Leopoldstraße 15 (Detmold): Unterschied zwischen den Versionen

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Auftraggeber war die Regierung (Militärverwaltung). 1829 wurde beschlossen, in der Residenzstadt Detmold eine Kaserne mit ausreichendem Exerzierplatz zu erbauen. Sie wurde benötigt, weil ab 1831 alle norddeutschen Truppenteile verpflichtet waren, zur Vereinheitlichung nach dem preußischen Exerzier-Reglement von 1812 auszubilden.<ref>{{Vorlage:VonDewall1962}}, S. 96.</ref> Ein stehendes Heer gab es indessen in Lippe bereits seit 1697, als Graf Friedrich Adolf beschloss, ein dauerndes Militär zu halten, das "Füsilier Bataillon Lippe", eine Kompanie zu Fuß mit 115 Unteroffizieren und Gemeinen. <ref>{{Vorlage:VonDewall1962}}, S. 87.</ref> Während der Friedenszeiten war das Militär einquartiert, also in Privathaushalten untergebracht. Die Stärke wuchs allmählich an und betrug nach dem Friedensschluss 1813 ein Bataillon zu 4 Kompanien mit insgesamt 677 Mann. Diese wurden auf die Städte des Fürstentums verteilt, um die Belastung für die Bevölkerung gleichmäßiger zu halten. <ref>{{Vorlage:VonDewall1962}}, S. 89 u. 96.</ref> Zunächst sollte die Kaserne im [[Rosental]] errichtet werden. Am 5. März 1829 stellte Fürst Leopold II. den östlichen Teil des herrschaftlichen Gartens (Lustgarten) zwischen den Häusern Wülker/Piderit (heute: [[Rosental 3 (Detmold)|Rosental 3]] und [[Rosental 5 (Detmold)|Rosental 5]] ) und der Werre für das Militärgebäude zur Verfügung, mit einer Fläche von 1 Scheffelsaat 7 Metzen 13 Quadratruten, zu 800 Taler pro Scheffelsaat. Die Vermessung nahm Leutnant Reineke vor, Major von Freymann lieferte zwei Entwürfe.<ref>LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 6921 f.</ref><ref>{{Vorlage:GaulStadt1968}}, S. 329, 338.</ref> Außerdem reichte Baupraktikant Wiss am 12. Mai 1829 einen Riss ein, allerdings ohne Querschnitt und ohne Angaben zur Konstruktion, was ihm mit 10 Reichstalern vergütet wurde. Die Regierung beauftragte Baukommissar Overbeck mit einem Riss und Kostenanschlag, nach Ferdinand Brunes Gutachten wurde jedoch letzterer mit den Planungen betraut, zeitweise unterstützt von Leutnant Teudt.<ref>LAV NRW OWL, L 77 C Nr. 539, fol. 163 ff., 175 ff., 190 ff. und 219 f.</ref> Im Dezember trat auch noch ein Spritzenhaus zu der Planung hinzu. Um mehr Platz zu haben, wurde der Standort im März 1830 in die Leopoldstraße verlegt. Der Bauplatz im Lustgarten blieb leer. Erst 1864 entstand hier das noch vorhandene große [[Rosental 7–11 (Detmold)|Bedienten-Gebäude]].  
Auftraggeber war die Regierung (Militärverwaltung). 1829 wurde beschlossen, in der Residenzstadt Detmold eine Kaserne mit ausreichendem Exerzierplatz zu erbauen. Sie wurde benötigt, weil ab 1831 alle norddeutschen Truppenteile verpflichtet waren, zur Vereinheitlichung nach dem preußischen Exerzier-Reglement von 1812 auszubilden.<ref>{{Vorlage:VonDewall1962}}, S. 96.</ref> Ein stehendes Heer gab es indessen in Lippe bereits seit 1697, als Graf Friedrich Adolf beschloss, ein dauerndes Militär zu halten, das "Füsilier Bataillon Lippe", eine Kompanie zu Fuß mit 115 Unteroffizieren und Gemeinen. <ref>{{Vorlage:VonDewall1962}}, S. 87.</ref> Während der Friedenszeiten war das Militär einquartiert, also in Privathaushalten untergebracht. Die Stärke wuchs allmählich an und betrug nach dem Friedensschluss 1813 ein Bataillon zu 4 Kompanien mit insgesamt 677 Mann. Diese wurden auf die Städte des Fürstentums verteilt, um die Belastung für die Bevölkerung gleichmäßiger zu halten. <ref>{{Vorlage:VonDewall1962}}, S. 89 u. 96.</ref> Zunächst sollte die Kaserne im [[Rosental]] errichtet werden. Am 5. März 1829 stellte Fürst Leopold II. den östlichen Teil des herrschaftlichen Gartens (Lustgarten) zwischen den Häusern Wülker/Piderit (heute: [[Rosental 3 (Detmold)|Rosental 3]] und [[Rosental 5 (Detmold)|Rosental 5]] ) und der Werre für das Militärgebäude zur Verfügung, mit einer Fläche von 1 Scheffelsaat 7 Metzen 13 Quadratruten, zu 800 Taler pro Scheffelsaat. Die Vermessung nahm Leutnant Reineke vor, Major von Freymann lieferte zwei Entwürfe.<ref>LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 6921 f.</ref><ref>{{Vorlage:GaulStadt1968}}, S. 329, 338.</ref> Außerdem reichte Baupraktikant Wiss am 12. Mai 1829 einen Riss ein, allerdings ohne Querschnitt und ohne Angaben zur Konstruktion, was ihm mit 10 Reichstalern vergütet wurde. Die Regierung beauftragte Baukommissar Overbeck mit einem Riss und Kostenanschlag, nach Ferdinand Brunes Gutachten wurde jedoch letzterer mit den Planungen betraut, zeitweise unterstützt von Leutnant Teudt.<ref>LAV NRW OWL, L 77 C Nr. 539, fol. 163 ff., 175 ff., 190 ff. und 219 f.</ref> Im Dezember trat auch noch ein Spritzenhaus zu der Planung hinzu. Um mehr Platz zu haben, wurde der Standort im März 1830 in die Leopoldstraße verlegt. Der Bauplatz im Lustgarten blieb leer. Erst 1864 entstand hier das noch vorhandene große [[Rosental 7–11 (Detmold)|Bedienten-Gebäude]].  


