Kirchweg 16 (Heiligenkirchen): Unterschied zwischen den Versionen

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Vor dem Kirchhof wurden, nachdem aus der Eigenkirche eine Pfarrkirche geworden war, ein Pfarrhaus und ein Küsterhaus erbaut. Die Umwandlung der Eigenkirchen in Pfarrkirchen ist im Zusammenhang mit dem Aufgeben der Eigenbewirtschaftung der Villikationen im 12./13. Jahrhundert erfolgt. Die Höfe arbeiteten nun eigenverantwortlich, mussten jedoch Abgaben und Frondienste an den Grundherrn leisten.
Vor dem Kirchhof wurden, nachdem aus der Eigenkirche eine Pfarrkirche geworden war, ein Pfarrhaus und ein Küsterhaus erbaut. Die Umwandlung der Eigenkirchen in Pfarrkirchen ist im Zusammenhang mit dem Aufgeben der Eigenbewirtschaftung der Villikationen im 12./13. Jahrhundert erfolgt. Die Höfe arbeiteten nun eigenverantwortlich, mussten jedoch Abgaben und Frondienste an den Grundherrn leisten.
Dem Pastor zu Heiligenkirchen waren vor allem die Heiligenkirchener Kolonate abgaben- und dienstpflichtig, aber auch andere. Der Hof Kulemann in Schmedissen gab 2 Scheffel Gerste und 4 Scheffel Hafer, wie das Salbuch der Vogtei Detmold von etwa 1614 und 1617 vermerkt. <ref> Herbert Stöwer und Fritz Verdenhalven, Salbücher der Grafschaft Lippe von 1614 bis etwa 1620. Münster/Westf. 1969, S. 18 u. 39 </ref> Das Salbuch der Vogtei Falkenberg von etwa 1617 nennt drei weitere Einnahmequellen des Heiligenkirchener Pastorats: Von Eick Tonieß in Fromhausen erhielt er 1 Scheffel Gerste und 5 Scheffel Hafer, von Bartholdt Alueke [Albeke] 6 Scheffel Gerste und 6 Scheffel Hafer sowie von Bartholdt Giebe 5 Groschen (Stöwer/Verdenhalven 1969, S. 47 f.). Alle dieses Höfe waren Eigentum des Grafenhauses, das mit diesen Abgabeverpflichtungen das Pastorat alimentierte. Natürlich hatten auch die Heiligenkirchener das Pastorat mit Abgaben und Diensten zu unterstützen.
Dem Pastor zu Heiligenkirchen waren vor allem die Heiligenkirchener Kolonate abgaben- und dienstpflichtig, aber auch andere. Der Hof Kulemann in Schmedissen gab 2 Scheffel Gerste und 4 Scheffel Hafer, wie das Salbuch der Vogtei Detmold von etwa 1614 und 1617 vermerkt. <ref> Herbert Stöwer und Fritz Verdenhalven, Salbücher der Grafschaft Lippe von 1614 bis etwa 1620. Münster/Westf. 1969, S. 18 u. 39 </ref> Das Salbuch der Vogtei Falkenberg von etwa 1617 nennt drei weitere Einnahmequellen des Heiligenkirchener Pastorats: Von Eick Tonieß in Fromhausen erhielt er 1 Scheffel Gerste und 5 Scheffel Hafer, von Bartholdt Alueke [Albeke] 6 Scheffel Gerste und 6 Scheffel Hafer sowie von Bartholdt Giebe 5 Groschen. <ref>Stöwer/Verdenhalven 1969, S. 47 f.</ref> Alle dieses Höfe waren Eigentum des Grafenhauses, das mit diesen Abgabeverpflichtungen das Pastorat alimentierte. Natürlich hatten auch die Heiligenkirchener das Pastorat mit Abgaben und Diensten zu unterstützen.


