Friedrich-Ebert-Straße 55 (Hiddesen): Unterschied zwischen den Versionen

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1597 Erbteilung (Gogerichtsregister). Der Nachlass umfasste 3 Kühe, 2 Rinder, 4 Ferkel, 2 Scheffel Gerste, je 1 Scheffel Hafer und Wicken, 1 Rock und Kleider. Davon musste noch der [[Sterbfall]] mit 5 Talern bezahlt werden. Nun kam Simon Schleper auf den Hof und zahlte dafür 1 Taler Weinkauf.<ref>{{SievertHiddesen1950}}, S. 24.</ref>
1597 Erbteilung (Gogerichtsregister). Der Nachlass umfasste 3 Kühe, 2 Rinder, 4 Ferkel, 2 Scheffel Gerste, je 1 Scheffel Hafer und Wicken, 1 Rock und Kleider. Davon musste noch der [[Sterbfall]] mit 5 Talern bezahlt werden. Nun kam Simon Schleper auf den Hof und zahlte dafür 1 Taler Weinkauf.<ref>{{SievertHiddesen1950}}, S. 24.</ref>


1852 ließ der neue Eigentümer Friedrich Begemann das erst 1791 von Johann Töns Holzkämper erbaute Haus abreißen und für annähernd 7.000 Taler ein "theures Gebäude errichten, das weder in die Stadt noch auf das Dorf paßt".<ref>{{SievertHiddesen1950}}, S. 25.</ref> Seine Frau Sophie beantragte 1854 Kuratel über ihren Mann mit der Begründung: "in seiner Aufgeblasenheit dachte er sich, er müsse als Oberförster in den Wäldern Nordamerikas spazieren gehen und sich nach seinen Spaziergängen hinter Beefsteaks und Portwein setzen können. Hinterm Glase Branntwein, und wenn man ihm vorschmeichelt, welch ein großer vornehmer Herr er jetzt wäre, geht seine Dickethuerei ins Fabelhafte. Er trinkt regelmäßig den Tag über ein Maß Branntwein und des Nachts gegen den Nach-durst ½ Maß. In ganz kurzer Zeit hat er ein ganzes Anker dieses edlen Getränkes vertilgt."<ref>Zit. nach {{SievertHiddesen1950}}, S. 25.</ref>
1775 erhielt Hoppenplöcker Friedrich Plaß "an des letztern von Keiser gekauften Wiese Flecken hergehenden schmalen Strichs Landes von dem gemeinen Anger zur Vergrößerung sothaner Wiese".<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band I: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 1, 1748, 1766-1802, Nr. 21.</ref> Ein weiterer Zuschlag zum Kolonat Johann Henrich Plaß wurde 1775 nicht genehmigt.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band I: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 1, 1748, 1766-1802, Nr. 24.</ref>


