Friedrich-Ebert-Straße 55 (Hiddesen)
| Friedrich-Ebert-Straße 55 (Hiddesen) | |
|---|---|
| Ortsteil | Hiddesen |
| Straße | Friedrich-Ebert-Straße (Hiddesen) |
| Hausnummer | 55 |
| Karte | |
| Adressbuch von 1901 | Ja |
| Gemeinde | Hiddesen |
| Hausnummer | 007 |
1564 gegründete Hoppenplöckerstätte mit Wohnhaus, Backhaus, 1 Scheffelsaat Garten und 6 Scheffelsaat Ackerland.
Geschichte
16.5.1564 erhielt "Grute Hans" die amtliche Bestätigung, dass Graf Bernhard VIII. zur Lippe ihm "eine bawstete uf dem großenn platze bei des Grute Meyers Hoffe" bewilligt hatte. Dafür waren nicht nur 2 Taler Weinkauf gezahlt worden, sondern Hans Grute hatte dem Landesherrn 900 junge Eichen auf das Feld zu Weinckhusenn und Hülshencken Hofstede gepflanzt und sich zudem verpflichtet, jährlich weitere 50 junge Eichen zu setzen.[1]
1597 Erbteilung (Gogerichtsregister). Der Nachlass umfasste 3 Kühe, 2 Rinder, 4 Ferkel, 2 Scheffel Gerste, je 1 Scheffel Hafer und Wicken, 1 Rock und Kleider. Davon musste noch der Sterbfall mit 5 Talern bezahlt werden. Nun kam Simon Schleper auf den Hof und zahlte dafür 1 Taler Weinkauf.[2]
1852 ließ der neue Eigentümer Friedrich Begemann das erst 1791 von Johann Töns Holzkämper erbaute Haus abreißen und für annähernd 7.000 Taler ein "theures Gebäude errichten, das weder in die Stadt noch auf das Dorf paßt".[3] Seine Frau Sophie beantragte 1854 Kuratel über ihren Mann mit der Begründung: "in seiner Aufgeblasenheit dachte er sich, er müsse als Oberförster in den Wäldern Nordamerikas spazieren gehen und sich nach seinen Spaziergängen hinter Beefsteaks und Portwein setzen können. Hinterm Glase Branntwein, und wenn man ihm vorschmeichelt, welch ein großer vornehmer Herr er jetzt wäre, geht seine Dickethuerei ins Fabelhafte. Er trinkt regelmäßig den Tag über ein Maß Branntwein und des Nachts gegen den Nach-durst ½ Maß. In ganz kurzer Zeit hat er ein ganzes Anker dieses edlen Getränkes vertilgt."[4]
Friedrich Begemann starb am 21. Januar 1856 im Alter von 58 Jahren. 1866 verkaufte die Witwe Sophie Begeman das Kolonat Nr. 7 an den Gasthofbesitzer August Vogeler zu Rehme, der 1869 eine Konzession für eine Gast- und Schenkwirtschaft mit Kolonialwarenhandlung beantragte, die aber wegen des Krüger Keiser'schen Krugprivilegs abgelehnt wurde.[5]
Im folgenden Jahr, 1870, verkaufte Vogeler das Kolonat an den Bäcker August Günther in Hiddesen, der aufgrund der nun eingeführten Gewerbefreiheit eine Gaststättenkonzession erhielt und dabei einen Kleinhandel mit Bäckerei betrieb. Er nannte seine Gaststätte "Frische Quelle". 1894 verkaufte die Witwe Caroline Günther die Stätte an den Oberkellner C. H. Rollwage aus Lebenstädt im Kreis Wolfenbüttel, der am 1. April 1895 den Wirtschaftsbetrieb übernahm, aber schon nach kurzer Zeit verstarb.[6]
Anfang August 1895 kaufte Otto Friedrichsmeier aus Herrentrup die "Frische Quelle" und verwaltete hier die am 1. April 1898 in Hiddesen eingerichtete Postagentur. Nach dem Verkauf im Jahr 1907 folgten zahlreiche Besitzerwechsel in kurzer Zeit, bis 1921 die Eisenbahndirektion Essen das Anwesen kaufte und als Eisenbahner-Erholungsheim nutzte.[7]
In den 1970er Jahren "Bundesbahnschule Detmold-Hiddesen", Bau eines Fertigteil-Pavillons für den Unterricht.
2011 nach jahrelangem Leerstand Abriss der "Frischen Quelle" und anschließende Neubebauung (der Pavillon steht 2025 noch).
Gebäude
Inschriften
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
Die Stätte erfuhr häufige Besitzerwechsel.[8]
1564 "Grute Hans".
1597 Erbteilung, an Simon Schleper.
um 1605 Simon Plaß.
1639 Hermann Plaß.
1648 Hermann Plaß' Witwe.
1653 Curd Plaß.
1668 Hermann Plaß olim Grütehans.
vor 1726 Johann Henrich Barthold Plaß.
ab 1726 an dessen Sohn Johann Henrich Plaß, genannt Plaßmeier.
