Heiligenkirchen: Unterschied zwischen den Versionen

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(Die Seite wurde neu angelegt: „Die Bauerschaft Heiligenkirchen entstand infolge der karolingischen Eroberung nach 783 durch die Gründung von vier Höfen im Bereich einer älteren sächsischen Siedlung "Wamelincthorp". ==Lage== Heiligenkirchen ist seit 1970 ein Ortsteil der Stadt Detmold. Bis dahin war es Kirchspiel (Pfarrbezirk) und selbständige Bauerschaft, später Gemeinde im Amt Falkenberg bzw. nachfolgend Amt Detmold-Land. Es liegt 3 Kilometer Luftlinie südlich der Kernstadt…“)
 
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Während letztere aus Osning-Sandstein und mittlerem Keuper besteht, bilden oberer und unterer Muschelkalk den Königsberg. Den Talboden prägt Auelehm. Am westlichen Ufer der Berlebecke hat sich als Hochgestade zwischen den Zuflüssen der Berlebecke fruchtbarer Lössboden abgelagert. Die wasserreichsten dieser Bäche sind, von Süd nach Nord, der Silberbach, der Bergmolchbach und der Grüttersbach. Von Osten mündet nur am südlichen Dorfrand die Wiembecke in die Berlebecke. Im weiteren Verlauf bleibt das Ostufer ohne Zuflüsse.
Während letztere aus Osning-Sandstein und mittlerem Keuper besteht, bilden oberer und unterer Muschelkalk den Königsberg. Den Talboden prägt Auelehm. Am westlichen Ufer der Berlebecke hat sich als Hochgestade zwischen den Zuflüssen der Berlebecke fruchtbarer Lössboden abgelagert. Die wasserreichsten dieser Bäche sind, von Süd nach Nord, der Silberbach, der Bergmolchbach und der Grüttersbach. Von Osten mündet nur am südlichen Dorfrand die Wiembecke in die Berlebecke. Im weiteren Verlauf bleibt das Ostufer ohne Zuflüsse.


==Entstehung==
==Geschichte==


Die Entstehung des Ortes Heiligenkirchen ist eine Folge der karolingischen Territorial- und Siedlungspolitik. 783 hatte Karl der Große die Sachsen im Theomalli-Gau besiegt. Zur Sicherung des eroberten Gebietes wurden Hofverbände (Villikationen) gegründet, die spätestens im frühen 11. Jahrhundert dem Paderborner Bischof unterstanden und ihre Abgaben dorthin abliefern mussten. Villikationen dienten der Versorgung des Grundherrn, sie wurden daher auch Tafelgüter genannt, die in diesem Fall die Tafel des Paderborner Bischofs deckten. Solche Villikationen sind gekennzeichnet durch geschlossenen Landbesitz, ertragreichen Lössboden, die Lage des Hofes inmitten des Besitzes und einer Eigenkirche auf dem Haupthof – ein Vorgang, wie er ähnlich in Stapelage, Meinberg, Heiden und Wöbbel stattfand.  
Die Entstehung des Ortes Heiligenkirchen ist eine Folge der karolingischen Territorial- und Siedlungspolitik. 783 hatte Karl der Große die Sachsen im Theomalli-Gau besiegt. Zur Sicherung des eroberten Gebietes wurden Hofverbände (Villikationen) gegründet, die spätestens im frühen 11. Jahrhundert dem Paderborner Bischof unterstanden und ihre Abgaben dorthin abliefern mussten. Villikationen dienten der Versorgung des Grundherrn, sie wurden daher auch Tafelgüter genannt, die in diesem Fall die Tafel des Paderborner Bischofs deckten. Solche Villikationen sind gekennzeichnet durch geschlossenen Landbesitz, ertragreichen Lössboden, die Lage des Hofes inmitten des Besitzes und einer Eigenkirche auf dem Haupthof – ein Vorgang, wie er ähnlich in Stapelage, Meinberg, Heiden und Wöbbel stattfand.  
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Die drei anderen Höfe können als die heute noch vorhandenen Höfe Köllermeier, Meier zu Wantrup und Teutmeier identifiziert werden. Sie befinden sich in Streulage auf den Lössterrassen, die sich zwischen den Zuflüssen der Berlebecke gebildet haben. Jeder Hof ist mit frischem, quellnahem Wasser versorgt. Der Schwerpunkt der Siedlung hat sich vom sächsischen Wamelincthorp in der Frankenzeit etwas nach Süden verschoben. Über dem Wamelincthorp war der Hof Meyger to Wamelynchtorpe, dessen Name sich später zu Meyer zu Wantrup verschliff.  
Die drei anderen Höfe können als die heute noch vorhandenen Höfe Köllermeier, Meier zu Wantrup und Teutmeier identifiziert werden. Sie befinden sich in Streulage auf den Lössterrassen, die sich zwischen den Zuflüssen der Berlebecke gebildet haben. Jeder Hof ist mit frischem, quellnahem Wasser versorgt. Der Schwerpunkt der Siedlung hat sich vom sächsischen Wamelincthorp in der Frankenzeit etwas nach Süden verschoben. Über dem Wamelincthorp war der Hof Meyger to Wamelynchtorpe, dessen Name sich später zu Meyer zu Wantrup verschliff.  


