Bielefelder Straße 129 (Lieme)
| Bielefelder Straße 129 (Lieme) | |
|---|---|
| Ortsteil | Lieme |
| Straße | Bielefelder Straße (Lieme) |
| Hausnummer | 129 |
| Karte | |
| Adressbuch von 1901 | Ja |
| Gemeinde | Lieme |
| Hausnummer | 004 |
Der Hof mit dem Hofnamen Obermeier war früher unter Lieme Nr. 4 verzeichnet. Anschließend führte er bis 1969 die Adresse Mittelstraße 50. Erwähnt wird der Hof schon im 14. Jahrhundert.



Geschichte
1361 belehnte die Herforder Äbtissin Elisabeth auf einem Lehnstag Johann von Arnholt mit einem Haus in Lieme (Lyne). [1]
Erwähnung 1432 als der Arnholtsche Hof.
1482 empfing Johann Kotteman, Bürgermeister zu Lemgo, das Arnholtsche Haus in Lieme (Lyme).[2]
1496 gab die Herforder Äbtissin Bonizeth von Limburg dem Lemgoer Bürgermeister Johann Kotthman das Arnholtsche Haus in Lieme.[3]
1513 empfing Johann Kathemann, Bürgermeister zu Lemgo, von der Herforder Äbtissin Bonizeth von Limburg verschiedene Güter zu Lehen, darunter „einen Hof in Lieme (tho Lym), das Arnholtsche Haus genannt im Ksp. [Kirchspiel] St. Johann vor Lemgo, auf dem Henne Brandinck sitzt“.[4]
Greifbarer wird die Geschichte des Halbspännerhofes mehr als 200 Jahre später, als die Besitzer mit ihren Namen genannt werden, so zum Beispiel der Leibzüchter Simon Obermeyer, als er 1729 die Witwe Anna Maria Redeker heiratete.
Im Jahr 1769 lebte Das Ehepaar Obermeyer mit zwei Kindern auf dem Hof, laut Volkszählung von 1769 war der uneheliche Sohn über zehn Jahre alt, die Tochter unter zehn. Genauer betrachtet war die Tochter des Paares, die Anerbin Anna Maria Sophia, erst etwa ein Jahre alt. Zwei 1765 und 1766 geborene Kinder waren bereits verstorben. Der schon über zehnjährige Sohn des Hofebesitzers stammte aus einer früheren Beziehung.
Ein Pferd besaß Obermeyer zu der Zeit nicht, der Hof war „elocirt“, also fremdbewirtschaftet. Auf dem Hof standen eine Kuh, zwei Schafe und vier Schweine, drei davon Ferkel. Der alte Obermeyer, der mit Frau und zwei Kinder die Leibzuchtsrechte genoss, stand besser da. Er besaß ein Pferd, vier Kühe (darunter zwei Rinder) und ein Ferkel. Auch die dreiköpfige Einliegerfamilie auf dem Hof hielt eine Kuh.[5]
Im Jahr 1828 zählten zum Haushalt des Ehepaares Obermeyer zwei Söhne und zwei Töchter. Außerdem lebten auf dem Hof zwei männliche und zwei weibliche Dienstboten und eine weitere Bewohnerin, möglicherweise eine Verwandte. Zum Haushalt der alten Obermeiers auf der Leibzucht gehörten damals zwei Kinder. Im Haushalt des Einliegers Wilhelm Deppe werden nur eine Frau und drei Kinder genannt.[6]
Gebäude
Leibzucht (früheres Haupthaus) von 1533!
Das Leibzuchtshaus, das frühere Haupthaus, ist ein Dreiständerbau mit linksseitiger Kübbung (Abseite). Ein Ständer im Giebel ist mit großen gekehlten (verzierten) Kopfbändern verstrebt. Das lässt auf ein hohes Alter des Hauses schließen. Auch der Torbogen ohne Inschrift, mit breiten Knaggen (Verbindungselemente zur Verriegelung der Balken) mit flacher Kehlung lässt das vermuten. Deshalb wurde das Gebäude während der Sanierung der Hofanlage 1991 dendrodatiert und der Bau insgesamt untersucht. Man entnahm Proben der Hölzer. Dadurch konnte das Baujahr des Hauses auf das Jahr 1533 datiert werden. Damit ist es das älteste bäuerliche Fachwerkhaus in Lippe.
Weiter stellte sich damals heraus, dass der ursprüngliche Bau ein Zweiständerbau war und 5 Fache besaß. Erst im 17. oder 18. Jahrhundert wurde das Gebäude zu der heutigen Form umgearbeitet. Dabei wurde die rechte Abseite entfernt und eine Außenwand eingezogen. Gleichzeitig wurde die rechte Ständerreihe zur Diele verschoben. Außerdem wurde der Kernbau um ein Fach verkürzt. Weiter konnten Spuren einer offenen Feuerstelle am Ende der Diele festgestellt werden. Es bestand ein Flett mit einer hohen Lucht (Gebäudevorsprung) an der rechten Seite.
Später wurde das Gebäude zur Leibzucht umgebaut. Vermutlich bei diesem Umbau entstand eine zweite Lucht auf der linken Seite. In die bestehende Lucht wurde eine Räucherbühne eingezogen. Etwa zu dieser Zeit wurde auf der Rückseite ein Kammerfach angebaut. Das konnte durch seine Bauteile ins 17. oder frühe 18. Jahrhundert datiert werden.
