Ikenkamp 51 (Hörste)
Ikenkamp 51 (Hörste) | |
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Ortsteil | Hörste |
Straße | Ikenkamp (Hörste) |
Hausnummer | 51 |
Karte | |
Adressbuch von 1901 | Ja |
Gemeinde | Hörste |
Hausnummer | 038 |
Hier befand sich die Straßenkötterstätte Philip Weeke, später Beermann. Sie hatte die historische Hausnummer 38.
Geschichte
Zur Entstehung dieser Stätte enthält das Salbuch der Vogtei Oerlinghausen von 1780 (Bauerschaft Währentrup Nr. 26) folgende Angaben: [1]
Philip Weeke in Hörste, ein Straßenkötter, ist leibfreÿ.
Besitzet I. ein Wohnhaus
Hat im Jahr 1774 neu angebauet und dazu von seinem leiblichen Bruder, dem jetzigen Colono Weeken, aus seinem vormaligen Anerben Rechte zum Theil herrührend, aquirirt
II. deßen Land . . . (10 Schfls. Acker und 4 Schfls. Hudeland)
Hat solches Land theils zum Haußbau, auch theils zum Garten und Hofraum, das übrige aber zu Ländereien . . . und ist dies Etablissement von hochgräfl. Regierung, vermöge Resoluti vom 29ten 9br 1773 approbiert.
Nach dem Anerbenrecht hätte in der Vogtei Oerlinghausen dem Stättengründer Johann Henrich Philip Weeke (* 1742) die Nachfolge auf dem elterlichen Halbspännerhof Weeke zugestanden. Beim Tode seines Vaters Johann Henrich Weeke I (1698 – 1758) war er dafür jedoch zu jung, so dass sein älterer Bruder Johann Henrich Weeke II (1733 – 1805) dort zum Zuge kam. Auf diese Erbfolge nimmt das Salbuch Bezug.
Schon Ende 1769 wird die prekäre Situation seines elterlichen Hofes Weeke im Eheprotokoll des Stättengründers angerissen: . . . Sein kindlicher Antheil bestehet zwar policeÿ ordnungsmäßig in 80 thl an Gelde, allein der gedachte Hof Schulden wegen in ambtlicher Administration stehe, so könnte er zur Zeit aufweisen, was ihm eigentlich und wie viel dieserwegen am Amte Oerlinghausen beÿ next bevorstehender Eheverschreibung zugebilliget werde.[2]
Wenige Jahre nach ihrer Gründung wird die neue Stätte verwaltungstechnisch in die Vogtei Lage überführt und im dortigen Salbuch von 1781 nachgetragen als Hörste Nr. 38. Die Straßenkötterstätte wird die ersten Jahrzehnte auch amtlich zur Unterscheidung vom großen Halbmeierhof Weeke (Nr. 36) mit „Philip Weeke“ (Nr. 38) bezeichnet.
1811 gibt der gealterte und seit 12 Jahren verwitwete Stättengründer seine Vorstellungen zu seiner Nachfolge zu Protokoll: Zwei noch lebende Töchter haben inzwischen selbst Kinder - die eine einen Sohn, die andere eine Tochter, beide um 3 Jahre alt. Die beiden Enkel sollten - der Orient lässt grüßen - wenn erwachsen geworden, einander heiraten und seine Stätte Nr. 38 übernehmen.
Die Realität läuft dann etwas anders: Joh. Henr. Philip Weeke stirbt 1815, die jüngere, im Hause lebende Tochter noch vor ihm. Die Schulden auf dem Colonat - vom Gründer vor Jahren mit etwa 200 Taler geschätzt - betragen nach genauer Prüfung durch Amtspersonen jetzt über 450 Taler. Deshalb wird bis zur Volljährigkeit der Enkel - für 21 Jahre - eine Colonatsverwaltung durch das Amt angeordnet.[3]
Kurz vor Ende dieser Periode kommt die erwachsen gewordene Enkelin namens Hanne Sophie Elisabeth Mittelberg dem Sohn/Anerben vom Nachbarkolonat Eke Nr. 35 zu nahe; sie wird schwanger, gebirt ein erstes Kind, heiratet 1835 den Kindesvater und wird für den Rest ihres Lebens Colona Eke. Eine Schwester ihres Mannes, Anna Maria Eke (1811 – 1878), heiratet im Folgejahr 1836 statt ihrer den Enkelsohn des Stättengründers, Johann Friderich Wilhelm Kleineweeke (1808 – 185?) von Hörste Nr. 26, und die beiden übernehmen seine großväterliche Stätte Nr. 38. Er verstirbt in den 1850er Jahren außerhalb - möglicherweise als Ziegler an der Oste, seine Witwe bewältigt die Stätte Nr. 38 daraufhin bis 1871 allein mit ihren Kindern.
