Am Rautenberg 15 (Heiligenkirchen): Unterschied zwischen den Versionen
Am Rautenberg 15 (Heiligenkirchen) (Quelltext anzeigen)
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[[Datei:DT-Hk_AmRautenberg15-Kataster.png|thumb|Meier zu Wantrup, Überlagerung der Kataster 1880 (rosa) und 2020]] | [[Datei:DT-Hk_AmRautenberg15-Kataster.png|thumb|Meier zu Wantrup, Überlagerung der Kataster 1880 (rosa) und 2020]] | ||
In der Volkszählung 1828 wurden vier Wohngebäude gezählt, 1854 im Salbuch nur noch das Wohnhaus und die Leibzucht. Das 1894 angelegte, bis gegen 1960 fortgeführte Brandkataster listet acht versicherte Gebäude auf: | In der Volkszählung 1828 wurden vier Wohngebäude gezählt, 1854 im Salbuch nur noch das Wohnhaus und die Leibzucht. Das 1894 angelegte, bis gegen 1960 fortgeführte Brandkataster listet acht versicherte Gebäude auf:<ref> LAV NRW OWL, L 107 C / Landesbrandversicherungsanstalt, Nr. 102: Brandkataster des Amtes Detmold Bd. 1: Barkhausen - Heiligenkirchen, 1894-ca. 1960. </ref> | ||
1. Wohnhaus, jetzt Stallung, 7,9 m vom nächsten Gebäude | 1. Wohnhaus, jetzt Stallung, 7,9 m vom nächsten Gebäude | ||
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[[Datei:DT-Hk_AmRautenberg15_3-H-8.jpg|thumb|Speicher, Zeichnung Carl Dewitz, 1882, LLB: 3 H 8]] | [[Datei:DT-Hk_AmRautenberg15_3-H-8.jpg|thumb|Speicher, Zeichnung Carl Dewitz, 1882, LLB: 3 H 8]] | ||
Durch eine Zeichnung von Carl Dewitz (1882) und ein anonymes Foto (um 1900) ist der 1908 abgebrochene gemauerte Speicher überliefert. In den Salbüchern wurde er "Burg" genannt. Solche turmartigen Bauten waren schon dem Landschaftsmaler Ferdinand Lindner aufgefallen, der in der Gartenlaube schrieb: "Um den Fuß der Grotenburg liegen mehrere uralte Bauernhöfe, bei denen sich einige drei Fuß dicke und gegen 40 Fuß hohe steinerne Vertheidigungsthürme aus alter Zeit erhalten haben, die an die Bezeichnung 'Burg' erinnern." <ref> Zitiert nach Hermann Kurtz, Der Name Teut im Lippischen. Ein Beitrag zur Erforschung des Platzes der Varusschlacht, Düsseldorf 1890, S. 13 und 23. </ref> Weitere solche kleinen 'Burgen' gab es in Heiligenkirchen auf Sprengers Helberge (Spreckenburg) sowie auf dem Teuthof und dem Köllerhof. Diesen kennt neben dem Wantrupschen Speicher auch Otto Preuß <ref> Otto Preuß, Die baulichen Alterthümer des Lippischen Landes, Detmold 1873, S. 78. </ref> sowie in Hiddesen auf dem Meierhof Nr. 1. <ref> Kurtz, 1890, S. 13. </ref> Kurtz ging davon aus, dass die Grotenburg als Unterscheidung zu diesen kleinen Türmen als 'grote' bezeichnet wurde, doch ist diese Unterscheidung der Grotenburg wohl gegen den 'kleinen Hünenring' entstanden, eine frühgeschichtliche Ringwallanlage nordöstlich des Hermannsdenkmals auf Höhe 280–305 m ü. NN. Da Leo Nebelsiek 1950 bei einer archäologischen Untersuchung keine Spuren für einen dauerhaften Aufenthalt fand, wird vermutet, dass es sich um eine nur temporär genutzte Fluchtburg für die um 800 gegründete karolingische Siedlung Heiligenkirchen handelt. Die Befunde datieren die Anlage in das 9./10. Jahrhundert. <ref> Leo Nebelsiek | Durch eine Zeichnung von Carl Dewitz (1882) und ein anonymes Foto (um 1900) ist der 1908 abgebrochene gemauerte Speicher überliefert. In den Salbüchern wurde er "Burg" genannt. Solche