Friedrich Begemann starb am 21. Januar 1856 im Alter von 58 Jahren. 1866 verkaufte die Witwe Sophie Begeman das Kolonat Nr. 7 an den Gasthofbesitzer August Vogeler zu Rehme, der 1869 eine Konzession für eine Gast- und Schenkwirtschaft mit Kolonialwarenhandlung beantragte, die aber wegen des Krüger Keiser'schen Krugprivilegs abgelehnt wurde.<ref>Zit. nach {{SievertHiddesen1950}}, S. 25.</ref>
1780 erfolgte die Übertragung der Plaßschen Stätte Nr. 7 in Hiddesen von Johann Henrich Plaß an die Tochter Wilhelmine Plaß und deren Bräutigam Johann Töns Holzkämper.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band I: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 1, 1748, 1766-1802, Nr. 33.</ref> Anton Dedering protestierte 23.3.1781 als Vormund der minderjährigen Kinder des Müllers Plaß gegen die Verschreibung des Stätte an Holzkämper. Aus diesem Anlass ist die Eheverschreibung von 1774 angeführt worden: "Johann Henrich Plaß, Witwer und Müller zu Hiddesen schreitet zur dritten Ehe mit Anna Maria Elisabeth weiland Johann Hermann Missols Müllers zu Veldrom Hochstifts Paderborn ehelig nachgelassenen Tochter, frei geboren. Sie kommt zu ihm in die erbpachtsweise untergebene Mühle, welche er ihr und denen mit ihr zu erzeugenden Kindern, in Betracht er einem von seinen Vorkindern, die ihm gehörige Plaß Stätte, mit gutsherrlicher Bewilligung dereinsten übergibt, verschreiben lassen wil, mit dem fernern Beding, daß seine übrigen Vorkinder von dem künftigen Anerben der Plaß Stätte policeiordnungsmäßig ausgesteuert werden sollen und keinen Anspruch an den Meyerstand der Mühle, welche seiner Frau allein verbleiben solle, solange sie die Pacht gehörig entrichtet, machen sollen. Die Braut bringet ihr, aus Zusage des Müller Anton Steinkamps, der Braut Steinfraters, in Dotem mit gleich 20 rt und eine Kuh wie auch den ihn dereinsten bei Teilung der elterlichen erbeigenthümlichen Mühle zufallenden Kindestheil ..." 1780 erschien die Plaßische Tochter Ilsabein jetzt schon lange vereheligte Rieks und forderte 100 Taler "von dieser elterlichen, jetzt einem andern übergeben werden wollenden Stätte, weil ihre Geschwister baar 100 rthl 1 Kuh und was sonst zur Haußhaltung nöthig erhalten, auch noch ihren Bruder, den Hitzer [Hiddeser] Müller immer in allen assistirt hätte". Ilsabeins eigene Eheverschreibung vom 6.10.1753 lautete: "Christoph Christophel Riecks zu Hiddeßen ehelicher Sohn nimbt zur Ehe Annen Margreth Ilsabein, Johann Henrich Plaßen daselbst eheliche Tochter, sind gedachter Herrschaft eigen. Sie komt zu ihm auf die von seinem Vatter jetzo abzutretende kleine Stätte und verspricht ihr deren Vatter, weilen er einen Kamp von 6 Scheffelsaat wieder bey die Stätte gebracht 20 rt und eine Kuh, wo von der Braut Bruder wann er die Stätte annimbt sogleich 10 rt und dann alle Jahr 1 rt bezahlen solte."


Im folgenden Jahr, 1870, verkaufte Vogeler das Kolonat an den Bäcker August Günther in Hiddesen, der aufgrund der nun eingeführten Gewerbefreiheit eine Gaststättenkonzession erhielt und dabei einen Kleinhandel mit Bäckerei betrieb. Er nannte seine Gaststätte "Frische Quelle". 1894 verkaufte die Witwe Caroline Günther die Stätte an den Oberkellner C. H. Rollwage aus Lebenstädt im Kreis Wolfenbüttel, der am 1. April 1895 den Wirtschaftsbetrieb übernahm, aber schon nach kurzer Zeit verstarb.<ref>{{SievertHiddesen1950}}, S. 25.</ref>
1842 wurde die Taxe für die Leibzucht abgesetzt und das Kataster berichtigt, weil Plaß die Leibzucht nicht mehr besaß.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: IV: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 4, 1840-1846, Nr. 77.</ref>
 
1843 verkaufte Plaß den Hudenutzen für 1 Kuh, 1 Rind an Konsistorialsekretär Krohn in Detmold.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: IV: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 4, 1840-1846, Nr. 84.</ref>
 
