Friedrich-Ebert-Straße 39 (Hiddesen)

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Friedrich-Ebert-Straße 39 (Hiddesen)
OrtsteilHiddesen
StraßeFriedrich-Ebert-Straße (Hiddesen)
Hausnummer39
Karte
Adressbuch von 1901Ja
GemeindeHiddesen
Hausnummer004

Hof Grüttemeier, ein Mittelkötter, ehem. Kolonatsnummer 4, gegründet vor 1532.

Geschichte

Erste bekannte Erwähnung 1532 in einem Kornregister des Kirchspiels Detmold, wonach "Grueth Henrick" 1 Malter und 4 Scheffel Hafer schuldete. Sechs Jahre später taucht er im Landschatzregister als "Gruithenrick" auf. Sievert vermutet, dass der Hof älter ist und vor seiner Verlegung an die heutige Stelle im Bereich der späteren Wüstung Weginghausen lag. Er sollte von dort, wie die Höfe Schlepper und Hülshenke zugunsten der Detmolder Huderechte und zur Schonung der herrschaftlichen Mastgehölze verlegt werden, was 1540 noch nicht geschehen war.[1] Nach einem Landtagsbeschluss von 1540 sollte Grüttemeier nach Billerbeck weichen. Er blieb aber in Hiddesen. 1573 wird er im Viehschatzregister als Vollmeier erwähnt mit 7 Pferden, 1 Stute, 7 Kühen, 2 Rindern, 9 Schweinen, 2 Schafen. 1609 wurde im Lagerbuch der ehemaligen Meierei Detmold vermerkt, dass Grüttemeier im Sommer wöchentlich einen Tag mit den Pferden zu dienen hatte, im Winter alle 14 Tage. 1728 besaß er 157 Scheffelsaat Land (gut 26 ha).[2] Im Jahr zuvor hatte Gottschalk Grüttemeier versucht, eine "kleine Wirtschaft" auf dem Grüttehof anzulegen, "indem doch der Weg und Straße darüber gehet" (der Weg verlief ehemals im Bachtal über den Hof).[3] Er wollte dort Hornsches Bier verzapfen.Der Hof ist erstmals im Landschatzregister von

1545 im Landschatzregister "de Grutemeiger".[4]

1614 werden Vieh und Abgaben des Hofes folgendermaßen im Salbuch festgehalten: "Grüttemeyr. Pferde 4, 1 Stoten; das Land zu 1 F. 1 Mt.; Hawwachs zu 1 F.; zu vollr Mastung 3 Schweine; Kühe 5, Rinder 3, Kälbr 3, Schweine 7. M. G. H. jahrlichs 1 Stopplschwein; der Aigentumb M. G. H.; die Schulde M. G.H. 16 Schfl. Symon Schwartzen den Zehenden. Gibt jahrlichs in die Rentcammer 2½ Gr.; den Dienst und Burgfest M.G.H. {des Sommers 1 Tag wochendlich, Winters umb 14 Tage mitm Span/; zum halben Landschatze 1 Gr."[5]

Das Haupthaus wurde 1681 [i] erbaut.

Von diesem Hof stammte die Mutter des Detmolder Dichters Christian Dietrich Grabbe, Dorothea geb. Grüttemeier.

Als Baudenkmal eingetragen in die Denkmalliste der Stadt Detmold am 19.9.2013, Nr. A695.

Gebäude

Hof Grüttemeier, Wohngiebel, 1910 (LLB: ME-PK-34-1a)
Hof Grüttemeier, Torgiebel, 1932 (LLB: ME-PK-34-2a)
Hof Grüttemeier, Friedrich-Ebert-Straße 39, Wohngiebel, 2025, Foto: Joachim Kleinmanns

Gebäudebestand laut Salbuch 1782: ein Wohnhaus, eine Leibzucht;[6] im Salbuch von 1827 nur noch: ein Wohnhaus.[7] An Land waren 1782 noch 164 Scheffelsaat (gut27 ha) vorhanden, 1950 nur noch ein Drittel. Unter anderem wurden 1887 15 Scheffelsaat auf der Schanze an den Detmolder Hoftischler Fritz Begemann verkauft, der hier eine Villenkolonie anlegte.[8]