turmartigen Bauten waren schon dem Landschaftsmaler Ferdinand Lindner aufgefallen, der in der Gartenlaube schrieb: "Um den Fuß der Grotenburg liegen mehrere uralte Bauernhöfe, bei denen sich einige drei Fuß dicke und gegen 40 Fuß hohe steinerne Vertheidigungsthürme aus alter Zeit erhalten haben, die an die Bezeichnung 'Burg' erinnern." <ref>Zitiert nach Hermann Kurtz, Der Name Teut im Lippischen. Ein Beitrag zur Erforschung des Platzes der Varusschlacht, Düsseldorf 1890, S. 13 und 23. </ref> Weitere solche kleinen 'Burgen' gab es in Heiligenkirchen auf [[Sprengerweg 30 (Heiligenkirchen)|Sprengers Helberge]] (Spreckenburg) sowie auf dem [[Unterer Weg 12 (Heiligenkirchen)|Teuthof]] und dem [[Denkmalstraße 55 (Heiligenkirchen)|Köllerhof]]. Diesen kennt neben dem Wantrupschen Speicher auch Otto Preuß<ref> Otto Preuß, Die baulichen Alterthümer des Lippischen Landes, Detmold 1873, S. 78. </ref> sowie in Hiddesen auf dem Meierhof Nr. 1.<ref> Kurtz, 1890, S. 13. </ref> Kurtz ging davon aus, dass die Grotenburg als Unterscheidung zu diesen kleinen Türmen als 'grote' bezeichnet wurde, doch ist diese Unterscheidung der Grotenburg wohl gegen den 'kleinen Hünenring' entstanden, eine frühgeschichtliche Ringwallanlage nordöstlich des Hermannsdenkmals auf Höhe 280–305 m ü. NN. Da Leo Nebelsiek 1950 bei einer archäologischen Untersuchung keine Spuren für einen dauerhaften Aufenthalt fand, wird vermutet, dass es sich beim 'kleinen Hünenring' um eine nur temporär genutzte Fluchtburg für die um 800 gegründete karolingische Siedlung Heiligenkirchen handelt. Die Befunde datieren die Anlage in das 9./10. Jahrhundert.<ref> Leo Nebelsiek, Vor- und frühgeschichtliche Burgen in Lippe, in: Lippischer Kalender, 259 (1950), S. 97. </ref> | ||
Das Alter der Steinspeicher ist unbekannt. Der älteste schriftliche Beleg betrifft den Steinspeicher von Gut Röhrentrup, 1428 als "stenwerk to Rorinctorpe" erwähnt. <ref> Ursula Quednau (Bearb.), Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen II, Westfalen, Berlin/München 2011. </ref> Stiewe schlägt aufgrund der Form der Schlitzfenster und der schlichten Gestaltung ein Entstehen zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert vor. <ref> Heinrich Stiewe, "Bauernburgen". Spätmittelalterliche Steinspeicher in Lippe und Ostwestfalen, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 71, 2002, S. 169–222, hier S. 213. </ref> Fred Kaspar vermutete, ländliche Steinwerke seien vom Grundherrn errichtet, denn alle Fachwerkgebäude waren fahrende Habe, weshalb Steinwerke wohl nicht vom absetzbaren Meier, sondern vom Grundherrn errichtet worden seien. <ref> Fred Kaspar, Steinwerke in Nordwestdeutschland. Kritische Anmerkungen zum Stand der Erforschung, zu Quellen und Methoden der Auswertungen, in: Michael James Hurst u. a. (Hg.), Steinwerke. Ein Bautyp des Mittelalters? (Kulturregion Osnabrück; 28), Bramsche 2008, S. 21–48, hier S. 42. </ref> Solange Bauwerke nicht mehr als ein Geschoss unter der Erde und zwei Geschosse über der Erde mit einem ebenerdigen (jedenfalls nicht mehr als kniehoch darüber liegenden) Eingang hatten, waren sie jedem Bauherrn erlaubt. <ref> Siehe dazu die zwischen 1220 und 1235 geschaffene weit verbreitete Rechtszusammenstellung des anhaltinischen