1850 kam es zum Verkauf der Stätte Plaßmeier für 1.400 Reichstaler an Eduard Bunte aus Schlangen. Die Stätte war damals an den Einlieger Simon Warweg verpachtet. Der Vormund des Anerben, Leibzüchter Dreimann, protestierte, da der Verkauf zum Nachteil seines Pupillen sei, doch wurde er am 19.3.1850 genehmigt.<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: V: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 5, 1847-1850, Nr. 108.</ref> Bunte veräußerte die Stätte bereits 2 Jahre später für 1.620 Taler an den Einlieger Friedrich Begemann, jetzt in [[Schönemark]].<ref> LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: VI: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 6, 1851-1864, Nr. 111.</ref> 1852 ließ der neue Eigentümer Friedrich Begemann das erst 1791 von Johann Töns Holzkämper erbaute Haus abreißen und für annähernd 7.000 Taler ein "theures Gebäude errichten, das weder in die Stadt noch auf das Dorf paßt".<ref>{{SievertHiddesen1950}}, S. 25.</ref> Seine Frau Sophie beantragte 1854 Kuratel über ihren Mann mit der Begründung: "in seiner Aufgeblasenheit dachte er sich, er müsse als Oberförster in den Wäldern Nordamerikas spazieren gehen und sich nach seinen Spaziergängen hinter Beefsteaks und Portwein setzen können. Hinterm Glase Branntwein, und wenn man ihm vorschmeichelt, welch ein großer vornehmer Herr er jetzt wäre, geht seine Dickethuerei ins Fabelhafte. Er trinkt regelmäßig den Tag über ein Maß Branntwein und des Nachts gegen den Nachdurst ½ Maß. In ganz kurzer Zeit hat er ein ganzes Anker dieses edlen Getränkes vertilgt."<ref>Zit. nach {{SievertHiddesen1950}}, S. 25.</ref> Friedrich Begemann starb am 21. Januar 1856 im Alter von 58 Jahren. 1866 verkaufte die Witwe Sophie Begeman das Kolonat Nr. 7 an den Gasthofbesitzer August Vogeler zu Rehme für 4.600 Reichstaler,<ref>LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: VI: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 6, 1851-1864, Nr. 121b.</ref>  der 1869 eine Konzession für eine Gast- und Schenkwirtschaft mit Kolonialwarenhandlung beantragte, die aber wegen des Krüger Keiser'schen Krugprivilegs abgelehnt wurde.<ref>Zit. nach {{SievertHiddesen1950}}, S. 25.</ref>
 
Dem folgte am 1.12.1866 Bäcker bzw. Gastwirt August Günther. Die Übergabe hatte bereits am 1.10.1865 für 4.600 Taler stattgefunden, einschließlich Vieh, Mobiliar etc.<ref>LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: VII: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 7, 1865-1872, Nr. 136a.</ref> Günther erhielt aufgrund der nun eingeführten Gewerbefreiheit eine Gaststättenkonzession und betrieb dabei einen Kleinhandel mit Bäckerei. Er nannte seine Gaststätte "Frische Quelle". 1894 verkaufte die Witwe Caroline Günther die Stätte an den Oberkellner C. H. Rollwage aus Lebenstädt im Kreis Wolfenbüttel, der am 1. April 1895 den Wirtschaftsbetrieb übernahm, aber schon nach kurzer Zeit verstarb.<ref>{{SievertHiddesen1950}}, S. 25.</ref>


Anfang August 1895 kaufte Otto Friedrichsmeier aus Herrentrup die "Frische Quelle" und verwaltete hier die am 1. April 1898 in Hiddesen eingerichtete Postagentur. Nach dem Verkauf im Jahr 1907 folgten zahlreiche Besitzerwechsel in kurzer Zeit, bis 1921 die Eisenbahndirektion Essen das Anwesen kaufte und als Eisenbahner-Erholungsheim nutzte.<ref>{{SievertHiddesen1950}}, S. 25.</ref>
Anfang August 1895 kaufte Otto Friedrichsmeier aus Herrentrup die "Frische Quelle" und verwaltete hier die am 1. April 1898 in Hiddesen eingerichtete Postagentur. Nach dem Verkauf im Jahr 1907 folgten zahlreiche Besitzerwechsel in kurzer Zeit, bis 1921 die Eisenbahndirektion Essen das Anwesen kaufte und als Eisenbahner-Erholungsheim nutzte.<ref>{{SievertHiddesen1950}}, S. 25.</ref>
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Aktuelle Version vom 2. Dezember 2025, 21:45 Uhr

