Leopoldstraße 15 (Detmold): Unterschied zwischen den Versionen

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Erbaut 1830/31 an der "neuen Straße", deswegen bald auch "Kasernenstraße" genannten Straße, die jedoch endgültig nach dem regierenden Fürsten "Leopoldstraße" genannt wurde.  
{{Hausstätte info
|Straße=Leopoldstraße (Detmold)
|Hausnummer=15
|Ortsteil={{AutoOrtsteil}}
|Koordinaten=51.93322, 8.88176
|Ortsteil1901=Detmold
|Hausnummer1901=-
}}Kaserne, erbaut 1830/31 an der "neuen Straße", deswegen bald auch "Kasernenstraße" genannten Straße, die jedoch endgültig nach dem regierenden Fürsten "Leopoldstraße" genannt wurde. 1959 abgebrochen.


==Geschichte==
==Geschichte==


Auftraggeber war die Regierung (Militärverwaltung). 1829 wurde beschlossen, in der Residenzstadt Detmold eine Kaserne mit ausreichendem Exerzierplatz zu erbauen. Sie wurde benötigt, weil ab 1831 alle norddeutschen Truppenteile verpflichtet waren, zur Vereinheitlichung nach dem preußischen Exerzier-Reglement von 1812 auszubilden.<ref>{{Vorlage:VonDewall1962}}, S. 96.</ref> Ein stehendes Heer gab es indessen in Lippe bereits seit 1697, als Graf Friedrich Adolf beschloss, ein dauerndes Militär zu halten, das "Füsilier Bataillon Lippe", eine Kompanie zu Fuß mit 115 Unteroffizieren und Gemeinen. <ref>{{Vorlage:VonDewall1962}}, S. 87.</ref> Während der Friedenszeiten war das Militär einquartiert, also in Privathaushalten untergebracht. Die Stärke wuchs allmählich an und betrug nach dem Friedensschluss 1813 ein Bataillon zu 4 Kompanien mit insgesamt 677 Mann. Diese wurden auf die Städte des Fürstentums verteilt, um die Belastung für die Bevölkerung gleichmäßiger zu halten. <ref>{{Vorlage:VonDewall1962}}, S. 89 u. 96.</ref> Zunächst sollte die Kaserne im [[Rosental]] errichtet werden. Am 5. März 1829 stellte Fürst Leopold II. den östlichen Teil des herrschaftlichen Gartens (Lustgarten) zwischen den Häusern Wülker/Piderit (heute: [[Rosental 3 (Detmold)|Rosental 3]] und [[Rosental 5 (Detmold)|Rosental 5]] ) und der Werre für das Militärgebäude zur Verfügung, mit einer Fläche von 1 Scheffelsaat 7 Metzen 13 Quadratruten, zu 800 Taler pro Scheffelsaat. Die Vermessung nahm Leutnant Reineke vor, Major von Freymann lieferte zwei Entwürfe.<ref>LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 6921 f.</ref><ref>{{Vorlage:GaulStadt1968}}, S. 329, 338.</ref> Außerdem reichte Baupraktikant Wiss am 12. Mai 1829 einen Riss ein, allerdings ohne Querschnitt und ohne Angaben zur Konstruktion, was ihm mit 10 Reichstalern vergütet wurde. Die Regierung beauftragte Baukommissar Overbeck mit einem Riss und Kostenanschlag, nach Ferdinand Brunes Gutachten wurde jedoch letzterer mit den Planungen betraut, zeitweise unterstützt von Leutnant Teudt.<ref>LAV NRW OWL, L 77 C Nr. 539, fol. 163 ff., 175 ff., 190 ff. und 219 f.</ref> Im Dezember trat auch noch ein Spritzenhaus zu der Planung hinzu. Um mehr Platz zu haben, wurde der Standort im März 1830 in die Leopoldstraße verlegt. Der Bauplatz im Lustgarten blieb leer. Erst 1864 entstand hier das noch vorhandene große [[Rosental 7–11 (Detmold)|Bedienten-Gebäude]].  