Die Kaserne entstand gegenüber der Einmündung der 1845 bis dorthin verlängerten [[Exterstraße]] in die Leopoldstraße. Grundsteinlegung war am 7. Juni 1830.<ref>LAV NRW OWL, D 72 Emmighausen, Tagebuch.</ref>
Die Kaserne entstand gegenüber der Einmündung der 1845 bis dorthin verlängerten [[Exterstraße (Detmold)|Exterstraße]] in die Leopoldstraße. Grundsteinlegung war am 7. Juni 1830.<ref>LAV NRW OWL, D 72 Emmighausen, Tagebuch.</ref>


Die Finanzierung des 21.155 Taler teuren Gebäudes erfolgte durch die "Militaircasse". Hinzu kamen Beiträge zu den Baukosten wegen des im Erdgeschoss eingerichteten Spritzenhauses für die beiden Schloss-Spritzen und die altstädtische Feuerspritze. Rentkammer, Magistrat und die Kasse der Brandassekuranz trugen so mit 600 Talern zu den Baukosten bei. Die größten Einzelposten machten mit 4.372 Talern das Steinmaterial und mit 3.978 Talern die Maurerarbeit aus, die Maurermeister Johann Heinrich Rakelmann aus Detmold und Steinhauer Umbach aus Kassel als Auftrag erhielten. Schieferdecker August Ferdinand Lüdeking deckte das Dach, das Pflaster an der Straße und im Hofraum wurde von Steinsetzer Strate aus Brake gesetzt. Innovativ waren die insgesamt 394 Fuß langen Dachrinnen mit 348 Fuß Fallrohren und acht großen Schwanenhälsen als deren Verbindung sowie die 16 Dachfenster aus Blech. Für die zahlreichen Kasernenfenster wurden 780 Mondglas-Scheiben von der Gernheimer Hütte der Gebrüder Schrader über die Weser und den Hafen in [[Erder]] bezogen. An außerordentlichen, also nicht veranschlagten und genehmigten Kosten wurden zum Fest der Grundsteinlegung 5 Taler ausgegeben. Auch das Richtfest kostete Branntwein für fast 5 Taler. Im Juni 1833 konnte das neue Militär-Gebäude bezogen werden,<ref>{{Vorlage:VonDewall1962}}, S. 97.</ref> hinter dem ein großer Exerzierplatz angelegt war. Für die theoretische Ausbildung der Unteroffiziere waren in dem Gebäude zwei Lehrzimmer eingerichtet, die "Militärschule".<ref>{{Vorlage:VonDewall1962}}, S. 97.</ref> Brune erhielt für die Anfertigung des Risses und Anschlages, für Aufstellung und Abschließung der Kontrakte usw. 69 Taler. Bauaufsicht führte Hauptmann Teudt für 30 Taler.  
Die Finanzierung des 21.155 Taler teuren Gebäudes erfolgte durch die "Militaircasse". Hinzu kamen Beiträge zu den Baukosten wegen des im Erdgeschoss eingerichteten Spritzenhauses für die beiden Schloss-Spritzen und die altstädtische Feuerspritze. Rentkammer, Magistrat und die Kasse der Brandassekuranz trugen so mit 600 Talern zu den Baukosten bei. Die größten Einzelposten machten mit 4.372 Talern das Steinmaterial und mit 3.978 Talern die Maurerarbeit aus, die Maurermeister Johann Heinrich Rakelmann aus Detmold und Steinhauer Umbach aus Kassel als Auftrag erhielten. Schieferdecker August Ferdinand Lüdeking deckte das Dach, das Pflaster an der Straße und im Hofraum wurde von Steinsetzer Strate aus Brake gesetzt. Innovativ waren die insgesamt 394 Fuß langen Dachrinnen mit 348 Fuß Fallrohren und acht großen Schwanenhälsen als deren Verbindung sowie die 16 Dachfenster aus Blech. Für die zahlreichen Kasernenfenster wurden 780 Mondglas-Scheiben von der Gernheimer Hütte der Gebrüder Schrader über die Weser und den Hafen in [[Erder]] bezogen. An außerordentlichen, also nicht veranschlagten und genehmigten Kosten wurden zum Fest der Grundsteinlegung 5 Taler ausgegeben. Auch das Richtfest kostete Branntwein für fast 5 Taler. Im Juni 1833 konnte das neue Militär-Gebäude bezogen werden,<ref>{{Vorlage:VonDewall1962}}, S. 97.</ref> hinter dem ein großer Exerzierplatz angelegt war. Für die theoretische Ausbildung der Unteroffiziere waren in dem Gebäude zwei Lehrzimmer eingerichtet, die "Militärschule".<ref>{{Vorlage:VonDewall1962}}, S. 97.</ref> Brune erhielt für die Anfertigung des Risses und Anschlages, für Aufstellung und Abschließung der Kontrakte usw. 69 Taler. Bauaufsicht führte Hauptmann Teudt für 30 Taler.  
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