Friedrich-Ebert-Straße 55 (Hiddesen)
OrtsteilHiddesen
StraßeFriedrich-Ebert-Straße (Hiddesen)
Hausnummer55
Karte
Adressbuch von 1901Ja
GemeindeHiddesen
Hausnummer007

1564 gegründete Hoppenplöckerstätte mit Wohnhaus, Backhaus, 1 Scheffelsaat Garten und 6 Scheffelsaat Ackerland.

Geschichte

16.5.1564 erhielt "Grute Hans" die amtliche Bestätigung, dass Graf Bernhard VIII. zur Lippe ihm "eine bawstete uf dem großenn platze bei des Grute Meyers Hoffe" bewilligt hatte. Dafür waren nicht nur 2 Taler Weinkauf gezahlt worden, sondern Hans Grute hatte dem Landesherrn 900 junge Eichen auf das Feld zu Weinckhusenn und Hülshencken Hofstede gepflanzt und sich zudem verpflichtet, jährlich weitere 50 junge Eichen zu setzen.[1]

1597 Erbteilung (Gogerichtsregister). Der Nachlass umfasste 3 Kühe, 2 Rinder, 4 Ferkel, 2 Scheffel Gerste, je 1 Scheffel Hafer und Wicken, 1 Rock und Kleider. Davon musste noch der Sterbfall mit 5 Talern bezahlt werden. Nun kam Simon Schleper auf den Hof und zahlte dafür 1 Taler Weinkauf.[2]

1775 erhielt Hoppenplöcker Friedrich Plaß "an des letztern von Keiser gekauften Wiese Flecken hergehenden schmalen Strichs Landes von dem gemeinen Anger zur Vergrößerung sothaner Wiese".[3] Ein weiterer Zuschlag zum Kolonat Johann Henrich Plaß wurde 1775 nicht genehmigt.[4]

1780 erfolgte die Übertragung der Plaßschen Stätte Nr. 7 in Hiddesen von Johann Henrich Plaß an die Tochter Wilhelmine Plaß und deren Bräutigam Johann Töns Holzkämper.[5] Anton Dedering protestierte 23.3.1781 als Vormund der minderjährigen Kinder des Müllers Plaß gegen die Verschreibung des Stätte an Holzkämper. Aus diesem Anlass ist die Eheverschreibung von 1774 angeführt worden: "Johann Henrich Plaß, Witwer und Müller zu Hiddesen schreitet zur dritten Ehe mit Anna Maria Elisabeth weiland Johann Hermann Missols Müllers zu Veldrom Hochstifts Paderborn ehelig nachgelassenen Tochter, frei geboren. Sie kommt zu ihm in die erbpachtsweise untergebene Mühle, welche er ihr und denen mit ihr zu erzeugenden Kindern, in Betracht er einem von seinen Vorkindern, die ihm gehörige Plaß Stätte, mit gutsherrlicher Bewilligung dereinsten übergibt, verschreiben lassen wil, mit dem fernern Beding, daß seine übrigen Vorkinder von dem künftigen Anerben der Plaß Stätte policeiordnungsmäßig ausgesteuert werden sollen und keinen Anspruch an den Meyerstand der Mühle, welche seiner Frau allein verbleiben solle, solange sie die Pacht gehörig entrichtet, machen sollen. Die Braut bringet ihr, aus Zusage des Müller Anton Steinkamps, der Braut Steinfraters, in Dotem mit gleich 20 rt und eine Kuh wie auch den ihn dereinsten bei Teilung der elterlichen erbeigenthümlichen Mühle zufallenden Kindestheil ..." 1780 erschien die Plaßische Tochter Ilsabein jetzt schon lange vereheligte Rieks und forderte 100 Taler "von dieser elterlichen, jetzt einem andern übergeben werden wollenden Stätte, weil ihre Geschwister baar 100 rthl 1 Kuh und was sonst zur Haußhaltung nöthig erhalten, auch noch ihren Bruder, den Hitzer [Hiddeser] Müller immer in allen assistirt hätte". Ilsabeins eigene Eheverschreibung vom 6.10.1753 lautete: "Christoph Christophel Riecks zu Hiddeßen ehelicher Sohn nimbt zur Ehe Annen Margreth Ilsabein, Johann Henrich Plaßen daselbst eheliche Tochter, sind gedachter Herrschaft eigen. Sie komt zu ihm auf die von seinem Vatter jetzo abzutretende kleine Stätte und verspricht ihr deren Vatter, weilen er einen Kamp von 6 Scheffelsaat wieder bey die Stätte gebracht 20 rt und eine Kuh, wo von der Braut Bruder wann er die Stätte annimbt sogleich 10 rt und dann alle Jahr 1 rt bezahlen solte."