Auftraggeber war die Regierung (Militärverwaltung). 1829 wurde beschlossen, in der Residenzstadt Detmold eine Kaserne mit ausreichendem Exerzierplatz zu erbauen. Sie wurde benötigt, weil ab 1831 alle norddeutschen Truppenteile verpflichtet waren, zur Vereinheitlichung nach dem preußischen Exerzier-Reglement von 1812 auszubilden.<ref>{{Vorlage:VonDewall1962}}, S. 96.</ref> Ein stehendes Heer gab es indessen in Lippe bereits seit 1697, als Graf Friedrich Adolf beschloss, ein dauerndes Militär zu halten, das "Füsilier Bataillon Lippe", eine Kompanie zu Fuß mit 115 Unteroffizieren und Gemeinen. <ref>{{Vorlage:VonDewall1962}}, S. 87.</ref> Während der Friedenszeiten war das Militär einquartiert, also in Privathaushalten untergebracht. Die Stärke wuchs allmählich an und betrug nach dem Friedensschluss 1813 ein Bataillon zu 4 Kompanien mit insgesamt 677 Mann. Diese wurden auf die Städte des Fürstentums verteilt, um die Belastung für die Bevölkerung gleichmäßiger zu halten. <ref>{{Vorlage:VonDewall1962}}, S. 89 u. 96.</ref> Zunächst sollte die Kaserne im [[Rosental]] errichtet werden. Am 5. März 1829 stellte Fürst Leopold II. den östlichen Teil des herrschaftlichen Gartens (Lustgarten) zwischen den Häusern Wülker/Piderit (heute: [[Rosental 3 (Detmold)|Rosental 3]] und [[Rosental 5 (Detmold)|Rosental 5]] ) und der Werre für das Militärgebäude zur Verfügung, mit einer Fläche von 1 Scheffelsaat 7 Metzen 13 Quadratruten, zu 800 Taler pro Scheffelsaat. Die Vermessung nahm Leutnant Reineke vor, Major von Freymann lieferte zwei Entwürfe.<ref>LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 6921 f.</ref><ref>{{Vorlage:GaulStadt1968}}, S. 329, 338.</ref> Außerdem reichte Baupraktikant Wiss am 12. Mai 1829 einen Riss ein, allerdings ohne Querschnitt und ohne Angaben zur Konstruktion, was ihm mit 10 Reichstalern vergütet wurde. Die Regierung beauftragte Baukommissar Overbeck mit einem Riss und Kostenanschlag, nach [https://lippelex.de/index.php?title=Brune,_Ferdinand_(1803-1857) Ferdinand Brunes] Gutachten wurde jedoch letzterer mit den Planungen betraut, zeitweise unterstützt von Leutnant Teudt.<ref>LAV NRW OWL, L 77 C Nr. 539, fol. 163 ff., 175 ff., 190 ff. und 219 f.</ref> Im Dezember trat auch noch ein Spritzenhaus zu der Planung hinzu. Um mehr Platz zu haben, wurde der Standort im März 1830 in die Leopoldstraße verlegt. Der Bauplatz im Lustgarten blieb leer. Erst 1864 entstand hier das noch vorhandene große [[Rosental 7–11 (Detmold)|Bedienten-Gebäude]].  


