Hiddentruper Straße 25 (Hörste)
Hiddentruper Straße 25 (Hörste) | |
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Ortsteil | Hörste |
Straße | Hiddentruper Straße (Hörste) |
Hausnummer | 25 |
Karte | |
Adressbuch von 1901 | Ja |
Gemeinde | Hörste |
Hausnummer | 037 |
Hier am Nordostrand des Ortskerns von Hörste liegt der Halbspännerhof Gee(r)s, früher Hörste Nr. 37.







Geschichte
Die Hypothese, dass die Höfe Weeke (später Nr. 36) und Gees (später Nr. 37) einst durch Teilung eines Hörster „Urhofes“ entstanden sein könnten, wird durch entsprechende Flurbezeichnungen im Ortskern, aber auch durch frühe Salbucheinträge gestützt (vgl. Ortsgeschichte Hörste). Die frühe Entstehung des Hofes wird auch durch die lippischen Landschatzregister bestätigt, in denen der Hof unter Amt Barkhausen als Gert to Horste bereits 1467 verzeichnet ist. Im Salbuch 1617 heißt es unter Vogtei Lage, Bauerschaft Hörste:
Weke zu Horste ist ambtfreÿ, gibt den Zehenden dem Kloister Marienvelde, dem Meÿer zue Staplage den Fleischzehenden und ein Huen, dem Chuster 1 Schfl. Rogken. Nach Dettmoldt: 18 Schfl. Hafern; 2 Schfl. Gersten; selbander ein feiste Kuhe; ein Malschwein; 6 Schfl. Schweinhafern; Landschatz 2 ½ Gfl.; Burgfestgeld 1 ½ Tlr.; Malzgeld ½ Tlr.; Hofgerichtsschatz 6 ½ Gr.; zum Kuhegelt ins Ambt Barckhausen pro quota; 4 Huner; halben Spandienst; 3 Tage Burgfest.
Arendt Geerß ist amptfreÿ, gibt dem Kloster Marienvelde den Zehenden. Der Herrschaft gibt er in allen Posten dem Weeken gleich, allein, das er, Gerß, 2 Gfl. Landschatz und also ½ Gfl. geringer gibt.
Die beiden Höfe stellen gemeinsam für die Dienste ein Gespann, werden deshalb als (große) Halbspänner bezeichnet. Die Zugehörigkeit dieser Höfe zum „Amt Barkhausen“, einem frühen Hofverband um das Gut Niederbarkhausen/ in der Grenzregion Lippe/Ravensberg, stellt in Hörste eine Besonderheit dar. Gemeinsam mit zwei weiteren Höfen in der Vogtei Lage, Wissmann zu Ehrentrup und Wissmann zu Wissentrup, stellen sie die Landesverwaltung vor Herausforderungen: 1640 wird im Salbuch der Vogtei Lage zu ihnen nur vermerkt, sie fänden sich in den Oerlinghausischen Registern.[1] 1664 und nochmals 1749 scheint der Abgaben-Einzug aber unzureichend zu funktionieren; die Steuer-Erhebung durch die Vogtei Oerlinghausen wird nach Gesprächen auf Beamtenebene erneut bekräftigt.[2] Dazwischen (1683 – 1685) hat sich selbst das Reichskammergericht in Wetzlar mit der korrekten Zuordnung der vier Höfe befassen müssen.[3] Erst später setzt wohl ein Umdenken ein; 1787 werden die vier von Alters her dem Amt Barkhausen zugehörigen und dadurch teils/bisher Oerlinghausischen Höfe endgültig in ihre (Standort-) Bauerschaften und damit in die Vogtei Lage umgemeindet.[4][5]
In der Volkszählung 1609 wird Johan Gehrs mit Frau, vier Söhnen und zwei Töchtern genannt. Mitte 1643 verspricht der bereits im Schatzregister von 1617 genannte Meier Arend Gee(r)s seiner auf den Hof Müssemeier heiratenden Tochter Trineke einen Brautschatz. Zu dieser Zeit - um 1645 - wird über den Hof berichtet: Geerß gehorett inß ampt Barckhausen, ist freÿ, ein Halbspenner, hatt Kinder 4; Dienstgelt jahrlich der Herschafft --- 3 thllr; Ist anderen schuldig --- 200 thllr; keine Zinse, (die Gläubiger) haben mehrentheilß Vnterpfandt; an Brautschatz schuldig --- 140 ; keine Geltmittele alß auß Korn. Mangelt an Saathabern. 1680 sind an Vieh 4 Pferde, 5 Kühe, 20 Schafe und 6 Schweine auf dem Hof.