1842 wurde die Taxe für die Leibzucht abgesetzt und das Kataster berichtigt, weil Plaß die Leibzucht nicht mehr besaß.[6]

1843 verkaufte Plaß den Hudenutzen für 1 Kuh, 1 Rind an Konsistorialsekretär Krohn in Detmold.[7]

1850 kam es zum Verkauf der Stätte Plaßmeier für 1.400 Reichstaler an Eduard Bunte aus Schlangen. Die Stätte war damals an den Einlieger Simon Warweg verpachtet. Der Vormund des Anerben, Leibzüchter Dreimann, protestierte, da der Verkauf zum Nachteil seines Pupillen sei, doch wurde er am 19.3.1850 genehmigt.[8] Bunte veräußerte die Stätte bereits 2 Jahre später für 1.620 Taler an den Einlieger Friedrich Begemann, jetzt in Schönemark.[9] 1852 ließ der neue Eigentümer Friedrich Begemann das erst 1791 von Johann Töns Holzkämper erbaute Haus abreißen und für annähernd 7.000 Taler ein "theures Gebäude errichten, das weder in die Stadt noch auf das Dorf paßt".[10] Seine Frau Sophie beantragte 1854 Kuratel über ihren Mann mit der Begründung: "in seiner Aufgeblasenheit dachte er sich, er müsse als Oberförster in den Wäldern Nordamerikas spazieren gehen und sich nach seinen Spaziergängen hinter Beefsteaks und Portwein setzen können. Hinterm Glase Branntwein, und wenn man ihm vorschmeichelt, welch ein großer vornehmer Herr er jetzt wäre, geht seine Dickethuerei ins Fabelhafte. Er trinkt regelmäßig den Tag über ein Maß Branntwein und des Nachts gegen den Nachdurst ½ Maß. In ganz kurzer Zeit hat er ein ganzes Anker dieses edlen Getränkes vertilgt."[11] Friedrich Begemann starb am 21. Januar 1856 im Alter von 58 Jahren. 1866 verkaufte die Witwe Sophie Begeman das Kolonat Nr. 7 an den Gasthofbesitzer August Vogeler zu Rehme für 4.600 Reichstaler,[12] der 1869 eine Konzession für eine Gast- und Schenkwirtschaft mit Kolonialwarenhandlung beantragte, die aber wegen des Krüger Keiser'schen Krugprivilegs abgelehnt wurde.[13]

Dem folgte am 1.12.1866 Bäcker bzw. Gastwirt August Günther. Die Übergabe hatte bereits am 1.10.1865 für 4.600 Taler stattgefunden, einschließlich Vieh, Mobiliar etc.[14] Günther erhielt aufgrund der nun eingeführten Gewerbefreiheit eine Gaststättenkonzession und betrieb dabei einen Kleinhandel mit Bäckerei. Er nannte seine Gaststätte "Frische Quelle". 1894 verkaufte die Witwe Caroline Günther die Stätte an den Oberkellner C. H. Rollwage aus Lebenstädt im Kreis Wolfenbüttel, der am 1. April 1895 den Wirtschaftsbetrieb übernahm, aber schon nach kurzer Zeit verstarb.[15]

Anfang August 1895 kaufte Otto Friedrichsmeier aus Herrentrup die "Frische Quelle" und verwaltete hier die am 1. April 1898 in Hiddesen eingerichtete Postagentur. Nach dem Verkauf im Jahr 1907 folgten zahlreiche Besitzerwechsel in kurzer Zeit, bis 1921 die Eisenbahndirektion Essen das Anwesen kaufte und als Eisenbahner-Erholungsheim nutzte.[16]

In den 1970er Jahren "Bundesbahnschule Detmold-Hiddesen", Bau eines Fertigteil-Pavillons für den Unterricht.

2011 nach jahrelangem Leerstand Abriss der "Frischen Quelle" und anschließende Neubebauung (der Pavillon steht 2025 noch).

Gebäude

Friedrich-Ebert-Straße 55, "Frische Quelle"", Eisenbahner-Erholungsheim, 1953, StadtA DT, BA 1710

Inschriften

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

Die Stätte erfuhr häufige Besitzerwechsel.[17]

1564 "Grute Hans".

1597 Erbteilung, an Simon Schleper.

um 1605 Simon Plaß.

1639 Hermann Plaß.

1648 Hermann Plaß' Witwe.

1653 Curd Plaß.

1668 Hermann Plaß olim Grütehans.

vor 1726 Johann Henrich Barthold Plaß.

ab 1726 an dessen Sohn Johann Henrich Plaß, genannt Plaßmeier.

1790 gab die 97jährige Plaßfrau vor dem Amt Detmold an, dass sie mit ihrem 87jährigen "kindischen" Mann die Stätte nicht mehr führen könne und sie sich entschlossen hätten, diese ihrer 20jährigen Enkelin Wilmine Plaß aus der Hiddeser Mühle zu geben.[18]

Als Bräutigam wollte Johann Töns Holzkämper auf die Stätte einheiraten, Eheverschreibung und Proklamation hatten schon stattgefunden, doch erschien die Braut nicht. Holzkämper wurde nach seiner Eheklage vor dem Konsistorium gegen Zahlung von 15 Talern an Wilhelmine Plaß rechtmäßiger Eigentümer der Stätte und ließ schon im folgenden Jahr, 1791, ein neues Wohnhaus erbauen.[19]

1850 Verkauf für 1.400 Reichstaler an Eduard Bunte in Schlangen.

1852 Verkauf von Bunte an den Pächter Friedrich Begemann in Schönemark. Begemann war bis 1847 Waldschütz in Schwalenberg gewesen, dort Konkurs gegangen, anschließend gnädigerweise als Klaftermeister in Hiddesen angestellt worden. Er war im Sommer 1848 nach Amerika ausgewandert und hatte seine Frau Sophie mit 9 Kindern "in hülfloser Lage" zurückgelassen. Schon 1849 kehrte er zurück. Seine Frau hatte inzwischen von ihrer Schwester, Madame Girke, 27.000 Reichstaler geerbt. Begemann pachtete einen Hof in Schönemark, kaufte für 2.600 Taler ein Haus in Detmold und die Stätte Nr. 7 in Hiddesen.[20] Seine Frau Sophie beantragte 1854 Kuratel über ihren Mann mit der Begründung: "in seiner Aufgeblasenheit dachte er sich, er müsse als Oberförster in den Wäldern Nordamerikas spazieren gehen und sich nach seinen Spaziergängen hinter Beefsteaks und Portwein setzen können. Hinterm Glase Branntwein, und wenn man ihm vorschmeichelt, welch ein großer vornehmer Herr er jetzt wäre, geht seine Dickethuerei ins Fabelhafte. Er trinkt regelmäßig den Tag über ein Maß Branntwein und des Nachts gegen den Nach-durst ½ Maß. In ganz kurzer Zeit hat er ein ganzes Anker dieses edlen Getränkes vertilgt."[21] Friedrich Begemann starb am 21. Januar 1856 im Alter von 58 Jahren.

