Oberschönhagen
| Oberschönhagen | |
|---|---|
| Großgemeinde | Detmold |
| Karte | |
Oberschönhagen ist ein Ortsteil der Stadt Detmold.
Lage
Oberschönhagen liegt am östlichen Stadtrand von Detmold und grenzt an die Nachbarstädte Blomberg (Brüntrup) und Horn-Bad Meinberg (Fissenknick).
Der Grossteil seiner Fläche von 4,1 qkm ist land- und forstwirtschaftlich geprägt mit Ausnahme des ím Vergleich dazu kleinen Siedlungsschwerpunktes, der sich überwiegend im 20. Jahrhundert im Anschluss an Diestelbruch zwischen der „Neuen Reihe“ und „In den Hülsen“ gebildet hat.
Verwaltungszugehörigkeit
Die ehemals eigenständige Gemeinde Oberschönhagen ist mit der Gemeindereform 1970 neu strukturiert worden. Die ehemaligen Wohnplätze Fissenknick und Hülsen wurden abgetrennt, Fissenknick wurde der Stadt Horn-Bad Meinberg zugeordnet, Hülsen dem Detmolder Ortsteil Diestelbruch. Der Ortsteil Oberschönhagen gehört seither zu Detmold.
Ortsbürgermeister ist Herr Lukas Dann.
Geschichte
Im Landschatzregister von 1590 wird Oberschönhagen zusammen mit Niederschönhagen als Schonhagen im Kespell Dehtmoldt genannt.[1]
In Oberschönhagen gibt es auch einen älteren „-hausen“-Ort mit der Bezeichnung Hunychusen als frühmittelalterlichen Siedlungskern. Das wurde vom Autor Herbert Stöwer im Jahr 2008 als Quelle und am 01. Okt. 2024 in http://lippelex.de usw. wie folgt u.a. beschrieben:
Im Jahr 1352 verpfändete Otto, Edelherr zur Lippe, seinen Zehnten zu Schonenhaghene im Kirchspiel Detmold an den Knappen Hermann de Wendt. Im gleichen Jahr verpfändete Bernhard V. den Zehnten zu Mederkesborn, das 1394 in einem Kuhgeldregister als „to dem Eyderkesborne“ bezeichnet wird, an Konrad von Bega. Es handelt sich um die Höfe Oberschönhagen Nr. 1 und Nr. 9, die ab 1516 nicht mehr zu Brüntrup, sondern zur Bauerschaft Oberschönhagen gerechnet werden, weil der Meier zu Eveskeborn - wie er beim Verkauf der Burg und des Hauses Horn mit Zubehör an Rave Westphal im Jahre 1516 genannt wird – zusammen mit dem Hof Heidenreich von Simon V. für die Burg Detmold vorbehalten wird. Kirchlich gehörten die Höfe damals schon weiterhin zu Cappel.
Die Namen der Hofbesitzer wurden erstmals um 1600 genannt.
Während des 30-jährigen Kriegs erfolgten Plünderungen durch sog. „abgöttische schwedische Reutter“.
Nach 1650 wurden die „Meier- oder Hägerrechte“ vergeben und die Einordnung in Vollspänner und Halbspänner. Zu der Zeit erfolgte auch die Besiedlung von Fissenknick und Hülsen – beide Ortsteile gehör-ten bis 1970 zur Gemeinde Oberschönhagen; Fissenknick danach zu Horn-Bad Meinberg und Hülsen zu Diestelbruch.
Es entstanden Streusiedlungen durch Aufteilung unter den hudeberechtigten Bauern und Köttern und Leibzuchten. Kleinere Flächen wurden an „Neusiedler“ verkauft – darauf gebaut die „Ziegler-Häuser“.
Es gehörten 8 Höfe zur Kirchengemeinde Detmold und 2 Höfe zu Cappel.
Als älteste Hofstellen sind dokumentiert:
- 1737 Leibzucht Reineke, heute Dr. Olesch
- 1756 Leibzucht Dickewied, heute Capelle
- 1765 Haupthaus Hunkemeier, bis 2020 Kästner, heute Familie M. + L. Dann (Reiterhof)
Die Hausnummern wurden erst am 13. Mai 1766 („Verordnung wegen Nummerierung der Häuser von 1766“) durch den regierenden Grafen und Edlen Herrn Simon August zur Lippe vergeben. Die Reihenfolge der Nummerierung richtete sich nach der Höhe des Steuer- aufkommens, d.h. die Nr. 1 als größte Hofstelle hatte die meisten Steuern zu zahlen.