Ritters Eike von Repgow, Drittes Buch, Artikel 66, nach Fred Kaspar, Steinwerke in Nordwestdeutschland. Kritische Anmerkungen zum Stand der Erforschung, zu Quellen und Methoden der Auswertungen, in: Michael James Hurst u. a. (Hg.), Steinwerke. Ein Bautyp des Mittelalters? (Kulturregion Osnabrück; 28), Bramsche 2008, S. 21–48, hier S. 38. </ref> Waren sie aus Stein, galten sie als sichere Bauten, jedoch nicht als dem Adel vorbehaltene Befestigung. | Das Alter der Steinspeicher ist unbekannt. Der älteste schriftliche Beleg betrifft den Steinspeicher von Gut Röhrentrup, 1428 als "stenwerk to Rorinctorpe" erwähnt.<ref> Ursula Quednau (Bearb.), Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen II, Westfalen, Berlin/München 2011. </ref> Stiewe schlägt aufgrund der Form der Schlitzfenster und der schlichten Gestaltung ein Entstehen zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert vor.<ref> Heinrich Stiewe, "Bauernburgen". Spätmittelalterliche Steinspeicher in Lippe und Ostwestfalen, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 71, 2002, S. 169–222, hier S. 213. </ref> Fred Kaspar vermutete, ländliche Steinwerke seien vom Grundherrn errichtet, denn alle Fachwerkgebäude waren fahrende Habe, weshalb Steinwerke wohl nicht vom absetzbaren Meier, sondern vom Grundherrn errichtet worden seien.<ref> Fred Kaspar, Steinwerke in Nordwestdeutschland. Kritische Anmerkungen zum Stand der Erforschung, zu Quellen und Methoden der Auswertungen, in: Michael James Hurst u. a. (Hg.), Steinwerke. Ein Bautyp des Mittelalters? (Kulturregion Osnabrück; 28), Bramsche 2008, S. 21–48, hier S. 42. </ref> Solange Bauwerke nicht mehr als ein Geschoss unter der Erde und zwei Geschosse über der Erde mit einem ebenerdigen (jedenfalls nicht mehr als kniehoch darüber liegenden) Eingang hatten, waren sie jedem Bauherrn erlaubt.<ref> Siehe dazu die zwischen 1220 und 1235 geschaffene weit verbreitete Rechtszusammenstellung des anhaltinischen Ritters Eike von Repgow, Drittes Buch, Artikel 66, nach Fred Kaspar, Steinwerke in Nordwestdeutschland. Kritische Anmerkungen zum Stand der Erforschung, zu Quellen und Methoden der Auswertungen, in: Michael James Hurst u. a. (Hg.), Steinwerke. Ein Bautyp des Mittelalters? (Kulturregion Osnabrück; 28), Bramsche 2008, S. 21–48, hier S. 38. </ref> Waren sie aus Stein, galten sie als sichere Bauten, jedoch nicht als dem Adel vorbehaltene Befestigung. | ||
Die Funktion der Steinspeicher war der Schutz des ausgedroschenen Getreides vor Feuer, aber auch ein Zufluchtsort in unruhigen Zeiten. Darauf wies der Mauerkanal für die von innen mit einem Kantholz verriegelbare Eingangstür hin. Vom Steinspeicher in Niederbarkhausen ist belegt, dass er im Dreißigjährigen Krieg zur Aufbewahrung von Wertsachen diente. <ref> LAV NRW OWL, L 89 A Nr. 211 Bl. 24, nach: Roland Linde, Meier zu Barkhausen. Eine Geschichte der Höfe Niederbarkhausen und Hohenbarkhausen in Lippe (Höfe und Familien in Westfalen und Lippe; 3), Lage 2006, S. 95. </ref> | Die Funktion der Steinspeicher war der Schutz des ausgedroschenen Getreides vor Feuer, aber auch ein Zufluchtsort in unruhigen Zeiten. Darauf wies der Mauerkanal für die von innen mit einem Kantholz verriegelbare Eingangstür hin. Vom Steinspeicher in Niederbarkhausen ist belegt, dass er im Dreißigjährigen Krieg zur Aufbewahrung von Wertsachen diente.<ref> LAV NRW OWL, L 89 A Nr. 211 Bl. 24, nach: Roland Linde, Meier zu Barkhausen. Eine Geschichte der Höfe Niederbarkhausen und Hohenbarkhausen in Lippe (Höfe und Familien in Westfalen und Lippe; 3), Lage 2006, S. 95. </ref> | ||