Mit dem Siebenjährigen Krieg beginnt eine Periode des Niedergangs auf dem Hof Gees, die bis in die 1820er Jahre anhält. 1775 wendet sich Franz Jürgen Gees, ein als Einlieger auf dem Hof lebender, durch Schlaganfall schwer beeinträchtigter Vetter des Colons, in einer Supplic an die Obrigkeit: Der Hof könne ihn nicht mehr ernähren, dieser habe im letzte Krieg viel gelitten, Früchte und Pferde verloren, danach seien die Kornfrüchte wegen Hagel missraten . . . [6] Saatkornschulden 1784 [7], Pachtkornrückstände 1787 und 1801 [8] und erste Grundstücksverkäufe 1792 [9] markieren die weitere Entwicklung auf dem Hof. Ab 1801 kommt es für etwa 20 Jahre zur Elokation - amtlichen Zwangsverwaltung - des Hofes Gees.[10] Der laufende Betrieb wird verkleinert, Ackerflächen verpachtet, den Gläubigern Zahlung versprochen. Um dies zu ermöglichen, werden 1801, 1806, 1812 und 1824 Parzellen des Hofes für insgesamt etwa 5000 Taler verkauft.[11][12]
Ende 1816 äußert sich der Lagenser Amtsvogt Falkmann im Rahmen seiner Hof-Verwaltung sehr deutlich über die Besitzergenerationen auf dem Hof Gees - Johann Hermann Gees, † 1816, und seine Ehefrau, † 1821: Der verstorbene Colonus war ein Träumer und Faulenzer, und dessen noch lebende Ehefrau ist ein boshaftes, mit der Epilepsie behaftetes Geschöpf.[13] Der älteste Sohn und Anerbe Jobst Hermann Gees hingegen sei sehr tüchtig, habe im Preussischen gedient und wolle eine Tochter vom Nachbarhof Hanning Nr. 6 heiraten. Er tritt den Hof 1821 nach Tod der Mutter an und bringt ihn in den folgenden Jahrzehnten wieder voran.
Sein Enkel Gottlieb Gees hat zwei Generationen später mit seiner Ehefrau Emilie Auguste Havergo von Müssen/Hüntrup Nr. 3 nur ein Kind, die 1882 geborene Marie Pauline, die später den Hof erbt und einen jungen Mann aus der Herkunftsfamilie ihrer Mutter, August Havergo (* 1879, † 1941), einheiraten lässt. Infolge des geänderten Namensrechts heißt der Hof bzw. die Besitzerfamilie seit dieser Heirat 1905 (bis heute) Havergo.
Gebäude
Laut Salbuch 1750 sind an Gebäuden auf dem Hof Gees vorhanden das Wohn Hauß, die Leibzucht, der Schoppe(n) und das Backhauß. Nach in 1781 und 1829 unverändertem Bestand werden im Salbuch 1855 nur noch Wohnhaus und Leibzucht aufgeführt.
In der Elokationszeit Anfang des 19. Jahrhunderts waren offenbar auch die Gebäude seit Jahrzehnten vernachlässigt und in desolatem Zustand. Das Haupthaus stand darüber hinaus auf feuchtem und sumpfigen Gelände, was den Administrator veranlasste, dieses im Jahre 1819 abbauen und an etwas höher gelegener trockenerer Stelle neu errichten zu lassen.[14] An diesem Fachwerk-Längsdielenhaus wurde dann 1872 der Eingangsgiebel auf der Westseite in Bruchstein-Mauerwerk erneuert. Vermutlich zeitgleich wurde der Wohntrakt auf der Ostseite umgebaut - erkennbar an einem Bruchstein-Anbau mit Giebel nach Süden.
Leibzucht und ein Nebengebäude wurden Anfang des 20. Jahrhundert durch die auf älteren Bildern erkennbare Scheune ersetzt, deren Mauern noch stehen. Oberhalb/nördlich des Haupthauses steht ein bruchsteinernes Stallgebäude.
Inschriften
Ein im Giebel eingemauerter Sandstein ist nach alter Sitte mit dem Baujahr und den Geburtsnamen des Meier-Ehepaares versehen. Die nicht sicher lesbare dritte Zeile nennt die verantwortlichen Bauleute, hier u.a. Maurermeister Wilh. Markmann, 1900 wohnhaft in Billinghausen Nr. 71 (auf der Hellenburg).
