Kirche in Theotmalli

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799 stiftete Papst Leo III. einer Kirche in Theotmalli einen Altarstein. Um welche Kirche genau es sich handelte und wo diese stand, ist ungewiss und umstritten.

Geschichte

799 stiftete Papst Leo III. anlässlich seines Besuches in Paderborn dieser Kirche in Theotmalli einen prächtigen Altarstein. Schüttler hält die Kirche in Heiligenkirchen für diese Kirche. "So kam das Kirchspiel (Pfarrbezirk) zu dem Namen Heiligenkirchen. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass Papst Leo III. selbst in Heiligenkirchen war".[1] 1022 musste der Altarstein jedoch an das Kloster Abdinghof in Paderborn abgeben werden, wo er in der Krypta der neuen Klosterkirche seinen Platz fand. Als Grundherr konnte der Bischof dies verfügen. Erst im 11. oder 12. Jahrhundert, jedenfalls nach der Übertragung der curtis dominicalis an das Busdorf-Stift im Jahr 1036, wird die Kirche Pfarrkirche geworden sein. Die Weihe am neuen Standort des Altars in Paderborn nahm Meinwerk am 2. Januar 1023 vor. Leider ist der Altar wie fast die gesamte Ausstattung der Abdinghofkirche nach der Säkularisation 1803 verschwunden.

Standort der Kirche

Der Frage, wo denn nun die Kirche Karls des Großen mit dem von Papst Leo geweihten Altar gestanden hat, ging zuletzt Manfred Balzer nach. Er beschäftigte sich 2017 mit den Altarweihen Papst Leos III. in Westfalen 799. Sein Argument ist, dass in der Vita Meinwerci von zwei unterschiedlichen Orten die Rede ist, von Heiligenkirchen und Detmold, man also den Ort (Thietmelle) der Altarweihe nicht mit Heiligenkirchen gleichsetzen kann.[2] Fraglich bleibt dann aber, warum diese Kirche bis heute nicht gefunden werden konnte, obwohl sie eine erhebliche Bedeutung gehabt haben muss. Erich Kittel vermutete in der „Kirche in Thietmelle“ einen Vorgänger der Marktkirche in Detmold, obwohl er "Thiadmelli" als Bezeichnung für ein nur kleines Gebiet südöstlich von Detmold identifiziert.[3] Auch Roland Linde will den Leo-Altar nicht in Heiligenkirchen sehen.[4] Doch wenn Meinwerk den Altar ohne weiteres translozieren konnte, dann musste die Kirche in Theotmalli ihm unmittelbar unterstehen. Das war bei einer Kirche auf dem Boden des bischöflichen Tafelgutes in Heiligenkirchen, dem Hof Watermeier, zweifellos der Fall. In Frage käme hier vielleicht noch eine Eigenkirche des Vorwerks Hornoldendorf, an die nur noch die Flurbezeichnung "Kirchhof" erinnert, wie sie auf Heimburgs Karte des Ritterguts Hornoldendorf 1756 dokumentiert ist.

Der archäologische Befund einer vorromanischen Kirche an der Stelle der heutigen spricht für Heiligenkirchen. Wenn Linde als Gegenargument anführt, die Vita Meinwerci kenne nicht nur die Kirche in Theotmalli, sondern auch den Ort Heiligenkirchen, so muss dies nicht bedeuten, dass die Kirche in Heiligenkirchen eine andere als die in Theotmalli war – liegt doch Heiligenkirchen in genau diesem Gau Theotmalli. Und dass ein aufwendiger steinerner Kirchenbau seiner Reliquien beraubt wüst gefallen sein sollte, ist mehr als unwahrscheinlich. Auch Stöwer[5] und Schüttler[6][7] sehen Heiligenkirchen als Standort des Leo-Altars.

