Obere Schanze 24 (Hiddesen)
OrtsteilHiddesen
StraßeObere Schanze (Hiddesen)
Hausnummer24
Karte
Adressbuch von 1901Ja
GemeindeHiddesen
Hausnummer131

1895/96 erbaut, ehem. Hiddesen Nr. 131.

Geschichte

Fritz Begemann, Hoftischler in Detmold, hatte 1887 vom Hof Grüttemeier, Hiddesen Nr. 4, 15 Scheffelsaat Land an der Schanze angekauft und entwickelte dort eine Villenkolonie. Das erste Gebäude war das 1889 fertiggestellte "Haus Quisiana".

Das Gebäude ist 1895/96 vom Hoftischler Fritz Begemann als vorstädtisches Landhaus für sich selbst erbaut worden.

Als Baudenkmal eingetragen in die Denkmalliste der Stadt Detmold am 31.10.1989, Nr. A324.

Gebäude

 
Obere Schanze 24, Foto: Tsungam

"Das giebelständige Gebäude ist im Souterraingeschoss aus sichtbarem Bruchsteinmauerwerk, im Hauptgeschoss und Dachgeschoss aus Holz mit waagerechter Struktur errichtet. An der Straßengiebelseite im Hauptgeschoss befinden sich zwei Ecknischen hinter profilierten Eckpfosten mit profilierten Kopfbändern aus waagerecht geschichteten Balken. Dem Hauptgeschoss und den beiden Ecknischen ist zur Straße ein (in Stahlbeton erneuerter) Balkon in der gesamten Hausbreite vorgelagert, die Brüstung ist dabei schlicht erneuert worden. Das Dachgeschoss mit hohem Drempel kragt über stark profilierte Balkenköpfe und Füllhölzer vor und ist von einem weit überstehenden Satteldach mit profilierten Sparrenköpfen und konsolartig abgestützten Pfetten überdeckt. Die Dachdeckung besteht aus roten Doppelmuldenfalzziegeln, der Ziegelsteinkamin ist am Kopf reizvoll profiliert und überdacht. Am Ortgang befinden sich reich profilierte und beschnitzte Leisten. Dem Dachgeschoss ist zur Straße ein Holzbalken auf Bügen vorgelagert; die Brüstungsbretter sind mit reich bewegten Konturen gestaltet. Die original erhaltenen Fenster aus Eichenholz mit wuchtigen, profilierten Kämpfern sind von Zierrahmungen mit animalischen Kopfmotiven umgeben. Die gut gearbeitete Haustür im Hauptgeschoss ist über eine hölzerne Außentreppe erreichbar. Im Inneren außergewöhnlich reichhaltige, aufwendige und gediegene Ausstattung mit toskanischen Säulen und Holzgewölbe im Flur sowie reich geschnitzten Wandpaneelen, getäfelten (z.T. stuckierten und bemalten) Decken und aufwendig gearbeiteten Holzfußböden in den Wohnräumen des Haupthauses."[1]