1871 übergibt sie die erheblich verschuldete Stätte an ihren zweitältesten Sohn August, der sie vier Jahre später käuflich an seine noch ledige Schwester Henriette weitergibt.[4] [5] Das Amtsprotokoll vermerkt dazu: August Weeke habe mit seiner Familie das hies. Land verlassen und seinen Wohnsitz in der Gegend von Harburg genommen. Erst 12 Jahre nach der Stättenübernahme geht die Colona Henriette Weeke 1887 eine Ehe ein; ihr Mann, der Ziegler Karl Friedrich Adolf Beermann (1853 – 1927) aus Stadenhausen kommt zu ihr auf ihre Stätte, die nun auch seinen Namen erhält.
Gebäude
Das Haus wurde lt. Inschrift am 14.9.1778 durch die Eheleute Johann Philipp Weeke und Anna Maria Mense aus Schlangen errichtet. Der Abbruch des Gebäudes erfolgte 2015. Der Inschriftbalken des Torbogens wurde entsorgt.[6]
Inschriften
...GOTT VERTRAUET HAT WOHL GEBAU ... IM HIMMEL UND AUF ERDEN WER SICH VERL...
...AUF IESU CHRIST DEM MUSZ DER HIMMEL W... IOHAN PFILIP HENRICH WECKE UND ANNA MARIA
...MENSEN VON SCHLANGEN DEN 14TEN SEPBR 1778 M. IOHAN HERMAN PLOGER
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
1773 (Gründung) – 1815 Johann Henrich Philip Weeke (1742 – 1815), ∞ 1770 Anna Maria Mense (1742 – 1799) aus Schlangen
Kinder:
• Anna Margaretha Ilsabein, * 1770, ∞ 1802, wird Kleineweekesche in Hörste Nr. 26 († 1826)
• Johann Berend Christoph, * 1773 († 1773)
• Anna Maria, * 1774 († 1776)
• Anne Sophie Catharine Elisabeth, * 1776, ∞ um 1807, wird Mittelbergsche in Haustenbeck, alsbald von ihrem Ehemann „böslich verlassen“ und lebt danach mit Tochter auf ihrer elterlichen Stätte Hörste Nr. 38 († vor 1816)
• Anne Sophie Elisabeth, * 1779 († 1807)
• Johann Hermann, * 1782 († 1782)
• Anne Marie, * 1784 († 1786)
1815 – 1836 Amtsadministration der Stätte Nr. 38, durch diese teils Verpachtung an Col. Kleineweeke Nr. 26, Schwiegersohn des verstorbenen Stättengründers
1836 – 185? Johann Friderich Wilhelm Kleineweeke (1808 – 185?), Enkel des Stättengründers, ∞ 1836 Anna Maria Eke (1811 – 1878) von Hörste Nr. 35 und wird Weeke Nr. 38
Kinder:
• Friedrich, * um 1836 († nach 1870)
• Heinrich August, * 1838, ab 1871 Col. Nr. 38, lebt ab 1875 mit Familie bei Harburg
• Auguste Wilhelmine Sophie, * 1840 († 1896)
• Henriette Wilhelmine, * 1842, kauft die elterliche Stätte 1875, ∞ 1887 († 1912)
• Ludwig Wilhelm, * 1845 († 1871)
• Ernst Ludwig, * 1848 († 1849)
185? – 1871 Witwe Anna Maria Weeke, geb. Eke (1811 – 1878), übergibt die (Schulden-belastete) Stätte 1871 an Sohn August
1871 – 1875 Heinrich August Weeke, * 1838, dieser verkauft die Stätte 1875 an seine ledige Schwester Henriette und verlässt die Region
1875 – 1912 Henriette Wilhelmine Weeke (1842 – 1912), kauft die elterliche Stätte 1875 von ihrem Bruder August, ∞ 1887 Karl Friedrich Adolf Beermann, Ziegler aus Stadenhausen (1853 – 1927), der zu ihr auf die Stätte Hörste Nr. 38 kommt, die so zur Stätte Beermann wird
Bewohner der Stätte Hörste Nr. 38 (zuvor Währentrup Nr. 26) in Volkszählungen (VZ) und Adressbüchern (AB):
1776 (VZ): Nr. 26 (Währentrup) Philip Weeke zu Hörste (Ma + Fr + 2 Tö) spinnet
1828 (VZ): 38 2 Wohnhäuser, Einl. Witwe Qentmeier (Fr + 3 Sö); Einl. Friderich Kehne (Ma + Fr + 2 Sö + 2 Tö); Einl. Adolph Büker (Ma + Fr + 2 Sö + 2 Tö); Einl. Herm H. Plöger (Ma + Fr + 3 Sö); Einl. Witwe Melges (Fr + 1 So + 1 To)
1900/01 (AB): 38 Beermann, Adolf, Ziegler.
1925/26 (AB): 38 Beermann, Adolf, Kolon; Weeke, Johanne, Haushälterin; Plöger, Heinrich, Rentner; Wilkenloh, August, Ziegler; Wilkenloh, August sen., Ziegler; Wilkenloh, Minna, Näherin
Literatur
Quellen
Weblinks