==Kirchenbau==
==Siedlungscharakteristik==


Der heutige Bau steht an der Stelle der Eigenkirche der curtis dominicalis, des Hofs Watermeier. Es kann sich bei dieser um die in der Vita Meinwerci  genannte Kirche in Theotmalli handeln. Karl der Große hatte hier nach seiner gewonnenen Schlacht gegen die Sachsen (783) eine Kirche errichten lassen. 799 stiftete Papst Leo III. anlässlich seines Besuches in Paderborn dieser Kirche in Theotmalli einen prächtigen Altarstein. "So kam das Kirchspiel (Pfarrbezirk) zu dem Namen Heiligenkirchen. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass Papst Leo III. selbst in Heiligenkirchen war", schreibt ADOLF SCHÜTTLER 2001.  1022 musste der Altarstein jedoch an das Kloster Abdinghof in Paderborn abgeben werden, wo er in der Krypta der neuen Klosterkirche seinen Platz fand. Als Grundherr konnte der Bischof dies verfügen.  
Über Jahrhunderte war Heiligenkirchen eine aus wenigen Höfen bestehende Trup-Siedlung, deren Zentrum um die Kirche lag. Diese steht an der Stelle der Eigenkirche der curtis dominicalis, des Hofs Watermeier. Es kann sich bei ihr um die in der Vita Meinwerci  genannte Kirche in Theotmalli handeln. Karl der Große hatte hier nach seiner gewonnenen Schlacht gegen die Sachsen (783) eine Kirche errichten lassen. 799 stiftete Papst Leo III. anlässlich seines Besuches in Paderborn dieser Kirche in Theotmalli einen prächtigen Altarstein. "So kam das Kirchspiel (Pfarrbezirk) zu dem Namen Heiligenkirchen. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass Papst Leo III. selbst in Heiligenkirchen war", schreibt ADOLF SCHÜTTLER 2001.  1022 musste der Altarstein jedoch an das Kloster Abdinghof in Paderborn abgeben werden, wo er in der Krypta der neuen Klosterkirche seinen Platz fand. Als Grundherr konnte der Bischof dies verfügen.  


==Ortsname==
Durch Teilungen und Rodungen nahm die Zahl der Hofstellen vor allem im 12. Jahrhundert zu. Im ältesten lippischen Schatzregister um 1390 gab es im Kirchspiel Heiligenkirchen neben den vier Meierhöfen bereits dreizehn weitere steuerpflichtige "Kolonate": "In deme dorpe de Soneke, de Kolmeyger (Köllermeier), de Swolner (Wellner), Sysenop (Siesenop), Dammeyger (Dammeier), de grote Goschalk (Grote), Cord de Herde, Bolte, de Lange, Henne Hopen, Wemere, Hermann Stryke, Hermann tor Molen (Mühle), de Meyger ouer dem Watere (Watermeier), de Meyger to Wamelynchtorpe (Meier zu Wantrup). In dem Toyte Waremeyger (Teutmeyer), Nolte."