"Hofzimmermeister Begemann muß sich wohl diesen Bauplatz für sein eigenes Haus vorbehalten haben, da es direkt vor dem steilen weg steht und also kein Haus die Aussicht auf den Büchenberg behindern kann. Er begann 1895-96 mit dem Bau und errichtete das Haus im Schweizer Sil. Von der Straße führt in der Mitte eine zweiteilige Bruchsteintreppe hinauf. Das Haus ist bis zur 1. Etage aus Bruchsteinen, oben aus Fachwerk erbaut und von der 1. Etage an mit Holz verkleidet. Der Grundriß ist ziemlich genau quadratisch (ungefähr 10 Meter). Hinten links wurde später ein Badezimmer angebaut, unter dem sich ein Hühnerstall befindet. An der linken Seite ziemlich in der Mitte, kann man durch den Hintereingang in die Waschküche gelangen. Der Haupteingang befindet sich an der rechten Seite des Hauses, abschüssige gelbe Fliesen führen zur Holztreppe mit Podest und Haustür, eine zweiteilige schwere Eichentür mit Gittern an den Fenstern. Man kommt in einem Vorflur mit Garderobe. Von hier führt eine Treppe in die Kellerräume. Die Küche ist vorn ebenerdig, Flur und Keller liegen halb im Berg. Dahinter befindet sich die Klogrube, die von Zeit zu Zeit geleert werden mußte, bis das Haus später an die Kanalisation angeschlossen wurde. Im Innern ist das Haus noch ein Denkmal der Einrichtungskunst des Historismus und deshalb vor kurzem vom Westfälischen Denkmalamt in Münster unter Schutz gestellt. Von dem Eingangsraum gelangt man in einen für ein Bürgerhaus ganz ungewöhnlichen Flur. Er wird an jeder Seite von vier hölzernen Säulen auf hohen Sockeln begleitet, darüber ein schweres Sims und ein gleichfalls hölzernes Tonnengewölbe. Hier ist an nichts gespart. Der Boden besteht aus gemusterten Parkett und im Hintergrund erschließt eine geschwungene Treppe das Obergeschoß. Im Blickpunkt des Flures geht man auf eine hohe, doppel-flügelige Spiegeltür zu, die in eine der beiden Repräsentationsräume des Hauses führt. Man muß annehmen, daß dieser Raum schon ursprünlich der Hauptraum war, als der er auch noch heute genutzt wird. Er ist im Stil der deutschen Renaissance eingerichtet, mit einem rings die wände umlaufenden Paneel von etwa 1,60 Meter Höhe. Es besteht aus Eichenholz und ist in rundbogige Felder geteilt, die von Halbrunden begleitet werden. Prachtstück des Raumes ist ein Einbauschrank, an dessen Türen in flachem Relief Adam und Eva im Paradies und die Vertreibung aus dem Paradies durch Gottvater dargestellt sind. Dem Schrank gegenüber ist ein Sofa eingebaut. Ein Kamin aus grünen Kacheln, eine schwere Balkendecke schlichtes Parkett vervollständigen die Einrichtung. Eine schwere Tapetentür führt in den Nebenraum. Der 2. Repräsentationsraum liegt an der rechten Seite des Flures. Schon die Eingangstür besteht aus erlesenen Hölzern, etwa Nußbaum-Wurzel und geschnitztem Ornament. Die Ausstattung des Raumes ist im Stil des Spätbarock. Die Wände sind durch Vorlagen aus kostbarem Holz in Felder geteilt. In einem der großen Felder ist ein Gobelin (Rokoko-Szene) eingelassen. Die Decke ist mit, teilweise vergoldetem, Stuck verziert, das Parkett aus hellem Wurzelholz. Alle Türbeschläge und -drücker, alle Fensteröffner sind noch im Originalzustand erhalten. Eine besondere Attraktion des Hauses ist die, um die Vorderseite laufende Veranda, auf der sich in der Sommerzeit das Leben größtenteils abspielt. Die Räume in der oberen Etage sind einfacher ausgestattet. Dem größten Raum ist eine Holzveranda mit drei Schrägstützen vorgebaut."[2]

Inschriften

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

1901 (Adressbuch) Eigentümer: Fritz Begemann, Detmold; Bewohner*innen: Emilie Behrens, Rentnerin.

1.4.1919 Einzug Fam. Pieper.[3]

1926 (Adressbuch) Pieper, Witwe; Dörrmann, Kunstmaler.

Literatur

Käthe Pieper, Die 13 Häuser der Schanze, Typoskript, 1990 (Lipp. Landesbibliothek).

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stadt Detmold, Untere Denkmalbehörde, Denkmalkartei.
  2. Käthe Pieper, Die 13 Häuser der Schanze, Typoskript, 1990, S. 30-33 (Lipp. Landesbibliothek).
  3. Käthe Pieper, Die 13 Häuser der Schanze, Typoskript, 1990 (Lipp. Landesbibliothek).

Autor*innen

Joachim Kleinmanns

Seitenhistorie

Seite erstellt am 21.10.2025 von Joachim Kleinmanns

Letzte Änderung am: 26.10.2025 von Joachim Kleinmanns