Am 17. April 1768 gab es von Herrn Simon August zur Lippe eine weitere „Verordnung wegen Gebäude auf dem Lande“, die wegen des Brandschutzes vorgab, dass die bei „Errichtung neuer Gebäude hinkünftig die Wohnhäuser von denen Scheunen und Fruchthäusern gänzlich abgesondert und so angelegt werden sollen, dass der Hausmann aus seiner Wohnung alles überschauen kann“. Die Gründe an den Häusern und Scheunen mussten einige Fuss hoch untermauert werden, um sie vor Fäulnis zu bewahren. Auch der Brand-Assecurations-Kasse mussten die Hauseigentümer beitreten.
Schliesslich wurde am 27. Dezember 1808 von Pauline Christine Wilhelmine, Souveräne Fürstin, Vormünderin und Regentin zur Lippe usw. die „Verordnung zur Aufhebung des Leib- und Guts-Eigenthums betreffend“ verabschiedet.
Daraus ergab sich, dass „alle Unterthanen. die sich bisher in Herrschaftlichem Leibeigenthum bzw. auch Colonaten (Colon) befanden, zum ersten des nächsten Jahres daraus entlassen werden“. Die auf den Gütern befindlichen verschiedenen Verbindlichkeiten zu Spann- oder Handdiensten, Zins und Pachtgefällen, und anderen Geld- und Naturalabgaben blieben allerdings unverändert.
Durch die Bauernbefreiung zwischen 1810 bis 1850 erfolgte die Ablösung der Hand- und Spanndienste für das fürstliche Domanium in Detmold und der Huderechte.
Im Jahr 1828 liess der damalige Landesherr eine Volkszählung – auch Census genannt – durchführen, um sich eine Übersicht über die Anzahl der Untertanen und deren Lebensver- hältnisse in den verschiedenen Bauerschaften zu verschaffen. Es wurden alle Wohnstätten, die Anzahl der darauf befindlichen Wohnhäuser, die Anzahl der Menschen auf diesen Stätten, unterteilt in Erwachsene, Ehepaare und deren Kinder erfasst. Ferner auch die auf dem Altenteil der Hofstätten, auch Colonate genannt, lebenden Leibzüchter und die als Mieter auf den Höfen lebenden Einlieger.
Eine Bauerschaft, auch Einwohnerschaft, entspricht als kleinste Verwaltungseinheit des Landes den späteren Gemeinden. Innerhalb einer Bauerschaft erfolgte die Auflistung der Volkszählung der Reihenfolge der Colonatsnummern, die für Lippe erst im Jahr 1766 festgeschrieben wurden. Sie behielten in der Regel ihre Gültigkeit bis zum Zeitpunkt der Einführung von Strassennamen im 20. Jahrhundert. Die Vergabe der Hausnummern erfolgte für die nach 1766 entstandenen Colonate in der Reihenfolge deren Gründungen.
Wegen der Beleuchtung mit Petroleumlampen bzw. vielen Kerzen waren einige Gebäude abgebrannt:
- 1903 Hof Meier, heute Wendt
- 1906 Hof Vietmeier, heute Oetker
- 1950 Hof Görder, heute Lohoff
- 1954 Leibzucht Reineke, heute Dr. Olesch.
Alle Gebäude wurden wieder aufgebaut, falls möglich, in ursprünglicher Form und Konstruktion in Fachwerkbauweise, lediglich der Hof Lohoff wurde in Massivbauweise wiedererrichtet.
Die Kirchengemeinde Vahlhausen wurde im Jahre 1913 gegründet. Die Hofeigentümer Meier und Mischer bauten im Jahr 1919 einen privaten Friedhof auf dem Hofgelände Meier.
Die Elektrizität kam 1946 mit Freileitungen.
Der Bau der Wasserleitung erfolgte im Jahr 1958. Bis dahin wurde Grundwasser aus gemauerten Brunnen entnommen.
Die erste Buslinie „Detmold – Diestelbruch – Oberschönhagen – Bad Meinberg“ fuhr 1953.
Ab dem Jahr 1964 gehörte Oberschönhagen zur Verwaltungsgemeinschaft „Amt Detmold Land“.
Siedlungscharakteristik
Oberschönhagen ist ein sog. Hagenhufendorf, eine Siedlungsform aus dem 13. Jahrhundert. Es entstand nach Waldrodungen, daher die Bezeichnung: Waldhufensiedlung; die Höfe liegen zwischen Straßen und Bächen/Flüssen, Grundstücke handtuchförmig). Ein Hagenrecht bedeutete, Besitzer durften ihren Grund und Boden einhegen, es entstanden Bauerngärten und Kleintierhaltung; als Hufe wurden die Hofgrundstücke, die Breiten und die Hoflagen bezeichnet.
Wiesen und Auen im gesamten Tal entlang der Dorla und östliche Wälder usw. sind jetzt Landschaftsschutzgebiet.
