Paulinenstraße 32 (Detmold)
OrtsteilDetmold (Kernstadt)
StraßePaulinenstraße (Detmold)
Hausnummer32
Karte
Adressbuch von 1901Ja
GemeindeDetmold
HausnummerC 271

Eine im Jahr 1892 gegründete Hausstätte. Alte Quartiersnummer C 247. Die Hausstätte wurde bis 1970 als Paulinenstraße 10 geführt (1891 Hausnummer 12). Das Haus wurde um das Jahr 1978 abgebrochen.[1]

Geschichte

1920 erwarben der Rechtsanwalt Dr. Albert Hirschfeld und sein Schwager Harry Eichenberg das Haus. Anlass war wohl die Hochzeit Hirschfelds mit Leonie Ems am 27. August 1920.[2]

Albert Hirschfeld wurde vom 10. April bis 9. Mai 1933 in Schutzhaft genommen. 1938 zerstörte das Berufsverbot für jüdische Rechtsanwälte seine wirtschaftliche Existenz. Während des November-Pogroms 1938 wurde seine Wohnung verwüstet. Sie befand sich unmittelbar neben dem Quartier der SS-Standarte 72 (Paulinenstraße 34). Hirschfeld wurde verhaftet und nach Buchenwald deportiert (Entlassung 16. Dezember 1938). Nach Hirschfelds Entlassung aus dem Konzentrationslager Buchenwald und der Rückkehr nach Detmold am 21. Dezember 1938 zog sein Vater Jacob Hirschfeld zu ihm, starb aber bereits am 22. Januar 1939 infolge der traumatischen Erlebnisse im November (Ermordung seiner Schwester Julie, Zerstörung von Wohnung und Geschäft in Horn).[3]

1939 wurde das Haus zum "Judenhaus" erklärt, sodass Albert Hirschfeld weitere jüdische Zwangseingewiesene aufnehmen musste, bis er und seine Frau Leonie in ein "Judenhaus" in der Hornschen Straße 33 umziehen mussten. 1942 wurden Albert Hirschfeld und seine Frau Leonie nach Theresienstadt deportiert und von dort am 28. Oktober 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz. 1947 wurden beide vom Amtsgericht Detmold für tot erklärt.

Der Miteigentümer des Hauses, sein Schwager Harry Eichenberg, wurde mit seiner Frau Margarethe am 14. Mai 1943 in Sobibor ermordet.

Gebäude

Inschriften

Eigentümer*innen, Bewohner*innen

1887 Friedrich Sielemann, Maurermeister.[4]

1891 Sielemann, Maurermeister.[5]

1891 Fr. Sielemann, Maurermeister.[6]

1897 Eigentümer: Sielemann, Maurermeister; Bewohner*innen: Franz Stiel, Rentner; J. Michel, Oberbürgermeisters-Witwe.[7]

1901 Eigentümer: Fritz Sielemann, Maurermeister; Bewohner*innen: Ida Michel, Oberbürgermeister-Witwe; Hermann Steinhagen, Konsistorialrat.[8]

1904 Eigentümer: Fritz Sielemann, Maurermeister; Bewohner*innen: Ida Michel, Oberbürgermeister-Witwe; Hermann Steinhagen, Konsistorialrat.[9]

1909 Eigentümer: Sielemann, Maurermeister; Bewohner*innen: Michel, Rentnerin; Löbbecke, Hauptmanns-Witwe.[10]

1912 Eigentümer*innen: Geschwister Sielemann; Bewohner*innen: Löbbecke, Witwe; Michel, Witwe.[11]

1914 Eigentümer*innen: Sielemann; Bewohner*innen: Adeleheid Löbbecke, Witwe; Ida Michel geb. Boehme, Witwe.[12]

1916 Eigentümer*innen: Sielemann; Bewohner*innen: Ida Michel geb. Boehme, Witwe; Margarethe Stahl, Bibliothekarin; Ulrich Volckhausen, Kreisarzt a. D.; Frl. Käthe Volkhausen, Schwester.[13]

1918 Eigentümer*innen: Geschwister Sielemann; Bewohner*innen: Ida Michel, Witwe; Margarethe Stahl, Bibliothekarin; Dr. Ulrich Volkhausen, Medizinalrat; Anna Volkhausen, Frl.[14]

1920 Eigentümer: Harry Eichwald; Bewohner*innen: Ida Michel, Witwe; Auguste Fouquet, Frl.; Dr. Ulrich Volkhausen, Medizinalrat.[15]