Eigentümer*innen, Bewohner*innen
1609 erwähnt: Johann Gehrs
vor 1618 – nach 1642: Arend Geers
ca. 1695 – 1730 Berend Henrich Geers († vor 1740), ∞ (I) um 1695 NN († 1710); ∞ (II) um 1711 Anna Ilsabein Gregorius aus Nienhagen (1679 – 1763), sie ∞ (III) 1739 Witwer Barthold Christoph Wind, Einl. in Hörste
Kinder:
- Johann Arend, * 1698, ∞ 1728, wird Langemann in Kachtenhausen († 1734)
- Jost Hermann I, * 1699, Anerbe
- Anne Catharine, * um 1703, ∞ 1729, wird Heuwinkelsche im Heysundern († 1755)
1730 – 1756 Jost Hermann Geers I (* 1699, † 1756), ∞ (I) 1730 Anna Ilsabein Weeke (* 1705, † 1750) aus Hörste, ∞ (II) 1751 Anna Maria Cathrina Hündersen (* 17xx, † 17xx), eine Tochter des verstorbenen Meiers zu Stapelage, diese ∞ (III) 1757 Rudolph August Bohle, Witwer in Lüdenhausen, und zieht zu ihm
Kinder:
- Anna Ilsabein, * 1731, ∞ 1761, wird Meiersche zum Krawinkel († 1813)
- Jobst Hermann II, * 1738, Anerbe
1761 – 1793 Jobst Hermann Geers II (* 1738, † 1801), ∞ 1761 Anna Katharina Elisabeth Meise aus Hovedissen (* um 1740, † nach 1820)
Kinder:
- Wilhelmine Florentine, * 1762
- Johann Hermann, * 1763, Anerbe
- Johann Christoph, * 1766 († 1769)
- Friedrich August, * 1768 († 1769)
- Conrad Henrich, * 1771 († 1773)
- Johanna Philippina Louisa Amalia, * 1775, ∞ 1804, wird Beining, Einl.
- Friederike Conradine Wilhelmine, * 1778 (†, „obiit“)
- Sophie Catharine Wilhelmine, * 1780, ∞ 1818, wird Möllersche in Billinghausen Nr. 11 († 1857)
- Johann Henrich Christoph, * 1784, ∞ 1822, lässt sich in Lage nieder, († 1828/29)
1793 – 1816 Johann Hermann Geers (* 1763, † 1816), ∞ 1793 Henriette Dorothee Amalie Sellhausen (* um 1773, † 1821) aus Lämershagen
Kinder:
- Jobst Hermann III, * 1794, Anerbe
- Wilhelmine Henriette, * 1795
- Johann Hermann Henrich, * 1797 († 1797)
- Conrad Stanislaus, * 1798 († 1800)
- Töns Henrich Wilhelm, * 1800 († 1800)
- Johanne Wilhelmine Florentine, * 1801
- Hermann Christoph 1803 († 1803)
- Töns Henrich Wilhelm, * 1805
- Louise Amalie, * 1808, ∞ 1834, wird Gröppelsche in Oerlinghausen († 1885 in Bielefeld)
- Hermann Henrich Christoph, * 1811, ledig († 1885)
1816 – 1821 Witwe Henriette Dorothee Amalie Geers, geb. Sellhausen
1821 – 1863/64 Jobst Hermann Gees III (* 1794, † 1869), ∞ 1821 Hanna Wilhelmina Hanning von Hörste Nr. 6 (* 1793, † 1865)
Kinder:
- Johann Henrich Adolph, * 1823 († 1824)
- Friedrich Adolph, * 1824, Anerbe
- Friedrich August, * 1827 († 1863)
- Hanne Florentine Henr., * 1830, ∞ 1853, wird Wiemannsche in Hiddentrup Nr. 5 († 1906)
1863/64 – 1881 Friedrich Adolph Gees (* 1824, † 1881), ∞ 1852 Friederica Amalia Brinkmann von Hörste Nr. 3 (* 1822, † 1906)
Kinder:
- Auguste Juliane, * 1852, ∞ 1877, wird Obermeiersche in Billinghausen Nr. 1 († 1922)
- Hermann Gottlieb, * 1854 († 1887) (eigentlicher Anerbe)
- Gottlieb August, * 1855 (Anerbe durch Vertrag von 1882) [15]
- Heinrich Wilhelm, * 1857
- Ernst August, * 1860 († 1861)
- Wilhelm Adolph, * 1862 († 1862)
- Juliane Karoline, * 1865
1882 – nach 1905 Gottlieb August Gees (* 1855, † 1932), ∞ 1881 Emilie Auguste Havergo von Müssen/Hüntrup Nr. 3 (* 1856 † 1934)
Kind:
- Marie Pauline, * 1882, Anerbin
n. 1905 – 19xx August Havergo (* 1879, † 1941) (geb. in Hüntrup Nr. 3), ∞ 1905 Marie Pauline Gees, Anerbin Hörste Nr. 37 (* 1882, † 1962)
Kinder:
- Anna Pauline Martha, * 1908 († 1934)
- Herbert, Anerbe, * 1914 († 1994)
Bewohner des Hofes Hörste Nr. 37 (zuvor Währentrup Nr. 6) in Volkszählungen (VZ) und Adressbüchern (AB):
1769 (VZ): 6 (Währentrup) Geers zu Hörste (Ma + Fr) Ein Freÿmeyer; a) Sielemann (Ma + Fr + 1 Sohn üb. 10 J.) Ein Einlieger; b) Stinpe (Ma + Fr + 1 To unt. 10 J.) Ein Einlieger
1776 (VZ): 6 (Währentrup) Geers zu Hörste (Ma + Fr + 1 So unt. 14 J. + 1 To) Ackerb.(au); Einlieger: a) Bernd Stinpe (Ma + Fr + 1 To) spinnet, rühmet sich leibfrey; b) Herm Sa???reider (Ma + Fr + 1 So unt. 14 J. + 2 Tö) Radem.(acher), leibfrey
1828 (VZ): 37 3 Wohnhäuser, Gerß (Ma + Fr + 2 Sö), Einl. Joh. Henr. Stellbrink (Ma + Fr + 3 Sö + 1 To); Einl. Simon König (Ma + Fr + 3 Sö + 2 Tö); Einl. Justus Büker (Ma + Fr + 2 Tö); Einl. Elisabeth Pollmann (Fr + 1 So); Einl. Joh. Henr. Heinemann (Ma + Fr + 2 Tö)
1900/01 (AB): 37 Gees, Gottlieb, Landwirth, Steinbruchbesitzer – Siehe I n s e r a t. Hoffmann, Friedrich, Tagelöhner. Schmiedeskamp, August, Ziegler.
1925/26 (AB): 37 Gees, Gottlieb, Landwirt; Haverjoh [16], August, Landwirt; Isenberg, Adolf sen. Ziegler; Isenberg, Adolf jun., Ziegler; Büker, August, Ziegler; Wind, Wilhelm, Ziegler
Literatur
Quellen
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ LAV NRW OWL, L 101 C I Nr. 92, S. 142
- ↑ LAV NRW OWL, L 101 C I Nr. 144, S. 87
- ↑ LAV NRW OWL, L 82 / Lippische Reichskammergerichtsakten, Nr. 399
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 Detmold / Amt Detmold, Fach 21 Nr. 2: Umschreibung der ursprünglich zum Amt Oerlinghausen gehörigen, dann aber dem Amt Detmold inkorporierten Untertanen Kolon Wißmann zu Ehrentrup, Wißmann zu Wissentrup, Gees und Weeke zu Hörste (1785 – 1787)
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 Oerlinghausen / Amt Oerlinghausen Nr. 91: Abtretung der Kolonate Weeke und Geers zu Hörste, Wißmann zu Wissentrup und Wißmann zu Ehrentrup an die Vogtei Lage (1780-1787)
- ↑ LAV NRW OWL, L 92 T Nr. 1237
- ↑ LAV NRW OWL, L 84 Nr. I S 273
- ↑ LAV NRW OWL, L 92 G Nr. 244
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 Lage Fach 2 Nr. 26 Bd. VI
- ↑ LAV NRW OWL, L 77 A, Nr. 198
- ↑ LAV NRW OWL, L 77 A, Nr. 198,
- ↑ L 92 T1 Nr. 1237
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 Lage Fach 2 Nr. 26 Bd. VI
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 Lage Fach 2 Nr. 26 Bd. VI
- ↑ LAV NRW OWL, L 108 A, Nr. 351, S. 554 - 561
- ↑ Unterschiedliche Schreibweisen des Namens existieren: AB 1926: Haverjoh, Sterbeurkunde 1934: Havergo; vgl. auch Grabstein: Habergo (älter) und Havergo (jünger).