Dafür spricht auch das Alter dieser Kirche, denn archäologische Untersuchungen von Uwe Lobbedey[8] in der Kirche haben 1969 bewiesen, dass an dieser Stelle bereits im 8. bis 9. Jahrhundert ein Vorgängerbau in Form einer steinernen Saalkirche mit halbrunder Apsis gestanden hat, der Bau I. Dessen Grundmauern konnten teilweise freigelegt werden. Sie belegen eine Ausdehnung von etwa 7,50 mal 15 Metern Fläche. Die angebaute Apsis war vermutlich schon gewölbt, der Saal dagegen flach gedeckt. Unter den vorromanischen Mauern wurde eine gut erhaltene Kulturschicht gefunden mit Holzkohleresten, verbranntem Lehm, Tierknochen und Tonscherben. Dabei dürfte es sich um Spuren der sächsischen Bauernsiedlung handeln, die in der Schlacht von 783 zerstört worden war. Bau I hatte in einer Erweiterung des 11. Jahrhundert sogar einen Turm bekommen, der dem Bau des romanischen Kirchenschiffs schon wieder zum Opfer fiel. Seine Datierung gelang anhand von Tonscherben in einem Pfostenloch. Aus dem Fehlen von Gräbern westlich von diesem Turm schloss Lobbedey, dass sich hier eine Vorhalle befunden habe. Das ist plausibel, da in der Phase der Christianisierung solche Vorhallen für noch Ungetaufte notwendig waren, da sie das Kirchenschiff erst nach der Taufe betreten durften. Noch heute befinden sich in vielen mittelalterlichen Kirchen die Taufsteine im Westen vor dem Kirchenschiff im Turm oder eigens angebauten Kapellen.

Literatur

Erich Kittel, Geschichte Detmolds bis zum Ende des 17. Jahrhunderts, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 48–181.

Uwe Lobbedey, Heiden – Heiligenkirchen – Schlangen, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 40 (1971), S. 115–129.

Herbert Stöwer, Die frühen Kirchengründungen im Raum Detmold. In: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 68 (1999), S. 45–64.

Adolf Schüttler, Theotmalli – Heiligenkirchen – Detmold. Landesnatur und frühe Siedlung, in: Heimatland Lippe 93 (2000), S. 208–212.

Adolf Schüttler, Theotmalli – Heiligenkirchen – Detmold. Landesnatur und fränkische Siedlungskolonisation, in: Geographische Kommission für Westfalen – GeKo Aktuell, 1 (2001), S. 2–6.

Roland Linde, Evangelisch-reformierte Kirche Heiligenkirchen (Lippische Kulturlandschaften; 30). Detmold 2015.

Manfred Balzer, Altarweihen Papst Leos III. 799 in Westfalen? Paderborn – Eresburg/Obermarsberg – Detmold, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 86 (2017), S. 125–145 PDF.

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Adolf Schüttler, Theotmalli – Heiligenkirchen – Detmold. Landesnatur und fränkische Siedlungskolonisation, in: Geographische Kommission für Westfalen – GeKo Aktuell, 1 (2001), S. 2–6.
  2. Manfred Balzer, Altarweihen Papst Leos III. 799 in Westfalen? Paderborn – Eresburg/Obermarsberg – Detmold, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 86 (2017), S. 125–145 PDF, S. 138.
  3. Erich Kittel, Geschichte Detmolds bis zum Ende des 17. Jahrhunderts, in: Geschichte der Stadt Detmold, Detmold 1953, S. 48–181.
  4. Roland Linde, Evangelisch-reformierte Kirche Heiligenkirchen (Lippische Kulturlandschaften; 30). Detmold 2015.
  5. Herbert Stöwer, Die frühen Kirchengründungen im Raum Detmold. In: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 68 (1999), S. 45–64.
  6. Adolf Schüttler, Theotmalli – Heiligenkirchen – Detmold. Landesnatur und frühe Siedlung, in: Heimatland Lippe 93 (2000), S. 208–212.
  7. Adolf Schüttler, Theotmalli – Heiligenkirchen – Detmold. Landesnatur und fränkische Siedlungskolonisation, in: Geographische Kommission für Westfalen – GeKo Aktuell, 1 (2001), S. 2–6.
  8. Uwe Lobbedey, Heiden – Heiligenkirchen – Schlangen, in: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 40 (1971), S. 115–129.

Autor*innen

Joachim Kleinmanns