===Pfarrhaus I===
===Pfarrhaus I===


Das älteste bekannte Pfarrhaus I stand an der Kirchhofmauer, dort wo heute der Parkplatz für die Kirchgänger angelegt ist, südlich vom Hauptzugang zum Kirchhof. Bei einer Plünderung im Dreißigjährigen Krieg brannte es 1634 ab (Butterweck 1926, S. 414).  
Das älteste bekannte Pfarrhaus I stand an der Kirchhofmauer, dort wo heute der Parkplatz für die Kirchgänger angelegt ist, südlich vom Hauptzugang zum Kirchhof. Bei einer Plünderung im Dreißigjährigen Krieg brannte es 1634 ab. <ref> Butterweck 1926, S. 414.</ref>


===Pfarrhaus II (1634)===
===Pfarrhaus II (1634)===
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[[Datei:pfarrhaus_1860_Merckel.jpg|thumb|Umbauplanung Pfarrhaus II, Ferdinand Merckel, 1860, aus: Stiewe, 2000, S. 280]]
[[Datei:pfarrhaus_1860_Merckel.jpg|thumb|Umbauplanung Pfarrhaus II, Ferdinand Merckel, 1860, aus: Stiewe, 2000, S. 280]]


Mittels einer Kollekte konnte es an Ort und Stelle wieder aufgebaut werden. 1710 soll es so baufällig gewesen sein, dass es durch einen Neubau ersetzt werden sollte. Zur Finanzierung musste die Gemeinde einen Kredit aufnehmen (Wendt 1965, S. 191 f.). Stiewe berichtet von erneuten Eingaben der Gemeinde um Reparatur des Pfarrhauses aus den Jahren 1743 und 1755 (Stiewe 2000, S. 281). Den Grundriss dieses Pfarrhauses kennen wir durch einen Umbauplan von Merckel aus dem Jahr 1860. Demnach war es ein Querdielenhaus mit Wohnteil im Westen. Dieser war durch einen separaten Querflur mit Vortreppe erschlossen und bestand aus einer Wohnstube und Schlafkammer mit Abortanbau im Erdgeschoss. Im Osten lagen eine kleinere Gesindestube, die Küche mit Speisekammer und eine Kammer für die Magd darüber. Im Obergeschoss erschloss ein zentraler Flur die große Fremdenstube und -kammer sowie zwei weitere Stuben und Kammern. Der Wirtschaftsteil war durch eine Querdiele erschlossen und besaß Ställe für drei Kühe, drei Schweine und Federvieh. Außerdem waren hier zwei Aborte untergebracht. Merckels Planung sah einen Umbau der Küche und ein neues Treppenhaus in der Hausmitte vor. Diese gründlichen Renovierungsarbeiten wurden noch 1860 durchgeführt (Hegerfeld 1998, S. 14). Das Äußere des Längsdeelenhauses zeigt eine Zeichnung von Ludwig Menke von 1853.
Mittels einer Kollekte konnte es an Ort und Stelle wieder aufgebaut werden. 1710 soll es so baufällig gewesen sein, dass es durch einen Neubau ersetzt werden sollte. Zur Finanzierung musste die Gemeinde einen Kredit aufnehmen. <ref>Wendt 1965, S. 191 f.</ref> Stiewe berichtet von erneuten Eingaben der Gemeinde um Reparatur des Pfarrhauses aus den Jahren 1743 und 1755 (Stiewe 2000, S. 281). Den Grundriss dieses Pfarrhauses kennen wir durch einen Umbauplan von Merckel aus dem Jahr 1860. Demnach war es ein Querdielenhaus mit Wohnteil im Westen. Dieser war durch einen separaten Querflur mit Vortreppe erschlossen und bestand aus einer Wohnstube und Schlafkammer mit Abortanbau im Erdgeschoss. Im Osten lagen eine kleinere Gesindestube, die Küche mit Speisekammer und eine Kammer für die Magd darüber. Im Obergeschoss erschloss ein zentraler Flur die große Fremdenstube und -kammer sowie zwei weitere Stuben und Kammern. Der Wirtschaftsteil war durch eine Querdiele erschlossen und besaß Ställe für drei Kühe, drei Schweine und Federvieh. Außerdem waren hier zwei Aborte untergebracht. Merckels Planung sah einen Umbau der Küche und ein neues Treppenhaus in der Hausmitte vor. Diese gründlichen Renovierungsarbeiten wurden noch 1860 durchgeführt. <ref>Hegerfeld 1998, S. 14</ref> Das Äußere des Längsdeelenhauses zeigt eine Zeichnung von Ludwig Menke von 1853.


