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1828–1831 neu erbautes Rathaus.
{{Hausstätte info
|Straße=Marktplatz (Detmold)
|Hausnummer=5
|Ortsteil={{AutoOrtsteil}}
|Koordinaten=51.93534, 8.87937
|Ortsteil1901=Detmold
|Hausnummer1901=-
}}1828–1831 neu erbautes Rathaus.


==Geschichte==
==Geschichte==


Zunächst beabsichtigte der Rat, das neue Rathaus auf dem Platz des alten zu errichten. Fürst Leopold II. wünschte jedoch, das neue Rathaus an die Stelle der drei am kleinen Markt gelegenen Bürgerhäuser zu verlegen [[Lange Straße 41 (Detmold)|Lange Straße 41]] bis [[Lange Straße 45 (Detmold)|Lange Straße 45]], da "so zwischen solchem und der Kirche ein schöner freier Platz gewonnen werde". Der Magistrat wandte ein, dass der Bauplatz mit 88 Fuß Breite zu klein sei – das neue Rathaus benötige wenigstens 108 Fuß, ca. 32 m. Als Kompromiss einigte man sich auf den Abbruch der drei Bürgerhäuser [[Lange Straße 61alt (Detmold)|Lange Straße 61 (alt)]] bis [[Lange Straße 63alt (Detmold)|Lange Straße 63 (alt)]] zwischen dem alten Rathaus und dem Schlossbezirk, auf deren Stelle der Neubau entstehen sollte.
Zunächst beabsichtigte der Rat, das neue Rathaus auf dem Platz des alten zu errichten. Fürst Leopold II. wünschte jedoch, das neue Rathaus an die Stelle der drei am kleinen Markt gelegenen Bürgerhäuser zu verlegen [[Lange Straße 41 (Detmold)|Lange Straße 41]] bis [[Lange Straße 45 (Detmold)|Lange Straße 45]], da "so zwischen solchem und der Kirche ein schöner freier Platz gewonnen werde". Der Magistrat wandte ein, dass der Bauplatz mit 88 Fuß Breite zu klein sei – das neue Rathaus benötige wenigstens 108 Fuß, ca. 32 m. Als Kompromiss einigte man sich auf den Abbruch der drei Bürgerhäuser [[Lange Straße 61 alt (Detmold)|Lange Straße 61 (alt)]] bis [[Lange Straße 63 alt (Detmold)|Lange Straße 63 (alt)]] zwischen dem alten Rathaus und dem Schlossbezirk, auf deren Stelle der Neubau entstehen sollte.


Der Magistrat beauftragte zunächst den Baukandidaten Ferdinand Brune mit dem Entwurf, den dieser aber 1828 nach seiner Anstellung als Baukondukteur nicht mehr im Nebenerwerb weiterführen durfte. Von ihm stammt die Idee eines Winkelbaus.<ref>{{KleinmannsRathaus2012}}.</ref>
Der Magistrat beauftragte zunächst den Baukandidaten [https://lippelex.de/index.php?title=Brune,_Ferdinand_(1803-1857) Ferdinand Brune] mit dem Entwurf, den dieser aber 1828 nach seiner Anstellung als Baukondukteur nicht mehr im Nebenerwerb weiterführen durfte. Von ihm stammt die Idee eines Winkelbaus.<ref>StA DT, D 106 Detmold Nr. 1987.</ref><ref>{{KleinmannsRathaus2012}}, S. 257.</ref>


Seinen dringend benötigten Zuschuss von 10.000 Talern machte der Fürst von weiteren städtebaulichen Modernisierungen abhängig. Das eine war in der [[Schülerstraße (Detmold)|Schülerstraße]] der Durchbruch zur [[Leopoldstraße (Detmold)|Leopoldstraße]], das andere der Abbruch des Priesterschen Hauses, das am ehemaligen Hornschen Tor in die Lange Straße ragte. Der Magistrat forderte drei kostenlose Hausplätze an der Hornschen- oder Leopoldstraße, da ihm mit der Überbauung der drei Bürgerhäuser die darauf lastenden Steuereinnahmen dauerhaft entgingen. Der Fürst zeigte sich wenig kompromissbereit. Er ließ sich weder zur Zuweisung von drei Hausplätzen bewegen, noch verzichtete er auf den Schülerstraßen-Durchbruch. Lediglich von der Beseitigung des Priesterschen Hauses wollte er vorläufig absehen.
Seinen dringend benötigten Zuschuss von 10.000 Talern machte der Fürst von weiteren städtebaulichen Modernisierungen abhängig. Das eine war in der [[Schülerstraße (Detmold)|Schülerstraße]] der Durchbruch zur [[Leopoldstraße (Detmold)|Leopoldstraße]], das andere der Abbruch des Priesterschen Hauses, das am ehemaligen Hornschen Tor in die Lange Straße ragte. Der Magistrat forderte drei kostenlose Hausplätze an der Hornschen- oder Leopoldstraße, da ihm mit der Überbauung der drei Bürgerhäuser die darauf lastenden Steuereinnahmen dauerhaft entgingen. Der Fürst zeigte sich wenig kompromissbereit. Er ließ sich weder zur Zuweisung von drei Hausplätzen bewegen, noch verzichtete er auf den Schülerstraßen-Durchbruch. Lediglich von der Beseitigung des Priesterschen Hauses wollte er vorläufig absehen.
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==Gebäude==
==Gebäude==


