Wallgraben 8 (Detmold)

Aus lippe-haeuser-wiki.de
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wallgraben 8 (Detmold)
OrtsteilDetmold (Kernstadt)
StraßeWallgraben (Detmold)
Hausnummer8
Karte
Adressbuch von 1901
GemeindeDetmold
Hausnummer-

Erste katholische Pfarrkirche nach Einführung der Reformation, 1851/52 erbaut.

Geschichte

Auf Initiative des katholischen, aus dem Salzburgischen stammenden Postrats Maximilian Freiherr von Laßberg (* 9.11.1813 Salzburg, † 26.2.1866 Detmold), 1847 nach Detmold versetzt, entstand in Detmold wieder eine katholische Gemeinde. Gottesdienste wurden zunächst im alten Waisenhaus, Bruchstraße 29, gehalten.[1] Nach Kündigung dieses Raumes 1850 im Wohnhaus von Laßbergs, Exterstraße 11.[2] Zugleich wurde am Wall ein Gartengrundstück des Maurers Anton Harte für einen Kirchenbau erworben. Harte stellte auch den Bauantrag.[3] Ferdinand Merckel lieferte den Entwurf.[4]

Grundsteinlegung war am 20. Juli 1851, bis zum November war der Wandkasten aufgemauert. Im November arbeitete Harte an den beiden Giebeldreiecken, doch anhaltender Regen mit nachfolgendem Frost ließen das südliche Giebeldreieck in das Chorgewölbe stürzen.[5] Im Frühjahr 1852 wurden die Arbeiten wieder aufgenommen. Am 7. November 1852 Weihe durch den Paderborner Bischof Franz Drepper.

Den größten Teil der Baukosten von 6.000 Talern brachte der Bonifatius-Verein mit 2.100 Talern auf, daher stellte man die Kirche wohl unter das Patrozinium des Hl. Bonifatius. Der Ludwig-Missionsverein in München gab 1.900 Taler, das österreichische Kaiserhaus 1.300 Gulden, der Franziskus-Xaverius-Verein 1.000 Taler und das Detmolder Fürstenhaus 600 Taler.[6] [7]

Angebaut wurde das Pfarrhaus, in das Joseph Rinsche als erster Pfarrer einzog. Wie schon der Kirchenbau selbst führte auch die Besetzung der Pfarrstelle zu Konflikten mit der Regierung und dem Konsistorium.[8]

1859 Anschaffung einer Orgel, 1886 Erweiterung des Saalbaus nach Norden um eine Achse, dabei Verlegung des Eingangs an die Westseite, 1891 Entfernung des Dachreiters und Bau eines neoromanischen Turmes vor dem Nordgiebel, 1925 [i] Anbau eines Seitenschiffs.[9]

Neubaupläne am Schubertplatz seit 1917 erst nach dem Zweiten Weltkrieg 1950/51 verwirklicht. Anschließend die Bonifatiuskirche profaniert und 1952/53 mitsamt dem Pfarrhaus zum Altenheim umgebaut. Erneute Renovierung und Umnutzung zu Wohnungen 2019, dabei im Turm eine Kapelle mit anschließendem Versammlungsraum ("Forum") eingerichtet.[10]

Kirchturm 1989 in die Denkmalliste der Stadt Detmold eingetragen.

Gebäude

Ansicht von Nordwesten, 1854, Skizze von Ludwig Menke, LLB, HV 154-27r
Ansicht von Nordwesten, um 1880, Foto: Theodor Kliem, LLB, HSA-5Br1
Ansicht von Nordosten mit der Erweiterung um Taufkapelle und Seitenschiff, um 1935, Foto: Fritz Ostmann, LLB, BA DT-13-31
Anbau von 1925, Ansicht von Norden, 2024, Foto: Joachim Kleinmanns

Schlichter rechteckiger Saalbau mit offenem Dachstuhl, 63 Fuß lang, 34 Fuß breit, 39 Fuß Firsthöhe. Putzbau aus Bruchstein, Satteldach mit Dachreiter im Norden. Im Nordgiebel rundbogiges Portal, von Rundbogenfenstern flankiert. Desgleichen je 4 Rundbogenfenster an den Längsseiten, durch Lisenen getrennt.

Inschriften

Innen Gedenktafel: "Maximilian / Freiherr von Lassberg. / geb. Salzburg 9. Novermber 1813. / gest. Detmold 26. Februar 1866. / Gemeinde u. Kirche / danken ihm die Entstehung. / R.I.P."

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

1851–1952 Eigentümerin: kath. Kirchengemeinde Detmold.

seit 1952 Eigentümerin: St. Elisabeth-Stiftung, Detmold.

Literatur

Anton Gemmeke, Geschichte der katholischen Pfarreien in Lippe, Paderborn 1905.

Herbert von Kaven, Detmolder Kirchen und Schulen, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 226–255.

Dorothea Kluge, Der lippische Baurat Ferdinand Ludwig August Merckel (1808–1893) und seine Kirchenbauten, in: Weserrenaissance-Museum (Hg.), Historismus in Lippe (Materialien zur Kunst- und Kulturgeschichte in Nord- und Westdeutschland; 9), Marburg 1994.

Joachim Kleinmanns, Die katholische Kirche St. Bonifatius in Detmold, Detmold 2023.

Joachim Kleinmanns, Die Katholische Kirche St. Bonifatius in Detmold, in: Rosenland. Zeitschrift für Lippische Geschichte Nr. 30 (November 2024), S. 2–14 Digitalisat

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Herbert von Kaven, Detmolder Kirchen und Schulen, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 226–255, hier S. 244 f.
  2. Anton Gemmeke, Geschichte der katholischen Pfarreien in Lippe, Paderborn 1905, S. 329–331.
  3. LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 154, fol. 1.
  4. Dorothea Kluge, Der lippische Baurat Ferdinand Ludwig August Merckel (1808–1893) und seine Kirchenbauten, in: Weserrenaissance-Museum (Hg.), Historismus in Lippe (Materialien zur Kunst- und Kulturgeschichte in Nord- und Westdeutschland; 9), Marburg 1994, S. 88.
  5. LAV NRW OWL, L 77 A Nr. 154, fol. 3–8.
  6. Anton Gemmeke, Geschichte der katholischen Pfarreien in Lippe, Paderborn 1905, S. 332.
  7. LAV NRW OWL, L 32 A Nr. 2276, fol. 1–4.
  8. Joachim Kleinmanns, Die katholische Kirche St. Bonifatius in Detmold, Detmold 2023.
  9. Joachim Kleinmanns, Die katholische Kirche St. Bonifatius in Detmold, Detmold 2023.
  10. Joachim Kleinmanns, Die katholische Kirche St. Bonifatius in Detmold, Detmold 2023.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns