Hiddeser Straße 110 (Hiddesen)
OrtsteilHiddesen
StraßeHiddeser Straße (Hiddesen)
Hausnummer110
Karte
Adressbuch von 1901Ja
GemeindeHiddesen
Hausnummer003

Hof Nullmeier, ehem. Kolonatsnummer Hiddesen Nr. 3. Von einem Vollmeier (1573) im Lauf der Jahrhunderte zum Großkötter (1827) abgesunken.

Geschichte

Bereits 1488 im Schatzregister verzeichnet und nach dem Viehschatz von 1573 ein Vollmeier mit 6 Pferden, 1 Stute, 6 Kühen, 3 Rindern, 5 Schweinen und 20 Schafen. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges war Nullmeier mit rd. 322 Talern Abgaben an die Landesherrschaft im Rückstand. 1675 musste sein Nachfolger "wegen vor langen Jahren erlittenen Brandschadens, Abfall der Pferde und sonst vorgewesenen beschwerlichen Einquartierungen und weil er und seine Vorfahren die besten bei seinem Hofe gehörigen Ländereien haben unterpfandlich versetzen müssen, seine ‘unter Heidenoldendorf' belegene Wiese für 260 Tlr." verkaufen.[1] Weitere Verkäufe folgten 1685. 1692 ist bei ihm im Kontributionsregister am Rande vermerkt: "Verdorben und siehet man nicht, wie ihm zu helfen." [2] 1698 bat Jost Henrich Nullmeier um zwei weitere Freijahre, um den Hof aus den Schulden zu bringen, muss aber 4 Jahre später mit seiner "armen Frawen u. 3 kl. Kindern" Graf Friedrich Adolf zur Lippe untertänig und "mit thränenfließenden Augen" bitte, ihn nicht abzumeiern sondern auf dem Hof zu lassen und die Abgaben der Wirtschaftskraft des Hofes anzupassen (er war damals mit 123 Talern im Rückstand). 1728 wird der Landbesitz nur noch mit 249 Scheffelsaat (41 ½ ha) angegeben. [3]

1750 bat Nullmeier, es bei den seit undenklichen Jahren üblichen 52 Dienstfuhren Holz auf das Detmolder Schloss und den 3 Burgfesttagen zu belassen und ihn von dem neu auferlegten wöchentlichen Pflugdienst in Lopshorn zu befreien. Da von seinem Hof "die besten pertinentien weggewiesen sind und von anderen Leuten besessen werden", wollte er auch von der bar zu entrichtenden Last von 9 Mariengroschen befreit werden. Die wirtschaftliche Lage des Hofs Nullmeier besserte sich erst, als Jobst Henrich Hansing aus Asemissen sich am 11. Juli 1783 mit Anna Cathrine Ilsabein Nullmeier verheiratete und auf den Hof zog.[4]

1828 trat die Witwe Nullmeier in die 2. Ehe mit Johann Henrich Liesemeier aus Hessloh, Amt Lage. Sie brachte 5 Kinder mit in diese Ehe, aus der weitere 3 Kinder resultierten.[5]

Infolge der Eheverschreibung des Anerben Jobst Nullmeier mit Wilhelmine Wantrup, Tochter des Leibzüchters Johann Berend Wantrup in Heiligenkirchen Nr. 1, wurden 1840 Bestimmungen über die Nullmeiersche Leibzucht zwischen dem dem Kolon Jobst Henrich Nullmeier und dem damaligen Leibzüchter Johann Henrich Nullmeier verhandelt. Der Interimswirt Nullmeier bezeugte, dass er das Leibzuchthaus gehörig instand gesetzt und durchgebaut hatte. Er gab an, dass er "bis vor 2 Jahren eine Leibzucht halten und 8 Kinder auf dem Hof habe ernähren müssen, von denen 5 Geschwister des Anerben seyen". Er hatte immerhin 4 Pferde, doch lasteten auf dem Kolonat 1.080 Reichstaler Schulden. Den Verhandlungen zugrunde gelegt wurde das Inventar bei Übernahme der Interimswirtschaft am 16.8.1828 und mit dem aktuellen Inventar verglichen. Es hieß: "Daß Haus und Hofinfentarium, ist in so einer Beschaffenheit, das solches zum Betriebe der Bewirthschaftung des Colonats, mit dem dazu vom Wantrupschen Colonate aus Heiligenkirchen [von der Frau des Anerben] nach den Eheprotokoll vom 31ten Juli 1837. kommenden Naturalbrautschatzes, gehörig bestehen kann."[6]