Am 4. September 1871 brannten das Pfarrhaus und weitere Häuser ab, weil Kinder beim Spielen mit Streichhölzern die Scheune des nahe gelegenen Hofs Klöpping, [[Kirchweg 24–26 (Heiligenkirchen)]], in Brand gesetzt hatten. Von dort hatte sich das Feuer nach Nordwesten ausgebreitet.
Am 4. September 1871 brannten das Pfarrhaus und weitere Häuser ab, weil Kinder beim Spielen mit Streichhölzern die Scheune des nahe gelegenen Hofs Klöpping, [[Kirchweg 24–26 (Heiligenkirchen)]], in Brand gesetzt hatten. Von dort hatte sich das Feuer nach Nordwesten ausgebreitet.
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Der Neubau erforderte zur Finanzierung den Verkauf umfangreichen Landbesitzes, vor allem im Schoren, durch den Kirchenvorstand, bestehend aus Pastor Grupe und den Kirchendechen Friedrich Tötemeyer  und Simon Möllemann.  
Der Neubau erforderte zur Finanzierung den Verkauf umfangreichen Landbesitzes, vor allem im Schoren, durch den Kirchenvorstand, bestehend aus Pastor Grupe und den Kirchendechen Friedrich Tötemeyer  und Simon Möllemann.  


Stiewe hat darauf hingewiesen, dass der Bau in der für Merckel typischen schlichten Formensprache dem Pfarrhaus in [[Reelkirchen]] ähnlich ist. 1891 wurde auf Antrag von Pastor Emil Zeiß eine Konfirmandenstube anstelle von Küche und Speisekammer in dem "recht großen Pfarrhause" eingebaut. Bis dahin hatte der Konfirmandenunterricht im alten Pfarrtagelöhnerhaus von 1693 stattgefunden (Stiewe 2000, S. 232 f.).
Stiewe hat darauf hingewiesen, dass der Bau in der für Merckel typischen schlichten Formensprache dem Pfarrhaus in [[Reelkirchen]] ähnlich ist. 1891 wurde auf Antrag von Pastor Emil Zeiß eine Konfirmandenstube anstelle von Küche und Speisekammer in dem "recht großen Pfarrhause" eingebaut. Bis dahin hatte der Konfirmandenunterricht im alten Pfarrtagelöhnerhaus von 1693 stattgefunden. <ref>Stiewe 2000, S. 232 f.</ref>


===Pfarrhaus IV (1973)===
===Pfarrhaus IV (1973)===
Nach ersten konkreten Planungen Ende 1970 erstellte der Heiligenkirchener Architekt Werner Beining 1971 einen Entwurf, der Anfang 1972 genehmigt und hinter dem bestehenden Pfarrhaus verwirklicht wurde. Das Pfarrhaus war bereits im Januar 1973 bezugsfertig. Unmittelbar anschließend wurde das alte Pfarrhaus abgebrochen und mit dem Neubau eines modernen Gemeindezentrums begonnen. Schon am 21. Oktober 1973 konnte es feierlich eingeweiht werden. Veranschlagt waren 700.000 DM (ca. 350.000 EUR), tatsächlich stiegen die Baukosten auf 900.000 DM (Hegerfeld 1998, S. 52).
Nach ersten konkreten Planungen Ende 1970 erstellte der Heiligenkirchener Architekt Werner Beining 1971 einen Entwurf, der Anfang 1972 genehmigt und hinter dem bestehenden Pfarrhaus verwirklicht wurde. Das Pfarrhaus war bereits im Januar 1973 bezugsfertig. Unmittelbar anschließend wurde das alte Pfarrhaus abgebrochen und mit dem Neubau eines modernen Gemeindezentrums begonnen. Schon am 21. Oktober 1973 konnte es feierlich eingeweiht werden. Veranschlagt waren 700.000 DM (ca. 350.000 EUR), tatsächlich stiegen die Baukosten auf 900.000 DM. <ref>Hegerfeld 1998, S. 52.</ref>


