Teutoburger-Wald-Straße 9 (Hörste)
OrtsteilHörste
StraßeTeutoburger-Wald-Straße (Hörste)
Hausnummer9
Karte
Adressbuch von 1901Ja
GemeindeHörste
Hausnummer026

An diesem Ort befand sich einst die Straßenkötterstätte Henrich Weeke, später Kleineweeke, dann Kichhof - Hörste Nr. 26.

Geschichte

Im Kirchspiel Stapelage finden sich ab etwa 1600 zwei Neuwohnerstätten namens „Weeke“ auf der Lagischen Pivitsheide: Johan Weeke (1590 bis 1626 erwähnt) und Berend Weeke (1603 bis 1626 erwähnt). Curt Weeke scheint der Nachfolger von Johann Weeke zu sein, denn er tritt komplementär zu diesem zwischen 1617 und 1642 in Erscheinung. Die Stätte - an den Dörren gelegen - liegt ca. 1640 – 1660 wüst; die Nachfolge von Curt Weeke tritt offenbar später sein 1636 geborener Sohn Henrich W. an (erwähnt 1656, 1679 als Kötter, 1708 als vermutlich bereits verstorbener Vater). Dessen Nachfolger wird sein Schwiegersohn Arnd W., geb. Böcker. Desweiteren werden als Pivitsheider Kleinkötter erwähnt: Bartold Weeke (1619, 20, 25, 28, 40, 41, 1642/43) und Cesting Weeke (1620, 25, 28, 41, 1642/43). Einer der beiden wird Nachfolger von Berend Weeke sein.

In Hörste wird die Stätte mit der späteren Hausnummer 26 offenbar nach dem Dreißigjährigen Krieg durch einen anderen Henrich Weeke gegründet. Da sie direkt an die Rückseite der Halbspänner-Hofstelle Weeke grenzt, ist eine von dort ausgehende Entstehung zumindest denkbar. Die Stätte wird 1648 erstmals erwähnt (Henrich Wehke, dessen Frauwe, 1 (Dienst-)Metgen) und 1649 erneut genannt. Im Eigenbehörigen-Verzeichnis 1656 findet sich der Eintrag Henrich Weeke, ein Hoppenpflücker, hatt keine Kinder. Henrich Weeke verstirbt 1676/77 in wirtschaftlich geordneten, aber dennoch bedrückenden Verhältnissen: Henrich Weeke, ein Klein Kötter ist gestorben, hatt beim M: Crawinkel außstehendt Geldt 90 thl., beim Obermeÿer 30 thl., vndt beÿ Brinkmann zu Hiddendorf 20 thl. außstehend; seine hinterbliebene Frauw ist lahm und blind vndt weiß sich selbsten nicht zu helffen.[1]

Um diese Zeit kommt auf nicht bekannte Weise der nächste Kötter Hermann Weeke auf die Stätte, die aber im Salbuch 1680 noch unter altem Namen verzeichnet ist: Henrich Weecke, ein klein Kötter, der gnd. Herrsch. Eigen und hat 2. Kühe, aber keine eigene Ländereÿ . . . Der neue Kötter Herm Weeke zeugt in den Folgejahren Kinder, die im Verzeichnis eigenbehöriger Kinder von 1708 als sämtlich noch ledig aufgeführt werden: 1. Berndt, 2. Christoff, 3. Margreta, 4. Ilsabein, 5. Catrina.

Im Jahr darauf heiratet der älteste Sohn Berend Weeke, übernimmt die elterliche Stätte und bewirtschaftet sie bis 1730. Da „Weeke“ bereits für den großen Freimeierhof in Hörste vergeben ist und auch sonst mehrfach als Stättename in der Nähe vorkommt, erfährt die Straßenkötterstätte mit der späteren Nr. 26 eine - vermutlich der Alltagssprache folgende - Namenswandlung: 1730 heiratet Christoph Erfkamp aus Müssen auf die Stätte; im Taufeintrag seiner Tochter taucht 1738 erstmals die Namensform Erfkamp modo Kleine Weeke auf, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts zu Kleineweeke wird.

Im neunzehnten Jahrhundert wird die Stätte mindestens ein Jahrzehnt verpachtet, weil Eltern früh versterben und Kinder noch nicht volljährig sind. 1836 übernimmt ein Kötterpaar, das kinderlos bleibt. Infolgedessen fällt die Stätte per Erbschaft 1878 an eine Nichte der Vorbesitzerin, Henriette Riekehof aus Billinghausen. Die Erbin heiratet im Folgejahr August Grave, Ziegler aus Müssen, und tritt mit ihm die Stätte Hörste Nr. 26 an.

Fünf Jahre später nutzen die Graves eine Gelegenheit, Land in Hörste zu erwerben: Pferdehändler Isaak Hochfeld in Lemgo veräußert stückweise den von ihm zuvor ersteigerten Hof Hörste Nr. 6, ehemals Hanning. Knapp zwei Hektar bestes Land, zwischen Hörste und Hiddentrup gelegen, kaufen sie davon Mitte 1885 für 2550 (Gold)Mark. Vor Ende des Jahres verkaufen sie dann ihre bisherige Stätte Nr. 26 an den Hörster Einlieger und Ziegler Heinrich Kirchhof, um auf dem neu erworbenen Land die Neuwohnerstätte Grave Nr. 81 zu gründen.

Die Kirchhofs, seit zehn Jahren verheiratet, wirtschaften wie weithin üblich: Er ist als Ziegelmeister halbe Jahre fort, die Ehefrau kümmert sich dann allein um anfangs fünf, später sieben Kinder und die Landwirtschaft. Nach seinem Tod 1931 zahlt der in Horn lebende Enkel Gustav Kirchhof eine größere Zahl von Miterben aus und wird Eigentümer der Stätte, die er bis in die 1950er Jahre verpachtet.

Dann verkauft Gustav Kirchhof die Hörster Stätte Nr. 26 in drei Partien. 1952 erwirbt Willy Wiemann, Berufsbezeichnung „Mollenhauer“, das Haus Nr. 26, 1953 die Schwestern Brink, Besitzerinnen des Hofes Brink Nr. 8, ein Ackerstück von 1,1 Hektar mit der Bezeichnung „der vordere Ikenkamp“ und schließlich 1966 die Gemeinde Hörste 1,5 Hektar Holzung/Wald nahe dem Entenpfuhl für Sportplatzzwecke.[2]

Der seltene, inzwischen wohl ausgestorbene Beruf Mollenhauer klingt nach im Namen der in den 1950er und 1960er Jahren im Hause Hörste Nr. 26 betriebenen Pension: LANDHAUS MOLLENHAUER.

Gebäude

Inschriften

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

Literatur

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. LAV NRW OWL, L 89 A, Nr. 178, S. 082
  2. LAV NRW OWL, D 23 B Nr. Detmold, Hörste Bd. 3 Bl. 13 bzw. 73

Autor*innen

Dr. Horst Wissbrock

Seitenhistorie

Seite erstellt am 24.01.2025 von Dr. Horst Wissbrock

Letzte Änderung am: 19.07.2025 von Dr. Horst Wissbrock