Die Kaserne entstand gegenüber der Einmündung der 1845 bis dorthin verlängerten [[Exterstraße]] in die Leopoldstraße. Grundsteinlegung war am 7. Juni 1830.<ref>LAV NRW OWL, D 72 Emmighausen, Tagebuch.</ref>
Die Kaserne entstand gegenüber der Einmündung der 1845 bis dorthin verlängerten [[Exterstraße (Detmold)|Exterstraße]] in die Leopoldstraße. Grundsteinlegung war am 7. Juni 1830.<ref>LAV NRW OWL, D 72 Emmighausen, Tagebuch.</ref>


Die Finanzierung des 21.155 Taler teuren Gebäudes erfolgte durch die "Militaircasse". Hinzu kamen Beiträge zu den Baukosten wegen des im Erdgeschoss eingerichteten Spritzenhauses für die beiden Schloss-Spritzen und die altstädtische Feuerspritze. Rentkammer, Magistrat und die Kasse der Brandassekuranz trugen so mit 600 Talern zu den Baukosten bei. Die größten Einzelposten machten mit 4.372 Talern das Steinmaterial und mit 3.978 Talern die Maurerarbeit aus, die Maurermeister Johann Heinrich Rakelmann aus Detmold und Steinhauer Umbach aus Kassel als Auftrag erhielten. Schieferdecker August Ferdinand Lüdeking deckte das Dach, das Pflaster an der Straße und im Hofraum wurde von Steinsetzer Strate aus Brake gesetzt. Innovativ waren die insgesamt 394 Fuß langen Dachrinnen mit 348 Fuß Fallrohren und acht großen Schwanenhälsen als deren Verbindung sowie die 16 Dachfenster aus Blech. Für die zahlreichen Kasernenfenster wurden 780 Mondglas-Scheiben von der Gernheimer Hütte der Gebrüder Schrader über die Weser und den Hafen in [[Erder]] bezogen. An außerordentlichen, also nicht veranschlagten und genehmigten Kosten wurden zum Fest der Grundsteinlegung 5 Taler ausgegeben. Auch das Richtfest kostete Branntwein für fast 5 Taler. Im Juni 1833 konnte das neue Militär-Gebäude bezogen werden,<ref>{{Vorlage:VonDewall1962}}, S. 97.</ref> hinter dem ein großer Exerzierplatz angelegt war. Für die theoretische Ausbildung der Unteroffiziere waren in dem Gebäude zwei Lehrzimmer eingerichtet, die "Militärschule".<ref>{{Vorlage:VonDewall1962}}, S. 97.</ref> Brune erhielt für die Anfertigung des Risses und Anschlages, für Aufstellung und Abschließung der Kontrakte usw. 69 Taler. Bauaufsicht führte Hauptmann Teudt für 30 Taler.  
Die Finanzierung des 21.155 Taler teuren Gebäudes erfolgte durch die "Militaircasse". Hinzu kamen Beiträge zu den Baukosten wegen des im Erdgeschoss eingerichteten Spritzenhauses für die beiden Schloss-Spritzen und die altstädtische Feuerspritze. Rentkammer, Magistrat und die Kasse der Brandassekuranz trugen so mit 600 Talern zu den Baukosten bei. Die größten Einzelposten machten mit 4.372 Talern das Steinmaterial und mit 3.978 Talern die Maurerarbeit aus, die Maurermeister Johann Heinrich Rakelmann aus Detmold und Steinhauer Umbach aus Kassel als Auftrag erhielten. Schieferdecker August Ferdinand Lüdeking deckte das Dach, das Pflaster an der Straße und im Hofraum wurde von Steinsetzer Strate aus Brake gesetzt. Innovativ waren die insgesamt 394 Fuß langen Dachrinnen mit 348 Fuß Fallrohren und acht großen Schwanenhälsen als deren Verbindung sowie die 16 Dachfenster aus Blech. Für die zahlreichen Kasernenfenster wurden 780 Mondglas-Scheiben von der Gernheimer Hütte der Gebrüder Schrader über die Weser und den Hafen in [[Erder]] bezogen. An außerordentlichen, also nicht veranschlagten und genehmigten Kosten wurden zum Fest der Grundsteinlegung 5 Taler ausgegeben. Auch das Richtfest kostete Branntwein für fast 5 Taler. Im Juni 1833 konnte das neue Militär-Gebäude bezogen werden,<ref>{{Vorlage:VonDewall1962}}, S. 97.</ref> hinter dem ein großer Exerzierplatz angelegt war. Für die theoretische Ausbildung der Unteroffiziere waren in dem Gebäude zwei Lehrzimmer eingerichtet, die "Militärschule".<ref>{{Vorlage:VonDewall1962}}, S. 97.</ref> Brune erhielt für die Anfertigung des Risses und Anschlages, für Aufstellung und Abschließung der Kontrakte usw. 69 Taler. Bauaufsicht führte Hauptmann Teudt für 30 Taler.  
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Zwischen 1842 und 1852 plante und leitete Brune wiederholt Instandsetzungsarbeiten an der Kaserne gegen Honorar.<ref>Zahlreiche Honorarrechnungen in LAV NRW OWL, L 77 C Nr. 558: Gebühren des Baumeisters Brune für Baugeschäfte bei Militairgebäuden, 1843–1852.</ref>
Zwischen 1842 und 1852 plante und leitete Brune wiederholt Instandsetzungsarbeiten an der Kaserne gegen Honorar.<ref>Zahlreiche Honorarrechnungen in LAV NRW OWL, L 77 C Nr. 558: Gebühren des Baumeisters Brune für Baugeschäfte bei Militairgebäuden, 1843–1852.</ref>
Schon seit 1840 gab es Verhandlungen mit der Regierung, die Bleichwiese des Nachbarn Spieß für einen Exerzierplatz anzukaufen, was aber erst 1860 geschah.<ref>LAV NRW OWL, L 92 A Nr. 4367.</ref> 1862 wurde zwischen dem Exerzierplatz und der Badeanstalt ein Exerzierhaus erbaut.
Nachdem das südlich anschließende Wohnhaus [[Leopoldstraße 13 (Detmold)|Leopoldstraße 13]] bereits 1894 von der Militärverwaltung gemietet worden war, ging es vor 1897 in deren Eigentum über und wurde als Bezirkskommandantur, Hauptmeldeamt, genutzt.