===Kuh- und Pferdestall=== | ===Kuh- und Pferdestall=== | ||
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[[Datei:DT-Hk_AmRautenberg15-Viehstall.jpg|thumb|Viehstall, 2020, Foto: Joachim Kleinmanns]] | [[Datei:DT-Hk_AmRautenberg15-Viehstall.jpg|thumb|Viehstall, 2020, Foto: Joachim Kleinmanns]] | ||
Nordöstlich neben dem alten Haupthaus, das seit 1872 nur noch als Stall und Bergeraum genutzt wurde, entstand um 1900 ein moderner Rinder- und Pferdestall aus Bruchstein, nachdem kurz zuvor das alte Haupthaus von 1748 abgebrannt war. Der Rest seines Torbogens wurde in den Verbindungsbau zwischen Neuer Leibzucht und Scheune integriert. Fenster- und Türgewände des Stalls sind aus Backstein gemauert, ebenso das Hauptgesims unter der Traufe. Zwei Zwerchhäuser mit breiten Ladeluken ermöglichen es, Heu und Stroh auf den Dachboden zu bringen. Nach modernen landwirtschaftlichen Grundsätzen war der Stall traufseitig erschlossen. Die Tiere wurden Schwanz zu Schwanz aufgestellt, Futter- und Mistgänge waren quer zum First angeordnet. Auffallend ähnlich sind die Ställe des Waterhofs und des Köllerhofs. Um 2010 wurde der Stall zu einem Wohnhaus ausgebaut. | Nordöstlich neben dem alten Haupthaus, das seit 1872 nur noch als Stall und Bergeraum genutzt wurde, entstand um 1900 ein moderner Rinder- und Pferdestall aus Bruchstein, nachdem kurz zuvor das alte Haupthaus von 1748 abgebrannt war. Der Rest seines Torbogens wurde in den Verbindungsbau zwischen Neuer Leibzucht und Scheune integriert. Fenster- und Türgewände des Stalls sind aus Backstein gemauert, ebenso das Hauptgesims unter der Traufe. Zwei Zwerchhäuser mit breiten Ladeluken ermöglichen es, Heu und Stroh auf den Dachboden zu bringen. Nach modernen landwirtschaftlichen Grundsätzen war der Stall traufseitig erschlossen. Die Tiere wurden Schwanz zu Schwanz aufgestellt, Futter- und Mistgänge waren quer zum First angeordnet. Auffallend ähnlich sind die Ställe des [[Königstraße 2 (Heiligenkirchen)|Waterhofs]] und des [[Denkmalstraße 55 (Heiligenkirchen)|Köllerhofs]]. Um 2010 wurde der Stall zu einem Wohnhaus ausgebaut. | ||
===Scheune=== | ===Scheune=== | ||
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[[Datei:DT-Hk_AmRautenberg15-Scheune2020.jpg|thumb|Scheune, 2020, Foto: Joachim Kleinmanns]] | [[Datei:DT-Hk_AmRautenberg15-Scheune2020.jpg|thumb|Scheune, 2020, Foto: Joachim Kleinmanns]] | ||
1922 erbaut, Massivbau mit Satteldach, teilweise verputzt. | 1922 erbaut,<ref> LAV NRW OWL, L 107 C / Landesbrandversicherungsanstalt, Nr. 102: Brandkataster des Amtes Detmold Bd. 1: Barkhausen - Heiligenkirchen, 1894-ca. 1960. </ref> Massivbau mit Satteldach, teilweise verputzt. | ||
===Leibzucht=== | ===Leibzucht=== | ||
1900 erbaut, siehe [[Paderborner Straße 11 (Heiligenkirchen)]] | 1900 erbaut, siehe [[Paderborner Straße 11 (Heiligenkirchen)|Paderborner Straße 11]] | ||
===Neue Leibzucht=== | ===Neue Leibzucht=== | ||