==Baubeschreibung==
==Baubeschreibung==


Entstanden war 1972/73 eine Gruppe von zwei größtenteils verschieferten Kalksandsteinbauten, zweigeschossig mit flach geneigten Grabendächern für Pfarrhaus und Gemeindesaal, verbunden durch einen flachen Zwischentrakt für die Verwaltung. Beining urteilte damals: "Der moderne Bau dürfte sich gut in das Zentrum des alten Ortskerns einfügen." (Lippische Rundschau,14.7.1973)
Entstanden war 1972/73 eine Gruppe von zwei größtenteils verschieferten Kalksandsteinbauten, zweigeschossig mit flach geneigten Grabendächern für Pfarrhaus und Gemeindesaal, verbunden durch einen flachen Zwischentrakt für die Verwaltung. Beining urteilte damals: "Der moderne Bau dürfte sich gut in das Zentrum des alten Ortskerns einfügen." <ref>Lippische Rundschau, 14.7.1973.</ref>


==Eigentümer*innen, Bewohner*innen==
==Eigentümer*innen, Bewohner*innen==
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Über die Namen unterrichtet der Hohenhausener Pastor August Dreves in seiner lippischen Kirchengeschichte. Vor der Reformation waren dies demnach:  
Über die Namen unterrichtet der Hohenhausener Pastor August Dreves in seiner lippischen Kirchengeschichte. Vor der Reformation waren dies demnach:  
* 1. Johann, Pfarrer von Heiligenkirchen, Rector der Capelle des Heiligengeistes zu Lemgo, schließt vor dem Vicearchidiacon des Lemgoer Stuhls am 23. August 1394 einen Vergleich. (Lipp. Reg. II., 1425.)


* 2. Johann Welthof, Kirchherr zu Heiligenkirchen, unter dessen Vermittelung Bernhard E. H. zur Lippe am 20. November 1493 einen Vertrag schließt. (Lipp. Reg. IV., 2809.)
* 1. Johann, Pfarrer von Heiligenkirchen, Rector der Capelle des Heiligengeistes zu Lemgo, schließt vor dem Vicearchidiacon des Lemgoer Stuhls am 23. August 1394 einen Vergleich. <ref>Lipp. Reg. II., 1425.</ref>


* 3. Johann Brinkmann; an ihn und die dortigen Kirchendechen verkauft im Jahre 1527 der E. H. Simon V. zur Lippe für 100 Fl. 5 Malt Korn aus 2 Höfen in Frommhausen. (Lipp. Reg. III., 2494.)
* 2. Johann Welthof, Kirchherr zu Heiligenkirchen, unter dessen Vermittelung Bernhard E. H. zur Lippe am 20. November 1493 einen Vertrag schließt. <ref>Lipp. Reg. IV., 2809.</ref>
 
* 3. Johann Brinkmann; an ihn und die dortigen Kirchendechen verkauft im Jahre 1527 der E. H. Simon V. zur Lippe für 100 Fl. 5 Malt Korn aus 2 Höfen in Frommhausen. <ref>Lipp. Reg. III., 2494.</ref>
 
* 4. Arnd Holscher, ›ein Papist, der vom Officialat zu Paderborn bei dem Streithandel wegen der Reparationskosten der Wehme zu Horn committiret war.‹ <ref>Pustkuchen, Beitr. S. 73.</ref> (Siehe Horn.)  


* 4. Arnd Holscher, ›ein Papist, der vom Officialat zu Paderborn bei dem Streithandel wegen der Reparationskosten der Wehme zu Horn committiret war.‹ (Pustkuchen, Beitr. S. 73.) (Siehe Horn.)
Ihm folgte als erster lutherischer Prediger:
Ihm folgte als erster lutherischer Prediger:


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* 4. Heinrich Windt, 1602–1608, ist der erste reformirte Prediger hier gewesen, starb in Heiligenkirchen den 15. März 1608.
* 4. Heinrich Windt, 1602–1608, ist der erste reformirte Prediger hier gewesen, starb in Heiligenkirchen den 15. März 1608.