==Gebäude==
==Gebäude==


===Mannschaftsgebäude===
===Mannschaftsgebäude===
[[Datei:DT1842-49_D73-4-5232-Kaserne.jpg|thumb|Stadtplanausschnitt 1842/49, die Kaserne noch ohne seitliche Erweiterungen, der spätere Kasernenhof noch Spies' Bleiche, LAV NRW OWL, D 73/4 Nr. 5232]]


[[Datei:(018-2) HSA_5_B011r2.png|thumb|Ansicht von Nordwesten, um 1885, Foto: Theodor Kliem, LLB: HSA 5, B 11]]
[[Datei:(018-2) HSA_5_B011r2.png|thumb|Ansicht von Nordwesten, um 1885, Foto: Theodor Kliem, LLB: HSA 5, B 11]]
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[[Datei:HV_1514-29r.png|thumb|Blick von Osten auf die Leopoldstraße, rechts das Kasernengebäude, 1867, Ludwig Menke, LLB: HV 15,13.]]
[[Datei:HV_1514-29r.png|thumb|Blick von Osten auf die Leopoldstraße, rechts das Kasernengebäude, 1867, Ludwig Menke, LLB: HV 15,13.]]


[[Datei:(019-2) ME-PK-18-38A.jpg|thumb|Blick über das Werre-Freibad und den Kasernenhof auf das Mannschaftsgebäude, um 1930, Fliegeraufnahme, LLB, ME-PK-18-38]]
[[Datei:(019-2) ME-PK-18-38A.jpg|thumb|Blick über das Werre-Freibad, das Exerzierhaus und den Kasernenhof auf das Mannschaftsgebäude, um 1930, Fliegeraufnahme, LLB, ME-PK-18-38]]


[[Datei:BA_DT-19-11_001.png|thumb|Abbruch der Kaserne, dahinter Regierungs-Neubau, 1959, Foto: anonym, LLB: BA DT19-11]]
[[Datei:BA_DT-19-11_001.png|thumb|Abbruch der Kaserne, dahinter Regierungs-Neubau, 1959, Foto: anonym, LLB: BA DT19-11]]
[[Datei:DT-Leopoldstr BA DT-19-7.png|thumb|Leopoldstraße, Bau der Bezirksregierung, links der nördliche Eckrisalit der Kaserne von Osten gesehen, im Hintergrund die Martin-Luther-Kirche in der Schülerstraße, 1959, LLB, BA DT-19-7]]
[[Datei:DT-Leopoldstr15_Abbruch_Heinemann1980.jpeg|thumb|Abbruch der Kaserne, Ansicht von Süden, um 1959, aus: Heinemann, Detmold Leopoldstraße, 1980]]
[[Datei:DT-Leopoldstr15_BA_DT-30-23.png|thumb|Gedenkstein von 1916 für das Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 156 im Hof der Kaserne an der Leopoldstraße, um 1920, LLB, BA DT-30-23 (der Stein wurde beim Abriss der Kaserne 1959 versetzt an den Schützenberg)]]