1844 erfolgte ein Landverkauf an Kolon Tappe Nr. 32 zu Heidenoldendorf.[7]

1847 Kaufkontrakt zwischen Nullmeier und Kolon Deppe Nr. 56.[8]

Ebenfalls 1847 Kaufkontrakt zwischen Kolon Nullmeier und Leibzüchter Nullmeier.[9]

1848 Anlegung eines Kottens.[10]

1866 Abtretung des Nullmeierschen Kolonats Nr. 3.[11]

Gebäude

 
Hof Nullmeier, Schoppen (vorn) und Haupthaus, um 1960 (LLB: ME-PK-34-100)
 
Hof Nullmeier, Haupthaus, links angebauter Wohnteil, um 1960 (LLB: ME-PK-34-101)
 
Hof Nullmeier, Leibzucht, um 1960 (LLB: ME-PK-34-104)
 
Bauer Nullmeier mit Pferden, um 1950 (LLB: ME-PK-34-109)

Nullmeier, ein Großkötter, besitzt an Gebäuden ein Wohnhaus, eine Leibzucht.[12]

Das Meierhaus ist abgerissen, der gut erhaltene Torbogen ist über den Eingang des früheren Nebenhauses, heute Hiddeser Str.110 wieder angebracht worden. JOBST HENDERICH HANSING AUS ASEMISEN ANNA MARIA ILSABEINS / GEBORENER NUL MEIERsche HABEN DISES HAUS LASEN BAUEN JESA 66 CAP.1 / SO SPRICHT DER HERR DER HIMMEL IST MEIN STUHL UND DIE ERDE MEINE FUSBANCK / WAS IST DENN FUR EIN HAUS DAS IHR MIR BAUEN WOLLT ODER WELCHES IST DIE / STÄTTE DA ICH RUHEN SOL 1811 DEN 31 Mei / M. MISCHER

Wohl an der Leibzucht: ANNO 1825 DEN 3.JULIUS. JOBST HENRICH NULMEIER UND / KAROLINE NULMERS [Nullmeiers] GEBORNE HUKE AUS HIDESEN. ICH DANKE / DIR GOTT DAS DU MIR BIS HIERHIN SO VÄTTERLICH GEFÜHRET / HAST. ICH BITE DICH DU WOLLEST MICH FERNER BEWAHREN FÜR / UNGLÜCK UND GROSEN GEFARENEN EHELEUTE. HABEN DIES HAUS BAUEN / LASEN DURCH MSTR MISCHER.[13] Das 1825 neu erbaute Leibzuchthaus war 1828 jedoch noch ohne Beschüsse, Fenster und Türen, die der 2. Ehemann der Witwe Nullmeier dann einbauen ließ. Das alte Leibzuchthaus war damals schon abgerissen, der "Schoppen oder Wagenhaus" in gehörigem Stande, das Backhaus nur mittelmäßig. 1840 hieß es: "das Wohnhaus ist in gutem wohnbaren Stande, der Schuppen ebenfalls in gehörigem Bau und Dach. Das Backhaus ist wegen Alter baufällig und müssen Reparaturen angewandt werden." Die Kosten, die Johann Henrich Liesemeier, jetzt Nullmeier, zur Verbesserung des Kolonats aufgewandt hatte, summierten sich auf beträchtliche 300 Reichstaler: für die Anlage des neuen Gartens bei der Leibzucht eine Einfriedungsmauer für 170 Taler, für eine Mauer um den Hof 57 Taler und die Kosten für den Ausbau des Leibzuchthauses mit Waschstein in der Küche, Außen- und Innentüren, Fenstern, Treppen, Feuerstelle, Ofen, Beschuss, 2 steinernen Kuhkrippen und Dachrinne sowie dem angebauten Schuppen. Es wurde ein komplettes Inventar des Wohnhauses und der Leibzucht aufgenommen.[14]

Inschriften

Am Torbogen des ehem. Haupthauses: JOBST HENDERICH HANSING AUS ASEMISEN ANNA MARIA ILSABEINS / GEBORENER NUL MEIERsche HABEN DISES HAUS LASEN BAUEN JESA 66 CAP.1 / SO SPRICHT DER HERR DER HIMMEL IST MEIN STUHL UND DIE ERDE MEINE FUSBANCK / WAS IST DENN FUR EIN HAUS DAS IHR MIR BAUEN WOLLT ODER WELCHES IST DIE STÄTTE DA ICH RUHEN SOL 1811 DEN 31 Mei M. MISCHER

Ehema. Nebengebäude (abgängig): ANNO 1825 DEN 3.JULIUS. JOBST HENRICH NULMEIER UND / KAROLINE NULMERS [Nullmeiers] GEBORNE HUKE AUS HIDESEN. ICH DANKE / DIR GOTT DAS DU MIR BIS HIERHIN SO VÄTTERLICH GEFÜHRET / HAST. ICH BITE DICH DU WOLLEST MICH FERNER BEWAHREN FÜR / UNGLÜCK UND GROSEN GEFARENEN EHELEUTE. HABEN DIES HAUS BAUEN / LASEN DURCH MSTR MISCHER.[15]

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

1488 Nullmeier.

1584 Hermann Nullmeier, 60 Jahre alt.[16]

1698 bat Jost Henrich Nullmeier mut Frau und 3 kleinen Kindern.[17]

1721 Nullmeyer.[18]

1782 Nullmeyer, Großkötter.[19]

1783 Jobst Henrich Hansing wird Nullmeyer, ev., * vor 14.7.1759 in Asemissen, ~ 14. 7.1759 in Oerlinghausen, † 12.03.1838 in Hiddesen an Brustkrankheit, ‡ 15.3.1838 in Heidenoldendorf, Heirat 11.7.1783 in Detmold mit Anna Maria Ilsabein Nullmeier, ev., Anerbin in Hiddesen, Nr. 3, * vor 21.9.1755 in Hiddesen, ~ 21.9.1755 in Detmold, † 11.10.1826 in Hiddesen an Wassersucht, ‡ 14.10.1826 in Detmold.

1811 Jobst Henderich Nullmeier (geb. Hansing) und Anna Maria Ilsabein Nullmeier [i].

1825 Jost Henrich Nullmeier und Karoline Huke [i]

1827 Nullmeier, Großkötter.[20]

1828 2. Ehe der Witwe Nullmeier mit Johann Henrich Liesemeier aus Hessloh.

1840 an den Anerben Jobst Nullmeier und seine Frau Wilhelmine Wantrup vom Kolonat Nr. 1 in Heiligenkirchen.[21]

1854 Nullmeier.[22]

1901 (Adressbuch) Fritz Nullmeier, Landwirt; Fritz Nullmeier, Leibzüchter.

1926 (Adressbuch) Friedrich Nullmeier, Landwirt.

Literatur

Quellen

LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: IV: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 4, 1840-1846, Nr. 71.

LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: IV: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 4, 1840-1846, Nr. 85.

LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: V: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 5, 1847-1850.

LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: V: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 5, 1847-1850.

LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: V: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 5, 1847-1850.

LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: VII: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 7, 1865-1872.

LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 20: Salbuch der Vogtei Detmold, 1721.

LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 37: Salbuch der Vogtei Detmold, 1782.

LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 41: Salbuch der Vogtei Detmold, 1827.

LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 52: Salbuch der Vogtei Detmold, 1854.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 17.
  2. Zit. nach Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 17.
  3. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 17.
  4. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 17.
  5. LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: IV: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 4, 1840-1846, Nr. 71.
  6. LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: IV: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 4, 1840-1846, Nr. 71; Die übrigen Verhandlungen wegen der Leibzucht befinden sich bei den Klageprotokollen v. J. 1840 i. S. Nullmeier ./. Nullmeier.
  7. LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: IV: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 4, 1840-1846, Nr. 85.
  8. LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: V: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 5, 1847-1850.
  9. LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: V: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 5, 1847-1850.
  10. LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: V: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 5, 1847-1850.
  11. LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: VII: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 7, 1865-1872.
  12. LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 41: Salbuch der Vogtei Detmold, 1827.
  13. Wilhelm Süvern in unveröffentlichte Hausinschriften; Stadtarchiv Lemgo.
  14. LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: IV: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 4, 1840-1846, Nr. 71.
  15. Wilhelm Süvern in unveröffentlichte Hausinschriften; Stadtarchiv Lemgo.
  16. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 17.
  17. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 17.
  18. LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 20: Salbuch der Vogtei Detmold, 1721.
  19. LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 37: Salbuch der Vogtei Detmold, 1782.
  20. LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 41: Salbuch der Vogtei Detmold, 1827.
  21. LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 9 - Band: IV: Veräußerung von Grundeigentum, Anlegung von Neuwohnerstätten etc. in der Bauerschaft Hiddesen, Band 4, 1840-1846, Nr. 71.
  22. LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 52: Salbuch der Vogtei Detmold, 1854.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns

Seitenhistorie

Seite erstellt am 23.10.2025 von Joachim Kleinmanns

Letzte Änderung am: 18.11.2025 von Joachim Kleinmanns