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[[Datei:DT-Hk_AmRautenberg15-Torbogen1748.jpg|thumb|Torbogen von 1748, Sammlung Stefan Wiesekopsieker, Bad Salzuflen]] | [[Datei:DT-Hk_AmRautenberg15-Torbogen1748.jpg|thumb|Torbogen von 1748, Sammlung Stefan Wiesekopsieker, Bad Salzuflen]] | ||
Südwestlich an die Neue Leibzucht angebaut ist der Fachwerktorbogen des kurz vor 1900 abgebrannten Haupthauses mit nur noch partiell lesbarer Inschrift. 1984 wurde von Clemens Heuger noch die Datierung 1748 gelesen. <ref> Stadt Detmold, Bestandsaufnahme erhaltenswerter Bausubstanz, Clemens Heuger 1984. </ | Südwestlich an die Neue Leibzucht angebaut ist der Fachwerktorbogen des kurz vor 1900 abgebrannten Haupthauses mit nur noch partiell lesbarer Inschrift. 1984 wurde von Clemens Heuger noch die Datierung 1748 gelesen.<ref> Stadt Detmold, Bestandsaufnahme erhaltenswerter Bausubstanz, Clemens Heuger 1984. </ref> Ein 2022 entdecktes Foto dokumentiert: „[DIE]S HAUS HABEN WIER DURCH GOTTES HÜLFE LASSEN B[AUEN] / [JO]HAN JOST MEYER ZU WANTRUP UND ANNA ELISABETH N[IEDERMEYER] / [VO]N LÜCKHAUSEN IM JAHRE ANNO 1748“.<ref> Sammlung Dr. Stefan Wiesekopsieker, Bad Salzuflen. </ref> Johann Jost Meyer zu Wantrup (1689–1775) hatte 1718 Anna Elisabeth Niedermeyer (1698–1778) von Lückhausen geheiratet. | ||
===Mühle (abgängig)=== | ===Mühle (abgängig)=== | ||
Heinrich Rautenberg hatte 1933 die Genehmigung zur Errichtung einer Stauanlage in der Berlebecke zur Erzeugung elektrischen Stroms und zu Flößzwecken erhalten. Flößen war das temporäre Unterwassersetzen der Wiesen. <ref> L 102 B Detmold / Landesbauamt Detmold, Nr. 293: Unterhaltung, Instandsetzung und Ausbau der Oberen Mühle in Detmold, Bd. 1, 1916–1936 </ref> Bereits vorher hatte hier eine Mühle gestanden, die Wilhelm Pecher | Heinrich Rautenberg hatte 1933 die Genehmigung zur Errichtung einer Stauanlage in der Berlebecke zur Erzeugung elektrischen Stroms und zu Flößzwecken erhalten. "Flößen" war das temporäre Unterwassersetzen der Wiesen.<ref> L 102 B Detmold / Landesbauamt Detmold, Nr. 293: Unterhaltung, Instandsetzung und Ausbau der Oberen Mühle in Detmold, Bd. 1, 1916–1936 </ref> Bereits vorher hatte hier eine Mühle gestanden, die Wilhelm Pecher um 1920 fotografierte. | ||
==Eigentümer*innen, Bewohner*innen== | ==Eigentümer*innen, Bewohner*innen== | ||
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In den frühen Quellen ist lediglich vom Meyer zu Wantrup zu lesen. Da jeder, der auf einen Hof einheiratete oder anders in den Besitz kam, den Hofnamen annahm, lassen sich genealogische Bezüge erst mit dem Beginn der Kirchenbücher erforschen. Ein Meyer zu Wantrup des 14. Jahrhunderts ist also nicht zwangsläufig mit einem Meyer zu Wantrup des 15. Jahrhunderts verwandt. | In den frühen Quellen ist lediglich vom Meyer zu Wantrup zu lesen. Da jeder, der auf einen Hof einheiratete oder anders in den Besitz kam, den Hofnamen annahm, lassen sich genealogische Bezüge erst mit dem Beginn der Kirchenbücher erforschen. Ein Meyer zu Wantrup des 14. Jahrhunderts ist also nicht zwangsläufig mit einem Meyer zu Wantrup des 15. Jahrhunderts verwandt. | ||