Es entstand ein langgestreckter traufständiger Bau mit – für Detmold ungewöhnlich – drei Geschossen. Die Fassade zur Leopoldstraße war durch einen Mittelrisalit gegliedert. Ein Bestandsaufmaß des Mauermeisters Rakelmann vom Januar 1844 zeigt die Grundrisse eines 155 mal 47 Fuß großen Gebäudes mit zentralen Durchfahrt im Mittelrisalit und je fünfachsigen seitlichen Flügeln. Im Erdgeschoss waren diese mit Einfahrttoren für die hier untergebrachten Kanonen- und Pulverwagen bzw. Feuerspritzen versehen, darüber befanden sich in zwei Geschossen die Mannschafts- und sonstigen Räume. Über der stichbogenförmig geschlossenen Toröffnung öffnete sich eine vierteilige Porte Fenêtre auf einen schmalen Balkon auf geschwungenen Konsolen mit einem für den Klassizismus typischen x-förmigen Eisengeländer. Im Geschoss darüber schmückte ein römisches Thermenfenster den Bau, das Brune gegen das anfängliche Bedenken der Regierung und des Fürsten durchsetzte.<ref>LAV NRW OWL, L 77 C Nr. 539, fol. 222 f.</ref> Im Giebeldreieck fand sich ein Rundfenster (Okulus), 1836 wurde hier eine Uhr des Hofuhrmachers Dejean für 45 Taler angebracht.<ref> LAV NRW OWL, L 77 C Nr. 559: Uhr des Militärgebäudes 1836–185.</ref> In jedem Flügel gab es ein eigenes, von der Durchfahrt erschlossenes Treppenhaus, darunter lagen die Abtritte. Ein Mittelflur in Längsachse der Kaserne erschloss die einzelnen Räume.
Es entstand ein langgestreckter traufständiger Bau mit – für Detmold ungewöhnlich – drei Geschossen. Die Fassade zur Leopoldstraße war durch einen Mittelrisalit gegliedert. Ein Bestandsaufmaß des Mauermeisters Rakelmann vom Januar 1844 zeigt die Grundrisse eines 155 mal 47 Fuß großen Gebäudes mit zentralen Durchfahrt im Mittelrisalit und je fünfachsigen seitlichen Flügeln. Im Erdgeschoss waren diese mit Einfahrttoren für die hier untergebrachten Kanonen- und Pulverwagen bzw. Feuerspritzen versehen, darüber befanden sich in zwei Geschossen die Mannschafts- und sonstigen Räume. Über der stichbogenförmig geschlossenen Toröffnung öffnete sich eine vierteilige Porte Fenêtre auf einen schmalen Balkon auf geschwungenen Konsolen mit einem für den Klassizismus typischen x-förmigen Eisengeländer. Im Geschoss darüber schmückte ein römisches Thermenfenster den Bau, das Brune gegen das anfängliche Bedenken der Regierung und des Fürsten durchsetzte.<ref>LAV NRW OWL, L 77 C Nr. 539, fol. 222 f.</ref> Im Giebeldreieck fand sich ein Rundfenster (Okulus), 1836 wurde hier eine Uhr des Hofuhrmachers Dejean für 45 Taler angebracht.<ref> LAV NRW OWL, L 77 C Nr. 559: Uhr des Militärgebäudes 1836–185.</ref> In jedem Flügel gab es ein eigenes, von der Durchfahrt erschlossenes Treppenhaus, darunter lagen die Abtritte. Ein Mittelflur in Längsachse der Kaserne erschloss die einzelnen Räume.
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Beim Bau der Kaserne konnte auf eine ausreichende Küche nicht Rücksicht genommen werden. Als Ergänzung plante Brune 1836 ein eingeschossiges Hintergebäude, das mit der Rückseite auf der östlichen Kasernenhofmauer errichtet wurde. Der Bruchsteinbau mit Sandsteingewänden und flach geneigtem Walmdach maß 47 Fuß 8 Zoll mal 16 Fuß und erhielt fünf Achsen, davon die mittlere als Eingang mit Stichbogen. Die zwei Fenster zu beiden Seiten gestaltete Brune im ersten Entwurf als liegende Ovale. Ein zweiter Entwurf platzierte das Gebäude mit quadratischem Grundriss in der nordöstlichen Kasernenhofecke. Der dritte, ausgeführte Entwurf, gleicht dem ersten, wurde mit 50 mal 16 Fuß jedoch etwas größer und erhielt auf Wunsch der Regierung liegende Rechteckfenster. Ein niedriger Sockel und ein Kranzgesims fassten das Mauerwerk ein.  
Beim Bau der Kaserne konnte auf eine ausreichende Küche nicht Rücksicht genommen werden. Als Ergänzung plante Brune 1836 ein eingeschossiges Hintergebäude, das mit der Rückseite auf der östlichen Kasernenhofmauer errichtet wurde. Der Bruchsteinbau mit Sandsteingewänden und flach geneigtem Walmdach maß 47 Fuß 8 Zoll mal 16 Fuß und erhielt fünf Achsen, davon die mittlere als Eingang mit Stichbogen. Die zwei Fenster zu beiden Seiten gestaltete Brune im ersten Entwurf als liegende Ovale. Ein zweiter Entwurf platzierte das Gebäude mit quadratischem Grundriss in der nordöstlichen Kasernenhofecke. Der dritte, ausgeführte Entwurf, gleicht dem ersten, wurde mit 50 mal 16 Fuß jedoch etwas größer und erhielt auf Wunsch der Regierung liegende Rechteckfenster. Ein niedriger Sockel und ein Kranzgesims fassten das Mauerwerk ein.  