1923 Eigentümer: Dr. Hirschfeld u. Eichenberg; Bewohner*innen: Dr. Albert Hirschfeld, Rechtsanwalt; Paula Ems, Witwe; Fritz Jughardt, Kaufmann; Auguste Fouquet, Frl.; Dr. Ulrich Volkhausen, Medizinalrat.[16]

1925 Eigentümer: Dr. Hirschfeld u. Eichenberg; Bewohner*innen: Dr. Albert Hirschfeld, Rechtsanwalt; Fritz Jughardt, Kaufmann; Auguste Fouquet, Frl.; Dr. Ulrich Volkhausen, Medizinalrat.[17]

1926 Eigentümer: Dr. Hirschfeld u. Eichenberg; Bewohner*innen: Dr. Albert Hirschfeld, Rechtsanwalt; Fritz Jughardt, Kaufmann; Auguste Fouquet, Frl.[18]

1938, 21. Dezember, Einzug des Vaters Jacob Hirschfeld, dessen Wohnung und Geschäft in Horn während der November-Pogrome verwüstet worden waren. Jacob Hirschfeld starb am 22. Januar 1939 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Horn beerdigt.[19]

1939 wurde das Haus zum "Judenhaus" erklärt, sodass Hirschfelds weitere jüdische Zwangseingewiesene aufnehmen mussten.[20]

22.4.1942 Zwangsumsiedlung der Hirschfelds in das "Judenhaus" Hornsche Straße 33.

5.8.1943 Enteignung des Hauses und Übergang an das Deutsche Reich.

1950 Rückerstattungsverfahren.

Literatur

Quellen

StadtA Detmold, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (bearb.), Detmolder Häuserbuch.

Weblinks

https://www.gedenkbuch-detmold.de/index.php/gedenkbuch/38-die-opfer-in-alphabetischer-reihenfolge/42-biographien/88-h-biographien/315-hirschfeld-albert-dr-jur

https://www.gedenkbuch-detmold.de/index.php/gedenkbuch/38-die-opfer-in-alphabetischer-reihenfolge/42-biographien/88-h-biographien/866-hirschfeld-jacob

https://www.gedenkbuch-detmold.de/index.php/gedenkbuch/38-die-opfer-in-alphabetischer-reihenfolge/42-biographien/88-h-biographien/320-hirschfeld-leonie-geb-ems

Einzelnachweise

  1. StadtA Detmold, DT Manuskripte Nr. 19: Ingeborg Kittel (bearb.), Detmolder Häuserbuch.
  2. Gedenkbuch Detmold.
  3. Gedenkbuch Detmold.
  4. Adreßbuch der Residenzstadt Detmold. 2. Aufl., Detmold 1887.
  5. Adreß- und Geschäfts-Handbuch der Fürstlichen Residenzstadt Detmold, Detmold 1891.
  6. Adressbuch der Residenzstadt Detmold. 4. Aufl., Detmold 1894.
  7. Adreßbuch der Residenzstadt Detmold. 5. Aufl., Detmold 1897.
  8. Adressbuch für das Fürstenthum Lippe, Detmold 1901.
  9. Adressbuch der Residenzstadt Detmold. 6. Aufl., Detmold 1904.
  10. Adreß- und Geschäfts-Handbuch der Residenzstadt Detmold, Detmold 1909.
  11. Adreß- und Geschäfts-Handbuch der Residenzstadt Detmold, Detmold 1912.
  12. Adreßbuch der Fürstlichen Residenzstadt Detmold, Detmold 1914.
  13. Adreßbuch der Fürstlichen Residenzstadt Detmold, Detmold 1916.
  14. Adreßbuch der Fürstlichen Residenzstadt Detmold, Detmold 1918.
  15. Adreßbuch der Landeshauptstadt Detmold, Detmold 1920.
  16. Adreßbuch der Landeshauptstadt Detmold, Detmold 1923.
  17. Adreßbuch der Landeshauptstadt Detmold, Detmold 1925.
  18. Adreßbuch des Landes Lippe, Detmold 1926.
  19. Gedenkbuch Detmold.
  20. Gedenkbuch Detmold.

Autor(innen)

Joachim Kleinmanns, Nils Lienenlüke

Seitenhistorie

Seite erstellt am 21.05.2024 von Nils Lienenlüke

Letzte Änderung am: 21.01.2025 von Joachim Kleinmanns