Um 1598 bis zu seinem Tod ist Hans (Johann) Watermeyer als Meyer zu Wantrup belegt. <ref> LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 130, Amtsprotokolle Detmold 1596–1605, S. 546 f. </ref> Er war um 1598 durch Heirat auf den Hof gekommen. Nach dem Tod seiner ersten Frau um 1599, die wohl bei oder kurz nach der Geburt des ältesten Sohnes verstorben war, heiratete er Anneken Meyer zu Remmighausen. 1602 wurde er als Hans Jungmeier zu Wantrup bezeichnet. <ref> Gisela Teutmeyer, Chroniken der Familien Teutmeyer & Knöner, o. O. o. J. (Detmold 2019), S. 18. </ref> 1609 klassifizierte ihn die Volkszählung als ziemlich vermögend. Außer ihm und seiner Frau lebten fünf Kinder auf dem Hof, das älteste 10 Jahre (der Sohn aus erster Ehe), dazu zwei Knechte und ein Schweinehirt. Als Einlieger ist eine Frau mit einem vierjährigen Kind verzeichnet. 1618 hatte er von der Kirche eine Holzung im Büchenberg für 150 Taler gekauft. <ref> LAV NRW OWL, L 101 C I Nr. 25, fol. 1: Meyers zu Wantrup Kauffbrieff über den Büchenberg. Darin bewilligen Graf Simon, der Kanzler und Superintendent Piderit und das gesamte Konsistorium, dass die Kirche in Heiligenkirchen einen "Ort Holzes, der Büchenberg genannt zwischen dem Pöppinghauser und Timmerhans Berge verkauft zugunsten der Unterhaltung der Kirche und der Armen […], bewilligt. An Jobsten Meyer zu Wantorff, dessen Erben und Nachkommen, für 150 Taler guter gangbarer Münze unwiederruflich erblich zu verkaufen", 14. April 1618 </ref> 1620 klagte Jobst Meyer zu Wantrup gegen den Heiligenkirchener Pastor Heinrich Wetter. <ref> L 83 A / Lippische Justizkanzlei, Prozesse bis 1800, Nr. 1 W 33. </ref> Er starb 1624 und hinterließ u. a. Außenstände von 20 Talern bei Johann Dreck, 15 ½ Talern bei Johann Nesen und 50 Talern beim Köllermeyer. Sein 1599 geborener Sohn Johann Watermeyer genannt Meyer zu Wantrup übernahm den Hof bis zu seinem Tod 1681. <ref> Stadtarchiv Lemgo Eheprotokolle 1634, Joh. Meier zu Wandtorff u. Niedermeier zu Lückhausen Tochter, Hochzeit II um 1632/53, gest. 1661/81. </ref> Um 1659 schreibt er, nach dem Tod seiner Eltern habe ihm der Landdrost als Freund der Familie gesagt, "Eure Eltern seindt in gott gestorben, must ihr also den Hoff annehmen und sich verheiraten". Die angebotene gute Heirat mit des Meiers zu Biesen Tochter habe er aber ausschlagen müssen, weil er seinem Stiefvater am Totenbett zugesagt habe, dessen Schwester Tochter zu nehmen, "weile das gute Ehrliche Leute wehren" (so der Stiefvater). So sei er auch "seinem Belieben nachgekommen" und habe eine Tochter vom Schmidthofe geheiratet. <ref> LAV NRW OWL, L 17 Nr. 98, Ortsakten Meierfeld, S. 23. Die erste Ehe schloss er demnach 1624 mit Margarete Schmidtmeier (Schmet), Tochter von Tönß Schmidtmeier, Halbmeier in Meiersfeld Nr. 1 und seiner Frau, einer geb. Meyer zu Hiddesen. 1634 zweite Ehe mit Catharina Niedermeier, Tochter von Johann Niedermeier, Vollmeier in Lückhausen Nr. 1 und einer geb. Meyer zu Pöppinghausen. </ref> Seine Tochter Anna Catharina (1627–1684) heiratete nach [[Heidenoldendorf]], wo sie verstarb, die zweite, Ilsabein (1635–1683) heiratete nach [[Iggenhausen]], und die jüngste, Anna Elisabeth (1641–1692) heiratete 1661 auf den Hof Stromeyer. Das Eheprotokoll wurde am 7.9.1661 aufgesetzt: "Johan Stromeyer, ... Stromeier ehelicher Sohn befreiet sich an Anne Elisabeth Wantrupp, Meier Johans zu Wantrup eheliche