Vom zentralen Flur mit einer Pumpe vor der Rückwand wurde rechts die Küche (18 mal 13 Fuß) mit einem dritten Fenster in der südlichen Stirnseite und links eine Vorratskammer (13 mal 6 Fuß 8 Zoll) erschlossen. Ganz links, mit Eingang von der Stirnseite, wurde ein Abtritt (10 mal 13 Fuß) mit Rinnen an drei Seiten angelegt. Den Schornsteinkopf platzierte Brune bewusst nicht symmetrisch, sondern über dem Herd an der Trennwand zwischen Küche und Flur. Der Kostenanschlag betrug gut 605 Taler.1853 wurde der Kochherd vergrößert und an die südliche Giebelseite verlegt. Rauchfang und Schornstein wurden abgebrochen.
Vom zentralen Flur mit einer Pumpe vor der Rückwand wurde rechts die Küche (18 mal 13 Fuß) mit einem dritten Fenster in der südlichen Stirnseite und links eine Vorratskammer (13 mal 6 Fuß 8 Zoll) erschlossen. Ganz links, mit Eingang von der Stirnseite, wurde ein Abtritt (10 mal 13 Fuß) mit Rinnen an drei Seiten angelegt. Den Schornsteinkopf platzierte Brune bewusst nicht symmetrisch, sondern über dem Herd an der Trennwand zwischen Küche und Flur. Der Kostenanschlag betrug gut 605 Taler.1853 wurde der Kochherd vergrößert und an die südliche Giebelseite verlegt. Rauchfang und Schornstein wurden abgebrochen. Abbruch 1959.


