Friedrich-Ebert-Straße 39 (Hiddesen): Unterschied zwischen den Versionen
Friedrich-Ebert-Straße 39 (Hiddesen) (Quelltext anzeigen)
Version vom 18. November 2025, 17:27 Uhr
, 18 Novemberkeine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
| Zeile 11: | Zeile 11: | ||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
Erste bekannte Erwähnung 1532 in einem Kornregister des Kirchspiels Detmold, wonach "Grueth Henrick" 1 Malter und 4 Scheffel Hafer schuldete. Sechs Jahre später taucht er im Landschatzregister als "Gruithenrick" auf. Sievert vermutet, dass der Hof älter ist und vor seiner Verlegung an die heutige Stelle im Bereich der späteren Wüstung [[Weginghausen]] lag. Er sollte von dort, wie die Höfe Schlepper und Hülshenke zugunsten der Detmolder Huderechte und zur Schonung der herrschaftlichen Mastgehölze verlegt werden, was 1540 noch nicht geschehen war.<ref>{{SievertHiddesen1950}}, S. 19.</ref> Nach einem Landtagsbeschluss von 1540 sollte Grüttemeier nach [[Billerbeck]] weichen. Er blieb aber in Hiddesen. 1573 wird er im Viehschatzregister als Vollmeier erwähnt mit 7 Pferden, 1 Stute, 7 Kühen, 2 Rindern, 9 Schweinen, 2 Schafen. 1609 wurde im Lagerbuch der ehemaligen Meierei Detmold vermerkt, dass Grüttemeier im Sommer wöchentlich einen Tag mit den Pferden zu dienen hatte, im Winter alle 14 Tage. 1728 besaß er 157 Scheffelsaat Land (gut 26 ha).<ref>{{SievertHiddesen1950}}, S. 19.</ref> Im Jahr zuvor hatte Gottschalk Grüttemeier versucht, eine "kleine Wirtschaft" auf dem Grüttehof anzulegen, "indem doch der Weg und Straße darüber gehet" (der Weg verlief ehemals im Bachtal über den Hof).<ref>Zit. nach {{SievertHiddesen1950}}, S. 20.</ref> Er wollte dort Hornsches Bier verzapfen. | Erste bekannte Erwähnung 1532 in einem Kornregister des Kirchspiels Detmold, wonach "Grueth Henrick" 1 Malter und 4 Scheffel Hafer schuldete. Sechs Jahre später taucht er im Landschatzregister als "Gruithenrick" auf. Sievert vermutet, dass der Hof älter ist und vor seiner Verlegung an die heutige Stelle im Bereich der späteren Wüstung [[Weginghausen]] lag. Er sollte von dort, wie die Höfe Schlepper und Hülshenke zugunsten der Detmolder Huderechte und zur Schonung der herrschaftlichen Mastgehölze verlegt werden, was 1540 noch nicht geschehen war.<ref>{{SievertHiddesen1950}}, S. 19.</ref> Nach einem Landtagsbeschluss von 1540 sollte Grüttemeier nach [[Billerbeck]] weichen. Er blieb aber in Hiddesen. 1573 wird er im Viehschatzregister als Vollmeier erwähnt mit 7 Pferden, 1 Stute, 7 Kühen, 2 Rindern, 9 Schweinen, 2 Schafen. 1609 wurde im Lagerbuch der ehemaligen Meierei Detmold vermerkt, dass Grüttemeier im Sommer wöchentlich einen Tag mit den Pferden zu dienen hatte, im Winter alle 14 Tage. 1728 besaß er 157 Scheffelsaat Land (gut 26 ha).<ref>{{SievertHiddesen1950}}, S. 19.</ref> Im Jahr zuvor hatte Gottschalk Grüttemeier versucht, eine "kleine Wirtschaft" auf dem Grüttehof anzulegen, "indem doch der Weg und Straße darüber gehet" (der Weg verlief ehemals im Bachtal über den Hof).<ref>Zit. nach {{SievertHiddesen1950}}, S. 20.</ref> Er wollte dort Hornsches Bier verzapfen. | ||
1545 im Landschatzregister "de Grutemeiger".<ref>{{ VerdenhalvenLandschatzregister1971}} S. 36 [https://s2w.hbz-nrw.de/llb/content/pageview/10083537 Digitalisat].</ref> | 1545 im Landschatzregister "de Grutemeiger".<ref>{{ VerdenhalvenLandschatzregister1971}} S. 36 [https://s2w.hbz-nrw.de/llb/content/pageview/10083537 Digitalisat].</ref> | ||
| Zeile 20: | Zeile 20: | ||