Dochter, sind beide der gnd. Herrschafft eigen, die braut ziehet zum breutigamb ... verspricht ihr Vatter ihr mitzugeben, Zweihundert Thlr. allen theile benebst dem gewohnlichen brautwagen. des breutigambs Eltern ziehen auf die leibzucht, behalten von jedem brechfelde zwei stücke, eine wiese uffem berkenkampe, 2 schweine, 2 Kuhe im Campe, ein Rindt, notige Feuerungen zu fuhren bestellung des ackers u das Korn einzufahren 1 scheffel leinß zu seien [Lein zu säen]." <ref> LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 133, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1642–1661, fol. 886 </ref> | Um 1598 bis zu seinem Tod ist Hans (Johann) Watermeyer als Meyer zu Wantrup belegt.<ref> LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 130, Amtsprotokolle Detmold 1596–1605, S. 546 f. </ref> Er war um 1598 durch Heirat auf den Hof gekommen. Nach dem Tod seiner ersten Frau um 1599, die wohl bei oder kurz nach der Geburt des ältesten Sohnes verstorben war, heiratete er Anneken Meyer zu Remmighausen. 1602 wurde er als Hans Jungmeier zu Wantrup bezeichnet. <ref> Gisela Teutmeyer, Chroniken der Familien Teutmeyer & Knöner, o. O. o. J. (Detmold 2019), S. 18. </ref> 1609 klassifizierte ihn die Volkszählung als ziemlich vermögend. Außer ihm und seiner Frau lebten fünf Kinder auf dem Hof, das älteste 10 Jahre (der Sohn aus erster Ehe), dazu zwei Knechte und ein Schweinehirt. Als Einlieger ist eine Frau mit einem vierjährigen Kind verzeichnet. 1618 hatte er von der Kirche eine Holzung im Büchenberg für 150 Taler gekauft. <ref> LAV NRW OWL, L 101 C I Nr. 25, fol. 1: Meyers zu Wantrup Kauffbrieff über den Büchenberg. Darin bewilligen Graf Simon, der Kanzler und Superintendent Piderit und das gesamte Konsistorium, dass die Kirche in Heiligenkirchen einen "Ort Holzes, der Büchenberg genannt zwischen dem Pöppinghauser und Timmerhans Berge verkauft zugunsten der Unterhaltung der Kirche und der Armen […], bewilligt. An Jobsten Meyer zu Wantorff, dessen Erben und Nachkommen, für 150 Taler guter gangbarer Münze unwiederruflich erblich zu verkaufen", 14. April 1618 </ref> 1620 klagte Jobst Meyer zu Wantrup gegen den Heiligenkirchener Pastor Heinrich Wetter. <ref> L 83 A / Lippische Justizkanzlei, Prozesse bis 1800, Nr. 1 W 33. </ref> Er starb 1624 und hinterließ u. a. Außenstände von 20 Talern bei Johann Dreck, 15 ½ Talern bei Johann Nesen und 50 Talern beim Köllermeyer. Sein 1599 geborener Sohn Johann Watermeyer genannt Meyer zu Wantrup übernahm den Hof bis zu seinem Tod 1681. <ref> Stadtarchiv Lemgo Eheprotokolle 1634, Joh. Meier zu Wandtorff u. Niedermeier zu Lückhausen Tochter, Hochzeit II um 1632/53, gest. 1661/81. </ref> Um 1659 schreibt er, nach dem Tod seiner Eltern habe ihm der Landdrost als Freund der Familie gesagt, "Eure Eltern seindt in gott gestorben, must ihr also den Hoff annehmen und sich verheiraten". Die angebotene gute Heirat mit des Meiers zu Biesen Tochter habe er aber ausschlagen müssen, weil er seinem Stiefvater am Totenbett zugesagt habe, dessen Schwester Tochter zu nehmen, "weile das gute Ehrliche Leute wehren" (so der Stiefvater). So sei er auch "seinem Belieben nachgekommen" und habe eine Tochter vom Schmidthofe geheiratet. <ref> LAV NRW OWL, L 17 Nr. 98, Ortsakten Meierfeld, S. 23. Die erste Ehe schloss er demnach 1624 mit Margarete Schmidtmeier (Schmet), Tochter von Tönß Schmidtmeier, Halbmeier in Meiersfeld Nr. 1 und seiner Frau, einer geb. Meyer zu Hiddesen. 