Hiddentruper Straße 69 (Hörste): Unterschied zwischen den Versionen
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==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
Der nur drei Höfe umfassende Ortsteil Hiddentrup besteht wohl - darauf deutet die Namensendung -trup hin - seit sächsischen Zeiten; er liegt recht günstig am Hörster Bach und nahe einem früheren Fernhandelsweg, dem Hellweg. | |||
In den ältesten Landschatzregistern wird der Hof Wiemann unter ''Kerspolt Laige'' (Kirchspiel Lage) aufgeführt, was wohl mit den Kirchen in Lage und Stapelage etwa der späteren Vogtei Lage gleichkam: 1467 ''Hans Wideman 2 g.'' (Gulden), 1497 ''Hans Wydeman to Hiddentorpe 1 g.'' und auch 1507 ''Hans Wydeman 3 g.'' Im Landschatzregister von 1535 findet sich unter K''arsspolt Laghe vnd Stapelhaigenn'' (Kirchspiel Lage und Stapelage) der Eintrag ''Wydemann to Hyddentrop 3'' (3 Gulden), 1545 muss ''Widemann to Hiddentrup'' wiederum 3 Gulden entrichten, 1565 lautet der Eintrag ''Wydemann to Hiddentrup 6'' (Gulden), und schließlich ist selbiger Hof 1572 erneut aufgeführt unter Hiddentrupp als ''Wydemann 1 ½ Fl.'' (Florin = Gulden).<ref>F. Verdenhalven, F.: Die lippischen Landschatzregister von 1535, 1545, 1562 und 1572, Münster 1971, S. 10/11</ref> Schließlich wird in den Schatzregistern 1590 unter ''Hiddendorp Wydeman 3 Fl.'' und 1618 unter ''Hiddentorff Wyman 6 Gfl.'' (Goldflorin) vermerkt.<ref>H. Stöwer: Die lipp. Landschatzregister von 1590 und 1618, Münster 1964</ref> | |||
Das Salbuch der Vogtei Lage von 1617 führt detailliert alle laufenden Verpflichtungen des Hofes zu dieser Zeit auf - Geld- wie Naturalabgaben, aber auch Dienste: <ref>Stöwer, H. u. F. Verdenhalven: Salbücher der Grafschaft Lippe von 1614 bis etwa 1620, Münster 1969</ref> | |||
'''''Wiehemann''' zu Hiddentorff ist frey, gibt den Capitularen nach Paderborn 24 Schfl. Hafern, 2 Schfl. Rogken, 7 Gr. und 2 Huner. Dem Kloster Marienveldt den Zehenden, Chustern zu Staplage 1 Schfl. Roggen. Nach Dettmoldt: Den halben Spandienst; Landschatz 3 Gfl.; Burgfestgeld 1 ½ Tlr.; Malzgeld ½ Tlr.; Hofgerichtsschatz 12 Gr.; Pfingst- und Michaeliskuhegelt 14 Gr. 5 d.; selbvierte 3 feiste Kuhe; 4 Huner; 3 Tage Burgfest.'' | |||
Die Grundherrschaft der Capitulare in Paderborn über den Hof Wiemann stellt eine Besonderheit unter den Höfen in Hörste und Hiddentrup dar, die hier nur bei diesem Hof vorliegt. Sie ist nach Kiewning Folge einer Schenkung.<ref>Kiewning, Hans: Lippische Geschichte (1942), S. 18</ref> Lange vor der Herrschaft der Lipper hat im hiesigen Raum eine Grafschaft Hahold mit Besitzungen beiderseits des Osnings/Teutoburger Waldes existiert, die im frühen Mittelalter durch Tod des Grafen und Aussterben seiner Familie an dessen Lehnsherren, König Heinrich II., zurück gefallen war. Dieser übertrug den gesamten haholdschen Besitz, darunter den Hof Wiemann, 1011 per Schenkung an Bischof Meinwerk von Paderborn, einen rührigen, stets an Neuerwerbungen interessierten Mann, dem er freundschaftlich verbunden war. | |||
Aufgrund der hohen Abgaben war Verschuldung bei fast allen Höfen - zumindest phasenweise - ein Thema. Unter für ihre anspruchsvolle Aufgabe ungeeigneten Hofbesitzern konnte die Verschuldung gefährliche Ausmaße annehmen (vgl. Höfe Krawinkel, Gees, Weeke). Der Hof Wiemann ist diesbezüglich ein Extremfall. | |||
Um 1645 wird der Zustand der Höfe in der Vogtei Lage erfasst: <ref>LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 94</ref> Wiemann hat 30 Taler Brautschatzforderung ausstehen, schuldet anderen aber 86 Taler, ''davor die Leuthe Landt vnterhaben.'' Der Kirche schuldet Wiemann 25 Taler und dem Grundherrn ist er seit 17 Jahren die Pacht (Getreide) schuldig geblieben. ''Kein Saatkorn alß Haber'' auf dem Hof. | |||
1683 hat sich die Situation gravierend weiter verschlechtert: <ref>LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 97, S. 3</ref> Dutzende Gläubiger haben für Hunderte Taler Ländereien des Hofes als Pfand zur Bewirtschaftung. Der Schreiber kommentiert am Ende einer langen Auflistung dieser Schulden zu Henrich Beermann, seit dreißig Jahren Besitzer des Hofes Wiemann: ''Die Schuld rüherte zwar viel von alten bößen Jahren, guthen Theilß aber auch von ihm selbsten her, vnd soll er ein schlimmer Haußhalter sein, der sich gern beÿm Trunck finden ließe.'' | |||
Im 18. Jahrhundert wird dann eine andere Methode zur Ruinierung des Hofes durchgespielt - Prozessieren. Schon seit 1645 schwelt ein Streit mit dem Nachbarhof Beining über einen Steg/Viehweg über dessen Hof, der den Hof Wiemann mit den Weideflächen auf dem Hörsterbruch verbunden hat und nun von Beining gesperrt wird.<ref>LAV NRW OWL, L 89 A, Nr. 175, S. 247</ref> Wiemann muss sein Vieh zweimal täglich über einen kleinen Umweg führen, etwa über die spätere Triftenstraße (seit 1970 Friedrich-Bayer-Straße). 1740 erhebt Johann Arend Wiemann Klage gegen die nach Unterbrechungen erneuerte Sperrung. Sein im Folgejahr einheiratender Schwiegersohn übertrifft den Alten noch an Streitlust: Es wird über etwa zwanzig Jahre durch alle Instanzen zunächst in Lippe, schließlich ab 1757 vor dem Reichskammergericht in Wetzlar prozessiert - dies unter mehrfacher Zuhilfenahme universitärer Expertise.<ref>LAV NRW OWL, L 82 Nr. 807, S. 62ff</ref> Mehr als 550 Blatt Papier werden beschrieben, hohe Kosten und Gebühren werden in Rechnung gestellt. Die Folge: Noch zwanzig Jahre später wendet sich der frühere Kläger wegen 25 Taler Kosten für eine kleinere Reparatur am Hause in einem Bettelbrief an die gräfliche Kammer; ''Unglücksfälle und Krankheiten'' hätten ihn in Armut gestürzt.<ref>LAV NRW OWL, L 92 T 1, Nr. 1225</ref> | |||
Im 19. Jahrhundert ermöglichen dann die Gemeinheitsteilungen Grundstücksverkäufe zur Minderung der Schuldenlast. So entstehen auf Flächen, die dem Hof Wiemann zugeteilt wurden, nach Verkauf u. a. die Neuwohnerstätten Neese Nr. 44 (1841) und Hunke Nr. 61 (1862/63). | |||
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