===Kanonenschuppen===
===Kanonenschuppen===


Dieser Massivbau mit Hohlziegeldach in Strohdocken maß 79 3/4 mal 19 ½ Fuß bei einer Traufhöhe von 11 3/4 Fuß. Er stand mit der Rückseite auf der östlichen Kasernenhofmauer und reichte bis Nordostecke des Hofs. Die Mauer war dazu um 6 Fuß (bis zur Balkenlage des Schoppens) erhöht worden. Hofseitig war der Schuppen offen, die fünf Einfahrten waren durch Holzständer auf Sandsteinsockeln mit Radstößen voneinander getrennt. Die Deckplatten der Hofmauer wurden umgearbeitet zur Bedeckung der Giebelmauern mit einem Falz zum Unterschieben der Dachziegel. Die Kosten waren inklusive Holztaxe auf 382 Taler veranschlagt.
Dieser Massivbau mit Hohlziegeldach in Strohdocken maß 79 3/4 mal 19 ½ Fuß bei einer Traufhöhe von 11 3/4 Fuß. Er stand mit der Rückseite auf der östlichen Kasernenhofmauer und reichte bis Nordostecke des Hofs. Die Mauer war dazu um 6 Fuß (bis zur Balkenlage des Schoppens) erhöht worden. Hofseitig war der Schuppen offen, die fünf Einfahrten waren durch Holzständer auf Sandsteinsockeln mit Radstößen voneinander getrennt. Die Deckplatten der Hofmauer wurden umgearbeitet zur Bedeckung der Giebelmauern mit einem Falz zum Unterschieben der Dachziegel. Die Kosten waren inklusive Holztaxe auf 382 Taler veranschlagt. Abbruch 1959.
 
===Exerzierhaus===
 
1862 nach zweijähriger Planungsphase und vorherigem Ankauf einer Bleichwiese des Lackierers Spieß östlichen vom Mannschaftsgebäude am Werreufer (Badeanstalt) erbaut. Dazwischen bestand seit 1860 ein großer Exerzierplatz. Schlichtes Gebäude mit Satteldach, Innenmaß 160 x 70 Fuß. 11 Achsen mit Mitteleingang, die beiden äußersten Achsen ohne Fenster, sonst Rundbögen, Giebelseiten mit Drillingsfenster, darüber Rundfenster. Innen Zugstangen für die Dachkonstruktion. Vorn im Giebel eine Uhr.<ref>LAV NRW OWL, D 73 Tit. 4 Nr. 7306: Riss zu einem Exerzierhaus auf dem Kasernenhof in Detmold; Ansichten, Längs- und Querschnitt, Grundriss, 1861.</ref> Abbruch 1959.


==Inschriften==
==Inschriften==
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Eigentümerin war die Lippische Regierung, in Rechtsnachfolge das Land Nordrhein-Westfalen.
Eigentümerin war die Lippische Regierung, in Rechtsnachfolge das Land Nordrhein-Westfalen.
Die Adressbücher verzeichnen:
1871 Sekundär-Leutnant Lettgau, Zim. 28; L. Schewe, Kasernenwärter
1884–1891 keine Einträge
1894 Kaserne I, Garnisonverwaltung
1904 v. Rodewald, Leutnant; Albin Beyersdorf, Vizefeldwebel; Friedrich Brakhage, Unteroffizier; Arthur Dargatz, Unteroffizier; Friedrich Dorsel, Sergeant; Arthur Goldbach, Sergeant; Friedrich Hagedorn, Sergeant; Josef Hardegen, Vizefeldwebel; Simon Hilgenstöhler, Sergeant; Heinrich Hötger, Unteroffizier; August Jungeblut, Feldwebel; Franz Klöpper, Unteroffizier; Friedrich Knickrehm, Unteroffizier; Eduard Langner, Vizefeldwebel; Friedrich Leßmeier, Unteroffizier; Heinrich Mehrens, Unteroffizier; Georg Oetken, Unteroffizier; Wilhelm Pieper, Unteroffizier; Friedrich Rose, Sergeant; August Schlüter, Unteroffizier; Heinrich Sc höning, San.-Unteroffizier; Albert Schultze, Feldwebel; Otto Schütte, Sergeant; Franz Strauß, Unteroffizier; Paul Voltz, Unteroffizier; Wilhelm Vorwerk, Unteroffizier; Karl Wegener, Sergeant; Friedrich Wehrmann, Sergeant; Heinrich Wehrmann, Vizefeldwebel; Reinhold Wendt, Unteroffizier; Fritz Winter, Sergeant; Karl Wolfrom, Unteroffizier.
1909–1920 keine Einträge
1923 Ferdinand Hilmer, San.-Unterfeldwebel; Louis Wiercks, Feldwebel; Franz Stroben, Oberschütze; Conrad Stolze, Feldwebel; Otto Sievers, Soldat; Gustav Kleff, Kantinier; Bernhard Schumicki, Feldwebel; Gustav Kaubach, Feldwebel; Otto Romeikat, Oberfeldwebel; Willi Bielau, Unteroffizier; Karl Groll, Schneider.
1925 Louis Wiercks, Feldwebel; Max Schulze, Soldat; Friedrich Schröder, Soldat; Franz Stroben, Musiker; Otto Matthieu, Unteroffizier; Conrad Stolze, Feldwebel, Otto Sievers, Soldat; Bernhard Schumicki, Feldwebel