* 5. Henrich Wetter, 1609–1636; dieser, sowie der Vorige liegen auf dem Chore in der Kirche begraben. Er gab dem Grafen Simon VI. zu Brake bei der von diesem auch von Seiten des Bischofs von Paderborn an Lipp. Pfarrer erhobene Ansprüche des Domthesaurars oder früheren Archidiacons von Lemgo im Jahre 1611 veranlaßten Versammlung zu Protokoll: ›Weder sein Vorgänger seit 80 Jahren, noch er sei von den Paderbornern angesprochen.
* 5. Henrich Wetter, 1609–1636; dieser, sowie der Vorige liegen auf dem Chore in der Kirche begraben. Er gab dem Grafen Simon VI. zu Brake bei der von diesem auch von Seiten des Bischofs von Paderborn an Lipp. Pfarrer erhobene Ansprüche des Domthesaurars oder früheren Archidiacons von Lemgo im Jahre 1611 veranlaßten Versammlung zu Protokoll: "Weder sein Vorgänger seit 80 Jahren, noch er sei von den Paderbornern angesprochen."


Volkszählung 1609: Pastor Henricus Wetter, seine Frau, 4 Kinder (das älteste 6 Jahre), eine Kleinmagd.
Volkszählung 1609: Pastor Henricus Wetter, seine Frau, 4 Kinder (das älteste 6 Jahre), eine Kleinmagd.
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* 6. Henricus Perizonius, 1638–1652, kam von Falkenhagen hierher und starb im letztgenannten Jahre. Generalsuperintendent Sustmann hielt ihm die Leichenrede aus Dan. 12, 3.
* 6. Henricus Perizonius, 1638–1652, kam von Falkenhagen hierher und starb im letztgenannten Jahre. Generalsuperintendent Sustmann hielt ihm die Leichenrede aus Dan. 12, 3.


* 7. Joachim Winandt, aus Gravenstein in Hessen, wurde abgesetzt, (wahrscheinlich im Jahre 1669, zugleich mit ihm der widerspenstige Stephani in Stapelage), ›und hat sich nachher in Haustenbeck als Prediger bis in sein hohes Alter aufgehalten.Ein Visitationsbericht des Jahres 1668 bemerkt: ›In Berlebeck wohnt Cord D., welcher seinem eigenen Bekenntniß nach dem Pastor Winandt einen bösen Trunk wollen beibringen. Da es aber Gott verhütet, habe er den Pastor einen Thaler gegeben, um nicht zu klagen, sondern still zu sein. Er wäre leider durch etliche böse Weiber dazu verleitet.‹ (Vgl. A. v. Cölln, Urkundl. Beiträge S. 19.)
* 7. Joachim Winandt, aus Gravenstein in Hessen, wurde abgesetzt, (wahrscheinlich im Jahre 1669, zugleich mit ihm der widerspenstige Stephani in Stapelage), "und hat sich nachher in Haustenbeck als Prediger bis in sein hohes Alter aufgehalten." Ein Visitationsbericht des Jahres 1668 bemerkt: "In Berlebeck wohnt Cord D., welcher seinem eigenen Bekenntniß nach dem Pastor Winandt einen bösen Trunk wollen beibringen. Da es aber Gott verhütet, habe er den Pastor einen Thaler gegeben, um nicht zu klagen, sondern still zu sein. Er wäre leider durch etliche böse Weiber dazu verleitet." <ref>Vgl. A. v. Cölln, Urkundl. Beiträge S. 19.</ref>


An der Südseite der Kirche ist die Grabplatte Winands, aus der Kirche zu Haustenbeck hierhin versetzt, angebracht. Windand war Eigentümer des Hauses [[Am Krugplatz 5 (Heiligenkirchen)]], so dass fraglich ist, ob er im Pfarrhaus gewohnt hat.
An der Südseite der Kirche ist die Grabplatte Winands, aus der Kirche zu Haustenbeck hierhin versetzt, angebracht. Windand war Eigentümer des Hauses [[Am Krugplatz 5 (Heiligenkirchen)]], so dass fraglich ist, ob er im Pfarrhaus gewohnt hat.
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* 12. Gerlacus Rickmeyer, 1727–1729, Sohn des im Jahre 1751 zu Horn verschiedenen Generalsuperintendenten Hermann Dietrich Rickmeyer.  
* 12. Gerlacus Rickmeyer, 1727–1729, Sohn des im Jahre 1751 zu Horn verschiedenen Generalsuperintendenten Hermann Dietrich Rickmeyer.  


