Teutoburger-Wald-Straße 9 (Hörste): Unterschied zwischen den Versionen
Zur Navigation springen
Zur Suche springen
Teutoburger-Wald-Straße 9 (Hörste) (Quelltext anzeigen)
Version vom 25. Oktober 2025, 16:05 Uhr
, 25 Oktoberkeine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
||
| (19 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
| Zeile 7: | Zeile 7: | ||
|Ortsteil1901=Hörste | |Ortsteil1901=Hörste | ||
|Hausnummer1901=026 | |Hausnummer1901=026 | ||
}}An diesem Ort befand sich einst die Straßenkötterstätte | }}An diesem Ort befand sich einst die Hörster Straßenkötterstätte Nr. 26 - Henrich Weeke - später Kleineweeke - kurzzeitig Riekehoff - dann Kirchhof - schließlich Pension Mollenhauer. | ||
Weitere Höfe/Stätten "Weeke" finden sich u. a. in Hörste (Nr. 36, Nr. 38), in Mackenbruch und in Pivitsheide VL. | |||
[[Datei:Teutoburgerwaldstr 9.jpg|mini|Teutoburger-Wald-Straße 9, 2025, Foto: Dr. Horst Wissbrock]] | |||
==Geschichte== | ==Geschichte== | ||
Im Kirchspiel Stapelage entstehen vor/um 1600 mehrere neue Stätten namens „Weeke“, u. a. Johann Weeke, Straßenkötter in Hörste (1590 bis 1626 erwähnt), und Berend Weeke auf der Lagischen Pivitsheide (1603 bis 1626 erwähnt). Johann Weeke kann eindeutig Hörste zugeordnet werden, weil er sich 1595 gemeinsam mit seinem Nachbarn Henrich Kirchhof (später Hörste Nr. 25) an die lipp. Regierung wendet.<ref>LAV NRW OWL, L 21 Nr. 135, Kerckhof</ref> Die Entstehung der landlosen Kleinststätte ist (wie bei der Nachbarstätte belegt) in den Jahrzenten vor der ersten Besteuerung 1590 anzunehmen. Bei der Volkszählung Ende 1609 lebt Johann Weeke, der vermutlich ein älterer Bruder des benachbarten Halbmeiers Bartold Weeke ist, ohne Frau mit einem Sohn und einer Tochter auf der Stätte; er bzw. die Stätte wird als arm bezeichnet.<ref>LAV NRW OWL, L 92 Z, Nr. 1444, S. 137</ref> | |||
Nach unklaren Verhältnissen während des Dreißigjährigen Krieges wird erstmals 1648 Henrich Weeke als Kötter auf der Stätte genannt: ''Henrich Wehcke Kotter, dessen Frauwe, 1'' (Dienst-)''Metgen.''<ref>LAV NRW OWL, L 92 Z, Nr. 1424, S. 327</ref> Im Eigenbehörigen-Verzeichnis 1656 wird bestätigt: ''Henrich Weeke, ein Hoppenpflücker, hatt keine Kinder''.<ref>LAV NRW OWL, L 92 Z, Nr. 1424, S. 462</ref> Henrich Weeke verstirbt 1676/77 in wirtschaftlich geordneten, aber dennoch bedrückenden Verhältnissen: ''Henrich Weeke, ein Klein Kötter ist gestorben, hatt beim M: Crawinkel außstehendt Geldt 90 thl., beim Obermeÿer 30 thl., vndt beÿ Brinkmann zu Hiddendorf 20 thl. außstehend; seine hinterbliebene Frauw ist lahm und blind vndt weiß sich selbsten nicht zu helffen.''<ref>LAV NRW OWL, L 89 A, Nr. 178, S. 082</ref> | |||