1866 verkaufte die Witwe Sophie Begeman das Kolonat Nr. 7 an den Gasthofbesitzer August Vogeler zu Rehme, der 1869 eine Konzession für eine Gast- und Schenkwirtschaft mit Kolonialwarenhandlung beantragte, die aber wegen des Krüger Keiser'schen Krugprivilegs abgelehnt wurde.[22]

Im folgenden Jahr, 1870, verkaufte Vogeler das Kolonat an den Bäcker August Günther in Hiddesen, der aufgrund der nun eingeführten Gewerbefreiheit eine Gaststättenkonzession erhielt und dabei einen Kleinhandel mit Bäckerei betrieb. Er nannte seine Gaststätte "Frische Quelle".

1894 verkaufte die Witwe Caroline Günther die Stätte an den Oberkellner C. H. Rollwage aus Lebenstädt im Kreis Wolfenbüttel, der am 1. April 1895 den Wirtschaftsbetrieb übernahm, aber schon nach kurzer Zeit verstarb.

Anfang August 1895 kaufte Otto Friedrichsmeier aus Herrentrup die "Frische Quelle" und verwaltete hier die am 1. April 1898 in Hiddesen eingerichtete Postagentur.

1907 an Ernst Rehmann aus Lippstadt (Verkauf wurde rückgängig gemacht).

1907 an Heinrich Woermann zu Niederbecksen.

1908 Johann Scholten aus Brockhausen a. Rh.

1911 an Hermann Schmitz aus Dortmund-Körne.

1915 an Hans Bojan aus Ickern i. W. (in dieser Zeit völliger Umbau des Wirtschaftsgebäudes).

1920 an Josef Meiners aus Basel (er ließ bis August 1921 den Wirtschaftsbetrieb durch seinen Schwiegervater Christian Tonding aus Heidenoldendorf ausführen).

1921 an die Eisenbahndirektion Essen und Einrichtung zum Eisenbahnheim "Frische Quelle Hiddesen eGmbH".

1946-1949 durch die britische Besatzung beschlagnahmt für das Entnazifizierungs-Spruchgericht Hiddesen mit 20 Spruchkammern.

Literatur

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 24.
  2. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 24.
  3. LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band I: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 1, 1748, 1766-1802, Nr. 21.
  4. LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band I: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 1, 1748, 1766-1802, Nr. 24.
  5. LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band I: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 1, 1748, 1766-1802, Nr. 33.
  6. LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: IV: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 4, 1840-1846, Nr. 77.
  7. LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: IV: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 4, 1840-1846, Nr. 84.
  8. LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: V: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 5, 1847-1850, Nr. 108.
  9. LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: VI: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 6, 1851-1864, Nr. 111.
  10. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 25.
  11. Zit. nach Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 25.
  12. LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: VI: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 6, 1851-1864, Nr. 121b.
  13. Zit. nach Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 25.
  14. LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: VII: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 7, 1865-1872, Nr. 136a.
  15. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 25.
  16. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 25.
  17. Folgende Auflistung nach Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 24 f.
  18. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 24.
  19. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 24 f.
  20. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 25.
  21. Zit. nach Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 25.
  22. Zit. nach Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 25.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns

Seitenhistorie

Seite erstellt am 03.11.2025 von Joachim Kleinmanns

Letzte Änderung am: 02.12.2025 von Joachim Kleinmanns