Hiddentruper Straße 69 (Hörste)

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Hiddentruper Straße 69 (Hörste)
OrtsteilHörste
StraßeHiddentruper Straße (Hörste)
Hausnummer69
Karte
Adressbuch von 1901Ja
GemeindeHörste
Hausnummer005

Dies ist die Adresse des alten Hiddentruper Hofes Wiemann, 1781 als kleiner Halbmeyer bezeichnet, früher Hörste Nr. 5.

Torbogen des abgebrochenen Leibzuchtshauses Wiemann von 1719, seit 1995 Zweitverwendung in Müssen-Hüntrup, 2009, Foto: Hans-Christian Schall
Hof Wiemann, Gebäudegrundrisse in der Grundkarte, 1880
Hof Wiemann, Anlage Stauwerk und Gebäudegrundrisse, 1902, LAV NRW OWL, L 109 Detm. Nr. 227
Hiddentrup, Gebäude-Grundrisse und neue Straßentrassierung 1913, LAV NRW OWL, L 80.22 Nr. 453
Hof Wiemann von Südosten, 2025, Foto: Dr. Horst Wissbrock
Hof Wiemann von Westen, 2025, Foto: Dr. Horst Wissbrock
Hof Wiemann, Haupthaus von Südwesten, 2025, Foto: Dr. Horst Wissbrock
Hof Wiemann, Haupthaus von Nordosten, 2025, Foto: Dr. Horst Wissbrock

Geschichte

Der nur drei Höfe umfassende Ortsteil Hiddentrup besteht wohl - darauf deutet die Namensendung -trup hin - seit sächsischen Zeiten; er liegt recht günstig am Hörster Bach und nahe einem früheren Fernhandelsweg, dem Hellweg.

In den ältesten Landschatzregistern wird der Hof Wiemann unter Kerspolt Laige (Kirchspiel Lage) aufgeführt, was wohl mit den Kirchen in Lage und Stapelage etwa der späteren Vogtei Lage gleichkam: 1467 Hans Wideman 2 g. (Gulden), 1497 Hans Wydeman to Hiddentorpe 1 g. und auch 1507 Hans Wydeman 3 g. Im Landschatzregister von 1535 findet sich unter Karsspolt Laghe vnd Stapelhaigenn (Kirchspiel Lage und Stapelage) der Eintrag Wydemann to Hyddentrop 3 (3 Gulden), 1545 muss Widemann to Hiddentrup wiederum 3 Gulden entrichten, 1565 lautet der Eintrag Wydemann to Hiddentrup 6 (Gulden), und schließlich ist selbiger Hof 1572 erneut aufgeführt unter Hiddentrupp als Wydemann 1 ½ Fl. (Florin = Gulden).[1] Schließlich wird in den Schatzregistern 1590 unter Hiddendorp Wydeman 3 Fl. und 1618 unter Hiddentorff Wyman 6 Gfl. (Goldflorin) vermerkt.[2]

Das Salbuch der Vogtei Lage von 1617 führt detailliert alle laufenden Verpflichtungen des Hofes zu dieser Zeit auf - Geld- wie Naturalabgaben, aber auch Dienste: [3]

Wiehemann zu Hiddentorff ist frey, gibt den Capitularen nach Paderborn 24 Schfl. Hafern, 2 Schfl. Rogken, 7 Gr. und 2 Huner. Dem Kloster Marienveldt den Zehenden, Chustern zu Staplage 1 Schfl. Roggen. Nach Dettmoldt: Den halben Spandienst; Landschatz 3 Gfl.; Burgfestgeld 1 ½ Tlr.; Malzgeld ½ Tlr.; Hofgerichtsschatz 12 Gr.; Pfingst- und Michaeliskuhegelt 14 Gr. 5 d.; selbvierte 3 feiste Kuhe; 4 Huner; 3 Tage Burgfest.

Die Grundherrschaft der Capitulare in Paderborn über den Hof Wiemann stellt eine Besonderheit unter den Höfen in Hörste und Hiddentrup dar, die hier nur bei diesem Hof vorliegt. Sie ist nach Kiewning Folge einer Schenkung.[4] Lange vor der Herrschaft der Lipper hat im hiesigen Raum eine Grafschaft Hahold mit Besitzungen beiderseits des Osnings/Teutoburger Waldes existiert, die im frühen Mittelalter durch Tod des Grafen und Aussterben seiner Familie an dessen Lehnsherrn, König Heinrich II., zurück gefallen war. Dieser übertrug den gesamten haholdschen Besitz, darunter den Hof Wiemann, 1011 per Schenkung an Bischof Meinwerk von Paderborn, einen rührigen, stets an Neuerwerbungen interessierten Mann, dem er freundschaftlich verbunden war.

Aufgrund der hohen Abgaben war Verschuldung bei fast allen Höfen - zumindest phasenweise - ein Thema. Unter für ihre anspruchsvolle Aufgabe ungeeigneten Hofbesitzern konnte die Verschuldung gefährliche Ausmaße annehmen (vgl. Höfe Krawinkel, Gees, Weeke). Der Hof Wiemann ist diesbezüglich ein Extremfall.