Das ursprüngliche Haus aus dem Jahr 1533 war mit seiner Größe für eine Leibzucht viel zu groß. Deshalb lässt sich vermuten, dass es zunächst als Haupthaus gebaut wurde. Als 1598 ein neues Haupthaus aufgerichtet wurde, arbeitete man dieses Haus zur Leibzucht um.
Haupthaus
Das heutige Haupthaus ist ein Vierständerbau aus dem Jahr 1753. In die Dielenwände wurden mehrere zweitverwendete Hölzer eingesetzt, und zwar Hölzer aus einem Bau aus dem 16. Jahrhundert. Das könnten Bauteile aus einem Vorgängerbau von 1598 sein.
Inschriften
Inschrift am Haupthaus:
Anno 1753 den 30 Maius hat Hans Herman Obermeier und Annamaria Kuhlemannsche von Lese M G H D [mit Gottes Hilfe dieses] Haus lassen bauen. Habe deine Lust am Herrn der wird dir geben was dein Herz wunschet. Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn. Er wirds W M. Ps. 37 V 4-5
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
- 1361 Belehnung des Johann von Arnholt mit einem Haus in Lieme
- 1432 der Arnholtsche Hof[7]
- 1535 Johann Auermeiger[8]
- 1562 Johan Auermeiger[9]
- 1572 Herman Auermeiger[10]
- 1590 Herman Auermeiger[11]
- 1618 Vbermeyer[12]
- Simon Obermeyer (1727 als Leibzüchter gen.)[13]
II oo 1729 Witwe Anna Maria Redeker
- um 1700 Bartold Obermeyer (+ 1726) oo Anna Elisabeth NN;
sie 1727 II oo Johan Tönnies Kuhlemann, Lieme Nr. 5; er als Johan Tönnies Obermeyer, Leibzüchter) II 1741/42 Agnete Witwe Stölting, Istrup (Amt Varenholz)
- 1737 Hanß Herman Obermeyer (Sohn von Bartold) 1737 oo[14] Anna Maria Kuhlmann, Leese
- 1763 Johann Conrad Obermeyer (Sohn von Hanß Herman O.) 1763 oo[15] Anna Catharina Elisabeth Rhiemeyer, Bauerschaft Retzen
- 1786 Conrad Obermeyer, geb. Nieweg, Lieme Nr. 1 1786 oo Anna Maria Sophia Obermeyer (Tochter von Johann Conrad O.)[16]
- 1819 Franz Conrad (Johan Conrad) Obermeyer (Sohn von Conrad O. geb. Nieweg) 1819 oo Johanne Florentine Margarete Steinmeyer, Lieme Nr. 22, Tochter des Krügers
- 1901 Ziegler Ernst Beermann, Wilhelmine Bergmann, Ziegler Simon Brand, Wilhelmine Gronemeier, Ziegler Fritz Haase, Ziegler Ernst Kuhlmann, Johanne Kuhlmann, Ziegler Heinrich Schulze, Ziegler Fritz Weege[17]
Literatur
Adressbuch für das Fürstenthum Lippe, Detmold 1901 Digitalisat
Wilhelm Schmidt, Lieme. Bilder aus vergangenen Tagen, Lemgo-Lieme 2010
Fritz Starke, Lieme. Eine ländliche Siedlung in Gegenwart und Vergangenheit, Lemgo 1972
Quellen
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Lippische Regesten NR 1361.11.10.
- ↑ Lippische Regesten NF 1482.10.15.
- ↑ Lippische Regesten NF 1496.09.12.
- ↑ Lippische Regesten NF 1513.09.21.
- ↑ L 92 Z Nr. 1450, S. 516f.
- ↑ L 92 Z Nr. 1452, S. 149.
- ↑ Wilhelm Schmidt, Lieme. Bilder aus vergangenen Tagen, Lemgo-Lieme 2010, S. 50.
- ↑ Fritz Verdenhalven (Bearb.), Die lippischen Landschatzregister von 1535, 1545, 1562 und 1572 (Lippische Geschichtsquellen; 4), Münster 1971.
- ↑ Fritz Verdenhalven (Bearb.), Die lippischen Landschatzregister von 1535, 1545, 1562 und 1572 (Lippische Geschichtsquellen; 4), Münster 1971.
- ↑ Fritz Verdenhalven (Bearb.), Die lippischen Landschatzregister von 1535, 1545, 1562 und 1572 (Lippische Geschichtsquellen; 4), Münster 1971.
- ↑ Herbert Stöwer (Hg.), Die lippischen Landschatzregister von 1590 und 1618 (Lippische Geschichtsquellen; 2), Münster 1964.
- ↑ Herbert Stöwer (Hg.), Die lippischen Landschatzregister von 1590 und 1618 (Lippische Geschichtsquellen; 2), Münster 1964.
- ↑ L 108 A Nr. 52, S. 48ff.
- ↑ Kirchenbuch Lieme; L 108 A Nr. 53, S. 232.
- ↑ Kirchenbuch Lieme; L 108 A Nr. 58, S. 353.
- ↑ Kirchenbuch Lieme.
- ↑ Wilhelm Schmidt, Lieme. Bilder aus vergangenen Tagen, Lemgo-Lieme 2010, S. 50; Adressbuch für das Fürstenthum Lippe, Detmold 1901 Digitalisat, S. 352.
Autor*innen
Seitenhistorie
Seite erstellt am 29.08.2025 von Margit Lenniger
Letzte Änderung am: 28.09.2025 von Margit Lenniger