* 13. Matthias Jenin, 1730–1763, kam von hier nach Horn, starb aber hier schon nach einmaligem Predigen 14 Tage nach seinem Einzuge. Mathias Jenin (1730–1763), verheiratete sich mit der Tochter eines türkischen Ehepaares, Hassan und Kadira, welche in ihrer Jugendzeit im Türkenkrieg bei der Eroberung von Neuhäusel gefangen genommen und vom lippischen Grafen Georg 1683 mit nach Lippe gebracht und dort am 7. Mai 1693 getauft wurden. Hassan unter dem Namen Dietrich Sternberg (gestorben als gräflicher Kapitän-Lieutnant 1726) und Kadira (auch: Kattira) unter dem Namen Henriette [vgl. D. Brandes 1895].
* 13. Matthias Jenin, 1730–1763, kam von hier nach Horn, starb aber hier schon nach einmaligem Predigen 14 Tage nach seinem Einzuge. Mathias Jenin (1730–1763), verheiratete sich mit der Tochter eines türkischen Ehepaares, Hassan und Kadira, welche in ihrer Jugendzeit im Türkenkrieg bei der Eroberung von Neuhäusel gefangen genommen und vom lippischen Grafen Georg 1683 mit nach Lippe gebracht und dort am 7. Mai 1693 getauft wurden. Hassan unter dem Namen Dietrich Sternberg (gestorben als gräflicher Kapitän-Lieutnant 1726) und Kadira (auch: Kattira) unter dem Namen Henriette. <ref>D. Brandes 1895</ref>


Jenin fiel durch die Vernachlässigung seiner kirchlichen Pflichten und durch einen unsittlichen Lebenswandel auf. 1734 beschwerte sich die Gemeinde, er sei ohne Urlaub nach Schötmar gewesen, weshalb ein Kind ungetauft gestorben sei, er sei mehrfach, unter anderem am Karfreitag, nicht in der Kirche gewesen, an beiden Weihnachtstagen erst gekommen, als Singen und Beten vorüber gewesen, ebenso bei Begräbnissen, habe von Michaelis bis Ostern keinen Katechismus-Unterricht gehalten und nehme von den Armen eine überhöhte Gebühr für die Leichenpredigt. Zur Frau des Amtsvogts unterhielt er ein anstößiges Verhältnis, weshalb die Gemeinde seinen Gottesdienst nicht mehr besuchte. Am 12. Oktober 1740 bat "sämtliche Gemeinde" um seine Versetzung. Sie gaben an, nicht mehr zum Abendmahl gehen zu können "und sehen wir so gar mit bekümmerten Seelen, daß unsere Kinder mit dem Bade der Heyligen Taufe von unheyligen Händen besprengt werden" (Wendt 1965, 123 f.). Dennoch sollte es noch 23 Jahre dauern, bis das Konsistorium Jenin 1763 nach Horn versetzte, wo er alsbald verstarb.
Jenin fiel durch die Vernachlässigung seiner kirchlichen Pflichten und durch einen unsittlichen Lebenswandel auf. 1734 beschwerte sich die Gemeinde, er sei ohne Urlaub nach Schötmar gewesen, weshalb ein Kind ungetauft gestorben sei, er sei mehrfach, unter anderem am Karfreitag, nicht in der Kirche gewesen, an beiden Weihnachtstagen erst gekommen, als Singen und Beten vorüber gewesen, ebenso bei Begräbnissen, habe von Michaelis bis Ostern keinen Katechismus-Unterricht gehalten und nehme von den Armen eine überhöhte Gebühr für die Leichenpredigt. Zur Frau des Amtsvogts unterhielt er ein anstößiges Verhältnis, weshalb die Gemeinde seinen Gottesdienst nicht mehr besuchte. Am 12. Oktober 1740 bat "sämtliche Gemeinde" um seine Versetzung. Sie gaben an, nicht mehr zum Abendmahl gehen zu können "und sehen wir so gar mit bekümmerten Seelen, daß unsere Kinder mit dem Bade der Heyligen Taufe von unheyligen Händen besprengt werden". <ref>Wendt 1965, 123 f.</ref> Dennoch sollte es noch 23 Jahre dauern, bis das Konsistorium Jenin 1763 nach Horn versetzte, wo er alsbald verstarb.