[[Datei:DT-Rathaus_HSA5,11r1.png|thumb|Rathaus von Südwesten, vor 1889, Foto: Theodor Kliem, LLB: HSA 5,11r1]]
[[Datei:DT-Rathaus_HSA_5_B011r1.png|thumb|Rathaus von Südwesten, vor 1889, Foto: Theodor Kliem, LLB: HSA 5,11r1]]
 
[[Datei:DT-Rathaus_HSA_6155.png|thumb|Blick von Westen auf den Fachwerkanbau im Winkel des Rathauses, vor dem Abbruch 1901, Foto: Ferdinand Düstersiek, LLB: HS A 6,155]]


Zweiflügeliger klassizistischer Putzbau Kasseler Prägung, dreigeschossig, mit repräsentativem Portikus mit vier dorischen Säulen vor dem Hauptgeschoss und einer hohen vierläufigen Freitreppe dorthin, zum neuen Markt neun Fensterachsen breit, zur Langen Straße sieben. Die Ecken sind durch Diamantquader aus dem örtlichen Osning-Sandstein betont, auch weitere Architekturglieder wie Gesimse und Fenstergewände bestehen daraus. Das Dachgebälk endet auf kräftigen Konsolen, die als Zahnschnittfries ein Kranzgesims bilden. Das flache Walmdach erhielt zum neuen Markt drei Fledermausgauben. Nur noch ein bescheidener Rathausstall aus Fachwerk, dessen Realisation sich Kühnert verweigert hatte, wurde im Winkel an der Nordwestecke angefügt.
Zweiflügeliger klassizistischer Putzbau Kasseler Prägung, dreigeschossig, mit repräsentativem Portikus mit vier dorischen Säulen vor dem Hauptgeschoss und einer hohen vierläufigen Freitreppe dorthin, zum neuen Markt neun Fensterachsen breit, zur Langen Straße sieben. Die Ecken sind durch Diamantquader aus dem örtlichen Osning-Sandstein betont, auch weitere Architekturglieder wie Gesimse und Fenstergewände bestehen daraus. Das Dachgebälk endet auf kräftigen Konsolen, die als Zahnschnittfries ein Kranzgesims bilden. Das flache Walmdach erhielt zum neuen Markt drei Fledermausgauben. Nur noch ein bescheidener Rathausstall aus Fachwerk, dessen Realisation sich Kühnert verweigert hatte, wurde im Winkel an der Nordwestecke angefügt.


Die Baukosten betrugen einschließlich der Abbruchkosten 40.000 Taler. Für ein von Kühnert entworfenes Relief im Giebelfeld des Portikus war am Ende kein Geld mehr übrig. Die erheblichen Baukosten wurden durch den Zuschuss des Fürsten, Rücklagen, Darlehen und die Erhebung von Sondersteuern aufgebracht. Stadtsyndikus Runnenberg stellte 1830 fest, "daß sowohl die hiesigen Honoratioren, als durchreisende Fremde, das Werk für das schönste Gebäude im Lande halten". Fürstliche Lenkung hatte den Detmoldern diese großzügige Lösung mit einem erheblich gewachsenen Marktplatz beschert.
Die Baukosten betrugen einschließlich der Abbruchkosten 40.000 Taler. Für ein von Kühnert entworfenes Relief im Giebelfeld des Portikus war am Ende kein Geld mehr übrig. Die erheblichen Baukosten wurden durch den Zuschuss des Fürsten, Rücklagen, Darlehen und die Erhebung von Sondersteuern aufgebracht. Stadtsyndikus Runnenberg stellte 1830 fest, "daß sowohl die hiesigen Honoratioren, als durchreisende Fremde, das Werk für das schönste Gebäude im Lande halten".<ref>Zit. nach {{PetersBaugeschichte1953}}, S. 208.</ref> Fürstliche Lenkung hatte den Detmoldern diese großzügige Lösung mit einem erheblich gewachsenen Marktplatz beschert.


