Externsteinestraße 2 (Heiligenkirchen)
1866 angelegte Neuwohnerstätte, ehem. Heiligenkirchen Nr. 46.
Geschichte
1865 verkaufte Watermeier Nr. 2 von der Hafermühlenbrede (oberhalb Wellners Hof) 2 Scheffelsaat 4 Metzen und 4,6 Quadratruten und von der Großen Mesche (unter Grotes Garten) 7 Metzen 3,5 Quadratruten für 770 rt. an den Schmiedemeister Friedrich Wendigensen aus Bentrup jetzt Klüt. Beide Parzellen waren getrennt von der Berlebecke und dem Kommunalweg Heiligenkirchen – Hornoldendorf. Sollte die Anlegung einer Neuwohnerstätte auf der Großen Mesche am Wasser versagt werden, behielt Wendiggensen sich den Rücktritt vom Vertrag vor. Die Kolone Lükermann aus Hornoldendorf und Pieper aus Berlebeck unterzeichneten als Vormünder der minderjährigen Kinder Watermeier.[1]
Am 16.12.1865 beantragte Wendiggensen die Anlegung einer Neuwohnerstätte am Einfluss der Wiembecke in die Berlebecke, einer "vorzüglich zu Gewerbe geeigneten" Stelle. Er hatte bei seinem Vater in Bentrup das Schlosser- und Schmiedehandwerk erlernt. Als Vermögensnachweis legte er einen Versicherungsschein der "Feuerversicherungsbank für Deutschland" über schuldenfreies Mobiliarvermögen von 3.200 rt vor sowie Schuldscheine über ausstehende Forderungen von 400 rt gegenüber seinem Vater, 150 rt gegen Tischlermeister Ferdinand Sander im Klüt und 200 rt gegen seinen Mietherrn Kaufmann Michaelis-Jena in Detmold. Dorfvorsteher Krüger und August Wendt sowie die Nachbarn Watermeier und Grote Nr. 8 hatten keine Einwände, sodass Wendiggensen am 5.1.1866 die Genehmigung erhielt. und hier ein Wohnhaus mit Schmiede erbaute. 1873 erwarb er weiteres Land von August Watermeier Nr. 2. Für dessen minderjährige Schwester Sophie mussten die Vormünder (s. o.) zustimmen. Ebenso hatte Watermeier das Einverständnis der Gläubiger, Witwe Schramm und Frl. Charlotte Weßel, einzuholen.[2]
1866 erhielt Wendiggensen außerdem eine Konzession zur Anlage einer Wasserleitung aus der Berlebecke.[3] Er betrieb mit der Wasserkraft eine Drehbank, Flachsreinigungsmaschine, Häckselschneide, Dreschmaschine und Kreissäge.
1876 kaufte Friedrich Wendiggensen vom Kolonat Nr. 34 weiteres Land. Er besaß nun 9 Stücke Land, 1 Hude und 1 Gehölz. Davon gingen jedoch Parzellen "im Krümpel" zwischen der Paderborner Straße und der Berlebecke sowie "am Berge" zur Anlage der Neuwohnerstätten Nr. 34/60 und 66/67 ab.
1889 ging das Kolonat in das Eigentum von Ferdinand Wallbrecht (Eigentümer des Ritterguts Hornoldendorf) über. Er richtete hier ein Sägewerk ein (bis 1962 in Betrieb).[4]
Bis Mitte der 1950er Jahre Mühle und Sägewerk, Abbruch um 1962 für den Ausbau der Kreuzung Paderborner Straße/Externsteinestraße, anschließend Neubau eines Geschäftshauses (Apotheke und Sparkasse).
Baubeschreibung
Wohnhaus mit Mahlmühle. Dazu eine Sägemühle mit Stallung. An die Sägemühle angebaut Holzschuppen (umgenutzt zur Tischlerwerkstatt). Versichert gegen Brand war auch das Inventar. Abgängig. 1852 Neubau Fabrikgebäude/Mühle am Zusammenfluss von Berlebecke und Wiembecke, bei der Straßenverbreiterung der Externsteinestraße und der damit einhergehenden Bachbettumlegung um 1962 abgebrochen.