==Literatur==
==Literatur==
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{{Vorlage:VonDewall1962}}.
{{Vorlage:VonDewall1962}}.


Kurt Wiersing, 40 Jahre Regierungspräsident in Detmold. Ein baugeschichtlicher Rückblick, o. O. (Detmold) 1987.
{{HeinemannLeopoldstraße1980}}.
 
{{WiersingRegierungspräsident1987}}.


==Quellen==
==Quellen==
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LAV NRW OWL, L 77 C Nr. 1169: Die hinter der Kaserne belegene Bleiche des Bürgers Spies, 1854–1860.
LAV NRW OWL, L 77 C Nr. 1169: Die hinter der Kaserne belegene Bleiche des Bürgers Spies, 1854–1860.
LAV NRW OWL, L 92 A / Lippische Rentkammer - Allgemeine Kammersachen, Nr. 4367: Ausweisung eines Platzes von der Kälberwiese und vom Kuhkamp der Meierei Johannettental für eine vom Lackierer Spieß zu Detmold anzulegende Bleich- und Badeanstalt; Verkauf des Geländes an die Militärverwaltung; Verkauf eines Bauplatzes für ein Exerzierhaus, 1829-1862.
LAV NRW OWL, L 77 C / Lippische Regierung - Militärdepartement und -kollegium, Nr. II Fach 18 Nr. 8: Bau eines Exerzierhauses; Aufführung einer Grenzmauer zwischen Exerzierplatz und Kuhkamp; Bau der Ufermauer zwischen Werre und Exerzierplatz, 1862–1864.
LAV NRW OWL, L 100 / Direktion der Lippischen Fideikommissverwaltung, Nr. 412: Kasernenbau in Detmold, 1879–1898, enthält u.a.: Situationsplan der Kaserne Nr. 1 auf dem Kuhkamp.
LAV NRW OWL, D 73 / Allgemeine Kartensammlung, Nr. 4/543: Entwässerungsprojekt der Kaserne I Detmold, Leopoldstraße 15 Bl. 5, Exerzierhaus, Reproduktion einer Handzeichnung, 1:100, 1905.
LAV NRW OWL, D 73 / Allgemeine Kartensammlung, Nr. 4/7304 und 7305: Entwürfe für ein Exerzierhaus in Detmold; Ansicht, Grundriss, 1860.
LAV NRW OWL, D 73 / Allgemeine Kartensammlung, Nr. 4/7306: Riss zu einem Exerzierhaus auf dem Kasernenhof in Detmold; Ansichten, Längs- und Querschnitt, Grundriss, 1861.


LAV NRW OWL, L 77 C Nr. 1172: Erneuerung und Instandsetzung des Trottoirs und Pflasters vor dem Militärgebäude, 1863–1864.
LAV NRW OWL, L 77 C Nr. 1172: Erneuerung und Instandsetzung des Trottoirs und Pflasters vor dem Militärgebäude, 1863–1864.
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<references />
<references />


==Autor(innen)==
==Autor*innen==


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[[Category:Hausstätte]] [[Category:Hausstätte in Detmold]]
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  [[Kategorie:Leopoldstraße (Detmold)]] [[Kategorie:Steuerfreie Hausstätte]] [[Kategorie:Kaserne]] [[Kategorie:Aufgegebene Hausstätte]] [[Kategorie:Ferdinand Brune]]

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