Der gemeinschaftliche Fissenknicker Anger mit einer Fläche von etwa 66,5 Scheffelsaat (Schfls.) wurde 1864 aufgeteilt. 1 Schfls. entspricht 1.717 qm.
Pläne, Ortsansichten
Ortsname
Oberschönhagen ist ein sog. Hagenhufendorf, eine Siedlungsform aus dem 13. Jahrhundert. Es entstand nach Waldrodungen, daher die Bezeichnung: Waldhufensiedlung; die Höfe liegen zwischen Straßen und Bächen/Flüssen, Grundstücke handtuchförmig). Ein Hagenrecht bedeutete, Besitzer durften ihren Grund und Boden einhegen, es entstanden Bauerngärten und Kleintierhaltung; als Hufe wurden die Hofgrundstücke, die Breiten und die Hoflagen bezeichnet.
Wiesen und Auen im gesamten Tal entlang der Dorla und östliche Wälder usw. sind jetzt Landschaftsschutzgebiet.
Im Jahr 1352 erschien der Name Oberschönhagen mit 10 Höfen erstmals in alten „Steuer- regesten“ (Abgaben-/Steuerbüchern) – damals als „tom Rodedale“ (vom gerodeten Tal). Darin angegeben waren: Anzahl Personen und Viehbestand, Größen der Ackerflächen (genannt Fudersaat), des Grünlandes (genannt Wiesewachs), der Schulden, Außenstände, vergebene Darlehn, Steuern für Barleistungen, Naturalabgaben, Hand- und Spanndienste.
Bevölkerung
Am 1. Dezember 1871 wurde ein „Ortschafts-Verzeichnis des Fürstenthums Lippe veröffent- licht. Es war geordnet und aufgestellt „nach der politischen Eintheilung“ nebst Angabe der Zahl der Wohnhäuser, Haushaltungen und Einwohner auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezem- ber 1871. Herausgegeben wurde es von der Meyer’schen Hofbuchdruckerei (Gebr. Klingenberg) im Jahr 1875.
Darin ist unter der Nr. 42 der politischen Gemeinde die „Bauerschaft Oberschönhagen“ mit den Ortschaften Fissenknick, Hülsen und Oberschönhagen (Nr. 132 - 134) aufgeführt; für das Dorf Oberschönhagen: 17 Häuser, 16 Haushaltungen und 127 Bewohner.
1895 hatte Oberschönhagen 357 Einwohner in den Wohnplätzen Fissenknick (82), Hülsen (102), Krähenbruch (14), Oberschönhagen (159).[2]
Der Wohnplatz Krähenbruch wird bereits 1926 nicht mehr erwähnt.[3]
Aktuell zum Stichtag 23. Nov. 1925 hat Oberschönhagen folgende Einwohner:
44 Erwachsene mit Hauptwohnsitz 18 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren
Wohnstätten
- Oberschönhagen Nr. 1 | Bad Meinberger Straße 120 (Oberschönhagen)
- Oberschönhagen Nr. 2 | Bad Meinberger Straße 170 (Oberschönhagen)
- Oberschönhagen Nr. 3 | Bad Meinberger Straße 150 (Oberschönhagen)
- Oberschönhagen Nr. 3 | Bad Meinberger Straße 152 (Oberschönhagen)
- Oberschönhagen Nr. 3 | Bad Meinberger Straße 152a (Oberschönhagen)
- Oberschönhagen Nr. 4 | Bad Meinberger Straße 160 (Oberschönhagen)
- Oberschönhagen Nr. 5 | Bad Meinberger Straße 154 (Oberschönhagen)
- Oberschönhagen Nr. 5 | Bad Meinberger Straße 154a (Oberschönhagen)
- Oberschönhagen Nr. 6 | Bad Meinberger Straße 168 (Oberschönhagen)
- Oberschönhagen Nr. 7 | Bad Meinberger Straße 134 (Oberschönhagen)
- Oberschönhagen Nr. 8 | Bad Meinberger Straße 140 (Oberschönhagen)
- Oberschönhagen Nr. 9 | Bad Meinberger Straße 130 (Oberschönhagen)
- Oberschönhagen Nr. 10 | Bad Meinberger Straße 132 (Oberschönhagen)
- Oberschönhagen Nr. 11 | Wohnplatz 1901: Fissenknick
- Oberschönhagen Nr. 12 | Wohnplatz 1901: Fissenknick