"Dieses stattliche Fachwerkbauernhaus wurde als Vierständerbau 1681 errichtet und besteht aus 7 Gebinden (6 Fach). Das Satteldach ist heut mit roten Betondachsteinen eingedeckt. An der östlichen Traufseite ist eine kurze Abseite aus Bruchstein mit tiefgezogenem Dach später angebaut worden. Die Südseite der Abseite ist heute verputzt. Die Fachwerkaußenwände sind dreifach verriegelt und werden an den Giebelseiten durch gegenläufige Schwelle-Ständer-Streben ausgesteift. An der Torgiebelseite links vom Tor fehlt eine Strebe. Die Erdgeschosswand unterhalb der mittleren Riegelkette an der östlichen Traufseite links neben der Kübbung wurde komplett massiv erneuert und verputzt. Die beiden verbretterten Giebeldreiecke kragen über profilierte Stichköpfe vor und wurden in jüngerer Zeit durch schmalere Bretter mit Deckleisten auf den Stößen erneuert. Den Sturzriegel der Toranlage ziert eine fünfzeilige Inschrift in Flachschnitttechnik: WER GOT VERTRAUWET DER HAT WOL GEBAUWET IM HIMMEL UND AUF ER/DEN WER SICH VERLEST AUF JESUM CHRIST DEN MUS DER HIMMEL WERDEN / GOTSCHALCK KIRCHHOF UND KATRINA KRISTSTINA GORGENS DIE HBEN /DIESES HAUS BAUEN LASEN IM JAR CHRISTI ANNO 16LXXXI / UND MEIN FETTER MEISTER PLASHANS HAT DIS HAUS BAUWET Die Torständer sind mit floralen Motiven beschnitzt. An der Wohngiebelseite des Hauses ist rechts neben dem Eingang eine geschnitzte Inschrift zu lesen: SIRACH: 37 CAPITEL V.20./ EHE DU WAS ANFAHEST SO/ FRAGE VOR UND EHE DU WA/ WAS THUST NIMM RATH DAZU. Zwischen den Textblöcken befindet sich ein stilisierter Baum des Lebens.

In der östlichen Traufwand und in der südlichen Giebelwand befinden sich noch 8 historische Holzsprossenfenster, teilweise mit Bleisprossen. In der hohen Diele sind noch alle Kopfbänder erhalten. Im rückwärtigen Bereich ist die Diele durch eingezogene Wände schmaler und oben durch den Einbau einer geschlossenen Bühne kürzer. Zwei einfache Holztreppen parallel zu den Dielenwänden erschließen die Bühnenebene. Das Sparrendach des Gebäudes mit Kehlbalken- und Hahnenbalkenlage wurde als Hochsäulendachstuhl verzimmert. Die Aussteifung in Längsrichtung des Daches erfolgt durch zwei kopfbandverstrebte Kehlbalkenunterzüge und durch angeblattete Streben an den Hochsäulen und Kehlbalkenunterzügen. Die Dachfußkonstruktion wurde als Unterrähmverzimmerung ausgebildet. Die Sparren sind in die Deckenbalken eingezapft."[9]

Inschriften

Auf dem Torbogen: WER GOT VERTRAUWET DER HAT WOL GEBAUWET IM HIMMEL UND AUF ER / DEN WER SICH VERLEST AUF JESUM CHRIST DEN MUS DER HIMMEL WERDEN / GOTSCHALCK KIRCHHOF UND KATRINA KRISTSTINA GORGENS DIE HBEN / DIESES HAUS BAUWEN LASEN IM IAR CHRISTI ANNO 16LXXXI / UND MEIN FETTER MEISTER PLASHANS HAT DIS HAUS BAUWET

Neben dem Eingang im Wohngiebel: SIRACH: 37 CAPITEL V.20./ EHE DU WAS ANFAHEST SO/ FRAGE VOR UND EHE DU WA/ WAS THUST NIMM RATH DAZU.

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

1545 "de Grutemeiger".[10]

1562 "de Grutemeiger".[11]

1572 "de Grutemeiger".[12]

1590 "Gruttmeiger".[13]

1614 "Grutemeier".[14]

1618 Dietrich von der Spreckenburg heiratet auf den Grüttehof, wird Grüttemeier).[15]

1618 "Gruttemejer".[16]

1636 starb der Halbspänner Friedrich Grüttemeyer an der Pest, auch der alte Grüttemeier mit seiner Frau.[17]

Sein Sohn und Anerbe Tönnies Grüttemeier (* um 1630) heiratete mit 20 Jahren die Witwe Katharina Ilsabein Sander aus Holzhausen geb. Gorries aus Nienhagen.[18]

Nachfolger war der älteste Sohn Henrich Grüttemeier (* um 1649); dessen jüngster Sohn Ernst Friedrich Grüttemeier (~ 8.3.1661) gründete 1693 auf dem zum Grüttehof gehörigen Grundbesitz unter der Grotenburg das Kolonat Nr. 27.[19].[20]

1681 Erbauer des Hauses sind Gottschalk Kerkhoff wird Grüttemeier, ev., * um 1641 in Trophagen, † vor 13.2.1687 in Hiddesen, ‡ 13.2.1687 in Detmold. Heirat um 1662 mit Katharina Ilsabein Gorries, ev., * um 1620 in Nienhagen, † vor 3.4.1705 in Hiddesen, ‡ 3.4.1705 in Detmold (Kirchenbuch).