1634 zweite Ehe mit Catharina Niedermeier, Tochter von Johann Niedermeier, Vollmeier in Lückhausen Nr. 1 und einer geb. Meyer zu Pöppinghausen. </ref> Seine Tochter Anna Catharina (1627–1684) heiratete nach [[Heidenoldendorf]], wo sie verstarb, die zweite, Ilsabein (1635–1683) heiratete nach [[Iggenhausen]], und die jüngste, Anna Elisabeth (1641–1692) heiratete 1661 auf den Hof Stromeyer. Das Eheprotokoll wurde am 7.9.1661 aufgesetzt: "Johan Stromeyer, ... Stromeier ehelicher Sohn befreiet sich an Anne Elisabeth Wantrupp, Meier Johans zu Wantrup eheliche Dochter, sind beide der gnd. Herrschafft eigen, die braut ziehet zum breutigamb ... verspricht ihr Vatter ihr mitzugeben, Zweihundert Thlr. allen theile benebst dem gewohnlichen brautwagen. des breutigambs Eltern ziehen auf die leibzucht, behalten von jedem brechfelde zwei stücke, eine wiese uffem berkenkampe, 2 schweine, 2 Kuhe im Campe, ein Rindt, notige Feuerungen zu fuhren bestellung des ackers u das Korn einzufahren 1 scheffel leinß zu seien [Lein zu säen]." <ref> LAV NRW OWL, L 108 A Nr. 133, Vormundschaftsprotokolle, Stättenabtretungsprotokolle Amt Detmold, 1642–1661, fol. 886 </ref> | ||
1641 klagte Johann Meier zu Wantrup gegen Amtmann Lucanus in Detmold. <ref> LAV NRW OWL, L 83 A / Lippische Justizkanzlei, Prozesse bis 1800, Nr. 7 W 4. </ref> Um 1656 wurde die Tochter Anna Öster Meyer zu Wantrup geboren, die nach [[Asemissen]] heiratete (dort am 16.4.1732 verstorben). 1659 klagte Johann Meier zu Wantrup gegen den Schmied Tönnies zu Meiersfeld. <ref> LAV NRW OWL, L 83 A / Lippische Justizkanzlei, Prozesse bis 1800, Nr. 4 W 25. </ref> 1661 klagt Johann Meyer zu Wantrup gegen den Vogt Bracht. <ref> LAV NRW OWL, L 83 A / Lippische Justizkanzlei, Prozesse bis 1800, Nr. 7 W 37. </ref> | 1641 klagte Johann Meier zu Wantrup gegen Amtmann Lucanus in Detmold. <ref> LAV NRW OWL, L 83 A / Lippische Justizkanzlei, Prozesse bis 1800, Nr. 7 W 4. </ref> Um 1656 wurde die Tochter Anna Öster Meyer zu Wantrup geboren, die nach [[Asemissen]] heiratete (dort am 16.4.1732 verstorben). 1659 klagte Johann Meier zu Wantrup gegen den Schmied Tönnies zu Meiersfeld. <ref> LAV NRW OWL, L 83 A / Lippische Justizkanzlei, Prozesse bis 1800, Nr. 4 W 25. </ref> 1661 klagt Johann Meyer zu Wantrup gegen den Vogt Bracht. <ref> LAV NRW OWL, L 83 A / Lippische Justizkanzlei, Prozesse bis 1800, Nr. 7 W 37. </ref> | ||
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Hermann Wendt, Das ehemalige Amt Falkenberg, Lemgo 1965. | Hermann Wendt, Das ehemalige Amt Falkenberg, Lemgo 1965. | ||
Herbert Stöwer, Die lippischen Landschatzregister von 1590 und 1618, Münster/Westf. 1964. | |||
Herbert Stöwer (Bearb.), Die ältesten lippischen Landschatzregister von 1467, 1488, 1497 und 1507, Münster 2001. | |||
==Quellen== | ==Quellen== | ||
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<references /> | <references /> | ||
[[Category:Villa]] [[Category:Bauernburg]] [[Category: | [[Category:Villa in Heiligenkirchen]] [[Category:Bauernburg]][[Category:Wassermühle in Heiligenkirchen]] | ||