursprünliche Tor des Meierhauses war offenbar irgendwann zu eng, der Torbogen wurde durch einen größeren schmucklosen aus Stein ersetzt, dann aber bei einer Umgestaltung nach Ende der landwirtschaftlichen Nutzung wieder eingebaut (vgl. Fotos). Das Leibzuchtshaus, ein wohl älterer Fachwerkbau gänzlich ohne Inschriften, steht etwas versteckt hinter Bäumen rechts/nördlich des Haupthauses. Links/südöstlich des Haupthauses erstreckt sich eine mächtige, bruchsteinerne Scheune. | ||