Das Gebäude stand Nord-Süd-gerichtet, mit der Stirnseite zur Berlebecke, die zwischen Giebel und Externsteinestraße floss. Zugehöriger Kotten, später selbständige Stätte Nr. 137, auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Paderborner Straße, Denkmalstraße 0, mit dem Ausbau der Kreuzung um 1962 abgebrochen.
Es ist hier, über dem nördlichen Teil der Mühle, ein Neubau entstanden, in den zunächst die Falken-Apotheke und die Kreissparkasse Detmold einzogen. Von den 1980er Jahren bis um 2010 Filiale der Lippischen Landesbrandversicherung, seitdem Einzelhandel.
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
1867 Schmied Wendiggensen.
1889 Verkauf an Ferdinand Wallbrecht (Eigentümer des Ritterguts Hornoldendorf).[5]
1901 (Adressbuch) Eigentümer: Baurat Ferdinand Wallbrecht Hannover; Bewohner:innen: Tagelöhner Hermann Falkenau; Tagelöhner Friedrich Herzke; Maurer und Schlachter Hermann Krüger (im Binnenkotten, später Nr. 137).[6]
1911 Übertragung auf die Erben von Ferdinand Wallbrecht.[7]
1915 an Hedwig Quirl geb. Wallbrecht.[8]
1918 Verkauf an den Müller Heinrich Hüsker.[9]
1919 (Volkszählung) Mühlengeselle Heinrich Hüsker und Frau Marie, Töchter Frida und Anni, Dienstmägde Emma Johannes, Anna Huskes und Frida Kesting.
1919 Kauf der Mühle durch Dietrich Wendiggensen, Paderborner Straße 65, gest. 13.12.1923.
1923 durch Erbschaft zu je ¼ an seine Frau Emma geb. Johannes sowie die gemeinsamen Kinder Emmy, Margarete und Dietrich.[10]
1926 (Adressbuch) Witwe Emma Wendiggensen; Mehl- und Grützemühle, Ölmühle, Sägewerk, Tel. 718. Die Mühle ist im Besitz von Dietrich Wendiggensen.[11]
Literatur
Paul Wendiggensen, Über die Namensträger Wendiggensen, ihre Vorfahren sowie die Geschichte und Deutung des Familiennamens ... 1655–1979, o. O. 1980
Quellen
LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. V, 63.
LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8, Bd. VI, 87a und 89.
LAV NRW OWL, L 92 N / Lippische Rentkammer - Gewerbeabgaben, Nr. 934 (mit Lageplan).
LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8, Bd. VII, 104, 115, 117 und 124.
LAV NRW OWL, D 73 / Allgemeine Kartensammlung, Nr. 4/7901: Lageplan von Wohn- und Mühlenhaus des Wendiggensen in Heiligenkirchen; auf Transparent, 1866.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 Detmold Fach 30 Nr. 8 Bd. V, 63.
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 Detmold, Nr. Fach 30 Nr. 8, Band VI, 87a.
- ↑ LAV NRW OWL, L 92 N / Lippische Rentkammer - Gewerbeabgaben, Nr. 934.
- ↑ Wendiggensen 1980, S. 81 f.
- ↑ Wendiggensen 1980, S. 81.
- ↑ Ein Hermann Krüger aus Heiligenkirche ist am 4.11.1922 auf dem Schiff Hannover von Bremen nach New York emigriert (Staatsarchiv Bremen, Bremer Passagierlisten).
- ↑ Wendiggensen 1980, S. 82.
- ↑ Wendiggensen 1980, S. 82.
- ↑ Wendiggensen 1980, S. 82.
- ↑ Wendiggensen 1980, S. 82.
- ↑ LAV NRW OWL, L 107 C / Landesbrandversicherungsanstalt, Nr. 102: Brandkataster des Amtes Detmold Bd. 1: Barkhausen - Heiligenkirchen, 1894-ca. 1960.