Von diesem Hof stammte die Mutter des Detmolder Dichters [https://lippelex.de/index.php?title=Grabbe,_Christian_Dietrich_(1801-1836) Christian Dietrich Grabbe], Dorothea geb. Grüttemeier. | Von diesem Hof stammte die Mutter des Detmolder Dichters [https://lippelex.de/index.php?title=Grabbe,_Christian_Dietrich_(1801-1836) Christian Dietrich Grabbe], Dorothea geb. Grüttemeier. | ||
1767 wurden Grüttemeier seine Abgaben-Rückstände erlassen, da er durch unverschuldete Unglücksfälle heruntergekommen war und sein steiniges Land schlechte Qualität hatte. Von einer Abmeierung sah man ab, da er unschuldig sei.<ref>Wiederaufhelfung der Grüttemeierschen Stätte, 1767: LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band I: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 1, 1748, 1766-1802, Nr. 7b.</ref> | |||
1771 erfolgte ein Landverkauf von Kolon Hoppenpläcker Christoph Grüttemeier an Einlieger Johann Simon Grüttemeier zur Erbauung eines neuen Hauses.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band I: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 1, 1748, 1766-1802, Nr. 14.</ref> | |||
Es muss zu weiterem Landverkauf gekommen sein, denn der Gärtner und Rademacher Böke [[Friedrichstraße 18 (Detmold)|im Kampe]] in Detmold verkaufte 1841 4 Metzen Land, jetzt Garten, die früher zum Grüttemeierschen Kolonate Nr. 4 in Hiddesen gehört hatten, an den Lohgerber Schmuck in Detmold.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: IV: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 4, 1840-1846, Nr. 72.</ref> | |||
Im Jahr darauf, 1842, veräußerte Grüttemeier weitere 4 Scheffelsaat, und zwar auf dem Gehren, an den Maurermeister Fr. Althof in Detmold für 500 Taler. Althof wollte hier einen Steinbruch anlegen. Grüttemeier hatte zu diesem Zeitpunkt 670 Taler ingrossierte Schulden.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: IV: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 4, 1840-1846, Nr. 73.</ref> | |||
Da der Hof ohne Nebenerwerb nicht mehr existenzfähig war, hatte die Regierung gegen weitere Landverkäufe nichts mehr einzuwenden. 1850 wurden Ländereien an Müller Bähr in Detmold verkauft.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: V: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 5, 1847-1850.</ref> Nach dessen Tod wurden sie 1876 von den Erben weiter veräußert.<ref>LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: VIII: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 8, 1873-1880.</ref> | |||
Eine Entschuldung des Hofes gelang jedoch nicht.<ref>LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: VII: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 7, 1865-1872: Schuldenzustand in Sachen Stadtsekretär Altendorf gegen den Kolon Grüttemeier Nr. 4 Hiddesen, 1866.</ref> So wurde weiterhin Parzelle um Parzelle abgegeben.<ref>LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: VIII: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 8, 1873-1880: Verkauf einiger Parzellen vom Grüttemeierschen Kolonat Nr. 4, 1873.</ref> Nach dem Deutsch-Französischen Krieg entstand dann die [[Obere Schanze (Detmold)|Villenkolonie Schanze]] auf ehemaligen Ländereien des Hofs Grüttemeier.<ref>LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: VIII: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 8, 1873-1880: Verkauf von Parzellen der Stätte Grüttemeier Nr. 4 zu Hiddesen an Schnatmann und Ziegelmeister Ludwig Mellies zu Hiddesen und Hofzimmermeister Beneke Detmold resp. Tauschkontrakt zwischen Kolon Tötemeier Nr. 4 zu Heiligenkirchen und Beneke, Detmold, 1867-1876.</ref> | |||
Als Baudenkmal eingetragen in die Denkmalliste der Stadt Detmold am 19.9.2013, Nr. A695. | Als Baudenkmal eingetragen in die Denkmalliste der Stadt Detmold am 19.9.2013, Nr. A695. | ||