Eine über Provisorien hinausgehende Erweiterung des Rathauses fand 1901/02 statt. Zunächst wurde die Ratsscheune abgebrochen und an ihrer Stelle der winkelförmige Grundriss des Rathauses zu einem U ergänzt. 1919 reichte der Platz erneut nicht mehr. Daher wurde dem Ratskellerwirt gekündigt. Seine Räume bezog im Jahr darauf die Sparkasse. Heute empfängt hier das Städtische Verkehrsamt die Besucher der Stadt. In der früheren Ratsdienerwohnung befinden sich nun die öffentlichen Toiletten. Im Hauptgeschoss liegen Amtsräume der Verwaltung und im ersten Obergeschoss der kleine und der große Ratssaal.  
Eine über Provisorien hinausgehende Erweiterung des Rathauses fand 1901/02 statt. Zunächst wurde die Ratsscheune abgebrochen und an ihrer Stelle der winkelförmige Grundriss des Rathauses zu einem U ergänzt. 1919 reichte der Platz erneut nicht mehr. Daher wurde dem Ratskellerwirt gekündigt. Seine Räume bezog im Jahr darauf die Sparkasse. Heute empfängt hier das Städtische Verkehrsamt die Besucher der Stadt. In der früheren Ratsdienerwohnung befinden sich nun die öffentlichen Toiletten. Im Hauptgeschoss liegen Amtsräume der Verwaltung und im ersten Obergeschoss der kleine und der große Ratssaal.  


Mit dem Neubau des Rathauses war ein großzügiger Marktplatz angelegt worden, von dem die Stadt und ihre Bewohner noch heute profitieren.  
Mit dem Neubau des Rathauses war ein großzügiger Marktplatz angelegt worden, von dem die Stadt und ihre Bewohner noch heute profitieren.  
Am 7.7.1987 eingetragen in die Denkmalliste der Stadt Detmold, Nr. A 229.


==Inschriften==
==Inschriften==
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==Eigentümer*innen, Bewohner*innen==
==Eigentümer*innen, Bewohner*innen==


Stadt Detmold
1884 (Adressbuch) Stadt Detmold; Bewohner*innen: Gottlieb Döring, Polizeidiener; Wilhelm Ewe, Kellerwirt.
 
1891 (Adressbuch) Stadt Detmold; Bewohner*innen: Döring, Polizeidiener; Ewe, Kellerwirt.
 
1901 (Adressbuch) Stadt Detmold, Stadtbauamt, Fürstl. Standesamt; Bewohner*innen: Gottlieb Döring, Ratsdiener; Heinrich Stellbrink, Ratskeller-Wirt.
 
1912 (Adressbuch) Stadt Detmold; Bewohner*innen: Schierholz, Kastellan; Schierholz, Buchhalter; Gäsing, Wirt.
 
1918 (Adressbuch) Stadt Detmold; Bewohner*innen: Karl Schierholz, Stadtwachtmeister; Marie Schierholz, Buchhalterin; Frieda Schierholz, Frl.; Hermann Gäsing, Wirt.
 
1926 (Adressbuch) Stadt Detmold; Rathaus; Städt. Sparkasse.


==Literatur==
==Literatur==
{{BergmannStadtbild1990}}, hier S. 308–315.


{{KleinmannsRathaus2012}}.
{{KleinmannsRathaus2012}}.
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Situationsplan, Ferdinand Brune, 1827 (LLB, 1 D 40).
Situationsplan, Ferdinand Brune, 1827 (LLB, 1 D 40).
Situationsplan mit den umgebenden Straßen, Ferdinand Brune, 1828 (LAV NRW OWL, D 73/4 Nr. 5241).


Ansicht des alten Rathauses von der Schülerstraße aus, Zeichnung: August Eberth, 1940 (LLB, BA DT-5-2).
Ansicht des alten Rathauses von der Schülerstraße aus, Zeichnung: August Eberth, 1940 (LLB, BA DT-5-2).
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