1721 Grütemeyer.[21]

1782 Grütemeyer.[22]

1787 wurde Johann Simon Grüttemeier, Sohn des Leibzüchters Johann Töns Grüttemeier, wegen Verschuldung und schlechter Wirtschaftsführung abgemeiert und am 10. September 1787 auf die Leibzucht gebracht.[23]

1787 ersteigerte Johann Arndt Mischer aus Eichholz den Holf für 190 Taler und wurde Grüttemeier.

26.6.1807 heiratete die Anerbin, seine Tochter Johanne Wilhelmine Christine Florentine Grüttemeier, Töns Henrich Klostermeier aus Waddenhausen, wird Grüttemeier.

Nach Henrich Klostermeiers gen. Grüttemeiers frühem Tod heiratete die Witwe am 9.5.1812 Hermann Henrich Lohmann. Dieser verwaltete den Hof bis zur Volljährigkeit der Anerbin.

1827 Grütemeier.[24]

1854 Grütemeier.[25]

1901 (Adressbuch) Heinrich Grüttemeier, Landwirt.

1926 (Adressbuch) W. Grüttemeier, Landwirt und Gemeindevorsteher; Heinrich Grüttemeier, Leibzüchter.

Literatur

Quellen

LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 20: Salbuch der Vogtei Detmold, 1721.

LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 37: Salbuch der Vogtei Detmold, 1782.

LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 41: Salbuch der Vogtei Detmold, 1827.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 19.
  2. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 19.
  3. Zit. nach Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 20.
  4. Fritz Verdenhalven (Bearb.), Die lippischen Landschatzregister von 1535, 1545, 1562 und 1572 (Lippische Geschichtsquellen; 4), Münster 1971 S. 36 Digitalisat.
  5. Herbert Stöwer und Fritz Verdenhalven, Salbücher der Grafschaft Lippe von 1614 bis etwa 1620, Münster/Westf. 1969, S. 18 u. 39, S. 43 ff. Digitalisat.
  6. LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 37: Salbuch der Vogtei Detmold, 1782.
  7. LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 41: Salbuch der Vogtei Detmold, 1827.
  8. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 21.
  9. Stadt Detmold, Untere Denkmalbehörde, Denkmalkartei.
  10. Fritz Verdenhalven (Bearb.), Die lippischen Landschatzregister von 1535, 1545, 1562 und 1572 (Lippische Geschichtsquellen; 4), Münster 1971 S. 36 Digitalisat.
  11. Fritz Verdenhalven (Bearb.), Die lippischen Landschatzregister von 1535, 1545, 1562 und 1572 (Lippische Geschichtsquellen; 4), Münster 1971 S. 37 Digitalisat.
  12. Fritz Verdenhalven (Bearb.), Die lippischen Landschatzregister von 1535, 1545, 1562 und 1572 (Lippische Geschichtsquellen; 4), Münster 1971 S. 37 Digitalisat.
  13. Herbert Stöwer (Hg.), Die lippischen Landschatzregister von 1590 und 1618 (Lippische Geschichtsquellen; 2), Münster 1964, S. 7. Digitalisat.
  14. Herbert Stöwer und Fritz Verdenhalven, Salbücher der Grafschaft Lippe von 1614 bis etwa 1620, Münster/Westf. 1969, S. 18 u. 39, S. 4 f. Digitalisat.
  15. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 20.
  16. Herbert Stöwer (Hg.), Die lippischen Landschatzregister von 1590 und 1618 (Lippische Geschichtsquellen; 2), Münster 1964, S. 7. Digitalisat.
  17. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 20.
  18. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 20.
  19. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 20.
  20. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 20.
  21. LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 20: Salbuch der Vogtei Detmold, 1721.
  22. LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 37: Salbuch der Vogtei Detmold, 1782.
  23. Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 20.
  24. LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 41: Salbuch der Vogtei Detmold, 1827.
  25. LAV NRW OWL, L 101 C I, Lippische Salbücher und Katasterbücher, Nr. 52: Salbuch der Vogtei Detmold, 1854.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns

Seitenhistorie

Seite erstellt am 22.10.2025 von Joachim Kleinmanns

Letzte Änderung am: 09.11.2025 von Joachim Kleinmanns