1790 gab die 97jährige Plaßfrau vor dem Amt Detmold an, dass sie mit ihrem 87jährigen "kindischen" Mann die Stätte nicht mehr führen könne und sie sich entschlossen hätten, diese ihrer 20jährigen Enkelin Wilmine Plaß aus der Hiddeser Mühle zu geben.[9]
Als Bräutigam wollte Johann Töns Holzkämper auf die Stätte einheiraten, Eheverschreibung und Proklamation hatten schon stattgefunden, doch erschien die Braut nicht. Holzkämper wurde nach seiner Eheklage vor dem Konsistorium gegen Zahlung von 15 Talern an Wilhelmine Plaß rechtmäßiger Eigentümer der Stätte und ließ schon im folgenden Jahr, 1791, ein neues Wohnhaus erbauen.[10]
1850 Verkauf für 1.400 Reichstaler an Eduard Bunte in Schlangen.
1852 Verkauf von Bunte an den Pächter Friedrich Begemann in Schönemark. Begemann war bis 1847 Waldschütz in Schwalenberg gewesen, dort Konkurs gegangen, anschließend gnädigerweise als Klaftermeister in Hiddesen angestellt worden. Er war im Sommer 1848 nach Amerika ausgewandert und hatte seine Frau Sophie mit 9 Kindern "in hülfloser Lage" zurückgelassen. Schon 1849 kehrte er zurück. Seine Frau hatte inzwischen von ihrer Schwester, Madame Girke, 27.000 Reichstaler geerbt. Begemann pachtete einen Hof in Schönemark, kaufte für 2.600 Taler ein Haus in Detmold und die Stätte Nr. 7 in Hiddesen.[11] Seine Frau Sophie beantragte 1854 Kuratel über ihren Mann mit der Begründung: "in seiner Aufgeblasenheit dachte er sich, er müsse als Oberförster in den Wäldern Nordamerikas spazieren gehen und sich nach seinen Spaziergängen hinter Beefsteaks und Portwein setzen können. Hinterm Glase Branntwein, und wenn man ihm vorschmeichelt, welch ein großer vornehmer Herr er jetzt wäre, geht seine Dickethuerei ins Fabelhafte. Er trinkt regelmäßig den Tag über ein Maß Branntwein und des Nachts gegen den Nach-durst ½ Maß. In ganz kurzer Zeit hat er ein ganzes Anker dieses edlen Getränkes vertilgt."[12] Friedrich Begemann starb am 21. Januar 1856 im Alter von 58 Jahren.
1866 verkaufte die Witwe Sophie Begeman das Kolonat Nr. 7 an den Gasthofbesitzer August Vogeler zu Rehme, der 1869 eine Konzession für eine Gast- und Schenkwirtschaft mit Kolonialwarenhandlung beantragte, die aber wegen des Krüger Keiser'schen Krugprivilegs abgelehnt wurde.[13]
Im folgenden Jahr, 1870, verkaufte Vogeler das Kolonat an den Bäcker August Günther in Hiddesen, der aufgrund der nun eingeführten Gewerbefreiheit eine Gaststättenkonzession erhielt und dabei einen Kleinhandel mit Bäckerei betrieb. Er nannte seine Gaststätte "Frische Quelle".
1894 verkaufte die Witwe Caroline Günther die Stätte an den Oberkellner C. H. Rollwage aus Lebenstädt im Kreis Wolfenbüttel, der am 1. April 1895 den Wirtschaftsbetrieb übernahm, aber schon nach kurzer Zeit verstarb.
Anfang August 1895 kaufte Otto Friedrichsmeier aus Herrentrup die "Frische Quelle" und verwaltete hier die am 1. April 1898 in Hiddesen eingerichtete Postagentur.
1907 an Ernst Rehmann aus Lippstadt (Verkauf wurde rückgängig gemacht).
1907 an Heinrich Woermann zu Niederbecksen.
1908 Johann Scholten aus Brockhausen a. Rh.
1911 an Hermann Schmitz aus Dortmund-Körne.
1915 an Hans Bojan aus Ickern i. W. (in dieser Zeit völliger Umbau des Wirtschaftsgebäudes).
1920 an Josef Meiners aus Basel (er ließ bis August 1921 den Wirtschaftsbetrieb durch seinen Schwiegervater Christian Tonding aus Heidenoldendorf ausführen).
1921 an die Eisenbahndirektion Essen und Einrichtung zum Eisenbahnheim "Frische Quelle Hiddesen eGmbH".
1946-1949 durch die britische Besatzung beschlagnahmt für das Entnazifizierungs-Spruchgericht Hiddesen mit 20 Spruchkammern.
Literatur
Quellen
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 24.
- ↑ Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 24.
- ↑ Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 25.
- ↑ Zit. nach Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 25.
- ↑ Zit. nach Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 25.
- ↑ Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 25.
- ↑ Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 25.
- ↑ Folgende Auflistung nach Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 24 f.
- ↑ Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 24.
- ↑ Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 24 f.
- ↑ Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 25.
- ↑ Zit. nach Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 25.
- ↑ Zit. nach Heinrich August Sievert, Hiddesen und das Hermannsdenkmal. Eine kleine Dorfchronik, Hiddesen 1950., S. 25.
Autor*innen
Seitenhistorie
Seite erstellt am 03.11.2025 von Joachim Kleinmanns
Letzte Änderung am: 17.11.2025 von Joachim Kleinmanns