- Oberschönhagen Nr. 13 | Wohnplatz 1901: Fissenknick
- Oberschönhagen Nr. 14 | Wohnplatz 1901: Hülsen
- Oberschönhagen Nr. 15 | Wohnplatz 1901: Fissenknick
- Oberschönhagen Nr. 16 | Wohnplatz 1901: Fissenknick
- Oberschönhagen Nr. 17 | Wohnplatz 1901: Fissenknick
- Oberschönhagen Nr. 18 | Wohnplatz 1901: Fissenknick
- Oberschönhagen Nr. 19 | Wohnplatz 1901: Fissenknick
- Oberschönhagen Nr. 20 | Wohnplatz 1901: Fissenknick
- Oberschönhagen Nr. 21 | Wohnplatz 1901: Fissenknick
- Oberschönhagen Nr. 22 | Wohnplatz 1901: Hülsen
- Oberschönhagen Nr. 23 | Wohnplatz 1901: Hülsen
- Oberschönhagen Nr. 24 | Wohnplatz 1901: Hülsen
- Oberschönhagen Nr. 25 | Wohnplatz 1901: Hülsen
- Oberschönhagen Nr. 26 | Wohnplatz 1901: Hülsen
- Oberschönhagen Nr. 27 | Wohnplatz 1901: Hülsen
- Oberschönhagen Nr. 28 | Wohnplatz 1901: Hülsen
- Oberschönhagen Nr. 29 | Wohnplatz 1901: Hülsen
- Oberschönhagen Nr. 30 | Wohnplatz 1901: Hülsen
- Oberschönhagen Nr. 31 | Wohnplatz 1901: Hülsen
- Oberschönhagen Nr. 32 | Wohnplatz 1901: Hülsen
- Oberschönhagen Nr. 33 | Wohnplatz 1901: Hülsen
- Oberschönhagen Nr. 34 | Wohnplatz 1901: Hülsen
- Oberschönhagen Nr. 35 | Bad Meinberger Straße 158 (Oberschönhagen)
- Oberschönhagen Nr. 36 | Wohnplatz 1901: Fissenknick
- Oberschönhagen Nr. 37 | Wohnplatz 1901: Fissenknick
- Oberschönhagen Nr. 38 | Wohnplatz 1901: Krähenbruch
- Oberschönhagen Nr. 39 | Wohnplatz 1901: Krähenbruch
- Oberschönhagen Nr. 40 | Wohnplatz 1901: Hülsen
- Oberschönhagen Nr. 41 | Wohnplatz 1901: Fissenknick
- Oberschönhagen Nr. 42 | Wohnplatz 1901: Hülsen
- Oberschönhagen Nr. 43 | Wohnplatz 1901: Krähenbruch
- Oberschönhagen Nr. 44 | Wohnplatz 1901: Hülsen
- Oberschönhagen Nr. 45 | Wohnplatz 1901: Hülsen
- Oberschönhagen Nr. 46 | Wohnplatz 1901: Fissenknick
- Oberschönhagen Nr. 47 | Wohnplatz 1901: Fissenknick
- Oberschönhagen Nr. 48 | Wohnplatz 1901: Fissenknick
- Oberschönhagen Nr. 49 | Wohnplatz 1901: Fissenknick
- Oberschönhagen Nr. 50 | Wohnplatz 1901: Hülsen
- Oberschönhagen Nr. 51 | Wohnplatz 1901: Fissenknick
Verkehrswege
Ausser der Bad Meinberger Strasse sind asphaltierte Wege zu den bewohnten Höfen vorhanden. Die Wege zu den landwirtschaftlich bzw. Waldflächen sind geschottert bzw. naturbelassen.
Eine öffentliche Strassen-/Wegebeleuchtung ist nicht vorhanden.
Straßen
Um 1850 wurde die Chaussee (heutige Bad Meinberger Strasse) gebaut – heute würde man Schotterstraße sagen - danach im Jahr 1954 asphaltiert und schliesslich im Jahr 1965 als Kreisstraße ausgebaut.
Im Herbst des Jahres 2025 wurde mit dem Bau eines Fahrradweges von der Strassenkreuzung nach Diestelbruch bis zum Ortseingang von Fissenknick begonnen. Der Zeitpunkt der Fertigstellung ist nicht absehbar.
Literatur
- Detmolder Landfrauen erzählen, 1986
Quellen
Aufzeichnungen des Herrn Herbert Stöwer vom 1. Oktober 2024 und der darin aufgeführten Literatur.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Die lippischen Landschatzregister von 1590 und 1618, Seite 1
- ↑ Adressbuch für das Fürstenthum Lippe, Detmold 1901 Digitalisat
- ↑ Adreßbuch des Landes Lippe, Detmold 1926 Digitalisat
Autor*innen
Seitenhistorie
Seite erstellt am 12.08.2025 von Wolfgang Kramer
Letzte Änderung am: 26.11.2025 von Wilfried Funke