Um diese Zeit kommt der nächste Kötter Hermann Weeke auf die Stätte, die aber im Salbuch 1680 noch unter altem Namen verzeichnet ist: ''Henrich Weecke, ein klein Kötter, der gnd. Herrsch. Eigen und hat 2. Kühe, aber keine eigene Ländereÿ . . .'' 1683 heißt es über den neuen Kötter: ''Herman Weeke ist ein Brinksitzer und hat den Kotten gekauft. Ist seines Handwerks ein Meurer.'' <ref>LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 97, S. 8</ref> Kötter und Maurer ''Herm Weeke'' zeugt in den Folgejahren Kinder, die im Verzeichnis eigenbehöriger Kinder von 1708 sämtlich als noch ledig aufgeführt werden: ''1. Berndt, 2. Christoff, 3. Margreta, 4. Ilsabein, 5. Catrina.'' | |||
Im Jahr darauf heiratet der älteste Sohn Berend Weeke, übernimmt die elterliche Stätte und bewirtschaftet sie bis 1730. Da „Weeke“ bereits für den großen Freimeierhof in Hörste vergeben ist und auch sonst mehrfach als Stättename in der Nähe vorkommt, erfährt die Straßenkötterstätte mit der späteren Nr. 26 eine - vermutlich der Alltagssprache folgende - Namenswandlung: 1730 heiratet Christoph Erfkamp aus Müssen auf die Stätte; im Taufeintrag seiner Tochter taucht 1738 erstmals die Namensform ''Erfkamp modo Kleine Weeke'' auf, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts zu ''Kleineweeke'' wird. | |||
Im neunzehnten Jahrhundert wird die Stätte mindestens ein Jahrzehnt verpachtet, weil Eltern früh versterben und Kinder noch nicht volljährig sind. 1836 übernimmt ein Kötterpaar, das kinderlos bleibt. Infolgedessen fällt die Stätte per Erbschaft 1878 an eine Nichte der Vorbesitzerin, Henriette Riekehof aus Billinghausen. Die Erbin heiratet im Folgejahr August Grave, Ziegler aus Müssen, und tritt mit ihm die Stätte Hörste Nr. 26 an. | |||
Fünf Jahre später nutzen die Graves eine Gelegenheit, Land in Hörste zu erwerben: Pferdehändler Isaak Hochfeld in Lemgo veräußert stückweise den von ihm zuvor ersteigerten Hof Hörste Nr. 6, ehemals Hanning. Knapp zwei Hektar bestes Land, zwischen Hörste und Hiddentrup gelegen, kauft Ehepaar Grave davon Mitte 1885 für 2550 (Gold)Mark. Vor Ende des Jahres verkaufen Graves dann ihre bisherige Stätte Nr. 26 an den Hörster Einlieger und Ziegler Heinrich Kirchhof, um auf dem neu erworbenen Land die Neuwohnerstätte Grave Nr. 81 zu gründen. | |||
Die Kirchhofs, seit zehn Jahren verheiratet, wirtschaften wie weithin üblich: Er ist als Ziegelmeister halbe Jahre fort, die Ehefrau kümmert sich dann allein um anfangs fünf, später sieben Kinder und die Landwirtschaft. Nach seinem Tod 1931 zahlt der in Horn lebende Enkel Gustav Kirchhof eine größere Zahl von Miterben aus und wird Eigentümer der Stätte, die er bis in die 1950er Jahre verpachtet. | |||
Dann verkauft Gustav Kirchhof die Hörster Stätte Nr. 26 in drei Partien. 1952 erwirbt Willy Wiemann, Berufsbezeichnung „Mollenhauer“, das Hofgrundstück mit dem Haus Nr. 26, 1953 die Schwestern Brink, Besitzerinnen des Hofes Brink Nr. 8, ein Ackerstück von 1,1 Hektar mit der Bezeichnung „der vordere Ikenkamp“ und schließlich 1966 die Gemeinde Hörste 1,5 Hektar Holzung/Wald nahe dem Entenpfuhl für Sportplatzzwecke.<ref>LAV NRW OWL, D 23 B Nr. Detmold, Hörste Bd. 3 Bl. 13 bzw. 73</ref> | |||
Der seltene, inzwischen wohl ausgestorbene Beruf Mollenhauer klingt nach im Namen der in den 1950er und 1960er Jahren im Hause Hörste Nr. 26 betriebenen Pension: LANDHAUS MOLLENHAUER. | |||