Anfang des 11. Jahrhunderts wird der Name Heiligenkirchen erstmals urkundlich in der Schreibweise Halugokircan/Halogokircan bzw. Helagankyrcan dokumentiert, und zwar in der Vita Meinwerci, der Lebensbeschreibung des Paderborner Bischofs Meinwerk, dessen Amtszeit von 1009 bis 1036 währte. Die beiden Erwähnungen sind nicht datiert, aber eingrenzbar auf den Zeitraum zwischen der Weihe des wiederaufgebauten Paderborner Doms 1015 und dem Tod Meinwerks 1036. Wahrscheinlich ist eine zeitliche Nähe zum Jahr 1015.
Die Hofstellen Dammeier, de Soneke (später: Timmer) und Grote wurden mit jeweils rund 20 Hektar vom Hof Watermeier abgespalten. Das kann erst nach 1036 geschehen sein, denn als in diesem Jahr das Zehntrecht an das neu gegründete Paderborner Busdorf-Stift übertragen wurde, war der Hof noch eine curtis dominicalis. Wahrscheinlich fand der Teilungsvorgang im 12. Jahrhundert statt. Während Grote inmitten seines geschlossenen Besitzes rechts der Berlebecke baute, siedelten die beiden anderen nahe dem Kirchhof, trotzdem sie vorwiegend rechts der Berlebecke, am Königsberg, Streubesitz erhielten. Auch der Hof Wellner ist aus dem ursprünglichen Königshof herausgelöst und baute links der Berlebecke, obwohl sein Land auf dem rechten Ufer lag. Erst 1859 versetzte er sein Haus vom Krugplatz auch dorthin ([[Schauinsland 27/27a (Heiligenkirchen)]]). Vom Hof Köllermeier wurde das Kolonat Siesenop abgespalten. Lediglich der Meier zu Wantrup konnte seinen Landbesitz zusammenhalten und wurde dadurch zum größten Hof der Bauerschaft.


Wie die Sprachwissenschaftlerin BIRGIT MEINEKE zeigte, bedeutet der Name "(bei der) Kirche der Heiligen". Diese Heiligen waren der heilige Stephanus, dessen Reliquien "mit denen vieler anderer Heiliger" in der Kirche ruhten, und Cosmas und Damian, syrische Zwillingen, die sich zum Christentum bekannt hatten, als Ärzte unentgeltlich Kranke behandelten und später – dazu gibt es widersprüchliche Überlieferungen – vielleicht als Märtyrer starben.  
Durch Binnenkotten und Neuwohnerstätten kam es seit dem 19. Jahrhundert zu einer stärkeren Siedlungsverdichtung. Der Schwerpunkt verschob sich durch den Chausseebau zur [[Paderborner Straße (Heiligenkirchen)]].


==Siedlungsentwicklung==
Bis um 1900 ist Heiligenkirchen eine landwirtschaftlich geprägte Streusiedlung, die auf vier großen Höfen gründet und durch Höfeteilungen zu einer größeren Zahl an Stätten oder Kolonaten kam. Im 19. Jahrhundert führte das Bevölkerungswachstum zur Bildung zahlreicher Binnenkotten und Neuwohnerstätten, meist als Straßenkötter.


Durch Teilungen und Rodungen nahm die Zahl der Hofstellen vor allem im 12. Jahrhundert zu. Im ältesten lippischen Schatzregister um 1390 gab es im Kirchspiel Heiligenkirchen neben den vier Meierhöfen bereits dreizehn weitere steuerpflichtige "Kolonate": "In deme dorpe de Soneke, de Kolmeyger (Köllermeier), de Swolner (Wellner), Sysenop (Siesenop), Dammeyger (Dammeier), de grote Goschalk (Grote), Cord de Herde, Bolte, de Lange, Henne Hopen, Wemere, Hermann Stryke, Hermann tor Molen (Mühle), de Meyger ouer dem Watere (Watermeier), de Meyger to Wamelynchtorpe (Meier zu Wantrup). In dem Toyte Waremeyger (Teutmeyer), Nolte."
Mit dem Umzug des Wellnerschen Kolonats Nr. 9 auf den Wellnerberg und der Errichtung eines großen Bruchsteinhauses als Gasthaus auf dem ehemaligen Wellnerschen Hofraum begann an der heutigen [[Denkmalstraße (Heiligenkirchen)]] ab 1860 eine Siedlungsverdichtung in einer dorf-untypischen Massivbauweise, welche der Straße den Namen "Neustadt" einbrachte. 1894 begann auch die Aufsiedlung des Hohlen Wegs von der Denkmalstraße ausgehend. Ab 1903 erschloss der "Bauverein" die Simonshöhe, und es entstanden Neubauten am Krugplatz.