Um 1645 wird der Zustand der Höfe in der Vogtei Lage erfasst: [5] Wiemann hat 30 Taler Brautschatzforderung ausstehen, schuldet anderen aber 86 Taler, davor die Leuthe Landt vnterhaben. Der Kirche schuldet Wiemann 25 Taler und dem Grundherrn ist er seit 17 Jahren die Pacht (Getreide) schuldig geblieben. Kein Saatkorn alß Haber auf dem Hof.

1680 hat sich die Situation gravierend weiter verschlechtert: [6] Die Creditoren haben unter sich zu 47 1/2 schfl saat das Landt (von ca. 120 Schfls. Ackerland insgesamt), worinne dieselben hergeschoßen (Kredit gewährt) 1011 thlr. Der Schreiber kommentiert 1683 am Ende einer langen Auflistung dieser Schulden zu Henrich Beermann, seit dreißig Jahren Besitzer des Hofes Wiemann: Die Schuld rüherte zwar viel von alten bößen Jahren, guthen Theilß aber auch von ihm selbsten her, vnd soll er ein schlimmer Haußhalter sein, der sich gern beÿm Trunck finden ließe.[7]

Im 18. Jahrhundert wird dann eine andere Methode zur Ruinierung des Hofes durchgespielt - Prozessieren. Schon seit 1645 schwelt ein Streit mit dem Nachbarhof Beining über einen Steg/Viehweg über dessen Hof, der den Hof Wiemann mit den Weideflächen auf dem Hörsterbruch verbunden hat und nun von Beining gesperrt wird.[8] Wiemann muss sein Vieh zweimal täglich über einen kleinen Umweg führen, etwa über die spätere Triftenstraße (seit 1970 Friedrich-Bayer-Straße). 1740 erhebt Johann Arend Wiemann Klage gegen die nach Unterbrechungen erneuerte Sperrung. Sein im Folgejahr einheiratender Schwiegersohn übertrifft den Alten noch an Streitlust: Es wird über etwa zwanzig Jahre durch alle Instanzen zunächst in Lippe, schließlich ab 1757 vor dem Reichskammergericht in Wetzlar prozessiert - dies unter mehrfacher Zuhilfenahme universitärer Expertise.[9] Mehr als 550 Blatt Papier werden beschrieben, hohe Kosten und Gebühren werden in Rechnung gestellt. Die Folge: Noch zwanzig Jahre später wendet sich der frühere Kläger wegen 25 Taler Kosten für eine kleinere Reparatur am Hause in einem Bettelbrief an die gräfliche Kammer; Unglücksfälle und Krankheiten hätten ihn in Armut gestürzt.[10]

Im 19. Jahrhundert ermöglichen dann die Gemeinheitsteilungen Grundstücksverkäufe zur Minderung der Schuldenlast. So entstehen auf Flächen, die dem Hof Wiemann zugeteilt wurden, nach Verkauf u. a. die Neuwohnerstätten Neese Nr. 44 (1841) und Hunke Nr. 61 (1862/63).

Gebäude

Inschriften

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

- Adressbuch 1901:

5 (Hiddentrup) Wiemann, Aug., Landw.

Wiemann, Friedrich, Leibzüchter.

Mohr, Adolf, Tagelöhner.


- Adressbuch 1926:

5 (Hiddentrup) Wiemann, August, Landwirt, -> 361 (Lage)

Wiemann, Berta, Witwe

Meerkötter, August, Maurer

Viethmeier, Johanne, Witwe

Literatur

Quellen

Darstellung im wesentlichen nach: Horst Wißbrock, Über meine Vorfahren, Detmold 2023, unveröffentl. Typoscript

Weblinks

Einzelnachweise

  1. F. Verdenhalven, F.: Die lippischen Landschatzregister von 1535, 1545, 1562 und 1572, Münster 1971, S. 10/11
  2. H. Stöwer: Die lipp. Landschatzregister von 1590 und 1618, Münster 1964
  3. Stöwer, H. u. F. Verdenhalven: Salbücher der Grafschaft Lippe von 1614 bis etwa 1620, Münster 1969
  4. Kiewning, Hans: Lippische Geschichte (1942), S. 18
  5. LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 94
  6. LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 96, S. 7
  7. LAV NRW OWL, L 101 C I, Nr. 97, S. 3
  8. LAV NRW OWL, L 89 A, Nr. 175, S. 247
  9. LAV NRW OWL, L 82 Nr. 807, S. 62ff
  10. LAV NRW OWL, L 92 T 1, Nr. 1225

Autor*innen

Dr. Horst Wissbrock

Seitenhistorie

Seite erstellt am 23.01.2025 von Dr. Horst Wissbrock

Letzte Änderung am: 02.10.2025 von Dr. Horst Wissbrock