* 14. Johann Friedrich Christian Wessel, geb. 11. November 1735 zu Sonneborn, besuchte die Schule zu Detmold, studirte zu Harderwyk, kam am 20. November 1763 als Prediger nach Heiligenkirchen, 1772 nach Bega, wo er 1803 gestorben ist.
* 14. Johann Friedrich Christian Wessel, geb. 11. November 1735 zu Sonneborn, besuchte die Schule zu Detmold, studirte zu Harderwyk, kam am 20. November 1763 als Prediger nach Heiligenkirchen, 1772 nach Bega, wo er 1803 gestorben ist.
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1919 (Volkszählung) Witwe Antonie Limberg mit Tochter Klara; Rentner Heinrich Plesken mit Frau Therese, Töchtern Anneliese und Johanna, Schwester Lina Pleken und Dienstmädchen Lina Wächter. Gustav Lamberg wohnte 1919 in der [[Friedrichshöhe 16 (Heiligenkirchen)]].
1919 (Volkszählung) Witwe Antonie Limberg mit Tochter Klara; Rentner Heinrich Plesken mit Frau Therese, Töchtern Anneliese und Johanna, Schwester Lina Pleken und Dienstmädchen Lina Wächter. Gustav Lamberg wohnte 1919 in der [[Friedrichshöhe 16 (Heiligenkirchen)]].


* Otto Voget (1933 bis 1944), war 1925–1927 Pfarrer in Falkenhagen, anschl. in Blomberg. Am 6. April 1944 von der Gestapo verhaftet.
* Otto Voget (1933 bis 1944), war 1925–1927 Pfarrer in Falkenhagen, anschl. in Blomberg. Am 6. April 1944 von der Gestapo verhaftet.<ref>Jannis Florens Kob, Der Kampf innerhalb der Kirche im Nationalsozialismus. Die Bekennende Kirche in Heiligenkirchen am Beispiel Otto Vogets (Körber-Stiftung, Beitragsnummer 20170609, Landessieger 2016/17, Jannis Florens Kob, Klasse 7, Gymnasium Leopoldinum, Detmold.</ref>


* Pfarrer Heinrich Quistorp (August 1944–September 1945), geboren 1911, gestorben 1987. Wurde als Vertretungspfarrer vom Landeskirchenamt zugewiesen.  
* Pfarrer Heinrich Quistorp (August 1944–September 1945), geboren 1911, gestorben 1987. Wurde als Vertretungspfarrer vom Landeskirchenamt zugewiesen.  
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==Literatur==
==Literatur==


August Bernhard Christian Dreves, Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes, Lemgo 1881, S. 73–75; – Wilhelm Butterweck, Die Geschichte der Lippischen Landeskirche, Schötmar 1926, S. 413–418; – D. Brandes, Die Hugenotten-Kolonieen im Fürstenthum Lippe (Geschichtsblätter des Deutschen Hugenotten-Vereins; V, 1), Magdeburg 1895, S. 21; – Hermann Wendt, Das ehemalige Amt Falkenberg, Lemgo 1965, S. 123 f.; – Herbert Stöwer und Fritz Verdenhalven, Salbücher der Grafschaft Lippe von 1614 bis etwa 1620. Münster/Westf. 1969; – Heinrich Hegerfeld, 1973–1998. Gemeindezentrum und Pfarrhaus seit 25 Jahren in Benutzung, o. O. o. J. (Detmold 1998); – Heinrich Stiewe, Pfarrhausbau in Lippe, in: Thomas Spohn (Hg.): Pfarrhäuser in Nordwestdeutschland (Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland, 100). Münster 2000, S. 227–308, hier S. 280 f.
August Bernhard Christian Dreves, Geschichte der Kirchen, Pfarren, geistlichen Stiftungen und Geistlichen des Lippischen Landes, Lemgo 1881, S. 73–75
 
Wilhelm Butterweck, Die Geschichte der Lippischen Landeskirche, Schötmar 1926, S. 413–418
 
D. Brandes, Die Hugenotten-Kolonieen im Fürstenthum Lippe (Geschichtsblätter des Deutschen Hugenotten-Vereins; V, 1), Magdeburg 1895, S. 21
 
Hermann Wendt, Das ehemalige Amt Falkenberg, Lemgo 1965, S. 123 f.
 
Herbert Stöwer und Fritz Verdenhalven, Salbücher der Grafschaft Lippe von 1614 bis etwa 1620. Münster/Westf. 1969
 
Heinrich Hegerfeld, 1973–1998. Gemeindezentrum und Pfarrhaus seit 25 Jahren in Benutzung, o. O. o. J. (Detmold 1998)
 
Heinrich Stiewe, Pfarrhausbau in Lippe, in: Thomas Spohn (Hg.): Pfarrhäuser in Nordwestdeutschland (Beiträge zur Volkskultur in Nordwestdeutschland, 100). Münster 2000, S. 227–308, hier S. 280 f.


==Quellen==
==Quellen==
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===Bildquellen===
===Bildquellen===


Emil Zeiß, Kirche und Pfarrhaus von Osten, Skizze o. J., Bleistiftzeichnung, 6 x 11,5 cm (oval), WV 367, LLM 538/97; Emil Zeiß, "Pfarre Heiligenkirchen": Pfarrhaus (erbaut 1872–73, abgebrochen 1973), 1887, 12.7., Bleistiftzeichnung (aus Skizzenbuch 26), 9,3 x 14,9 cm, WV 388, LLM 310/97 (Abb. S. 147 unten links); Emil Zeiß, "aus Vaters Fenster" (Aufschrift von Erich Zeiß), Garten, Ecke eines Bruchsteingebäudes, o. J. (1860 oder später), Aquarell, 14,2 x 24,7 cm, WV 385, LLM 1035/93; Emil Zeiß, Der Wendt’sche Hof, Aquarell, 1888 (links im Hintergrund); – Pfarrhaus von Süden, Fotografie, um 1910 (Archiv HV Hk);– Pfarrhaus von Südwesten mit Scheunenanbau und Einfriedigung, Fotografie, um 1910 (Archiv HV Hk); – Ansicht von Westen, Fotografie, 1966; Ansicht von Osten mit neuem Kindergarten, Fotografie, 1966.
Emil Zeiß, Kirche und Pfarrhaus von Osten, Skizze o. J., Bleistiftzeichnung, 6 x 11,5 cm (oval), WV 367, LLM 538/97
 
Emil Zeiß, "Pfarre Heiligenkirchen": Pfarrhaus (erbaut 1872–73, abgebrochen 1973), 1887, 12.7., Bleistiftzeichnung (aus Skizzenbuch 26), 9,3 x 14,9 cm, WV 388, LLM 310/97  
 
Emil Zeiß, "aus Vaters Fenster" (Aufschrift von Erich Zeiß), Garten, Ecke eines Bruchsteingebäudes, o. J. (1860 oder später), Aquarell, 14,2 x 24,7 cm, WV 385, LLM 1035/93
 
Emil Zeiß, Der Wendt’sche Hof, Aquarell, 1888 (links im Hintergrund)
 
Pfarrhaus von Süden, Fotografie, um 1910 (Archiv Heimatverein Heiligenkirchen)
 
Pfarrhaus von Südwesten mit Scheunenanbau und Einfriedigung, Fotografie, um 1910 (Archiv Heimatverein Heiligenkirchen)
 
Ansicht von Westen, Fotografie, 1966 (Archiv Heimatverein Heiligenkirchen)
 
Ansicht von Osten mit neuem Kindergarten, Fotografie, 1966 (Archiv Heimatverein Heiligenkirchen).


==Weblinks==
==Weblinks==
Administrator, Projektmitglied, Bürokraten, Oberflächenadministratoren, Administratoren
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