Die Hofstellen Dammeier, de Soneke (später: Timmer) und Grote wurden mit jeweils rund 20 Hektar vom Hof Watermeier abgespalten. Das kann erst nach 1036 geschehen sein, denn als in diesem Jahr das Zehntrecht an das neu gegründete Paderborner Busdorf-Stift übertragen wurde, war der Hof noch eine curtis dominicalis. Wahrscheinlich fand der Teilungsvorgang im 12. Jahrhundert statt.  
Ab 1900 kam es zu einer mehr oder weniger planmäßigen Anlage einer dem Dorf fremden und ebenso dorffern an der nördlichen Peripherie gelegenen Villenkolonie durch die Investoren Friedrich Pieper uznd C. Urhahn. Nach Pieper wurde die Siedlung "Friedrichshöhe" benannt und später auch die dort gelegene "Friedrich-Pieper-Straße".
Während Grote inmitten seines geschlossenen Besitzes rechts der Berlebecke baute, siedelten die beiden anderen nahe dem Kirchhof, trotzdem sie vorwiegend rechts der Berlebecke, am Königsberg, Streubesitz erhielten. Auch der Hof Wellner ist aus dem ursprünglichen Königshof herausgelöst und baute links der Berlebecke, obwohl sein Land auf dem rechten Ufer lag. Erst 1859 versetzte er sein Haus vom Krugplatz auch dorthin ([[Schauinsland 27/27a (Heiligenkirchen)]]). Vom Hof Köllermeier wurde das Kolonat Siesenop abgespalten. Lediglich der Meier zu Wantrup konnte seinen Landbesitz zusammenhalten und wurde dadurch zum größten Hof der Bauerschaft.


Bis um 1900 ist Heiligenkirchen eine landwirtschaftlich geprägte Streusiedlung, die auf vier großen Höfen gründet und durch Höfeteilungen zu einer größeren Zahl an Stätten oder Kolonaten kam. Im 19. Jahrhundert führte das Bevölkerungswachstum zur Bildung zahlreicher Binnenkotten und Neuwohnerstätten, meist als Straßenkötter.
==Ortsname==


Mit dem Umzug des Wellnerschen Kolonats Nr. 9 auf den Wellnerberg und der Errichtung eines großen Bruchsteinhauses als Gasthaus auf dem ehemaligen Wellnerschen Hofraum begann an der heutigen [[Denkmalstraße (Heiligenkirchen)]] ab 1860 eine Siedlungsverdichtung in einer dorf-untypischen Massivbauweise, welche der Straße den Namen "Neustadt" einbrachte. 1894 begann auch die Aufsiedlung des Hohlen Wegs von der Denkmalstraße ausgehend. Ab 1903 erschloss der "Bauverein" die Simonshöhe, und es entstanden Neubauten am Krugplatz.
Anfang des 11. Jahrhunderts wird der Name Heiligenkirchen erstmals urkundlich in der Schreibweise Halugokircan/Halogokircan bzw. Helagankyrcan dokumentiert, und zwar in der Vita Meinwerci, der Lebensbeschreibung des Paderborner Bischofs Meinwerk, dessen Amtszeit von 1009 bis 1036 währte. Die beiden Erwähnungen sind nicht datiert, aber eingrenzbar auf den Zeitraum zwischen der Weihe des wiederaufgebauten Paderborner Doms 1015 und dem Tod Meinwerks 1036. Wahrscheinlich ist eine zeitliche Nähe zum Jahr 1015.


Ab 1900 kam es zu einer mehr oder weniger planmäßigen Anlage einer dem Dorf fremden und ebenso dorffern an der nördlichen Peripherie gelegenen Villenkolonie durch die Investoren Friedrich Pieper uznd C. Urhahn. Nach Pieper wurde die Siedlung "Friedrichshöhe" benannt und später auch die dort gelegene "Friedrich-Pieper-Straße".
Wie die Sprachwissenschaftlerin BIRGIT MEINEKE zeigte, bedeutet der Name "(bei der) Kirche der Heiligen". Diese Heiligen waren der heilige Stephanus, dessen Reliquien "mit denen vieler anderer Heiliger" in der Kirche ruhten, und Cosmas und Damian, syrische Zwillingen, die sich zum Christentum bekannt hatten, als Ärzte unentgeltlich Kranke behandelten und später – dazu gibt es widersprüchliche Überlieferungen – vielleicht als Märtyrer starben.  


==Hausnummern==
==Hausnummern==
Administrator, Projektmitglied, Bürokraten, Oberflächenadministratoren, Administratoren
13.140

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