<span></span> | <span></span> | ||
==Gebäude== | ==Gebäude== | ||
Bei der ersten Besteuerung der Stätte 1590 wird bereits ein Haus existiert haben. Auch im Salbuch von 1781 wird ''ein Wohnhauß'' genannt, 100 Jahre später ist ein Backhaus hinzugekommen. | |||
<span></span> | <span></span> | ||
==Inschriften== | ==Inschriften== | ||
<span></span> | <span></span> | ||
==Eigentümer*innen, Bewohner*innen== | ==Eigentümer*innen, Bewohner*innen== | ||
vor 1591 (Gründung) - nach 1625 Johann Weeke, ∞ NN († vor 1610), 1609 1 Sohn, 1 Tochter | |||
vor 1649 – 1676/77 Henrich Weeke († 1676/77), ∞ vor 1649 NN, offenbar kinderlos | |||
vor 1681 – 1709 Herm(ann) Weeke († 1710), ∞ um 1678 Elisabeth NN († 1715) | |||
Kinder: | |||
• Johann Berend, * um 1683, Anerbe | |||
• Christoph, * um 1685 | |||
• Margretha, * um 1688 | |||
• Catrina, * um 1691 | |||
• Ilsabein, * um 1694 | |||
1709 – 1730 Johann Berend Weeke, († um 1737) ∞ (I) 1709 Catharina Maria Dreckmeier (1688 - 1751) aus Heiden; diese ∞ (II) 1738 Witwer Cord Berend Hilgenstöhler in Hörste und geht auf dessen Stätte | |||
Kinder: | |||
• Anne Marie Elisabeth, * 1710, Anerbin | |||
1730 - 1762 Johann Christoph Erfkamp aus Müssen († 1772), ∞ 1730 Anerbin Anne Marie Elisabeth Weeke (1710 – 1789); wird StK Weeke in Hörste | |||
Kinder: | |||
• Anna Elisabeth, * 1738 | |||
• Berend Henrich, * 1741, Anerbe | |||
1762 – 1802 Berend Henrich Erfkamp modo Kleineweeke († 1804), ∞ 1762 Anna Maria Ilsabein Kopp (1740 – 1797) aus Mackenbruch | |||
Kinder: | |||
• Anna Maria Elisabeth, * 1763 († 1803) | |||
• Johann Berend, * 1767; ∞ vor 1819 Anne Marie Sophie Ilsabein Weber; Einl. u. Weber in Währentrup | |||
• Anna Margaretha Ilsabein, * 1769 († 1771) | |||
• Anna Margaretha Ilsabein, * 1771 († 1773) | |||
• Anna Cathrine Elisabeth, * 1774 († 1798) | |||
• Johann Hermann, * 1776, Anerbe | |||
1802 – 1818 Johann Hermann Kleineweeke († 1818), ∞ 1802 Anna Margaretha Ilsabein Weeke (1770 – 1826) von der Neuwohnerstätte Philip Weeke, Hörste Nr. 38 | |||
Kinder: | |||
• Wilhelmine Florentine, * 1803, ∞ 1842 Töns Henrich Strate (1793 – 1859), Colon Nr. 20 zu Hörste u. Weber | |||
• Henriette Luise Elisabeth, * 1805, Anerbin | |||
• Johann Friedrich Wilhelm, * 1808, ∞ 1836 Anna Maria Eke (1811 – 1878) von Hörste Nr. 35, tritt mit ihr die Nachfolge auf der Stätte (Philip) Weeke, Hörste Nr. 38, an († um 1855) | |||
• Berend Henrich Christoph, * 1811, Einlieger u. Weber in Hörste, ∞ 1842 Karoline Wilhelmine Beining (1818 – 1884), († 1888) | |||
• Johann Friedrich Wilhelm, * 1815, ∞ 1847 Henrietta Amalia Riekehof (1825 – 1899), Anerbin der Stätte Billinghausen Nr. 18; wird Kleinkötter Riekehof († 1870) | |||
1818 – 1826 Witwe Henriette Luise Elisabeth Kleineweeke, geb. Weeke († 1826) | |||
1826 – 1836 Stätte verpachtet; 1828 u.a. dort wohnhaft: Pächter Friedrich Ad. Ostmann | |||
1836 - 1868 Johann Friedrich Wilhelm Sielemann (1806 - 1868), Einl. aus Hörste, ∞ 1836 Anerbin Henriette Luise Elisabeth Kleineweeke (1805 – 1878); wird StK Kleineweeke in Hörste Nr. 26 | |||
(Ehe kinderlos) | |||
1868 – 1878 (Witwe Kleineweeke) | |||
1878 Johanne <u>Henriette</u> Riekehof (* 1852) von Billinghausen Nr. 18, Nichte der Vorbesitzerin, erbt 1878 die Stätte Hörste Nr. 26 | |||
1879 – 1885 Simon <u>August</u> Grave von Müssen Nr. 21 (* 1838) ∞ 1879 Johanne <u>Henriette</u> Riekehof, Erbin der Stätte Hörste Nr. 26, bezieht mit ihr die Stätte | |||
Kinder: | |||
• August Friedrich, * 1880 | |||
• <u>Marie</u> Henriette Johanne, * 1882 | |||
• Friedrich Wilhelm, * 1883 († 1883) | |||
1885 Verkauf der Hörster Stätte Nr. 26 an Ziegler/Ziegelmeister <u>Heinrich</u> August Kirchhof, zuvor Einlieger in Hörste, Röde | |||
1885 – 1931 <u>Heinrich</u> August Kirchhof, Ziegler/Ziegelmeister (1853 – 1931), ∞ 1875 Henriette Wilhelmine Diekmann (1850 – 1916) aus Wellentrup | |||
Kinder: | |||
• Johanne Auguste Henriette, * 1875 | |||
• Karoline Wilhelmine Luise, * 1877 | |||
• Auguste Henriette Karoline, * 1879 | |||
• Heinrich Friedrich August, * 1881 († 1918) | |||
• Henriette Karoline, * 1884 († 1905) | |||
• Friedrich August, * 1886 | |||
• <u>Bertha</u> Marie Pauline, * 1889 | |||
1932 – 1952/1953/1966 Gustav Kirchhof, Kaufmann in Horn (Enkel des Vorgängers) | |||
Bewohner der Stätte Hörste Nr. 26 in Volkszählungen (VZ) und Adressbüchern (AB): | |||
1769 (VZ): (Nr.) 26 Henrich Weecke (Ma + Fr + 1 So unt. 10 J. + 2 Tö unt. 10 J.) 4 Kühe | |||
Leibzüchter (Ma + Fr) 1 Kuh | |||
1776 (VZ): (Nr.) 26 Berend Henr. Weecke (Ma + Fr + 1 So unt. 14 J. + 2 Tö) spinnet | |||
Leibzüchterin (Fr) spinnet | |||
Einl. Anna Elisabeth Bahden (Fr + 1 So unt. 14 J.) spinnet | |||
Einl. Joh. Bernd Windmeier (Ma + Fr + 1 So unt. 14 J.) Taglöhner | |||
1828 (VZ): (Nr.) 26 1 Wohnhaus, Pächter Fried. Ad. Ostmann (Ma + Fr + 2 Sö + 2 Tö) | |||
Joh. Jobst Oehlen (Ma + Fr + 2 Sö) | |||
Joh. Henrich Massold (Ma + Fr + 1 So + 2 Tö) | |||
1900/01 (AB): 26 Kirchhof, Wilhelm <ref>Vorname Wilhelm falsch, richtig ist Heinrich</ref> , Ziegelmeister. (Angaben zu Nr. 25) | |||
1925/26 (AB): 26 (Stapelage) <ref>Wohnplatzangabe falsch</ref> Kirchhof, Heinr., Inv.; Pöpper, Bertha, Ehefrau; Gellert, Lina, Kriegerwitwe; Kirchhof, Pauline, Witwe | |||
Hinweis: Im lippischen Adressbuch 1901 sind bei der Bauerschaft Hörste die Angaben zu den Hausnummern 25 und 26 vertauscht. Aus Vergleich von Gebäudesteuerrolle, Adr.buch 1901 und Adr.buch 1926 folgt: | |||
Angaben bei Nr. 25 gehören zu Hausnummer 26 | |||
Angaben bei Nr. 26 gehören zu Hausnummer 25 | |||
<span></span> | <span></span> | ||
==Literatur== | ==Literatur== | ||
| Zeile 25: | Zeile 205: | ||
==Einzelnachweise== | ==Einzelnachweise== | ||
<span></span><references /> | <span></span><references /> | ||
==Autor*innen== | |||
{{PAGEAUTHORS}} | |||
{{AutorKategorie}} | |||
{{Hausstättenkategorien}} | |||
[[Kategorie:Hausstätte in Hörste]] [[Kategorie:Teutoburger-Wald-Straße (Hörste)]] [[Kategorie:Straßenkötter]] | |||